Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
des Leuten verteidiget/ so offt sie mir solche streitig machen wollen. Mithrenes hatte sich ge-
rade gegen über gestellet/ und lachete dieser Antwort gar hönisch; welches ihn heftig schmer-
zete/ und nur wünschete/ gelegenheit zuhaben/ ihn dessen gereuen zumachen/ welche ihm bald
an die hand gegeben ward; dann nach geendigter seiner Rede/ die Vologeses als zu frech
auffnam/ sagte derselbe zu seinem Mithrenes: Als viel ich von diesem jungen Teutschen
vernehme/ ist bey euch und ihnen eine grosse Ungleicheit im Ritter-werden. Ja/ Durchleuch-
tiger Fürst/ antwortete dieser; wer bey uns in Armenien Ritter heissen wil/ muß nicht al-
lein das Maul/ sondern vielmehr die Fäuste zugebrauchen wissen; so lässet man auch keinen
unter 25 Jahren zu/ er habe dann fünff Ritter herab gestochen/ und solches ohn einige Be-
wägung im Sattel/ würde auch mit so einem jungen Knaben/ wie dieser ist/ sich niemand
leicht in Streit einlassen/ da ihm nicht zuvor Zusage geschähe/ es solte ihm an seinem Rit-
terstande keinerley weise schimpflich seyn. Herkules ward durch solche äusserste beschimpf-
fung dermassen entrüstet/ daß er sich fast übersehen hätte/ begriff sich aber noch/ und fing an:
Allergroßmächtigster Unüberwindlichster König/ allergnädigster Herr; demnach Eure
Königl. Hocheit mich unwirdigsten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch
höhere Königl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit fähig seyn kan/ gelebe ich allerun-
tertähnigst der tröstlichen Zuversicht/ Dieselbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ seine
ritterliche Ehre zuhandhaben/ solches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller-
gnädigsten Fräulein/ als deren Höchst Seel. Herr Vater mich dieses Standes gewirdiget
hat; setzete sich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der König sahe ihn
an/ entsetzete sich fast vor seinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unser Die-
ner bist/ und jener stolzer (den wir umb seines Herrn willen übersehen) dir zu nahe getreten
ist/ sol dir ritterliche Freyheit erlaubet seyn. Bald stund Herkules auff/ bedankete sich aller-
untertähnigst/ und sagte zu Vologeses: Durchleuchtiger Fürst/ Eure Durchl. mit einigem
Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch seyd (sagte er zu Mithrenes)
habt als ein stolzer (wie Königl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebühr mich be-
schimpffet/ und ohn alle gegebene Ursach euch gelüsten lassen/ meine ritterliche Ehre zukrän-
ken; da ich nun solches einfressen würde/ währe ich nicht allein unwirdig/ meines grossen
Königes Diener zuseyn/ sondern dürffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vater-
land setzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr müsset mir ohne
Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeübet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fürchtete
sich vor dem Könige/ hatte auch von seinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu-
fahren/ deswegen gab er ihm diese Antwort: Habe ich meinem allergnädigsten Könige zu-
wider gehandelt/ so bitte von seiner Königl. Hocheit ich dessen alleruntertähnigst Verge-
bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Könige begnadet; Zu Herkules aber
sagte er: Jüngling/ ich habe dich nicht als einen Königlichen Diener beschimpffet/ dann
davor werden die Götter mich wol behüten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebest/
wovor du nicht erkennet bist/ habe ich unbeantwortet nicht lassen können; nun hastu über
das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Jüngling/ du weist noch nicht was ein
Kampf ist/ und wirst solches zuvor müssen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die scharf-
fe Spitze wagest/ dann deiner drey oder viere würden mir viel zu leicht seyn/ daher/ Königl.

