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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
wird nicht meine Begierde nur dadurch gepeiniget? Mein Herr/ antwortete sie/ was wür-
de er dann des schönen Apffels achten/ wann er jhn zuvor in den Koht getreten hätte/ daß
er durch und durch besudelt würde? würde er denselben nicht als bald verfluchen/ und einen
Abscheu daran haben? Verflucht seyn alle/ sagte er/ die solchen unbillichen Vorsaz haben!
und wie solte ich den lieben Apfel in Koht werffen/ dessen Niessung ich umb alles mein Gut
lösen wolte/ meinen dringenden Hunger zu stillen? Das Fräulein antwortete: Mannicher
Lusthunger ist so unordentlich und böse/ daß er auch die Speise verdirbet/ die durch dessen
Antrieb genossen wird. Ey so sey auch der verflucht/ sagte er/ welcher solchen ungebührli-
chen Lusthunger bey sich hat; Ich beteure es/ mein Fräulein/ so hoch ein Ritter kan und sol/
daß mit keiner anderen/ als auffrichtiger geträuer und keuscher Liebe ich derselben zuge-
tahn bin/ so daß ich lieber eines grausamen Todes sterben/ als einige Unbilligkeit ihr zu-
muhten wolte; hat aber mein Fräulein etwa schon einem andern sich selbst zugedacht und
ergeben/ bitte ich/ mich solches wissen zu lassen/ damit auff solchen Unglüksfall ich zeit mei-
nes Lebens beklagen möge/ daß ich so ein liebes Täubelein einem andern zum besten/ aus
des Geiers Klauen habe helffen loßreissen. Nein mein Herr/ fiel sie ihm in die Rede/ er hat
sich zu versichern/ daß wie ich zeit meines Lebens von keinem Mannes bilde/ als heut diesen
Tag bin angesucht/ also habe ich auch noch keinen zu meiner Liebe erkieset; jedoch sein Er-
bieten/ mein Freund/ nehme ich mit gutem Herzen auf; Daß ich aber ihm völlige Antwor[t]
nicht folgen lasse/ wird er mir ja nicht verargen/ angesehen/ ihm mein und der meinigen zu-
stand annoch allerdinge unbekant ist/ und ich nicht wissen kan/ ob er mit solchem hernähst
werde friedlich seyn; bin auch versichert/ daß mein Herr mirs dereins auffrücken würde/
wann in so weniger Kundschafft ich mich so weit vergehen/ und nach seiner Ansuchung
ohn meiner lieben Eltern Bewilligung/ die ein solches umb mich nicht verschuldet/ mich
in unständiger Frecheit außdrüklich erklären solte. Lasset euch/ bitte ich/ ein Zeichen mei-
nes guten Willens seyn/ daß wie er der erste ist/ von dem ich dergleichen Anmuhtungen
bekommen/ ich von Herzen wünsche/ daß ichs von keinem in der Welt mehr hören möge;
welche lezte Worte sie zu seinem Troste nicht ohn starke Schamröhte mit leiser Stimme
hervorbrachte. Ladisla merkete aus dieser Antwort/ daß sie nicht willens wahr/ ihm ihre
Liebe unbedinget zu versprechen/ ehe sie seines Standes unterrichtet währe; hatte sich auch
schon auff eine vernünfftige Antwort geschicket; Aber sie naheten dem Stad Tohr/ daß das
Fräulein absteigen/ und sich auff ein Pferd setzen/ auch böse Nachrede zu meiden/ von sei-
ner Seiten ab/ sich zu ihren Gespielen begeben muste/ welches sie mit solcher Freundligkeit
taht/ daß er ihre gute Gewogenheit wol verspürete. Ladisla und Fabius nahmen Herkules
wider seinen Willen in die Mitte/ und wolten gleich zur Stadt einreiten/ da Klodius aus
der Ordnung sich vor seinem Herrn stellete/ und jhn seines heutigen Versprechens erin-
nerte/ auch von jhm Erläubniß bekam/ sein Anliegen vorzutragen; Worauff er Herrn Ka-
jus Fabius also anredete: Ihr werdet euch besinnen/ Ritter/ was gestalt ihr bey eurer er-
sten Ankunfft/ meine Ritterliche Ehr zu kränken euch unterstanden/ und mich vor einen
Dieb und Räuber außgeruffen; Weil ich aber solcher Untaht mich allerdinge frey weiß/
und so wol ein Römischer ädelman bin als ihr/ ob gleich wegen Abgang zeitlicher Güter/
und etwas zu erfahren/ ich mich/ meines Adels ungeschändet/ in meines Gn. Herrn Dien-

ste be-

Erſtes Buch.
wird nicht meine Begierde nur dadurch gepeiniget? Mein Herr/ antwortete ſie/ was wuͤr-
de er dann des ſchoͤnen Apffels achten/ wann er jhn zuvor in den Koht getreten haͤtte/ daß
er durch und durch beſudelt wuͤrde? wuͤrde er denſelben nicht als bald verfluchen/ und einen
Abſcheu daran haben? Verflucht ſeyn alle/ ſagte er/ die ſolchen unbillichen Vorſaz haben!
