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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
allen ihren Geberden und Reden/ auch/ ob sie sein eingedenke sey/ und einige Liebe und Huld
merken lasse; ja er lässet sich ungescheuhet vernehmen/ es möchte ihm unmöglich fallen/ sein
Feur noch ein ganzes Jahr zuunterdrücken/ aus furcht/ es werde sein innerstes Mark ver-
zehren/ dessen er doch wenig mehr übrig hat/ vermeynet also durch Geschenke sie zubewägen/
ihr Gelübde zubrechen/ und in zeitigere Heyraht einzuwilligen. Zwar ich weiß/ wie man
ihm den Safft durchs Maul streichen/ und nach Willen reden muß/ da man in Gnaden
bleiben wil/ daher ich ihm das Maul weidlich auffsperre/ wie inbrünstige Liebe sie zu ihm
trage; wie fleissig sie seinem Wolergehen nachfrage; beklage selbst/ daß das gar zu harte
Gelübde sie hindere/ ihm den schuldigen Willen in der Taht darzulegen/ hoffe aber/ er wer-
de an ihrem Untergange und Verderben keinen Gefallen tragen/ welches doch unvermeid-
lich folgen müste/ da ihr vor verlauffener Zeit ichtwas dergleichen solte zugemuhtet werden.
Solches und dergleichen habe ich diese Tage vielfältig mit ihm geredet/ daß endlich ich die-
se Frage an ihn abgehen ließ: Wann ihre Verwanten etwa umb ihre Erlösung anhalten
würden/ ob er sie würde können abfolgen lassen? worüber er sich hefftig erzürnete/ und mit
scheußlichem Angesicht antwortete: Sein Leben und das Fräulein wären ihm gleiche lieb/
wolte auch ehe mit ihr einsam/ als ohn sie ein mächtiger König aller Morgenländer seyn.
Woraus meine Freunde und Herren Söhne ermässen können/ wessen sie sich zu seinem
guten Willen zuversehen haben. Hernach zeigete er an/ was gestalt Fürst Vologeses der
älter von Herkules offentlich über Tische gesagt hätte/ es lege unter einer schlechten Decke
etwas verborgen/ welches grosses Glük oder hartes Unglük bringen würde. Sonst hätte
der König befohlen/ fleissige Nachfrage zutuhn/ wer auff den jüngeren Vologeses mit blos-
sem Degen so unerschrocken zugelauffen währe/ und sich nicht gescheuhethatte/ einen so ge-
waltigen Fürsten anzuruffen; welches ihm aber kein Mensch anzeigen können. Nun so
wird ers auch noch zur Zeit nicht erfahren/ sagte Ladisla; Daß aber mein Herkules mit Ar-
tabanus gutem Willen meine Frl. Schwester nicht überkommen werde/ habe ich mir lan-
ge schon die Rechnung gemacht; solte sie aber ja auff keine andere weise können gerettet wer-
den/ werde ich zum wenigsten mittel finden/ ihm den Hals zubrechen/ es gehe hernach umb
mich/ wie Gott wil; dann ich habe bey mir selbst einen äid geschworen/ daß ich sie ihm zum
Gemahl nicht gönnen wolle. Richt so mein Bruder/ sagte Herkules/ du solt dich nicht in
gewisses Verderben stürzen/ sondern wir wollen ohn Lebensgefahr glüklichen fortgang hof-
fen/ habe auch an dem Könige schon so viel gespüret/ daß er äussersten Gewalt ihr nicht auf-
dringen werde/ und da ers tähte/ würde sie ihn gewißlich des Lebens berauben. Aber mein
Herr Vater/ sagte er zu Phraortes/ wolle uns/ bitte ich/ anzeigen/ warumb dessen Liebe bey so
spätem Abend uns in diesem schlechten Hause zubesuchen wirdiget/ wovor wir demselben
verbunden bleiben. Ihr meine Herren Söhne/ antwortete er/ die ursach meines unzeitigen
besuchens ist eine sehr vertrauliche Heimligkeit/ den Zustand aller dieser Morgenländer und
deren Wolfahrt betreffend/ die ich ihnen zuoffenbahren keinen scheuh trage/ tuhe solches
auch nicht allein aus eigener Bewägung/ sondern habe dessen Vollmacht und Befehl von
den mächtigsten Fürsten dieser Morgenländer; Erzählete ihnen demnach/ was gestalt etli-
che Fürsten eine beständige Verbündniß unter sich auffgerichtet hätten/ des gänzlichen
vorhabens/ das unleidliche Parthische Joch abzuwerffen/ und die Persische uhralte Her-

schafft
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Vierdes Buch.
