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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ich mir anfangs die Gedanken machte/ das Fräulein würde euch den Pfeil durchs Herz
schiessen/ mit so feindlichen Augen empfing sie euch. Sie hat sich Gott Lob ganz geendert/
antwortete er/ mit gnädigem versprechen/ mir stets gewogen zuverbleiben/ nach dem Ihrer
Gn. ich vollkommenen Bericht hinterbracht habe. Also gingen sie mit einander davon/
der Groß Fürst nach dem Schlosse/ Herkules aber wolgemuht nach seinem Ladisla/ dem
er vermeldete/ er hätte seinem Fräulein teur versprochen/ inwendig halben Jahres frist sie
aus dem scheinbaren Gefängniß loßzumachen. König Artabanus wahr inzwischen we-
gen des Unfalls seines Oheims Vologeses nicht wenig betrübet/ weil er aber sahe/ daß ihm
recht geschehen wahr/ und er solche Straffe durch den mördlichen überfall wol verdienet
hatte/ schlug ers aus dem Sinne/ und fragete bey dem Abendmahl/ warumb Valikules nit
auffwartete/ und ob er bey dem Fräulein völlige Verzeihung erlanget. Da ihn Phraortes
berichtete/ er währe wegen empfangener Wunde etwas unpaß/ hätte auch wegen der mor-
genden Reise zubestellen/ sonst hätte anfangs wenig gefehlet/ daß er von dem Fräulein auf
dem Gemache erschossen währe; so bald sie aber Ihrer Königl. Hocheit vorbitte und gnä-
digstes begehren verstanden/ und Valikules zugleich versprochen/ keinen Streit hinfüro
ohn ihre ausdrükliche Vergünstigung anzutreten/ währe ihm Verzeihung erteilet worden.
Artabanus verwunderte sich des überaus grossen und unerschrockenen Gemühts/ welches
dem Fräulein beywohnete/ und sagete: Er wüste nicht/ ob etwas göttliches in ihr verborgen
währe/ weil alles ihr so trefflich anstünde/ und jeder/ der sie fähe/ sie zugleich fürchten/ lieben
und ehren müste. Hernach redete er von Valikules ritterlichem Kampffe/ und daß er seiner
Dienste in Beschützung seines Königlichen Stuels wol zugebrauchen hoffete/ befahl end-
lich/ Phraortes solte ihn morgen zeitig früh mit sich bringen/ damit er des folgenden Tages
hernach/ die Reise fortsetzen könte. Nach gehaltenem Mahle/ da sie kaum vom essen auffge-
standen wahren/ berichtete Phraortes Leibknabe ingeheim/ es währen Schreiben von Herr
Pharnabazus ankommen/ welche er alsbald zu sich nam/ und nach Verlesung sich nach
Herkules Herberge begab/ welcher samt Ladista ihn freundlich empfing/ und leicht schlies-
sen kunte/ es müsten wichtige Sachen obhanden seyn/ die den Groß Fürsten bey spätem A-
bend nach ihrer Herberge trieben. Derselbe aber stellete sich frölich/ und fing an mit Her-
kules zuscherzen/ da er zu ihm sagte: Mein geliebter Herr Sohn/ ich möchte wünschen/ daß
Eure Liebe so frisch und geherzt bey ihrem Fräulein fich zuhalten wüste/ als dieselbe sich heut
im Kampff erwiesen; als viel aber seine Geberden anzeigen/ deucht mich/ er gehe trauriger
von ihr/ als er zu ihr trit/ ohn heut muste er gewißlich eine sonderliche Gunst auf vorherge-
henden ertichteten Zorn erhalten haben. Mein Herr Vater hat nit viel geirret/ antwortete
er/ dann ich gestehe/ daß durch ihr heutiges versprechen ich nunmehr unser künfftigen Ehe
mehr dann zuvor versichert bin/ und fehlet an nichts mehr/ als an Gelegenheit/ sie von hinnen
zuführen/ welche auszusinnen ich mit allen Kräfften mich bemühen wil/ nachdem ich aus
des Königes Reden und allen beginnen gnug abnehme/ daß mit willen sie zuverlassen er nit
wird zubewägen seyn. Der Groß Fürst befand dieses zu seinem Vorhaben sehr dienlich/ und
gab zur Antwort: Ihr meine allerliebsten Freunde/ ob ich gleich sie nicht gerne mißtrösten
wolte/ kan ich doch versichert bejahen/ daß Artabanus lieber sein Leben/ als das Fräulein
verlieren wird; dann so offt ich von ihr komme/ fodert er mich allein vor sich/ und fraget nach

allen

Vierdes Buch.
