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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
des Leuten verteidiget/ so offt sie mir solche streitig machen wollen. Mithrenes hatte sich ge-
rade gegen über gestellet/ und lachete dieser Antwort gar hönisch; welches ihn heftig schmer-
zete/ und nur wünschete/ gelegenheit zuhaben/ ihn dessen gereuen zumachen/ welche ihm bald
an die hand gegeben ward; dann nach geendigter seiner Rede/ die Vologeses als zu frech
auffnam/ sagte derselbe zu seinem Mithrenes: Als viel ich von diesem jungen Teutschen
vernehme/ ist bey euch und ihnen eine grosse Ungleicheit im Ritter-werden. Ja/ Durchleuch-
tiger Fürst/ antwortete dieser; wer bey uns in Armenien Ritter heissen wil/ muß nicht al-
lein das Maul/ sondern vielmehr die Fäuste zugebrauchen wissen; so lässet man auch keinen
unter 25 Jahren zu/ er habe dann fünff Ritter herab gestochen/ und solches ohn einige Be-
wägung im Sattel/ würde auch mit so einem jungen Knaben/ wie dieser ist/ sich niemand
leicht in Streit einlassen/ da ihm nicht zuvor Zusage geschähe/ es solte ihm an seinem Rit-
terstande keinerley weise schimpflich seyn. Herkules ward durch solche äusserste beschimpf-
fung dermassen entrüstet/ daß er sich fast übersehen hätte/ begriff sich aber noch/ und fing an:
Allergroßmächtigster Unüberwindlichster König/ allergnädigster Herr; demnach Eure
Königl. Hocheit mich unwirdigsten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch
höhere Königl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit fähig seyn kan/ gelebe ich allerun-
tertähnigst der tröstlichen Zuversicht/ Dieselbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ seine
ritterliche Ehre zuhandhaben/ solches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller-
gnädigsten Fräulein/ als deren Höchst Seel. Herr Vater mich dieses Standes gewirdiget
hat; setzete sich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der König sahe ihn
an/ entsetzete sich fast vor seinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unser Die-
ner bist/ und jener stolzer (den wir umb seines Herrn willen übersehen) dir zu nahe getreten
ist/ sol dir ritterliche Freyheit erlaubet seyn. Bald stund Herkules auff/ bedankete sich aller-
untertähnigst/ und sagte zu Vologeses: Durchleuchtiger Fürst/ Eure Durchl. mit einigem
Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch seyd (sagte er zu Mithrenes)
habt als ein stolzer (wie Königl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebühr mich be-
schimpffet/ und ohn alle gegebene Ursach euch gelüsten lassen/ meine ritterliche Ehre zukrän-
ken; da ich nun solches einfressen würde/ währe ich nicht allein unwirdig/ meines grossen
Königes Diener zuseyn/ sondern dürffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vater-
land setzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr müsset mir ohne
Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeübet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fürchtete
sich vor dem Könige/ hatte auch von seinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu-
fahren/ deswegen gab er ihm diese Antwort: Habe ich meinem allergnädigsten Könige zu-
wider gehandelt/ so bitte von seiner Königl. Hocheit ich dessen alleruntertähnigst Verge-
bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Könige begnadet; Zu Herkules aber
sagte er: Jüngling/ ich habe dich nicht als einen Königlichen Diener beschimpffet/ dann
davor werden die Götter mich wol behüten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebest/
wovor du nicht erkennet bist/ habe ich unbeantwortet nicht lassen können; nun hastu über
das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Jüngling/ du weist noch nicht was ein
Kampf ist/ und wirst solches zuvor müssen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die scharf-
fe Spitze wagest/ dann deiner drey oder viere würden mir viel zu leicht seyn/ daher/ Königl.

Hocheit
A a a a a iij

Vierdes Buch.