Hocheit
A a a a a iij

Vierdes Buch.
des Leuten verteidiget/ ſo offt ſie mir ſolche ſtreitig machen wollen. Mithrenes hatte ſich ge-
rade gegen uͤber geſtellet/ uñ lachete dieſer Antwort gar hoͤniſch; welches ihn heftig ſchmer-
zete/ und nuꝛ wuͤnſchete/ gelegenheit zuhaben/ ihn deſſen gereuen zumachen/ welche ihm bald
an die hand gegeben ward; dann nach geendigter ſeiner Rede/ die Vologeſes als zu frech
auffnam/ ſagte derſelbe zu ſeinem Mithrenes: Als viel ich von dieſem jungen Teutſchen
vernehme/ iſt bey euch uñ ihnen eine groſſe Ungleicheit im Ritter-weꝛden. Ja/ Durchleuch-
tiger Fuͤrſt/ antwortete dieſer; wer bey uns in Armenien Ritter heiſſen wil/ muß nicht al-
lein das Maul/ ſondern vielmehr die Faͤuſte zugebrauchen wiſſen; ſo laͤſſet man auch keinen
unter 25 Jahren zu/ er habe dann fuͤnff Ritter herab geſtochen/ und ſolches ohn einige Be-
waͤgung im Sattel/ wuͤrde auch mit ſo einem jungen Knaben/ wie dieſer iſt/ ſich niemand
leicht in Streit einlaſſen/ da ihm nicht zuvor Zuſage geſchaͤhe/ es ſolte ihm an ſeinem Rit-
terſtande keinerley weiſe ſchimpflich ſeyn. Herkules ward durch ſolche aͤuſſerſte beſchimpf-
fung dermaſſen entruͤſtet/ daß er ſich faſt uͤberſehen haͤtte/ begriff ſich aber noch/ und fing an:
Allergroßmaͤchtigſter Unuͤberwindlichſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; demnach Eure
Koͤnigl. Hocheit mich unwirdigſten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch
hoͤhere Koͤnigl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit faͤhig ſeyn kan/ gelebe ich allerun-
tertaͤhnigſt der troͤſtlichen Zuverſicht/ Dieſelbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ ſeine
ritterliche Ehre zuhandhaben/ ſolches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller-
gnaͤdigſten Fraͤulein/ als deren Hoͤchſt Seel. Herr Vater mich dieſes Standes gewirdiget
hat; ſetzete ſich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der Koͤnig ſahe ihn
an/ entſetzete ſich faſt vor ſeinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unſer Die-
ner biſt/ und jener ſtolzer (den wir umb ſeines Herrn willen uͤberſehen) dir zu nahe getreten
iſt/ ſol dir ritterliche Freyheit erlaubet ſeyn. Bald ſtund Herkules auff/ bedankete ſich aller-
untertaͤhnigſt/ und ſagte zu Vologeſes: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ Eure Durchl. mit einigem
Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch ſeyd (ſagte er zu Mithrenes)
habt als ein ſtolzer (wie Koͤnigl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebuͤhr mich be-
ſchimpffet/ und ohn alle gegebene Urſach euch gelüſten laſſen/ meine ritterliche Ehre zukraͤn-
ken; da ich nun ſolches einfreſſen wuͤrde/ waͤhre ich nicht allein unwirdig/ meines groſſen
Koͤniges Diener zuſeyn/ ſondern duͤrffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vateꝛ-
land ſetzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr muͤſſet mir ohne
Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeuͤbet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fuͤrchtete
ſich vor dem Koͤnige/ hatte auch von ſeinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu-
fahren/ deswegen gab er ihm dieſe Antwort: Habe ich meinem allergnaͤdigſten Koͤnige zu-
wider gehandelt/ ſo bitte von ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich deſſen alleruntertaͤhnigſt Verge-
bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Koͤnige begnadet; Zu Herkules aber
ſagte er: Juͤngling/ ich habe dich nicht als einen Koͤniglichen Diener beſchimpffet/ dann
davor werden die Goͤtter mich wol behuͤten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebeſt/
wovor du nicht erkennet biſt/ habe ich unbeantwortet nicht laſſen koͤnnen; nun haſtu uͤber
das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Juͤngling/ du weiſt noch nicht was ein
Kampf iſt/ und wirſt ſolches zuvor muͤſſen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die ſcharf-
fe Spitze wageſt/ dann deiner drey oder viere wuͤrden mir viel zu leicht ſeyn/ daher/ Koͤnigl.

