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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
sie in güte an ihn zufodern; versaget er mir sie dann/ wil ich schon wissen/ mich darnach zu
richten. Gingen darauff wieder zu dem Groß Fürsten/ und erkläreten sich/ sie erinnerten sich
billich/ wie hoch sie ihm und Pharnabazus verpflichtet währen/ wolten ihnen demnach sich
zu aller Mögligkeit/ wie schlecht die auch seyn möchte verbunden haben; daß sie aber der
Hochfürstl. Verbündniß sich pflicht-schuldig machen/ oder einige gewisse Dienste anneh-
men solten/ würde ihnen/ wie anfangs erwähnet/ nicht tuhnlich seyn/ doch mit äiden der
Träuheit sich belegen zulassen/ wegerten sie sich nicht/ wolten auch dem begehren nach/ mit
gen Persepolis reisen/ mit dem aus drüklichen Vorbehalt/ dz geschehenem verheissen nach/
ihnen allemahl freyer Abscheid mit gutem Willen solte zugelassen seyn. Phraortes wahr
mit dieser Erklärung wol zufrieden/ und reichete ihnen die übergefchikten Kleinot ein/ die sich
auff zwo Tonnen Schatz belieffen/ und sie die selben wider ihren Willen annehmen musten;
beredeten sich eines Schlusses/ und schieden zimlich späte von einander. Des Morgens
sehr früh/ vor der Sonnen Auffgang/ zeigete Herkules seinem Ladisla auff dem Lager an/ er
befünde ihr vorhaben über dir masse verwirret/ und/ welches noch dz schlimmeste/ langer Zeit
bedürftig; man wolte erst nach Persepolis reisen/ von darab dz Frl. von Artabanus gütlich
begehren/ seiner antwort erwarten; auf den fall der verwegerung (welches gewiß erfolgen wür-
de) sie zum andernmale ernstlich und unter bedräuung fodern/ dem Könige absagen und ihm
in sein Land fallen/ da man wol eine und andere Feldschlacht würde zu halten haben (dann also
hatten sie es des vorigen Abends abgeredet); da möchte er nun bedenken/ was vor Zeit dar-
zu gehören würde/ in betrachtung daß Persepolis in die 70 Meile von Charas abläge/ und
die Botschaft nicht hin und her fliegen könten. Unmöglich aber währe es ihm/ der Fräu-
lein Erlösung so lange auffzuschie ben; dann seine allergrösseste Furcht währe/ es möchte
der König aus liebes Ungeduld dem Fräulein die versprochene Zeit nicht gönnen/ wie er
dann außdrüklich in Böhmen durch sehr grosse Gelder solches von der Vesten Pfaffen
zuerkäuffen/ den Vorsaz hätte/ und das Fräulein nohtwendig einwilligen müste; hierauff
trug er ihm seine Meinung vor/ welche ihm Ladisla wolgefallen ließ; ging hernach mit des
tages Anbruch nach Phraortes/ und muste inzwischen Ladisla ein Anfoderungs Schreiben
an den König/ und eines an das Fräulein auffsetzen/ als wann sie schon vor 12 tagen geschrie-
ben währen. So bald Herkules bey dem Groß Fürsten anlangete/ erzählete er ihm umb-
ständig/ was vor hindernissen ihm ein fallen könten/ welche ihn gewißlichen der Zeit/ sein
Fräulein zuerlösen/ berauben würden/ und ließ ihn wissen/ was gestalt sein Bruder Ladisla
gleich jezt ein Anfoderungs Schreiben/ als zu Persepolis geschrieben/ auffsetzete/ welches
sein Plautus als ein Abgesanter/ geliebts Gott/ Morgen nach seinem Abzuge dem Köni-
ge einliefern/ und umb schleunigste Antwort anhalten solte/ demselben möchte er nun von
seinen Reutern einen oder etliche zugeben/ die ihn des nähesten Weges nach Persepolis
brächten/ also könten sie fast einen ganzen Monat Zeit gewinnen. Sehr wol getahn/ sagte
Phraortes/ und werden wir geftrigem Königlichen Befehl nach/ uns alsbald nach Hofe
machen. Als sie sich daselbst einstelleten/ wurden sie alsbald vorgefodert/ und sagteder Kö-
nig zu Herkules: Mein/ wie befindestu dich sider gestrigem Kampfe? wir meinen nicht/ daß
ein so mächtiger Feind dir jemahls wie derstand gehalten habe/ loben aber deine Herzhaf-
tigkeit/ und dz du einer so vortreflichen Fräulein Diener zuseyn/ dich wirdig erzeiget hast.