ich mir anfangs die Gedanken machte/ das Fraͤulein wuͤrde euch den Pfeil durchs Herz
ſchieſſen/ mit ſo feindlichen Augen empfing ſie euch. Sie hat ſich Gott Lob ganz geendert/
antwortete er/ mit gnaͤdigem verſprechen/ mir ſtets gewogen zuverbleiben/ nach dem Ihrer
Gn. ich vollkommenen Bericht hinterbracht habe. Alſo gingen ſie mit einander davon/
der Groß Fuͤrſt nach dem Schloſſe/ Herkules aber wolgemuht nach ſeinem Ladiſla/ dem
er vermeldete/ er haͤtte ſeinem Fraͤulein teur verſprochen/ inwendig halben Jahres friſt ſie
aus dem ſcheinbaren Gefaͤngniß loßzumachen. Koͤnig Artabanus wahr inzwiſchen we-
gen des Unfalls ſeines Oheims Vologeſes nicht wenig betruͤbet/ weil er aber ſahe/ daß ihm
recht geſchehen wahr/ und er ſolche Straffe durch den moͤrdlichen uͤberfall wol verdienet
hatte/ ſchlug ers aus dem Sinne/ und fragete bey dem Abendmahl/ warumb Valikules nit
auffwartete/ und ob er bey dem Fraͤulein voͤllige Verzeihung erlanget. Da ihn Phraortes
berichtete/ er waͤhre wegen empfangener Wunde etwas unpaß/ haͤtte auch wegen der mor-
genden Reiſe zubeſtellen/ ſonſt haͤtte anfangs wenig gefehlet/ daß er von dem Fraͤulein auf
dem Gemache erſchoſſen waͤhre; ſo bald ſie aber Ihrer Koͤnigl. Hocheit vorbitte und gnaͤ-
digſtes begehren verſtanden/ und Valikules zugleich verſprochen/ keinen Streit hinfuͤro
ohn ihre ausdruͤkliche Verguͤnſtigung anzutreten/ waͤhre ihm Verzeihung erteilet wordẽ.
Artabanus verwunderte ſich des uͤberaus groſſen und unerſchrockenen Gemuͤhts/ welches
dem Fraͤulein beywohnete/ und ſagete: Er wuͤſte nicht/ ob etwas goͤttliches in ihr verborgẽ
waͤhre/ weil alles ihr ſo trefflich anſtuͤnde/ und jeder/ der ſie faͤhe/ ſie zugleich fuͤrchten/ lieben
und ehren muͤſte. Hernach redete er von Valikules ritterlichem Kampffe/ und daß er ſeiner
Dienſte in Beſchuͤtzung ſeines Koͤniglichen Stuels wol zugebrauchen hoffete/ befahl end-
lich/ Phraortes ſolte ihn morgen zeitig fruͤh mit ſich bringen/ damit er des folgenden Tages
hernach/ die Reiſe fortſetzen koͤnte. Nach gehaltenem Mahle/ da ſie kaum vom eſſen auffge-
ſtanden wahren/ berichtete Phraortes Leibknabe ingeheim/ es waͤhren Schreiben von Herꝛ
Pharnabazus ankommen/ welche er alsbald zu ſich nam/ und nach Verleſung ſich nach
Herkules Herberge begab/ welcher ſamt Ladiſta ihn freundlich empfing/ und leicht ſchlieſ-
ſen kunte/ es muͤſten wichtige Sachen obhanden ſeyn/ die den Groß Fuͤrſten bey ſpaͤtem A-
bend nach ihrer Herberge trieben. Derſelbe aber ſtellete ſich froͤlich/ und fing an mit Her-
kules zuſcherzen/ da er zu ihm ſagte: Mein geliebter Herꝛ Sohn/ ich moͤchte wuͤnſchen/ daß
Eure Liebe ſo friſch und geherzt bey ihrem Fraͤulein fich zuhalten wüſte/ als dieſelbe ſich heut
im Kampff erwieſen; als viel aber ſeine Geberden anzeigen/ deucht mich/ er gehe trauriger
von ihr/ als er zu ihr trit/ ohn heut muſte er gewißlich eine ſonderliche Gunſt auf vorherge-
henden ertichteten Zorn erhalten haben. Mein Herr Vater hat nit viel geirret/ antwortete
er/ dann ich geſtehe/ daß durch ihr heutiges verſprechen ich nunmehr unſer kuͤnfftigen Ehe
mehr dann zuvor verſichert bin/ und fehlet an nichts mehr/ als an Gelegenheit/ ſie von hiñen
zufuͤhren/ welche auszuſinnen ich mit allen Kraͤfften mich bemuͤhen wil/ nachdem ich aus
des Koͤniges Reden und allen beginnen gnug abnehme/ daß mit willen ſie zuverlaſſen er nit
wird zubewaͤgen ſeyn. Der Groß Fuͤrſt befand dieſes zu ſeinem Vorhaben ſehr dienlich/ uñ
gab zur Antwort: Ihr meine allerliebſten Freunde/ ob ich gleich ſie nicht gerne mißtroͤſten
wolte/ kan ich doch verſichert bejahen/ daß Artabanus lieber ſein Leben/ als das Fraͤulein
