Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
Tochter/ ich wil herzlich gerne folgen. Wol dann/ meine Frl. Tochter/ sagte er; Sie tuhe
nur diß/ und gebe dem höchstverliebeten Fürsten nach diesem doch nicht mehr ursach/ daß
er trauriger von hinnen scheide/ als er herkomt; ich fürchte/ wo meine Frl. Tochter in ihrer
Härtigkeit also fortfähret/ es werde sich des Fürsten Herz in dem ungestümen Liebes Feur
bald verzehren; was nun Eure Liebe vor Nutzen daher haben würde/ stelle ich derselben zu
bedenken anheim. Das Fräulein entsetzete sich der Rede/ und sagte nach kurzem bedenken:
Mein Herr Vater/ wo er mich väterlich liebet/ wolle er mir entdecken/ ob mein Herkules
diese Vorbitte an ihn gesucht habe. Nein/ meine Frl. Tochter/ antwortete er/ er weiß bey
meinen Fürstlichen Ehren/ nichts umb mein Vorbringen/ stellet sich auch allemahl im ab-
scheiden von diesem Orte sehr frölich gegen mich/ wiewol ich sein heimliches leiden aus un-
terschiedlichen Zeichen wol erkenne. Das Fräulein gab sich hierauff zufrieden/ und sagete
als im scherze: Es solte ihr Herkules eines solchen kräfftigen und vollgültigen Vorbitters
zugeniessen haben. Und die Warheit zu sagen/ drungen diese Reden dergestalt durch ihr
Herz/ daß ihr leid wahr/ ihm nicht alles eingewilliget zuhaben. Der Groß Fürst nam von
ihr Abscheid/ sie aber putzete sich Königlich aus/ und ward in aller eile eine Schau Bühne
vor den König und seine Fürsten auffgeschlagen. Der König wahr zeitig zugegen mit sei-
nem Hof Stabe/ und stelleten sich die Kämpffer auch ein; Herkules wahr der erste/ hatte ei-
ne starke Rüstung an/ so zu Ekbatana mit sonderlichem fleiß aus dem festesten Stahl ge-
schmiedet wahr; Auff dem Helm führete er einen Greiff/ auff dessen Brust stunden diese
Worte: Pullum ereptum quaero Iugens. Das ist/ Ich suche mein geraubetes junges mit grosser
Betraurung. Im Schilde stund der kleine David/ und schlug dem Goliath das Häupt ab/
die ümschrifft wahr: Pietas victrix domat temerarios Die Sieghaffte Gottesfurcht zäh-
met die Verwägenen. Seines eigenen Pferdes wolte er sich nicht gebrauchen/ weil er sol-
ches noch in keinem absonderlichen Treffen versucht hatte/ und seinen trefflichen Blänken
hatte er zu Ekbatana gelassen/ daß er von darab solte nach Persepolis gebracht werden/ wäh-
lete deswegen Leches starken Rappen/ und ritte/ von Tyriotes als einem vermeynten Groß-
Fürstlichen Medischen Ritter begleitet/ nach dem Kampffplatze/ stellete sich auch gleich ge-
gen über/ da er wuste/ sich das Fräulein anfinden würde. Der König sahe ihm mit Lust zu/
wie artig er sein Pferd zusprengen/ und dermassen sich im Sattel zuhalten wuste/ daß er
zu Vologeses dem ältern sagete: Dafern die Erfahrenheit zu Pferde zustreiten sei-
ner Fecht- und Reit Kunst gleichete/ würde ers seinem Feinde leicht zuvor tuhn. Welches
er beantwortete: Er hielte diesen Ritter vor einen halben Wunder-menschen/ der ohn zwei-
fel mehr währe/ als er sich ausgäbe. Mithrenes von seinem Herrn begleitet/ kam auch an/
sahe einem jungen Riesen nicht ungleich/ und ritte auff einem schweren Hengste. Sein
Herr erinnerte ihn seiner Tapfferkeit/ und daß er diesen jungen Ritter nicht gering schätzen
solte/ welcher mit seiner Geradigkeit den abgang der Leibeskräfte zuersetzen wüste/ ungeach-
tet es ihm doch auch an diesen nicht fehlete; Die Wette lieffe hoch an/ und auf den fall des
Sieges solte er davon 6000 Kronen zu seinem Anteil haben. Dieser verwägene Mensch
baht hingegen/ er möchte doch keinen Zweifel an der überwindung tragen; es währe ein
grosser Unterscheid mit dem Speer zu Pferde/ und mit dem Schwert ohn Harnisch zu fus-
se zukämpffen/ weil zuzeiten hier die Behändigkeit etwas schaffete/ dorten aber wenig nützete;

der
B b b b b ij

Vierdes Buch.