allen ihren Geberden und Reden/ auch/ ob ſie ſein eingedenke ſey/ und einige Liebe und Huld
merken laſſe; ja er laͤſſet ſich ungeſcheuhet vernehmen/ es moͤchte ihm unmoͤglich fallen/ ſein
Feur noch ein ganzes Jahr zuunterdruͤcken/ aus furcht/ es werde ſein innerſtes Mark ver-
zehren/ deſſen er doch wenig mehr uͤbrig hat/ vermeynet alſo durch Geſchenke ſie zubewaͤgẽ/
ihr Geluͤbde zubrechen/ und in zeitigere Heyraht einzuwilligen. Zwar ich weiß/ wie man
ihm den Safft durchs Maul ſtreichen/ und nach Willen reden muß/ da man in Gnaden
bleiben wil/ daher ich ihm das Maul weidlich auffſperre/ wie inbruͤnſtige Liebe ſie zu ihm
trage; wie fleiſſig ſie ſeinem Wolergehen nachfrage; beklage ſelbſt/ daß das gar zu harte
Geluͤbde ſie hindere/ ihm den ſchuldigen Willen in der Taht darzulegen/ hoffe aber/ er wer-
de an ihrem Untergange und Verderben keinen Gefallen tragen/ welches doch unvermeid-
lich folgen muͤſte/ da ihr vor verlauffener Zeit ichtwas dergleichen ſolte zugemuhtet werdẽ.
Solches und dergleichen habe ich dieſe Tage vielfaͤltig mit ihm geredet/ daß endlich ich die-
ſe Frage an ihn abgehen ließ: Wann ihre Verwanten etwa umb ihre Erloͤſung anhalten
wuͤrden/ ob er ſie wuͤrde koͤnnen abfolgen laſſen? woruͤber er ſich hefftig erzuͤrnete/ und mit
ſcheußlichem Angeſicht antwortete: Sein Leben und das Fraͤulein waͤren ihm gleiche lieb/
wolte auch ehe mit ihr einſam/ als ohn ſie ein maͤchtiger Koͤnig aller Morgenlaͤnder ſeyn.
Woraus meine Freunde und Herren Soͤhne ermaͤſſen koͤnnen/ weſſen ſie ſich zu ſeinem
guten Willen zuverſehen haben. Hernach zeigete er an/ was geſtalt Fuͤrſt Vologeſes der
aͤlter von Herkules offentlich uͤber Tiſche geſagt haͤtte/ es lege unter einer ſchlechten Decke
etwas verborgen/ welches groſſes Gluͤk oder hartes Ungluͤk bringen wuͤrde. Sonſt haͤtte
der Koͤnig befohlen/ fleiſſige Nachfrage zutuhn/ wer auff den juͤngeren Vologeſes mit bloſ-
ſem Degen ſo unerſchrocken zugelauffen waͤhre/ und ſich nicht geſcheuhethåtte/ einen ſo ge-
waltigen Fuͤrſten anzuruffen; welches ihm aber kein Menſch anzeigen koͤnnen. Nun ſo
wird ers auch noch zur Zeit nicht erfahren/ ſagte Ladiſla; Daß aber mein Herkules mit Aꝛ-
tabanus gutem Willen meine Frl. Schweſter nicht uͤberkommen werde/ habe ich mir lan-
ge ſchon die Rechnung gemacht; ſolte ſie aber ja auff keine andere weiſe koͤñen gerettet weꝛ-
den/ werde ich zum wenigſten mittel finden/ ihm den Hals zubrechen/ es gehe hernach umb
mich/ wie Gott wil; dann ich habe bey mir ſelbſt einen aͤid geſchworen/ daß ich ſie ihm zum
Gemahl nicht goͤnnen wolle. Richt ſo mein Bruder/ ſagte Herkules/ du ſolt dich nicht in
gewiſſes Verderben ſtuͤrzen/ ſondern wir wollen ohn Lebensgefahr gluͤklichen fortgang hof-
fen/ habe auch an dem Koͤnige ſchon ſo viel geſpuͤret/ daß er aͤuſſerſten Gewalt ihr nicht auf-
dringen werde/ und da ers taͤhte/ wuͤrde ſie ihn gewißlich des Lebens berauben. Aber mein
Herr Vater/ ſagte er zu Phraortes/ wolle uns/ bitte ich/ anzeigen/ warumb deſſen Liebe bey ſo
ſpaͤtem Abend uns in dieſem ſchlechten Hauſe zubeſuchen wirdiget/ wovor wir demſelben
verbunden bleiben. Ihr meine Herren Soͤhne/ antwortete er/ die urſach meines unzeitigen
beſuchens iſt eine ſehr vertrauliche Heimligkeit/ den Zuſtand aller dieſer Morgenlaͤnder uñ
deren Wolfahrt betreffend/ die ich ihnen zuoffenbahren keinen ſcheuh trage/ tuhe ſolches
auch nicht allein aus eigener Bewaͤgung/ ſondern habe deſſen Vollmacht und Befehl von
den maͤchtigſten Fuͤrſten dieſer Morgenlaͤnder; Erzaͤhlete ihnen demnach/ was geſtalt etli-
che Fuͤrſten eine beſtaͤndige Verbuͤndniß unter ſich auffgerichtet haͤtten/ des gaͤnzlichen
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ſchafft
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 755. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/793>, abgerufen am 22.12.2024.