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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Herz voller Lust und Vergnügung wahr) nicht lange wehrete/ und sing sie darauff an ih-
rem Herkules diesen Vorschlag zu tuhn; sie zweiselte nicht/ sagte sie/ es würde ihr aller-
gnädigster König nach wolverrichteter Reise/ auff seine glükliche Wiederkunft ihm eine
sonderliche Gnade antuhn/ durch schenkung eines treflichen Landgutes oder Herrschaft/
und erhöhung zu einem ansehnlichen Königlichen Dienste; sie hingegen wolte ihre Gnade
sehen zu lassen/ ihm eine Liebste aus diesem ihren Zimmer zu freien/ jedoch ihm die freie Wahl
lassen/ und seiner Braut eine Tonne Schaz zur heimsteuer verehren nebest gnugsamer
Kleidung und Ehren Schmuk; solte deßwegen Zeit wehrender Mahlzeit sich unter ihnen
umbsehen/ und die ihm am besten gefiele/ außlesen. Das ganze Frauenzimmer ward dadurch
zum gelächter bewäget/ aber alle Anwesende Jungfern dergestalt im Herzen gerühret/ das
sie ihre gewöhnliche Farbe verlohren/ dann es wahr keine unter ihnen/ die nicht wünschete/
durch diese Heyraht beseliget zu werden/ daher die eine sich noch freundlicher bezeigete als
die ander/ und Valiska dessen inniglich lachen muste. Herkules nam es als im rechten ernst
auff/ bedankete sich anfangs der hohen und unverdieneten Gnade/ und hoffete/ seine ver-
richtung dergestalt außzuführen/ dz verhoffentlich sein Gn. Fräulein daran ein Vergnü-
gen haben würde; weil dann dieselbe ihm gleich jezt die allerangenehmste Belohnung gnä-
digst angebohten hätte/ wolte er dasselbe vor seine höchste Glükseligkeit halten/ und hätte
er bald im eintritte auff dieses Gemach seinem Herzen eine außersehen/ mit welcher er zu
leben und sterben begehrete; doch bähte er untertähnigst/ daß er dieselbe keinem Menschen/
als dem Fräulein offenbahren dürfte/ auch der geliebeten selber nicht biß er seine Reise ge-
endiget hätte. So seid ihr mit eurer Wahl bald fertig worden/ sagte das Fräulein/ sehet
aber zu und bleibet beständig/ damit ihr nicht in deren Orden tretet/ welche allenthalben/
da sie sich auffhalten/ ihre liebsten haben. Davor sorgen eure Gn. nit/ antwortete er: Ich
wil meiner Außerwählten meine Träue dergestalt versichern/ daß nimmermehr keine ande-
re in mein Herz kommen sol. So seid ihr ein redlicher Liebhaber/ sagte das Fräulein: Und
die anders gesinnet sind/ achte ich unwirdig/ dz ihr Buhle ihnen Träue beweise. Hilff Gott/
Gn. Fräulein/ sagete Fr. Sysigambis/ so würden hier zu Land sehr wenig/ ja kein einiger
redlicher Liebhaber seyn/ weil einem jeden erläubet ist viel Kebsweiber zu haben. Wer ein
Kebsweib hat sagte das Fräulein/ der ist seines Eheweibes Liebe nicht wert/ doch außge-
nommen den einigen König. Nach geendigter Mahlzeit ging das Fräulein mit ihrem Ehe-
Schatze wieder nach ihrem eigenen Zimmer/ woselbst sie noch vier Stunden bey einander
verblieben/ und allerhand liebes unterredung pflogen/ biß ihnen Zeit dauchte sich zu schei-
den/ da sie dann gar traurigen Abscheid nahmen/ weil sie nicht eigentlich wusten/ ob sie
auch Zeit ihres Lebens sich in dieser Welt wiederumb sehen würden; insonderheit vergoß
das Fräulein ihre heisse Trähnen/ und redete ihn mit diesen Worten an: O ihr meine ei-
nige Wollust dieses Lebens/ ihr habt nun bey mir erhalten daß in ansehung eures geträuen
Herzen/ ich in ehelicher Pflicht und Liebe mich euch gegönnet/ wie solches dann euch und
keinem andern Menschen in dieser Welt zu gedacht war. So bedanke ich mich nun anfangs
von grund meiner Seele/ daß ihr nicht allein in Nachsuchung/ sondern auch in bekehrung
meiner zu dem wahren Gott/ so gar sorgfältig gewesen seid/ verspreche daneben vor dem
Angesicht Gottes/ daß keine Macht noch Schmeicheley mich überwältigen sol/ an euch