Tochter/ ich wil herzlich gerne folgen. Wol dann/ meine Frl. Tochter/ ſagte er; Sie tuhe
nur diß/ und gebe dem hoͤchſtverliebeten Fuͤrſten nach dieſem doch nicht mehr urſach/ daß
er trauriger von hinnen ſcheide/ als er herkomt; ich fuͤrchte/ wo meine Frl. Tochter in ihreꝛ
Haͤrtigkeit alſo fortfaͤhret/ es werde ſich des Fuͤrſten Herz in dem ungeſtuͤmen Liebes Feur
bald verzehren; was nun Eure Liebe vor Nutzen daher haben wuͤrde/ ſtelle ich derſelben zu
bedenken anheim. Das Fraͤulein entſetzete ſich der Rede/ und ſagte nach kurzem bedenken:
Mein Herr Vater/ wo er mich vaͤterlich liebet/ wolle er mir entdecken/ ob mein Herkules
dieſe Vorbitte an ihn geſucht habe. Nein/ meine Frl. Tochter/ antwortete er/ er weiß bey
meinen Fuͤrſtlichen Ehren/ nichts umb mein Vorbringen/ ſtellet ſich auch allemahl im ab-
ſcheiden von dieſem Orte ſehr froͤlich gegen mich/ wiewol ich ſein heimliches leiden aus un-
terſchiedlichen Zeichen wol erkenne. Das Fraͤulein gab ſich hierauff zufrieden/ und ſagete
als im ſcherze: Es ſolte ihr Herkules eines ſolchen kraͤfftigen und vollguͤltigen Vorbitters
zugenieſſen haben. Und die Warheit zu ſagen/ drungen dieſe Reden dergeſtalt durch ihr
Herz/ daß ihr leid wahr/ ihm nicht alles eingewilliget zuhaben. Der Groß Fuͤrſt nam von
ihr Abſcheid/ ſie aber putzete ſich Koͤniglich aus/ und ward in aller eile eine Schau Buͤhne
vor den Koͤnig und ſeine Fuͤrſten auffgeſchlagen. Der Koͤnig wahr zeitig zugegen mit ſei-
nem Hof Stabe/ und ſtelleten ſich die Kaͤmpffer auch ein; Herkules wahr der erſte/ hatte ei-
ne ſtarke Ruͤſtung an/ ſo zu Ekbatana mit ſonderlichem fleiß aus dem feſteſten Stahl ge-
ſchmiedet wahr; Auff dem Helm fuͤhrete er einen Greiff/ auff deſſen Bruſt ſtunden dieſe
Worte: Pullum ereptum quæro Iugens. Das iſt/ Ich ſuche mein geraubetes junges mit groſſer
Betraurung. Im Schilde ſtund der kleine David/ und ſchlug dem Goliath das Haͤupt ab/
die uͤmſchrifft wahr: Pietas victrix domat temerarios Die Sieghaffte Gottesfurcht zaͤh-
met die Verwaͤgenen. Seines eigenen Pferdes wolte er ſich nicht gebrauchen/ weil er ſol-
ches noch in keinem abſonderlichen Treffen verſucht hatte/ und ſeinen trefflichen Blaͤnken
hatte er zu Ekbatana gelaſſen/ daß er von darab ſolte nach Perſepolis gebracht werdẽ/ waͤh-
lete deswegen Leches ſtarken Rappen/ und ritte/ von Tyriotes als einem vermeynten Groß-
Fuͤrſtlichen Mediſchen Ritter begleitet/ nach dem Kampffplatze/ ſtellete ſich auch gleich ge-
gen uͤber/ da er wuſte/ ſich das Fraͤulein anfinden wuͤrde. Der Koͤnig ſahe ihm mit Luſt zu/
wie artig er ſein Pferd zuſprengen/ und dermaſſen ſich im Sattel zuhalten wuſte/ daß er