und wie ſolte ich den lieben Apfel in Koht werffen/ deſſen Nieſſung ich umb alles mein Gut
loͤſen wolte/ meinen dringenden Hunger zu ſtillen? Das Fraͤulein antwortete: Mannicher
Luſthunger iſt ſo unordentlich und boͤſe/ daß er auch die Speiſe verdirbet/ die durch deſſen
Antrieb genoſſen wird. Ey ſo ſey auch der verflucht/ ſagte er/ welcher ſolchen ungebuͤhrli-
chen Luſthunger bey ſich hat; Ich beteure es/ mein Fraͤulein/ ſo hoch ein Ritter kan und ſol/
daß mit keiner anderen/ als auffrichtiger getraͤuer und keuſcher Liebe ich derſelben zuge-
tahn bin/ ſo daß ich lieber eines grauſamen Todes ſterben/ als einige Unbilligkeit ihr zu-
muhten wolte; hat aber mein Fraͤulein etwa ſchon einem andern ſich ſelbſt zugedacht und
ergeben/ bitte ich/ mich ſolches wiſſen zu laſſen/ damit auff ſolchen Ungluͤksfall ich zeit mei-
nes Lebens beklagen moͤge/ daß ich ſo ein liebes Taͤubelein einem andern zum beſten/ aus
des Geiers Klauen habe helffen loßreiſſen. Nein mein Herr/ fiel ſie ihm in die Rede/ er hat
ſich zu verſichern/ daß wie ich zeit meines Lebens von keinem Mannes bilde/ als heut dieſen
Tag bin angeſucht/ alſo habe ich auch noch keinen zu meiner Liebe erkieſet; jedoch ſein Er-
bieten/ mein Freund/ nehme ich mit gutem Herzen auf; Daß ich aber ihm voͤllige Antwoꝛ[t]
nicht folgen laſſe/ wird er mir ja nicht verargen/ angeſehen/ ihm mein und der meinigen zu-
ſtand annoch allerdinge unbekant iſt/ und ich nicht wiſſen kan/ ob er mit ſolchem hernaͤhſt
werde friedlich ſeyn; bin auch verſichert/ daß mein Herr mirs dereins auffruͤcken wuͤrde/
wann in ſo weniger Kundſchafft ich mich ſo weit vergehen/ und nach ſeiner Anſuchung
ohn meiner lieben Eltern Bewilligung/ die ein ſolches umb mich nicht verſchuldet/ mich
in unſtaͤndiger Frecheit außdruͤklich erklaͤren ſolte. Laſſet euch/ bitte ich/ ein Zeichen mei-
nes guten Willens ſeyn/ daß wie er der erſte iſt/ von dem ich dergleichen Anmuhtungen
bekommen/ ich von Herzen wuͤnſche/ daß ichs von keinem in der Welt mehr hoͤren moͤge;
welche lezte Worte ſie zu ſeinem Troſte nicht ohn ſtarke Schamroͤhte mit leiſer Stimme
hervorbrachte. Ladiſla merkete aus dieſer Antwort/ daß ſie nicht willens wahr/ ihm ihre
Liebe unbedinget zu verſprechen/ ehe ſie ſeines Standes unterrichtet waͤhre; hatte ſich auch
ſchon auff eine vernuͤnfftige Antwort geſchicket; Aber ſie naheten dem Stad Tohr/ daß das
Fraͤulein abſteigen/ und ſich auff ein Pferd ſetzen/ auch boͤſe Nachrede zu meiden/ von ſei-
ner Seiten ab/ ſich zu ihren Geſpielen begeben muſte/ welches ſie mit ſolcher Freundligkeit
taht/ daß er ihre gute Gewogenheit wol verſpuͤrete. Ladiſla und Fabius nahmen Herkules
wider ſeinen Willen in die Mitte/ und wolten gleich zur Stadt einreiten/ da Klodius aus
der Ordnung ſich vor ſeinem Herrn ſtellete/ und jhn ſeines heutigen Verſprechens erin-
nerte/ auch von jhm Erlaͤubniß bekam/ ſein Anliegen vorzutragen; Worauff er Herrn Ka-
jus Fabius alſo anredete: Ihr werdet euch beſinnen/ Ritter/ was geſtalt ihr bey eurer er-
ſten Ankunfft/ meine Ritterliche Ehr zu kraͤnken euch unterſtanden/ und mich vor einen
Dieb und Raͤuber außgeruffen; Weil ich aber ſolcher Untaht mich allerdinge frey weiß/
und ſo wol ein Roͤmiſcher aͤdelman bin als ihr/ ob gleich wegen Abgang zeitlicher Guͤter/
uñ etwas zu erfahren/ ich mich/ meines Adels ungeſchaͤndet/ in meines Gn. Herrn Dien-