Aller-
C c c c c iij

Vierdes Buch.
ſie in guͤte an ihn zufodern; verſaget er mir ſie dann/ wil ich ſchon wiſſen/ mich darnach zu
richten. Gingen darauff wieder zu dem Groß Fuͤrſten/ und erklaͤreten ſich/ ſie eriñerten ſich
billich/ wie hoch ſie ihm und Pharnabazus verpflichtet waͤhren/ wolten ihnen demnach ſich
zu aller Moͤgligkeit/ wie ſchlecht die auch ſeyn moͤchte verbunden haben; daß ſie aber der
Hochfuͤrſtl. Verbuͤndniß ſich pflicht-ſchuldig machen/ oder einige gewiſſe Dienſte anneh-
men ſolten/ wuͤrde ihnen/ wie anfangs erwaͤhnet/ nicht tuhnlich ſeyn/ doch mit aͤiden der
Traͤuheit ſich belegen zulaſſen/ wegerten ſie ſich nicht/ wolten auch dem begehren nach/ mit
gen Perſepolis reiſen/ mit dem aus druͤklichen Vorbehalt/ dz geſchehenem verheiſſen nach/
ihnen allemahl freyer Abſcheid mit gutem Willen ſolte zugelaſſen ſeyn. Phraortes wahr
mit dieſer Erklaͤrung wol zufriedẽ/ uñ reichete ihnen die uͤbergefchikten Kleinot ein/ die ſich
auff zwo Tonnen Schatz belieffen/ und ſie die ſelben wider ihren Willen annehmen muſten;
beredeten ſich eines Schluſſes/ und ſchieden zimlich ſpaͤte von einander. Des Morgens
ſehr fruͤh/ vor der Sonnen Auffgang/ zeigete Herkules ſeinem Ladiſla auff dem Lager an/ er
befuͤnde ihr vorhaben uͤber dir maſſe verwirret/ und/ welches noch dz ſchlim̃eſte/ langer Zeit
beduͤrftig; man wolte erſt nach Perſepolis reiſen/ von darab dz Frl. von Artabanus guͤtlich
begehrẽ/ ſeiner antwort erwartẽ; auf den fall der verwegeꝛung (welches gewiß erfolgẽ wuͤr-
de) ſie zum andernmale ernſtlich und unter bedraͤuung fodern/ dem Koͤnige abſagen uñ ihm
in ſein Land fallen/ da man wol eine uñ andere Feldſchlacht wuͤrde zu halten haben (dañ alſo
hatten ſie es des vorigen Abends abgeredet); da moͤchte er nun bedenken/ was vor Zeit dar-
zu gehoͤren wuͤrde/ in betrachtung daß Perſepolis in die 70 Meile von Charas ablaͤge/ und
die Botſchaft nicht hin und her fliegen koͤnten. Unmoͤglich aber waͤhre es ihm/ der Fraͤu-
lein Erloͤſung ſo lange auffzuſchie ben; dann ſeine allergroͤſſeſte Furcht waͤhre/ es moͤchte
der Koͤnig aus liebes Ungeduld dem Fraͤulein die verſprochene Zeit nicht goͤnnen/ wie er
dann außdruͤklich in Boͤhmen durch ſehr groſſe Gelder ſolches von der Veſten Pfaffen
zuerkaͤuffen/ den Vorſaz haͤtte/ und das Fraͤulein nohtwendig einwilligen muͤſte; hierauff
trug er ihm ſeine Meinung vor/ welche ihm Ladiſla wolgefallen ließ; ging hernach mit des
tages Anbruch nach Phraortes/ und muſte inzwiſchen Ladiſla ein Anfoderungs Schreibẽ
an den Koͤnig/ und eines an das Fꝛaͤulein auffſetzen/ als wañ ſie ſchon vor 12 tagen geſchrie-