zu Vologeſes dem aͤltern ſagete: Dafern die Erfahrenheit zu Pferde zuſtreiten ſei-
ner Fecht- und Reit Kunſt gleichete/ wuͤrde ers ſeinem Feinde leicht zuvor tuhn. Welches
er beantwortete: Er hielte dieſen Ritter vor einen halben Wunder-menſchen/ der ohn zwei-
fel mehr waͤhre/ als er ſich ausgaͤbe. Mithrenes von ſeinem Herrn begleitet/ kam auch an/
ſahe einem jungen Rieſen nicht ungleich/ und ritte auff einem ſchweren Hengſte. Sein
Herr erinnerte ihn ſeiner Tapfferkeit/ und daß er dieſen jungen Ritter nicht gering ſchaͤtzen
ſolte/ welcher mit ſeiner Geradigkeit den abgang der Leibeskraͤfte zuerſetzen wuͤſte/ ungeach-
tet es ihm doch auch an dieſen nicht fehlete; Die Wette lieffe hoch an/ und auf den fall des
Sieges ſolte er davon 6000 Kronen zu ſeinem Anteil haben. Dieſer verwaͤgene Menſch
baht hingegen/ er moͤchte doch keinen Zweifel an der uͤberwindung tragen; es waͤhre ein
groſſer Unterſcheid mit dem Speer zu Pferde/ und mit dem Schwert ohn Harniſch zu fuſ-
ſe zukaͤmpffen/ weil zuzeitẽ hier die Behaͤndigkeit etwas ſchaffete/ dorten aber wenig nuͤtzete;

der
B b b b b ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0785" n="747"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
Tochter/ ich wil herzlich gerne folgen. Wol dann/ meine Frl. Tochter/ &#x017F;agte er; Sie tuhe<lb/>
nur diß/ und gebe dem ho&#x0364;ch&#x017F;tverliebeten Fu&#x0364;r&#x017F;ten nach die&#x017F;em doch nicht mehr ur&#x017F;ach/ daß<lb/>
er trauriger von hinnen &#x017F;cheide/ als er herkomt; ich fu&#x0364;rchte/ wo meine Frl. Tochter in ihre&#xA75B;<lb/>
Ha&#x0364;rtigkeit al&#x017F;o fortfa&#x0364;hret/ es werde &#x017F;ich des Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herz in dem unge&#x017F;tu&#x0364;men Liebes Feur<lb/>
bald verzehren; was nun Eure Liebe vor Nutzen daher haben wu&#x0364;rde/ &#x017F;telle ich der&#x017F;elben zu<lb/>
bedenken anheim. Das Fra&#x0364;ulein ent&#x017F;etzete &#x017F;ich der Rede/ und &#x017F;agte nach kurzem bedenken:<lb/>
Mein Herr Vater/ wo er mich va&#x0364;terlich liebet/ wolle er mir entdecken/ ob mein Herkules<lb/>
die&#x017F;e Vorbitte an ihn ge&#x017F;ucht habe. Nein/ meine Frl. Tochter/ antwortete er/ er weiß bey<lb/>
meinen Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ehren/ nichts umb mein Vorbringen/ &#x017F;tellet &#x017F;ich auch allemahl im ab-<lb/>
&#x017F;cheiden von die&#x017F;em Orte &#x017F;ehr fro&#x0364;lich gegen mich/ wiewol ich &#x017F;ein heimliches leiden aus un-<lb/>
ter&#x017F;chiedlichen Zeichen wol erkenne. Das Fra&#x0364;ulein gab &#x017F;ich hierauff zufrieden/ und &#x017F;agete<lb/>