des Leuten verteidiget/ ſo offt ſie mir ſolche ſtreitig machen wollen. Mithrenes hatte ſich ge-
rade gegen uͤber geſtellet/ uñ lachete dieſer Antwort gar hoͤniſch; welches ihn heftig ſchmer-
zete/ und nuꝛ wuͤnſchete/ gelegenheit zuhaben/ ihn deſſen gereuen zumachen/ welche ihm bald
an die hand gegeben ward; dann nach geendigter ſeiner Rede/ die Vologeſes als zu frech
auffnam/ ſagte derſelbe zu ſeinem Mithrenes: Als viel ich von dieſem jungen Teutſchen
vernehme/ iſt bey euch uñ ihnen eine groſſe Ungleicheit im Ritter-weꝛden. Ja/ Durchleuch-
tiger Fuͤrſt/ antwortete dieſer; wer bey uns in Armenien Ritter heiſſen wil/ muß nicht al-
lein das Maul/ ſondern vielmehr die Faͤuſte zugebrauchen wiſſen; ſo laͤſſet man auch keinen
unter 25 Jahren zu/ er habe dann fuͤnff Ritter herab geſtochen/ und ſolches ohn einige Be-
waͤgung im Sattel/ wuͤrde auch mit ſo einem jungen Knaben/ wie dieſer iſt/ ſich niemand
leicht in Streit einlaſſen/ da ihm nicht zuvor Zuſage geſchaͤhe/ es ſolte ihm an ſeinem Rit-
terſtande keinerley weiſe ſchimpflich ſeyn. Herkules ward durch ſolche aͤuſſerſte beſchimpf-
fung dermaſſen entruͤſtet/ daß er ſich faſt uͤberſehen haͤtte/ begriff ſich aber noch/ und fing an:
Allergroßmaͤchtigſter Unuͤberwindlichſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; demnach Eure
Koͤnigl. Hocheit mich unwirdigſten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch
hoͤhere Koͤnigl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit faͤhig ſeyn kan/ gelebe ich allerun-
tertaͤhnigſt der troͤſtlichen Zuverſicht/ Dieſelbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ ſeine
ritterliche Ehre zuhandhaben/ ſolches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller-
gnaͤdigſten Fraͤulein/ als deren Hoͤchſt Seel. Herr Vater mich dieſes Standes gewirdiget
hat; ſetzete ſich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der Koͤnig ſahe ihn
an/ entſetzete ſich faſt vor ſeinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unſer Die-
ner biſt/ und jener ſtolzer (den wir umb ſeines Herrn willen uͤberſehen) dir zu nahe getreten
iſt/ ſol dir ritterliche Freyheit erlaubet ſeyn. Bald ſtund Herkules auff/ bedankete ſich aller-
untertaͤhnigſt/ und ſagte zu Vologeſes: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ Eure Durchl. mit einigem
Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch ſeyd (ſagte er zu Mithrenes)
habt als ein ſtolzer (wie Koͤnigl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebuͤhr mich be-
ſchimpffet/ und ohn alle gegebene Urſach euch gelüſten laſſen/ meine ritterliche Ehre zukraͤn-
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land ſetzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr muͤſſet mir ohne
Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeuͤbet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fuͤrchtete
ſich vor dem Koͤnige/ hatte auch von ſeinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu-
fahren/ deswegen gab er ihm dieſe Antwort: Habe ich meinem allergnaͤdigſten Koͤnige zu-
wider gehandelt/ ſo bitte von ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich deſſen alleruntertaͤhnigſt Verge-
bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Koͤnige begnadet; Zu Herkules aber
ſagte er: Juͤngling/ ich habe dich nicht als einen Koͤniglichen Diener beſchimpffet/ dann
davor werden die Goͤtter mich wol behuͤten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebeſt/
wovor du nicht erkennet biſt/ habe ich unbeantwortet nicht laſſen koͤnnen; nun haſtu uͤber
das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Juͤngling/ du weiſt noch nicht was ein
Kampf iſt/ und wirſt ſolches zuvor muͤſſen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die ſcharf-
fe Spitze wageſt/ dann deiner drey oder viere wuͤrden mir viel zu leicht ſeyn/ daher/ Koͤnigl.