brüchi-

Vierdes Buch.
Herz voller Luſt und Vergnuͤgung wahr) nicht lange wehrete/ und ſing ſie darauff an ih-
rem Herkules dieſen Vorſchlag zu tuhn; ſie zweiſelte nicht/ ſagte ſie/ es wuͤrde ihr aller-
gnaͤdigſter Koͤnig nach wolverrichteter Reiſe/ auff ſeine gluͤkliche Wiederkunft ihm eine
ſonderliche Gnade antuhn/ durch ſchenkung eines treflichen Landgutes oder Herrſchaft/
und erhoͤhung zu einem anſehnlichen Koͤniglichen Dienſte; ſie hingegen wolte ihre Gnade
ſehen zu laſſen/ ihm eine Liebſte aus dieſem ihren Zim̃er zu freien/ jedoch ihm die freie Wahl
laſſen/ und ſeiner Braut eine Tonne Schaz zur heimſteuer verehren nebeſt gnugſamer
Kleidung und Ehren Schmuk; ſolte deßwegen Zeit wehrender Mahlzeit ſich unter ihnen
umbſehen/ und die ihm am beſten gefiele/ außleſen. Das ganze Frauenzim̃er ward dadurch
zum gelaͤchter bewaͤget/ aber alle Anweſende Jungfern dergeſtalt im Herzen geruͤhret/ das
ſie ihre gewoͤhnliche Farbe verlohren/ dann es wahr keine unter ihnen/ die nicht wuͤnſchete/
durch dieſe Heyraht beſeliget zu werden/ daher die eine ſich noch freundlicher bezeigete als
die ander/ und Valiſka deſſen inniglich lachen muſte. Herkules nam es als im rechten eꝛnſt
auff/ bedankete ſich anfangs der hohen und unverdieneten Gnade/ und hoffete/ ſeine ver-
richtung dergeſtalt außzufuͤhren/ dz verhoffentlich ſein Gn. Fraͤulein daran ein Vergnuͤ-
gen haben wuͤrde; weil dañ dieſelbe ihm gleich jezt die allerangenehmſte Belohnung gnaͤ-
digſt angebohten haͤtte/ wolte er daſſelbe vor ſeine hoͤchſte Gluͤkſeligkeit halten/ und haͤtte
er bald im eintritte auff dieſes Gemach ſeinem Herzen eine außerſehen/ mit welcher er zu
leben und ſterben begehrete; doch baͤhte er untertaͤhnigſt/ daß er dieſelbe keinem Menſchen/
als dem Fraͤulein offenbahren duͤrfte/ auch der geliebeten ſelber nicht biß er ſeine Reiſe ge-
endiget haͤtte. So ſeid ihr mit eurer Wahl bald fertig worden/ ſagte das Fraͤulein/ ſehet
aber zu und bleibet beſtaͤndig/ damit ihr nicht in deren Orden tretet/ welche allenthalben/
da ſie ſich auffhalten/ ihre liebſten haben. Davor ſorgen eure Gn. nit/ antwortete er: Ich
wil meineꝛ Außerwaͤhlten meine Traͤue dergeſtalt verſichern/ daß nimmermehr keine ande-
re in mein Herz kommen ſol. So ſeid ihr ein redlicher Liebhaber/ ſagte das Fraͤulein: Und
die anders geſiñet ſind/ achte ich unwirdig/ dz ihr Buhle ihnen Traͤue beweiſe. Hilff Gott/
Gn. Fraͤulein/ ſagete Fr. Syſigambis/ ſo wuͤrden hier zu Land ſehr wenig/ ja kein einiger
redlicher Liebhaber ſeyn/ weil einem jeden erlaͤubet iſt viel Kebsweiber zu haben. Wer ein
Kebsweib hat ſagte das Fraͤulein/ der iſt ſeines Eheweibes Liebe nicht wert/ doch außge-
nom̃en den einigen Koͤnig. Nach geendigter Mahlzeit ging das Fraͤulein mit ihrem Ehe-
Schatze wieder nach ihrem eigenen Zimmer/ woſelbſt ſie noch vier Stunden bey einander
verblieben/ und allerhand liebes unterredung pflogen/ biß ihnen Zeit dauchte ſich zu ſchei-
den/ da ſie dann gar traurigen Abſcheid nahmen/ weil ſie nicht eigentlich wuſten/ ob ſie
auch Zeit ihres Lebens ſich in dieſer Welt wiederumb ſehen wuͤrden; inſonderheit vergoß
das Fraͤulein ihre heiſſe Traͤhnen/ und redete ihn mit dieſen Worten an: O ihr meine ei-
nige Wolluſt dieſes Lebens/ ihr habt nun bey mir erhalten daß in anſehung eures getraͤuẽ
Herzen/ ich in ehelicher Pflicht und Liebe mich euch gegoͤnnet/ wie ſolches dann euch und
keinem andern Menſchẽ in dieſer Welt zu gedacht war. So bedanke ich mich nun anfangs
von grund meiner Seele/ daß ihr nicht allein in Nachſuchung/ ſondern auch in bekehrung
meiner zu dem wahren Gott/ ſo gar ſorgfaͤltig geweſen ſeid/ verſpreche daneben vor dem
Angeſicht Gottes/ daß keine Macht noch Schmeicheley mich uͤberwaͤltigen ſol/ an euch

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/798>, abgerufen am 26.06.2024.