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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
che seiner Diener und Freunde angezeichnet stehen lassen; ist dann gleich mein vermögen
zu schwach/ grosse bedienungen zuleisten/ sol doch mein ergebener Wille keine Gelegenheit
durch Vorsaz verseumen/ sich meinem Herrn als Freunde zu aller mögligkeit darzulegen.
Weil Herkules dieses vorbrachte/ sahe ihn Fabius mit starrem Gesichte an/ und nach sei-
ner Rede endigung sagete er: Mein Herr/ mir genüget an seinem Erbieten/ wegen ange-
nommener Freundschafft daß übrige sey zu seinem Wolgefallen gesprochen; ohn daß ich
unberühret nicht lassen kan/ daß ein Verständiger die Tugend nicht aus dem Alter/ son-
dern bloß aus der gültigen Volkommenheit urteilet; wie dann mannicher junger Baum
viel gesundere und schönere Frucht bringet/ als der mit mossigten ästen sich zwanzig Ellen
außbreitet; und wil nicht sagen daß die Tugend sich allemahl scheinbahrer in jungen/ als
in alten erzeiget/ weil in diesen daß löbliche aus Mangel und Abgang der Bewägungen viel
leichter/ als in der hitzigen Jugend/ stat findet/ und daher/ was so gemein nicht ist/ uns viel
ädler als das tägliche seyn dünket; Alte Rosen sind auch roht/ aber die sich erst von einander
tuhn/ ungleich lieblicher/ auch besseren Geruchs und Krafft/ welches niemand/ als vielleicht
zum scherze leugnen wird. Also führeten diese neuen Freunde ihr sinnreiches Gespräch/ biß
sie vor Padua anlangeten/ und verbunden sich ihre Herzen auff so kurzem Wege in wenig
Stunden dermassen fest zusammen/ daß solches Band nimmermehr kunte auffgelöset noch
zurissen werden. Ladisla übersahe unterdessen seine Schanze auch nicht; dann weil er
sein liebstes Fräule in vorsich führete/ und ihr in geheim alles reden kunte/ suchete er alle
Gelegenheit/ eine genehme Erklärung von ihr zu erlangen; da sie dann allemahl sieh gar
höfflich und gewogen/ doch nicht nach seinem Willen vernehmen lies/ deßwegen er ihr sol-
ches unter verblümten reden abzugehen/ zu ihr sagete: Mein Fräulein/ es fället mir eine
Geschichte ein/ die sich in meinem Vaterlande zugetragen/ und wann es ihr nicht zu wie-
der währe/ ich selbige/ die Zeit zu vertreiben/ und des unsanfften sitzens sie vergessen zu ma-
chen/ gerne erzählen wolte. Mein Herr/ antwortete sie/ sider dem ich aus Räubers Händen
errettet bin/ habe ich über lange Zeit nicht zuklagen gehabt/ und ist mir leid/ daß mein Herr
wegen des unsanfften sitzens sich beschweren muß/ dessen ich die einzige Ursach bin/ und ihm
alle diese Ungelegenheit zuzihe. Ich versichere viel mehr mein Fräulein/ sagte er/ daß Zeit
meines lebens ich nie auff keinem Pferde bequemer gesessen; würde mich auch nicht we-
gern/ auff solche Weise die ganze Welt durchzureiten. Das Fräulein sahe ihn an mit lieb-
lichen blicken und sagte; Seine Höffligkeit mein Herr/ ist so groß/ und die mir erzeigete
Woltahten so häuffig/ daß ich mich erkenne in alle dem ihm schuldig und verbunden zu
seyn/ was ihm belieben kan und mag; meine Ehr außzunehmen halte ich unvonnöhten/ weil
ein so ehrliebender Mensch wider Ehre nichts begehren wird/ der mit Darstreckung seines
Leib und Lebens mir dieselbe beschützet/ und als sie gleich solte geraubet werden/ erlöset und
frey gemacht hat. Aber ich bitte sehr/ mein Herr wolle seinem Erbieten nachkommen/ und
die erwähnete Geschichte seines Vaterlandes mir zuerzählen unbefchweret seyn/ weil von
Kindesbeinen auff/ ich meine beste Luft in Les- und Anhörung löblicher und denkwirdiger
Geschichten suche und empfinde. Ladisla bedankete sich anfangs des hohen Erbietens/ wel-
ches er zwar nicht verdienet hätte/ und doch vor den glükseligsten Ritter sich schätzen wür-
de/ dafern sie ihn dessen wirdig hielte. Sagte hernach; die Geschichte währe kurz und viel-

leicht

Erſtes Buch.
che ſeiner Diener und Freunde angezeichnet ſtehen laſſen; iſt dann gleich mein vermoͤgen
zu ſchwach/ groſſe bedienungen zuleiſten/ ſol doch mein ergebener Wille keine Gelegenheit
durch Vorſaz verſeumen/ ſich meinem Herrn als Freunde zu aller moͤgligkeit darzulegen.