ben waͤhren. So bald Herkules bey dem Groß Fuͤrſten anlangete/ erzaͤhlete er ihm umb-
ſtaͤndig/ was vor hinderniſſen ihm ein fallen koͤnten/ welche ihn gewißlichen der Zeit/ ſein
Fraͤulein zuerloͤſen/ berauben wuͤrden/ und ließ ihn wiſſen/ was geſtalt ſein Bruder Ladiſla
gleich jezt ein Anfoderungs Schreiben/ als zu Perſepolis geſchrieben/ auffſetzete/ welches
ſein Plautus als ein Abgeſanter/ geliebts Gott/ Morgen nach ſeinem Abzuge dem Koͤni-
ge einliefern/ und umb ſchleunigſte Antwort anhalten ſolte/ demſelben moͤchte er nun von
ſeinen Reutern einen oder etliche zugeben/ die ihn des naͤheſten Weges nach Perſepolis
braͤchten/ alſo koͤnten ſie faſt einen ganzen Monat Zeit gewinnen. Sehr wol getahn/ ſagte
Phraortes/ und werden wir geftrigem Koͤniglichen Befehl nach/ uns alsbald nach Hofe
machen. Als ſie ſich daſelbſt einſtelleten/ wurden ſie alsbald vorgefodert/ und ſagteder Koͤ-
nig zu Herkules: Mein/ wie befindeſtu dich ſider geſtrigem Kampfe? wir meinen nicht/ daß
ein ſo maͤchtiger Feind dir jemahls wie derſtand gehalten habe/ loben aber deine Herzhaf-
tigkeit/ und dz du einer ſo vortreflichen Fraͤulein Diener zuſeyn/ dich wirdig erzeiget haſt.

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[757/0795] Vierdes Buch. ſie in guͤte an ihn zufodern; verſaget er mir ſie dann/ wil ich ſchon wiſſen/ mich darnach zu richten. Gingen darauff wieder zu dem Groß Fuͤrſten/ und erklaͤreten ſich/ ſie eriñerten ſich billich/ wie hoch ſie ihm und Pharnabazus verpflichtet waͤhren/ wolten ihnen demnach ſich zu aller Moͤgligkeit/ wie ſchlecht die auch ſeyn moͤchte verbunden haben; daß ſie aber der Hochfuͤrſtl. Verbuͤndniß ſich pflicht-ſchuldig machen/ oder einige gewiſſe Dienſte anneh- men ſolten/ wuͤrde ihnen/ wie anfangs erwaͤhnet/ nicht tuhnlich ſeyn/ doch mit aͤiden der Traͤuheit ſich belegen zulaſſen/ wegerten ſie ſich nicht/ wolten auch dem begehren nach/ mit gen Perſepolis reiſen/ mit dem aus druͤklichen Vorbehalt/ dz geſchehenem verheiſſen nach/ ihnen allemahl freyer Abſcheid mit gutem Willen ſolte zugelaſſen ſeyn. Phraortes wahr mit dieſer Erklaͤrung wol zufriedẽ/ uñ reichete ihnen die uͤbergefchikten Kleinot ein/ die ſich auff zwo Tonnen Schatz belieffen/ und ſie die ſelben wider ihren Willen annehmen muſten; beredeten ſich eines Schluſſes/ und ſchieden zimlich ſpaͤte von einander. Des Morgens ſehr fruͤh/ vor der Sonnen Auffgang/ zeigete Herkules ſeinem Ladiſla auff dem Lager an/ er befuͤnde ihr vorhaben uͤber dir maſſe verwirret/ und/ welches noch dz ſchlim̃eſte/ langer Zeit beduͤrftig; man wolte erſt nach Perſepolis reiſen/ von darab dz Frl. von Artabanus guͤtlich begehrẽ/ ſeiner antwort erwartẽ; auf den fall der verwegeꝛung (welches gewiß erfolgẽ wuͤr- de) ſie zum andernmale ernſtlich und unter bedraͤuung fodern/ dem Koͤnige abſagen uñ ihm in ſein Land fallen/ da man wol eine uñ andere Feldſchlacht wuͤrde zu halten haben (dañ alſo hatten ſie es des vorigen Abends abgeredet); da moͤchte er nun bedenken/ was vor Zeit dar- zu gehoͤren wuͤrde/ in betrachtung daß Perſepolis in die 70 Meile von Charas ablaͤge/ und die Botſchaft nicht hin und her fliegen koͤnten. Unmoͤglich aber waͤhre es ihm/ der Fraͤu- lein Erloͤſung ſo lange auffzuſchie ben; dann ſeine allergroͤſſeſte Furcht waͤhre/ es moͤchte der Koͤnig aus liebes Ungeduld dem Fraͤulein die verſprochene Zeit nicht goͤnnen/ wie er dann außdruͤklich in Boͤhmen durch ſehr groſſe Gelder ſolches von der Veſten Pfaffen zuerkaͤuffen/ den Vorſaz haͤtte/ und das Fraͤulein nohtwendig einwilligen muͤſte; hierauff trug er ihm ſeine Meinung vor/ welche ihm Ladiſla wolgefallen ließ; ging hernach mit des tages Anbruch nach Phraortes/ und muſte inzwiſchen Ladiſla ein Anfoderungs Schreibẽ an den Koͤnig/ und eines an das Fꝛaͤulein auffſetzen/ als wañ ſie ſchon vor 12 tagen geſchrie- ben waͤhren. So bald Herkules bey dem Groß Fuͤrſten anlangete/ erzaͤhlete er ihm umb- ſtaͤndig/ was vor hinderniſſen ihm ein fallen koͤnten/ welche ihn gewißlichen der Zeit/ ſein Fraͤulein zuerloͤſen/ berauben wuͤrden/ und ließ ihn wiſſen/ was geſtalt ſein Bruder Ladiſla gleich jezt ein Anfoderungs Schreiben/ als zu Perſepolis geſchrieben/ auffſetzete/ welches ſein Plautus als ein Abgeſanter/ geliebts Gott/ Morgen nach ſeinem Abzuge dem Koͤni- ge einliefern/ und umb ſchleunigſte Antwort anhalten ſolte/ demſelben moͤchte er nun von ſeinen Reutern einen oder etliche zugeben/ die ihn des naͤheſten Weges nach Perſepolis braͤchten/ alſo koͤnten ſie faſt einen ganzen Monat Zeit gewinnen. Sehr wol getahn/ ſagte Phraortes/ und werden wir geftrigem Koͤniglichen Befehl nach/ uns alsbald nach Hofe machen. Als ſie ſich daſelbſt einſtelleten/ wurden ſie alsbald vorgefodert/ und ſagteder Koͤ- nig zu Herkules: Mein/ wie befindeſtu dich ſider geſtrigem Kampfe? wir meinen nicht/ daß ein ſo maͤchtiger Feind dir jemahls wie derſtand gehalten habe/ loben aber deine Herzhaf- tigkeit/ und dz du einer ſo vortreflichen Fraͤulein Diener zuſeyn/ dich wirdig erzeiget haſt. Aller- C c c c c iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/795>, abgerufen am 22.12.2024.