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[754/0792] Vierdes Buch. ich mir anfangs die Gedanken machte/ das Fraͤulein wuͤrde euch den Pfeil durchs Herz ſchieſſen/ mit ſo feindlichen Augen empfing ſie euch. Sie hat ſich Gott Lob ganz geendert/ antwortete er/ mit gnaͤdigem verſprechen/ mir ſtets gewogen zuverbleiben/ nach dem Ihrer Gn. ich vollkommenen Bericht hinterbracht habe. Alſo gingen ſie mit einander davon/ der Groß Fuͤrſt nach dem Schloſſe/ Herkules aber wolgemuht nach ſeinem Ladiſla/ dem er vermeldete/ er haͤtte ſeinem Fraͤulein teur verſprochen/ inwendig halben Jahres friſt ſie aus dem ſcheinbaren Gefaͤngniß loßzumachen. Koͤnig Artabanus wahr inzwiſchen we- gen des Unfalls ſeines Oheims Vologeſes nicht wenig betruͤbet/ weil er aber ſahe/ daß ihm recht geſchehen wahr/ und er ſolche Straffe durch den moͤrdlichen uͤberfall wol verdienet hatte/ ſchlug ers aus dem Sinne/ und fragete bey dem Abendmahl/ warumb Valikules nit auffwartete/ und ob er bey dem Fraͤulein voͤllige Verzeihung erlanget. Da ihn Phraortes berichtete/ er waͤhre wegen empfangener Wunde etwas unpaß/ haͤtte auch wegen der mor- genden Reiſe zubeſtellen/ ſonſt haͤtte anfangs wenig gefehlet/ daß er von dem Fraͤulein auf dem Gemache erſchoſſen waͤhre; ſo bald ſie aber Ihrer Koͤnigl. Hocheit vorbitte und gnaͤ- digſtes begehren verſtanden/ und Valikules zugleich verſprochen/ keinen Streit hinfuͤro ohn ihre ausdruͤkliche Verguͤnſtigung anzutreten/ waͤhre ihm Verzeihung erteilet wordẽ. Artabanus verwunderte ſich des uͤberaus groſſen und unerſchrockenen Gemuͤhts/ welches dem Fraͤulein beywohnete/ und ſagete: Er wuͤſte nicht/ ob etwas goͤttliches in ihr verborgẽ waͤhre/ weil alles ihr ſo trefflich anſtuͤnde/ und jeder/ der ſie faͤhe/ ſie zugleich fuͤrchten/ lieben und ehren muͤſte. Hernach redete er von Valikules ritterlichem Kampffe/ und daß er ſeiner Dienſte in Beſchuͤtzung ſeines Koͤniglichen Stuels wol zugebrauchen hoffete/ befahl end- lich/ Phraortes ſolte ihn morgen zeitig fruͤh mit ſich bringen/ damit er des folgenden Tages hernach/ die Reiſe fortſetzen koͤnte. Nach gehaltenem Mahle/ da ſie kaum vom eſſen auffge- ſtanden wahren/ berichtete Phraortes Leibknabe ingeheim/ es waͤhren Schreiben von Herꝛ Pharnabazus ankommen/ welche er alsbald zu ſich nam/ und nach Verleſung ſich nach Herkules Herberge begab/ welcher ſamt Ladiſta ihn freundlich empfing/ und leicht ſchlieſ- ſen kunte/ es muͤſten wichtige Sachen obhanden ſeyn/ die den Groß Fuͤrſten bey ſpaͤtem A- bend nach ihrer Herberge trieben. Derſelbe aber ſtellete ſich froͤlich/ und fing an mit Her- kules zuſcherzen/ da er zu ihm ſagte: Mein geliebter Herꝛ Sohn/ ich moͤchte wuͤnſchen/ daß Eure Liebe ſo friſch und geherzt bey ihrem Fraͤulein fich zuhalten wüſte/ als dieſelbe ſich heut im Kampff erwieſen; als viel aber ſeine Geberden anzeigen/ deucht mich/ er gehe trauriger von ihr/ als er zu ihr trit/ ohn heut muſte er gewißlich eine ſonderliche Gunſt auf vorherge- henden ertichteten Zorn erhalten haben. Mein Herr Vater hat nit viel geirret/ antwortete er/ dann ich geſtehe/ daß durch ihr heutiges verſprechen ich nunmehr unſer kuͤnfftigen Ehe mehr dann zuvor verſichert bin/ und fehlet an nichts mehr/ als an Gelegenheit/ ſie von hiñen zufuͤhren/ welche auszuſinnen ich mit allen Kraͤfften mich bemuͤhen wil/ nachdem ich aus des Koͤniges Reden und allen beginnen gnug abnehme/ daß mit willen ſie zuverlaſſen er nit wird zubewaͤgen ſeyn. Der Groß Fuͤrſt befand dieſes zu ſeinem Vorhaben ſehr dienlich/ uñ gab zur Antwort: Ihr meine allerliebſten Freunde/ ob ich gleich ſie nicht gerne mißtroͤſten wolte/ kan ich doch verſichert bejahen/ daß Artabanus lieber ſein Leben/ als das Fraͤulein verlieren wird; dann ſo offt ich von ihr komme/ fodert er mich allein vor ſich/ uñ fraget nach allen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/792>, abgerufen am 22.12.2024.