Hocheit
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[741/0779] Vierdes Buch. des Leuten verteidiget/ ſo offt ſie mir ſolche ſtreitig machen wollen. Mithrenes hatte ſich ge- rade gegen uͤber geſtellet/ uñ lachete dieſer Antwort gar hoͤniſch; welches ihn heftig ſchmer- zete/ und nuꝛ wuͤnſchete/ gelegenheit zuhaben/ ihn deſſen gereuen zumachen/ welche ihm bald an die hand gegeben ward; dann nach geendigter ſeiner Rede/ die Vologeſes als zu frech auffnam/ ſagte derſelbe zu ſeinem Mithrenes: Als viel ich von dieſem jungen Teutſchen vernehme/ iſt bey euch uñ ihnen eine groſſe Ungleicheit im Ritter-weꝛden. Ja/ Durchleuch- tiger Fuͤrſt/ antwortete dieſer; wer bey uns in Armenien Ritter heiſſen wil/ muß nicht al- lein das Maul/ ſondern vielmehr die Faͤuſte zugebrauchen wiſſen; ſo laͤſſet man auch keinen unter 25 Jahren zu/ er habe dann fuͤnff Ritter herab geſtochen/ und ſolches ohn einige Be- waͤgung im Sattel/ wuͤrde auch mit ſo einem jungen Knaben/ wie dieſer iſt/ ſich niemand leicht in Streit einlaſſen/ da ihm nicht zuvor Zuſage geſchaͤhe/ es ſolte ihm an ſeinem Rit- terſtande keinerley weiſe ſchimpflich ſeyn. Herkules ward durch ſolche aͤuſſerſte beſchimpf- fung dermaſſen entruͤſtet/ daß er ſich faſt uͤberſehen haͤtte/ begriff ſich aber noch/ und fing an: Allergroßmaͤchtigſter Unuͤberwindlichſter Koͤnig/ allergnaͤdigſter Herr; demnach Eure Koͤnigl. Hocheit mich unwirdigſten vor einen Ritterlichen Diener angenommen/ auch hoͤhere Koͤnigl. Gnade mir erzeiget/ als meine Wenigkeit faͤhig ſeyn kan/ gelebe ich allerun- tertaͤhnigſt der troͤſtlichen Zuverſicht/ Dieſelbe werden ihrem Diener Freyheit geben/ ſeine ritterliche Ehre zuhandhaben/ ſolches bitte ich im Nahmen und von wegen meiner aller- gnaͤdigſten Fraͤulein/ als deren Hoͤchſt Seel. Herr Vater mich dieſes Standes gewirdiget hat; ſetzete ſich darauf in die Knie/ und erwartete genehmer Antwort. Der Koͤnig ſahe ihn an/ entſetzete ſich faſt vor ſeinen feurigen Augen/ und antwortete ihm: Weil du unſer Die- ner biſt/ und jener ſtolzer (den wir umb ſeines Herrn willen uͤberſehen) dir zu nahe getreten iſt/ ſol dir ritterliche Freyheit erlaubet ſeyn. Bald ſtund Herkules auff/ bedankete ſich aller- untertaͤhnigſt/ und ſagte zu Vologeſes: Durchleuchtiger Fuͤrſt/ Eure Durchl. mit einigem Worte zubeleidigen/ bin ich nicht willens; aber wer ihr auch ſeyd (ſagte er zu Mithrenes) habt als ein ſtolzer (wie Koͤnigl. Hocheit euch gefcholten) wider Rittergebuͤhr mich be- ſchimpffet/ und ohn alle gegebene Urſach euch gelüſten laſſen/ meine ritterliche Ehre zukraͤn- ken; da ich nun ſolches einfreſſen wuͤrde/ waͤhre ich nicht allein unwirdig/ meines groſſen Koͤniges Diener zuſeyn/ ſondern duͤrffte auch keinen Fuß wieder in mein geliebtes Vateꝛ- land ſetzen; begehre demnach Abtrag vor angelegte Schmach/ oder ihr muͤſſet mir ohne Kampff nicht entgehen/ wie jung und ungeuͤbet ihr mich gleich haltet. Mithrenes fuͤrchtete ſich vor dem Koͤnige/ hatte auch von ſeinem Herrn einen Wink bekommen/ glimpflich zu- fahren/ deswegen gab er ihm dieſe Antwort: Habe ich meinem allergnaͤdigſten Koͤnige zu- wider gehandelt/ ſo bitte von ſeiner Koͤnigl. Hocheit ich deſſen alleruntertaͤhnigſt Verge- bung; taht hiemit einen Fußfall/ und ward von dem Koͤnige begnadet; Zu Herkules aber ſagte er: Juͤngling/ ich habe dich nicht als einen Koͤniglichen Diener beſchimpffet/ dann davor werden die Goͤtter mich wol behuͤten/ aber daß du dich vor einen Ritter angiebeſt/ wovor du nicht erkennet biſt/ habe ich unbeantwortet nicht laſſen koͤnnen; nun haſtu uͤber das mich noch zum Kampfe ausgefodert/ aber mein Juͤngling/ du weiſt noch nicht was ein Kampf iſt/ und wirſt ſolches zuvor muͤſſen in der Schuele lernen/ ehe du dich vor die ſcharf- fe Spitze wageſt/ dann deiner drey oder viere wuͤrden mir viel zu leicht ſeyn/ daher/ Koͤnigl. Hocheit A a a a a iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/779>, abgerufen am 26.06.2024.