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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
brüchig zu werden/ da mir sonsten meiner Hände Freyheit nicht benommen wird; dann der
sol und muß unfehlbar durch mich sterben/ wer mir ein solches abzunöhtigen sich unterfa-
hen wolte/ es gehe auch hernach mit mir/ wie es immer wil und kan. Seid aber herzfreund-
lich gebehten/ und unterlasset nicht/ oft an mich zu schreiben/ da ihr durch Unfal euch bald
einzustellen foltet verhindert werden; insonderheit bedenket meinen Zustand/ und daß viel-
leicht vor außgang des Jahrs unsere Ehe möchte entdecket werden; da ich nun so lange
alhier verbleiben solte/ ist ohn mein erinnern leicht zuerachten wie es mir und eurem Fleisch
und Blute ergehen würde; deßwegen lasset euch kein Ding in der Welt/ ausser Gottes ge-
walt abwendig machen von dem/ was mich ausserhalb dieses Schlosses bringen kan; her-
nach werde ich bestand seyn/ des Weges ungemach durch Gottes Hülffe zuerdulden. Zwar
ich hätte auch meinen herzgeliebten Bruder vor eurer Hinreise gerne gefprochen/ je doch
weil es mit fuge nicht geschehen kan/ muß ich mich gedulden; bringet ihm aber diesen Ring/
mir vom Könige selbst geschenket/ daß er ihn zum Gedächtnis auffrichtiger Schwesterli-
cher Träue und Liebetrage/ und seid unserm Gott ingesamt zu hundert tausend mahlen.
Befohlen/ wolte sie hinzu setzen/ aber der Zungen bedienung kunte sie sich ferner nicht ge-
brauchen/ deßwegen verrichtete sie das übrige mit freundlichem Kusse/ da nachgehends
Herkules antwortete: Mein aller süssester Trost und einige ergetzung meines lebens; bil-
lig fiele ich in Gottes Zorn und ungnade/ wann ich einiges Mißtrauen in eure Zucht und
Träue setzete; da ich dann hingegen euch ebenmässiges verheissen/ und unbrüchig halten
wil; gläubet mir aber/ daß ich mir kein Ding in der Welt so viel/ als eure Rettung werde
lassen angelegen seyn; aber vor ausgang dreyer Monaten dürfte es nicht leicht geschehen
können; jedoch/ da etwa der Wüterich wegen des Beylagers in euch dringen würde/ so
lasset michs wissen/ wozu ihr eures Timokles werdet zugebrauchen haben. Wir wollen a-
ber mit Gottes Hülffe inwendig solcher Zeit dem Könige dergestalt die Karte vermischen/
und seinen Reichs Stand verwirren/ daß er mehr dem Kriege als der Liebe nachzudenken
Ursach haben sol; sonsten verspreche ich/ euch zum wenigsten alle Monat zu schreiben; in-
zwischen seid dem alwaltigen Schutze des geträuen Gottes Herz inbrünstig befohlen/ dem-
selben traget Abends und Morgens/ ja stündlich euer Anliegen im Gebeht vor/ und tröstet
euch mit seinem heiligen Worte/ dessen ihr schon zu guter Gnüge unterrichtet seid; als dan
wird uns wieder unsern mächtigen Feinden gelingen/ daß wir unsere in Gottes Nahmen
angefangene Ehe fried- und frölich in gewünschter Ruhe biß ans unvermögliche Alter/ wo
wir so lange leben sollen/ werden fortsetzen können. Umfing sie darauff inbrünstig/ und schied
mit schwerem Unmuht hinweg/ dessen er sich doch gegen sie nicht merken ließ; Und hatte
sie ihn erinnert/ daß Timokles Morgen zeitig früh am gewöhnlichen Orte auffwartete/ ob
sie vielleicht noch etwas zubestellen hätte/ wolte sie ihm solches in einem hohlen Pfeile (de-
ren ihr Herkules 12 zugestellet hatte) zu schiessen. Als Herkules auff dz Königliche Schloß
sich verfügete/ wahr es kurz vor dem Abendessen/ fand Phraortes allein bey dem Könige/
welche von seiner fortschickung Unterredung hielten. Er lieferte dem Könige einen offe-
nen Brieff zu lesen/ welchen das Fräulein an ihre Fr. Mutter zum Schein/ in Lateinischer
Sprache geschrieben hatte/ welchen der König ihm durch seinen Dolmetscher vorlesen
ließ/ und gefiel ihm dessen Inhalt sehr wol/ versiegelte denselben mit seinem grossen Pitschaft/
und stellete ihn Herkules wieder zu; er lautete aber also:

Der
D d d d d

Vierdes Buch.