Hocheit
A a a a a iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0779" n="741"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
des Leuten verteidiget/ &#x017F;o offt &#x017F;ie mir &#x017F;olche &#x017F;treitig machen wollen. Mithrenes hatte &#x017F;ich ge-<lb/>
rade gegen u&#x0364;ber ge&#x017F;tellet/ un&#x0303; lachete die&#x017F;er Antwort gar ho&#x0364;ni&#x017F;ch; welches ihn heftig &#x017F;chmer-<lb/>
zete/ und nu&#xA75B; wu&#x0364;n&#x017F;chete/ gelegenheit zuhaben/ ihn de&#x017F;&#x017F;en gereuen zumachen/ welche ihm bald<lb/>
an die hand gegeben ward; dann nach geendigter &#x017F;einer Rede/ die Vologe&#x017F;es als zu frech<lb/>
auffnam/ &#x017F;agte der&#x017F;elbe zu &#x017F;einem Mithrenes: Als viel ich von die&#x017F;em jungen Teut&#x017F;chen<lb/>
vernehme/ i&#x017F;t bey euch un&#x0303; ihnen eine gro&#x017F;&#x017F;e Ungleicheit im Ritter-we&#xA75B;den. Ja/ Durchleuch-<lb/>
tiger Fu&#x0364;r&#x017F;t/ antwortete die&#x017F;er; wer bey uns in Armenien Ritter hei&#x017F;&#x017F;en wil/ muß nicht al-<lb/>
lein das Maul/ &#x017F;ondern vielmehr die Fa&#x0364;u&#x017F;te zugebrauchen wi&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man auch keinen<lb/>
unter 25 Jahren zu/ er habe dann fu&#x0364;nff Ritter herab ge&#x017F;tochen/ und &#x017F;olches ohn einige Be-<lb/>
wa&#x0364;gung im Sattel/ wu&#x0364;rde auch mit &#x017F;o einem jungen Knaben/ wie die&#x017F;er i&#x017F;t/ &#x017F;ich niemand<lb/>
leicht in Streit einla&#x017F;&#x017F;en/ da ihm nicht zuvor Zu&#x017F;age ge&#x017F;cha&#x0364;he/ es &#x017F;olte ihm an &#x017F;einem Rit-<lb/>
ter&#x017F;tande keinerley wei&#x017F;e &#x017F;chimpflich &#x017F;eyn. Herkules ward durch &#x017F;olche a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;te be&#x017F;chimpf-<lb/>
fung derma&#x017F;&#x017F;en entru&#x0364;&#x017F;tet/ daß er &#x017F;ich fa&#x017F;t u&#x0364;ber&#x017F;ehen ha&#x0364;tte/ begriff &#x017F;ich aber noch/ und fing an:<lb/>
Allergroßma&#x0364;chtig&#x017F;ter Unu&#x0364;berwindlich&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ allergna&#x0364;dig&#x017F;ter Herr; demnach Eure<lb/>
Ko&#x0364;nigl. Hocheit mich unwirdig&#x017F;ten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch<lb/>
ho&#x0364;here Ko&#x0364;nigl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit fa&#x0364;hig &#x017F;eyn kan/ gelebe ich allerun-<lb/>
terta&#x0364;hnig&#x017F;t der tro&#x0364;&#x017F;tlichen Zuver&#x017F;icht/ Die&#x017F;elbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ &#x017F;eine<lb/>
ritterliche Ehre zuhandhaben/ &#x017F;olches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller-<lb/>
gna&#x0364;dig&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein/ als deren Ho&#x0364;ch&#x017F;t Seel. Herr Vater mich die&#x017F;es Standes gewirdiget<lb/>
hat; &#x017F;etzete &#x017F;ich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der Ko&#x0364;nig &#x017F;ahe ihn<lb/>
an/ ent&#x017F;etzete &#x017F;ich fa&#x017F;t vor &#x017F;einen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du un&#x017F;er Die-<lb/>
ner bi&#x017F;t/ und jener &#x017F;tolzer (den wir umb &#x017F;eines Herrn willen u&#x0364;ber&#x017F;ehen) dir zu nahe getreten<lb/>
i&#x017F;t/ &#x017F;ol dir ritterliche Freyheit erlaubet &#x017F;eyn. Bald &#x017F;tund Herkules auff/ bedankete &#x017F;ich aller-<lb/>