Weil Herkules dieſes vorbrachte/ ſahe ihn Fabius mit ſtarrem Geſichte an/ und nach ſei-
ner Rede endigung ſagete er: Mein Herr/ mir genuͤget an ſeinem Erbieten/ wegen ange-
nommener Freundſchafft daß uͤbrige ſey zu ſeinem Wolgefallen geſprochen; ohn daß ich
unberuͤhret nicht laſſen kan/ daß ein Verſtaͤndiger die Tugend nicht aus dem Alter/ ſon-
dern bloß aus der guͤltigen Volkommenheit urteilet; wie dann mannicher junger Baum
viel geſundere und ſchoͤnere Frucht bringet/ als der mit moſſigten aͤſten ſich zwanzig Ellen
außbreitet; und wil nicht ſagen daß die Tugend ſich allemahl ſcheinbahrer in jungen/ als
in alten erzeiget/ weil in dieſen daß loͤbliche aus Mangel und Abgang der Bewaͤgungen viel
leichter/ als in der hitzigen Jugend/ ſtat findet/ und daher/ was ſo gemein nicht iſt/ uns viel
aͤdler als das taͤgliche ſeyn duͤnket; Alte Roſen ſind auch roht/ aber die ſich erſt von einandeꝛ
tuhn/ ungleich lieblicher/ auch beſſeren Geruchs und Krafft/ welches niemand/ als vielleicht
zum ſcherze leugnen wird. Alſo fuͤhreten dieſe neuen Freunde ihr ſinnreiches Geſpraͤch/ biß
ſie vor Padua anlangeten/ und verbunden ſich ihre Herzen auff ſo kurzem Wege in wenig
Stunden dermaſſen feſt zuſammen/ daß ſolches Band nim̃ermehr kunte auffgeloͤſet noch
zuriſſen werden. Ladiſla uͤberſahe unterdeſſen ſeine Schanze auch nicht; dann weil er
ſein liebſtes Fraͤule in vorſich fuͤhrete/ und ihr in geheim alles reden kunte/ ſuchete er alle
Gelegenheit/ eine genehme Erklaͤrung von ihr zu erlangen; da ſie dann allemahl ſieh gar
hoͤfflich und gewogen/ doch nicht nach ſeinem Willen vernehmen lies/ deßwegen er ihr ſol-
ches unter verbluͤmten reden abzugehen/ zu ihr ſagete: Mein Fraͤulein/ es faͤllet mir eine
Geſchichte ein/ die ſich in meinem Vaterlande zugetragen/ und wann es ihr nicht zu wie-
der waͤhre/ ich ſelbige/ die Zeit zu vertreiben/ und des unſanfften ſitzens ſie vergeſſen zu ma-
chen/ gerne erzaͤhlen wolte. Mein Herr/ antwortete ſie/ ſider dem ich aus Raͤubers Haͤndẽ
errettet bin/ habe ich uͤber lange Zeit nicht zuklagen gehabt/ und iſt mir leid/ daß mein Herr
wegen des unſanfften ſitzens ſich beſchweren muß/ deſſen ich die einzige Urſach bin/ und ihm
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meines lebens ich nie auff keinem Pferde bequemer geſeſſen; wuͤrde mich auch nicht we-
gern/ auff ſolche Weiſe die ganze Welt durchzureiten. Das Fraͤulein ſahe ihn an mit lieb-
lichen blicken und ſagte; Seine Hoͤffligkeit mein Herr/ iſt ſo groß/ und die mir erzeigete
Woltahten ſo haͤuffig/ daß ich mich erkenne in alle dem ihm ſchuldig und verbunden zu
ſeyn/ was ihm belieben kan und mag; meine Ehr außzunehmen halte ich unvonnoͤhten/ weil
ein ſo ehrliebender Menſch wider Ehre nichts begehren wird/ der mit Darſtreckung ſeines
Leib und Lebens mir dieſelbe beſchuͤtzet/ und als ſie gleich ſolte geraubet werden/ erloͤſet und
frey gemacht hat. Aber ich bitte ſehr/ mein Herr wolle ſeinem Erbieten nachkommen/ und
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Kindesbeinen auff/ ich meine beſte Luft in Leſ- und Anhoͤrung loͤblicher und denkwirdiger
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ches er zwar nicht verdienet haͤtte/ und doch vor den gluͤkſeligſten Ritter ſich ſchaͤtzen wuͤr-
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/78>, abgerufen am 21.12.2024.