bruͤchig zu werden/ da mir ſonſten meiner Haͤnde Freyheit nicht benommen wird; dañ der
ſol und muß unfehlbar durch mich ſterben/ wer mir ein ſolches abzunoͤhtigen ſich unterfa-
hen wolte/ es gehe auch hernach mit mir/ wie es immer wil uñ kan. Seid aber herzfreund-
lich gebehten/ und unterlaſſet nicht/ oft an mich zu ſchreiben/ da ihr durch Unfal euch bald
einzuſtellen foltet verhindert werden; inſonderheit bedenket meinen Zuſtand/ und daß viel-
leicht vor außgang des Jahrs unſere Ehe moͤchte entdecket werden; da ich nun ſo lange
alhier verbleiben ſolte/ iſt ohn mein eriñern leicht zuerachten wie es mir uñ eurem Fleiſch
und Blute ergehen wuͤrde; deßwegen laſſet euch kein Ding in der Welt/ auſſer Gottes ge-
walt abwendig machen von dem/ was mich auſſerhalb dieſes Schloſſes bringen kan; her-
nach werde ich beſtand ſeyn/ des Weges ungemach durch Gottes Huͤlffe zuerduldẽ. Zwar
ich haͤtte auch meinen herzgeliebten Bruder vor eurer Hinreiſe gerne gefprochen/ je doch
weil es mit fuge nicht geſchehẽ kan/ muß ich mich gedulden; bringet ihm aber dieſen Ring/
mir vom Koͤnige ſelbſt geſchenket/ daß er ihn zum Gedaͤchtnis auffrichtiger Schweſterli-
cher Traͤue und Liebetrage/ und ſeid unſerm Gott ingeſamt zu hundert tauſend mahlen.
Befohlen/ wolte ſie hinzu ſetzen/ aber der Zungen bedienung kunte ſie ſich ferner nicht ge-
brauchen/ deßwegen verrichtete ſie das uͤbrige mit freundlichem Kuſſe/ da nachgehends
Herkules antwortete: Mein aller ſuͤſſeſter Troſt und einige ergetzung meines lebens; bil-
lig fiele ich in Gottes Zorn und ungnade/ wann ich einiges Mißtrauen in eure Zucht und
Traͤue ſetzete; da ich dann hingegen euch ebenmaͤſſiges verheiſſen/ und unbruͤchig halten
wil; glaͤubet mir aber/ daß ich mir kein Ding in der Welt ſo viel/ als eure Rettung werde
laſſen angelegen ſeyn; aber vor ausgang dreyer Monaten duͤrfte es nicht leicht geſchehen
koͤnnen; jedoch/ da etwa der Wuͤterich wegen des Beylagers in euch dringen wuͤrde/ ſo
laſſet michs wiſſen/ wozu ihr eures Timokles werdet zugebrauchen haben. Wir wollen a-
ber mit Gottes Huͤlffe inwendig ſolcher Zeit dem Koͤnige dergeſtalt die Karte vermiſchen/
und ſeinen Reichs Stand verwirren/ daß er mehr dem Kriege als der Liebe nachzudenken
Urſach haben ſol; ſonſten verſpreche ich/ euch zum wenigſten alle Monat zu ſchreiben; in-
zwiſchen ſeid dem alwaltigen Schutze des getraͤuẽ Gottes Herz inbruͤnſtig befohlen/ dem-
ſelben traget Abends und Morgens/ ja ſtuͤndlich euer Anliegen im Gebeht vor/ und troͤſtet
euch mit ſeinem heiligen Worte/ deſſen ihr ſchon zu guter Gnuͤge unterrichtet ſeid; als dan
wird uns wieder unſern maͤchtigen Feinden gelingen/ daß wir unſere in Gottes Nahmen
angefangene Ehe fried- und froͤlich in gewünſchter Ruhe biß ans unvermoͤgliche Alter/ wo
wir ſo lange leben ſollen/ werden fortſetzen koͤñen. Umfing ſie darauff inbꝛuͤnſtig/ und ſchied
mit ſchwerem Unmuht hinweg/ deſſen er ſich doch gegen ſie nicht merken ließ; Und hatte
ſie ihn erinnert/ daß Timokles Morgen zeitig fruͤh am gewoͤhnlichen Orte auffwartete/ ob
ſie vielleicht noch etwas zubeſtellen haͤtte/ wolte ſie ihm ſolches in einem hohlen Pfeile (de-
ren ihr Herkules 12 zugeſtellet hatte) zu ſchieſſen. Als Herkules auff dz Koͤnigliche Schloß
ſich verfuͤgete/ wahr es kurz vor dem Abendeſſen/ fand Phraortes allein bey dem Koͤnige/
welche von ſeiner fortſchickung Unterredung hielten. Er lieferte dem Koͤnige einen offe-
nen Brieff zu leſen/ welchen das Fraͤulein an ihre Fr. Mutter zum Schein/ in Lateiniſcheꝛ
Sprache geſchrieben hatte/ welchen der Koͤnig ihm durch ſeinen Dolmetſcher vorleſen
ließ/ uñ gefiel ihm deſſen Inhalt ſehr wol/ verſiegelte denſelbẽ mit ſeinem groſſen Pitſchaft/
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Der
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/799>, abgerufen am 22.12.2024.