unterta&#x0364;hnig&#x017F;t/ und &#x017F;agte zu Vologe&#x017F;es: Durchleuchtiger Fu&#x0364;r&#x017F;t/ Eure Durchl. mit einigem<lb/>
Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch &#x017F;eyd (&#x017F;agte er zu Mithrenes)<lb/>
habt als ein &#x017F;tolzer (wie Ko&#x0364;nigl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebu&#x0364;hr mich be-<lb/>
&#x017F;chimpffet/ und ohn alle gegebene Ur&#x017F;ach euch gelü&#x017F;ten la&#x017F;&#x017F;en/ meine ritterliche Ehre zukra&#x0364;n-<lb/>
ken; da ich nun &#x017F;olches einfre&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde/ wa&#x0364;hre ich nicht allein unwirdig/ meines gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ko&#x0364;niges Diener zu&#x017F;eyn/ &#x017F;ondern du&#x0364;rffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vate&#xA75B;-<lb/>
land &#x017F;etzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et mir ohne<lb/>
Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeu&#x0364;bet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fu&#x0364;rchtete<lb/>
&#x017F;ich vor dem Ko&#x0364;nige/ hatte auch von &#x017F;einem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu-<lb/>
fahren/ deswegen gab er ihm die&#x017F;e Antwort: Habe ich meinem allergna&#x0364;dig&#x017F;ten Ko&#x0364;nige zu-<lb/>
wider gehandelt/ &#x017F;o bitte von &#x017F;einer Ko&#x0364;nigl. Hocheit ich de&#x017F;&#x017F;en allerunterta&#x0364;hnig&#x017F;t Verge-<lb/>
bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Ko&#x0364;nige begnadet; Zu Herkules aber<lb/>
&#x017F;agte er: Ju&#x0364;ngling/ ich habe dich nicht als einen Ko&#x0364;niglichen Diener be&#x017F;chimpffet/ dann<lb/>
davor werden die Go&#x0364;tter mich wol behu&#x0364;ten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebe&#x017F;t/<lb/>
wovor du nicht erkennet bi&#x017F;t/ habe ich unbeantwortet nicht la&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen; nun ha&#x017F;tu u&#x0364;ber<lb/>
das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Ju&#x0364;ngling/ du wei&#x017F;t noch nicht was ein<lb/>
Kampf i&#x017F;t/ und wir&#x017F;t &#x017F;olches zuvor mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die &#x017F;charf-<lb/>
fe Spitze wage&#x017F;t/ dann deiner drey oder viere wu&#x0364;rden mir viel zu leicht &#x017F;eyn/ daher/ Ko&#x0364;nigl.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a a iij</fw><fw place="bottom" type="catch">Hocheit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[741/0779] Vierdes Buch. des Leuten verteidiget/ ſo offt ſie mir ſolche ſtreitig machen wollen. Mithrenes hatte ſich ge- rade gegen uͤber geſtellet/ uñ lachete dieſer Antwort gar hoͤniſch; welches ihn heftig ſchmer- zete/ und nuꝛ wuͤnſchete/ gelegenheit zuhaben/ ihn deſſen gereuen zumachen/ welche ihm bald an die hand gegeben ward; dann nach geendigter ſeiner Rede/ die Vologeſes als zu frech auffnam/ ſagte derſelbe zu ſeinem Mithrenes: Als viel ich von dieſem jungen Teutſchen vernehme/ iſt bey euch uñ ihnen eine groſſe Ungleicheit im Ritter-weꝛden. Ja/ Durchleuch- tiger Fuͤrſt/ antwortete dieſer; wer bey uns in Armenien Ritter heiſſen wil/ muß nicht al- lein das Maul/ ſondern vielmehr die Faͤuſte zugebrauchen wiſſen; ſo laͤſſet man auch keinen unter 25 Jahren zu/ er habe dann fuͤnff