als im &#x017F;cherze: Es &#x017F;olte ihr Herkules eines &#x017F;olchen kra&#x0364;fftigen und vollgu&#x0364;ltigen Vorbitters<lb/>
zugenie&#x017F;&#x017F;en haben. Und die Warheit zu &#x017F;agen/ drungen die&#x017F;e Reden derge&#x017F;talt durch ihr<lb/>
Herz/ daß ihr leid wahr/ ihm nicht alles eingewilliget zuhaben. Der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t nam von<lb/>
ihr Ab&#x017F;cheid/ &#x017F;ie aber putzete &#x017F;ich Ko&#x0364;niglich aus/ und ward in aller eile eine Schau Bu&#x0364;hne<lb/>
vor den Ko&#x0364;nig und &#x017F;eine Fu&#x0364;r&#x017F;ten auffge&#x017F;chlagen. Der Ko&#x0364;nig wahr zeitig zugegen mit &#x017F;ei-<lb/>
nem Hof Stabe/ und &#x017F;telleten &#x017F;ich die Ka&#x0364;mpffer auch ein; Herkules wahr der er&#x017F;te/ hatte ei-<lb/>
ne &#x017F;tarke Ru&#x0364;&#x017F;tung an/ &#x017F;o zu Ekbatana mit &#x017F;onderlichem fleiß aus dem fe&#x017F;te&#x017F;ten Stahl ge-<lb/>
&#x017F;chmiedet wahr; Auff dem Helm fu&#x0364;hrete er einen Greiff/ auff de&#x017F;&#x017F;en Bru&#x017F;t &#x017F;tunden die&#x017F;e<lb/>
Worte: <hi rendition="#aq">Pullum ereptum quæro Iugens.</hi> Das i&#x017F;t/ Ich &#x017F;uche mein geraubetes junges mit gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Betraurung. Im Schilde &#x017F;tund der kleine David/ und &#x017F;chlug dem Goliath das Ha&#x0364;upt ab/<lb/>
die u&#x0364;m&#x017F;chrifft wahr: <hi rendition="#aq">Pietas victrix domat temerarios</hi> Die Sieghaffte Gottesfurcht za&#x0364;h-<lb/>
met die Verwa&#x0364;genen. Seines eigenen Pferdes wolte er &#x017F;ich nicht gebrauchen/ weil er &#x017F;ol-<lb/>
ches noch in keinem ab&#x017F;onderlichen Treffen ver&#x017F;ucht hatte/ und &#x017F;einen trefflichen Bla&#x0364;nken<lb/>
hatte er zu Ekbatana gela&#x017F;&#x017F;en/ daß er von darab &#x017F;olte nach Per&#x017F;epolis gebracht werde&#x0303;/ wa&#x0364;h-<lb/>
lete deswegen Leches &#x017F;tarken Rappen/ und ritte/ von Tyriotes als einem vermeynten Groß-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Medi&#x017F;chen Ritter begleitet/ nach dem Kampffplatze/ &#x017F;tellete &#x017F;ich auch gleich ge-<lb/>
gen u&#x0364;ber/ da er wu&#x017F;te/ &#x017F;ich das Fra&#x0364;ulein anfinden wu&#x0364;rde. Der Ko&#x0364;nig &#x017F;ahe ihm mit Lu&#x017F;t zu/<lb/>
wie artig er &#x017F;ein Pferd zu&#x017F;prengen/ und derma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich im Sattel zuhalten wu&#x017F;te/ daß er<lb/>
zu Vologe&#x017F;es dem a&#x0364;ltern &#x017F;agete: Dafern die Erfahrenheit zu Pferde zu&#x017F;treiten &#x017F;ei-<lb/>
ner Fecht- und Reit Kun&#x017F;t gleichete/ wu&#x0364;rde ers &#x017F;einem Feinde leicht zuvor tuhn. Welches<lb/>