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[44/0082] Erſtes Buch. wird nicht meine Begierde nur dadurch gepeiniget? Mein Herr/ antwortete ſie/ was wuͤr- de er dann des ſchoͤnen Apffels achten/ wann er jhn zuvor in den Koht getreten haͤtte/ daß er durch und durch beſudelt wuͤrde? wuͤrde er denſelben nicht als bald verfluchen/ und einen Abſcheu daran haben? Verflucht ſeyn alle/ ſagte er/ die ſolchen unbillichen Vorſaz haben! und wie ſolte ich den lieben Apfel in Koht werffen/ deſſen Nieſſung ich umb alles mein Gut loͤſen wolte/ meinen dringenden Hunger zu ſtillen? Das Fraͤulein antwortete: Mannicher Luſthunger iſt ſo unordentlich und boͤſe/ daß er auch die Speiſe verdirbet/ die durch deſſen Antrieb genoſſen wird. Ey ſo ſey auch der verflucht/ ſagte er/ welcher ſolchen ungebuͤhrli- chen Luſthunger bey ſich hat; Ich beteure es/ mein Fraͤulein/ ſo hoch ein Ritter kan und ſol/ daß mit keiner anderen/ als auffrichtiger getraͤuer und keuſcher Liebe ich derſelben zuge- tahn bin/ ſo daß ich lieber eines grauſamen Todes ſterben/ als einige Unbilligkeit ihr zu- muhten wolte; hat aber mein Fraͤulein etwa ſchon einem andern ſich ſelbſt zugedacht und ergeben/ bitte ich/ mich ſolches wiſſen zu laſſen/ damit auff ſolchen Ungluͤksfall ich zeit mei- nes Lebens beklagen moͤge/ daß ich ſo ein liebes Taͤubelein einem andern zum beſten/ aus des Geiers Klauen habe helffen loßreiſſen. Nein mein Herr/ fiel ſie ihm in die Rede/ er hat ſich zu verſichern/ daß wie ich zeit meines Lebens von keinem Mannes bilde/ als heut dieſen Tag bin angeſucht/ alſo habe ich auch noch keinen zu meiner Liebe erkieſet; jedoch ſein Er- bieten/ mein Freund/ nehme ich mit gutem Herzen auf; Daß ich aber ihm voͤllige Antwoꝛt nicht folgen laſſe/ wird er mir ja nicht verargen/ angeſehen/ ihm mein und der meinigen zu- ſtand annoch allerdinge unbekant iſt/ und ich nicht wiſſen kan/ ob er mit ſolchem hernaͤhſt werde friedlich ſeyn; bin auch verſichert/ daß mein Herr mirs dereins auffruͤcken wuͤrde/ wann in ſo weniger Kundſchafft ich mich ſo weit vergehen/ und nach ſeiner Anſuchung ohn meiner lieben Eltern Bewilligung/ die ein ſolches umb mich nicht verſchuldet/ mich in unſtaͤndiger Frecheit außdruͤklich erklaͤren ſolte. Laſſet euch/ bitte ich/ ein Zeichen mei- nes guten Willens ſeyn/ daß wie er der erſte iſt/ von dem ich dergleichen Anmuhtungen bekommen/ ich von Herzen wuͤnſche/ daß ichs von keinem in der Welt mehr hoͤren moͤge; welche lezte Worte ſie zu ſeinem Troſte nicht ohn ſtarke Schamroͤhte mit leiſer Stimme hervorbrachte. Ladiſla merkete aus dieſer Antwort/ daß ſie nicht willens wahr/ ihm ihre Liebe unbedinget zu verſprechen/ ehe ſie ſeines Standes unterrichtet waͤhre; hatte ſich auch ſchon auff eine vernuͤnfftige Antwort geſchicket; Aber ſie naheten dem Stad Tohr/ daß das Fraͤulein abſteigen/ und ſich auff ein Pferd ſetzen/ auch boͤſe Nachrede zu meiden/ von ſei- ner Seiten ab/ ſich zu ihren Geſpielen begeben muſte/ welches ſie mit ſolcher Freundligkeit taht/ daß er ihre gute Gewogenheit wol verſpuͤrete. Ladiſla und Fabius nahmen Herkules wider ſeinen Willen in die Mitte/ und wolten gleich zur Stadt einreiten/ da Klodius aus der Ordnung ſich vor ſeinem Herrn ſtellete/ und jhn ſeines heutigen Verſprechens erin- nerte/ auch von jhm Erlaͤubniß bekam/ ſein Anliegen vorzutragen; Worauff er Herrn Ka- jus Fabius alſo anredete: Ihr werdet euch beſinnen/ Ritter/ was geſtalt ihr bey eurer er- ſten Ankunfft/ meine Ritterliche Ehr zu kraͤnken euch unterſtanden/ und mich vor einen Dieb und Raͤuber außgeruffen; Weil ich aber ſolcher Untaht mich allerdinge frey weiß/ und ſo wol ein Roͤmiſcher aͤdelman bin als ihr/ ob gleich wegen Abgang zeitlicher Guͤter/ uñ etwas zu erfahren/ ich mich/ meines Adels ungeſchaͤndet/ in meines Gn. Herrn Dien- ſte be-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/82>, abgerufen am 21.12.2024.