Ritter herab geſtochen/ und ſolches ohn einige Be- waͤgung im Sattel/ wuͤrde auch mit ſo einem jungen Knaben/ wie dieſer iſt/ ſich niemand leicht in Streit einlaſſen/ da ihm nicht zuvor Zuſage geſchaͤhe/ es ſolte ihm an ſeinem Rit- terſtande keinerley weiſe ſchimpflich ſeyn. Herkules ward durch ſolche aͤuſſerſte beſchimpf- fung dermaſſen entruͤſtet/ daß er ſich faſt uͤberſehen haͤtte/ begriff ſich aber noch/ und fing an: Allergroßmaͤchtigſter Unuͤberwindlichſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; demnach Eure Koͤnigl. Hocheit mich unwirdigſten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch hoͤhere Koͤnigl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit faͤhig ſeyn kan/ gelebe ich allerun- tertaͤhnigſt der troͤſtlichen Zuverſicht/ Dieſelbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ ſeine ritterliche Ehre zuhandhaben/ ſolches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller- gnaͤdigſten Fraͤulein/ als deren Hoͤchſt Seel. Herr Vater mich dieſes Standes gewirdiget hat; ſetzete ſich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der Koͤnig ſahe ihn an/ entſetzete ſich faſt vor ſeinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unſer Die- ner biſt/ und jener ſtolzer (den wir umb ſeines Herrn willen uͤberſehen) dir zu nahe getreten iſt/ ſol dir ritterliche Freyheit erlaubet ſeyn. Bald ſtund Herkules auff/ bedankete ſich aller- untertaͤhnigſt/ und ſagte zu Vologeſes: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ Eure Durchl. mit einigem Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch ſeyd (ſagte er zu Mithrenes) habt als ein ſtolzer (wie Koͤnigl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebuͤhr mich be- ſchimpffet/ und ohn alle gegebene Urſach euch gelüſten laſſen/ meine ritterliche Ehre zukraͤn- ken; da ich nun ſolches einfreſſen wuͤrde/ waͤhre ich nicht allein unwirdig/ meines groſſen Koͤniges Diener zuſeyn/ ſondern duͤrffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vateꝛ- land ſetzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr muͤſſet mir ohne Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeuͤbet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fuͤrchtete ſich vor dem Koͤnige/ hatte auch von ſeinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu- fahren/ deswegen gab er ihm dieſe Antwort: Habe ich meinem allergnaͤdigſten Koͤnige zu- wider gehandelt/ ſo bitte von ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich deſſen alleruntertaͤhnigſt Verge- bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Koͤnige begnadet; Zu Herkules aber ſagte er: Juͤngling/ ich habe dich nicht als einen Koͤniglichen Diener beſchimpffet/ dann davor werden die Goͤtter mich wol behuͤten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebeſt/ wovor du nicht erkennet biſt/ habe ich unbeantwortet nicht laſſen koͤnnen; nun haſtu uͤber das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Juͤngling/ du weiſt noch nicht was ein Kampf iſt/ und wirſt ſolches zuvor muͤſſen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die ſcharf- fe Spitze wageſt/ dann deiner drey oder viere wuͤrden mir viel zu leicht ſeyn/ daher/ Koͤnigl. Hocheit A a a a a iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/779
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/779>, abgerufen am 22.12.2024.