er beantwortete: Er hielte die&#x017F;en Ritter vor einen halben Wunder-men&#x017F;chen/ der ohn zwei-<lb/>
fel mehr wa&#x0364;hre/ als er &#x017F;ich ausga&#x0364;be. Mithrenes von &#x017F;einem Herrn begleitet/ kam auch an/<lb/>
&#x017F;ahe einem jungen Rie&#x017F;en nicht ungleich/ und ritte auff einem &#x017F;chweren Heng&#x017F;te. Sein<lb/>
Herr erinnerte ihn &#x017F;einer Tapfferkeit/ und daß er die&#x017F;en jungen Ritter nicht gering &#x017F;cha&#x0364;tzen<lb/>
&#x017F;olte/ welcher mit &#x017F;einer Geradigkeit den abgang der Leibeskra&#x0364;fte zuer&#x017F;etzen wu&#x0364;&#x017F;te/ ungeach-<lb/>
tet es ihm doch auch an die&#x017F;en nicht fehlete; Die Wette lieffe hoch an/ und auf den fall des<lb/>
Sieges &#x017F;olte er davon 6000 Kronen zu &#x017F;einem Anteil haben. Die&#x017F;er verwa&#x0364;gene Men&#x017F;ch<lb/>
baht hingegen/ er mo&#x0364;chte doch keinen Zweifel an der u&#x0364;berwindung tragen; es wa&#x0364;hre ein<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;er Unter&#x017F;cheid mit dem Speer zu Pferde/ und mit dem Schwert ohn Harni&#x017F;ch zu fu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e zuka&#x0364;mpffen/ weil zuzeite&#x0303; hier die Beha&#x0364;ndigkeit etwas &#x017F;chaffete/ dorten aber wenig nu&#x0364;tzete;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b b b b ij</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[747/0785] Vierdes Buch. Tochter/ ich wil herzlich gerne folgen. Wol dann/ meine Frl. Tochter/ ſagte er; Sie tuhe nur diß/ und gebe dem hoͤchſtverliebeten Fuͤrſten nach dieſem doch nicht mehr urſach/ daß er trauriger von hinnen ſcheide/ als er herkomt; ich fuͤrchte/ wo meine Frl. Tochter in ihreꝛ Haͤrtigkeit alſo fortfaͤhret/ es werde ſich des Fuͤrſten Herz in dem ungeſtuͤmen Liebes Feur bald verzehren; was nun Eure Liebe vor Nutzen daher haben wuͤrde/ ſtelle ich derſelben zu bedenken anheim. Das Fraͤulein entſetzete ſich der Rede/ und ſagte nach kurzem bedenken: Mein Herr Vater/ wo er mich vaͤterlich liebet/ wolle er mir entdecken/ ob mein Herkules dieſe Vorbitte an ihn geſucht habe. Nein/ meine Frl. Tochter/ antwortete er/ er weiß bey meinen Fuͤrſtlichen Ehren/ nichts umb mein Vorbringen/ ſtellet ſich auch allemahl im ab- ſcheiden von dieſem Orte ſehr froͤlich gegen mich/ wiewol ich ſein heimliches leiden aus un- terſchiedlichen Zeichen wol erkenne. Das Fraͤulein gab ſich hierauff zufrieden/ und ſagete als im ſcherze: Es ſolte ihr Herkules eines ſolchen kraͤfftigen und vollguͤltigen Vorbitters zugenieſſen haben. Und die Warheit zu ſagen/ drungen dieſe Reden dergeſtalt durch ihr Herz/ daß ihr leid wahr/ ihm nicht alles eingewilliget zuhaben. Der Groß Fuͤrſt nam von ihr Abſcheid/ ſie aber putzete ſich Koͤniglich aus/ und ward in aller eile eine Schau Buͤhne vor den Koͤnig und ſeine Fuͤrſten auffgeſchlagen. Der Koͤnig wahr zeitig zugegen mit ſei- nem Hof Stabe/ und ſtelleten ſich die Kaͤmpffer auch ein; Herkules wahr der erſte/ hatte ei- ne ſtarke Ruͤſtung an/ ſo zu Ekbatana mit ſonderlichem fleiß aus dem feſteſten Stahl ge- ſchmiedet wahr; Auff dem Helm fuͤhrete er einen Greiff/ auff deſſen Bruſt ſtunden dieſe Worte: Pullum ereptum quæro Iugens. Das iſt/ Ich ſuche mein geraubetes junges mit groſſer Betraurung. Im Schilde ſtund der kleine David/ und ſchlug dem Goliath das Haͤupt ab/ die uͤmſchrifft wahr: Pietas victrix domat temerarios Die Sieghaffte Gottesfurcht zaͤh- met die Verwaͤgenen. Seines eigenen Pferdes wolte er ſich nicht gebrauchen/ weil er ſol- ches noch in keinem abſonderlichen Treffen verſucht hatte/ und ſeinen trefflichen Blaͤnken hatte er zu Ekbatana gelaſſen/ daß er von darab ſolte nach Perſepolis gebracht werdẽ/ waͤh- lete deswegen Leches ſtarken Rappen/ und ritte/ von Tyriotes als einem vermeynten Groß- Fuͤrſtlichen Mediſchen Ritter begleitet/ nach dem Kampffplatze/ ſtellete ſich auch gleich ge- gen uͤber/ da er wuſte/ ſich das Fraͤulein anfinden wuͤrde. Der Koͤnig ſahe ihm mit Luſt zu/ wie artig er ſein Pferd zuſprengen/ und dermaſſen ſich im Sattel zuhalten wuſte/ daß er zu Vologeſes dem aͤltern ſagete: Dafern die Erfahrenheit zu Pferde zuſtreiten ſei- ner Fecht- und Reit Kunſt gleichete/ wuͤrde ers ſeinem Feinde leicht zuvor tuhn. Welches er beantwortete: Er hielte dieſen Ritter vor einen halben Wunder-menſchen/ der ohn zwei- fel mehr waͤhre/ als er ſich ausgaͤbe. Mithrenes von ſeinem Herrn begleitet/ kam auch an/ ſahe einem jungen Rieſen nicht ungleich/ und ritte auff einem ſchweren Hengſte. Sein Herr erinnerte ihn ſeiner Tapfferkeit/ und daß er dieſen jungen Ritter nicht gering ſchaͤtzen ſolte/ welcher mit ſeiner Geradigkeit den abgang der Leibeskraͤfte zuerſetzen wuͤſte/ ungeach- tet es ihm doch auch an dieſen nicht fehlete; Die Wette lieffe hoch an/ und auf den fall des Sieges ſolte er davon 6000 Kronen zu ſeinem Anteil haben. Dieſer verwaͤgene Menſch baht hingegen/ er moͤchte doch keinen Zweifel an der uͤberwindung tragen; es waͤhre ein groſſer Unterſcheid mit dem Speer zu Pferde/ und mit dem Schwert ohn Harniſch zu fuſ- ſe zukaͤmpffen/ weil zuzeitẽ hier die Behaͤndigkeit etwas ſchaffete/ dorten aber wenig nuͤtzete; der B b b b b ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/785
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/785>, abgerufen am 26.06.2024.