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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
Herkules dadurch zuerzürnen wante demnach abermahl ein/ er pflegete sich der Schimpf-
übungen gerne zuentbrechen/ so währe er auch nicht mehr in seinen/ sondern in der König-
lichen Fräulein/ bevorab in Königl. Hocheit Diensten. Worauff Vologeses zur Antwort
gab/ sein Mithrenes solte ihm schon Ursach zum ernstlichen Gefechte geben/ da er sonst so
viel herzens hätte sich zu wehren/ wolte doch mit ihm abreden/ daß er seiner Gesundheit und
Lebens schonen solte. Phraortes stellete es endlich zu ihrer Königl. Hocheit bewilligung/
auff welchen Fall er sich abermahl zur Wette erbot. Artabanus sagete/ er sähe den Jüng-
ling davor nicht an/ daß grosse Kräfte hinter ihm stecken solten/ nicht destoweniger möchte
er wol sehen/ wie er sich in die Sache schicken wolte/ und das Gewehr führen. Des folgen-
den Morgens ward Herkules nebest den Groß Fürsten nach dem Fräulein geführet/ da er
ihr eine wolgeschriebene Griechische Bibel mitbrachte. Sie verwunderte sich seiner
schnellen Wiederkunft/ hies ihn zu ihr ins Gemach treten/ und wahr über seiner gegenwart
voller freuden. Phraortes wolte ihr heimliches Gespräch nicht stören/ und begab sich in
das gemeine Frauenzimmer/ da Herkules gleich anfangs ihr die H. Schrift einhändigte/
und unterricht erteilete/ wie sie dieselbe lesen solte/ worzu ihr lieber wahr/ als hätte man ihr
ein Königreich geschenket; dann/ sagte sie/ ich habe hinte diese Nacht eine solche himlische
Freude in meiner Seele empfunden/ daß ichs nicht außreden kan/ auch eine Offenbah-
rung gehabt/ die mich versichert/ unser Vorhaben werde zur glüklichen endschaft außschla-
gen/ obs gleich nit ohn Mühe und Gefahr zu gehen wird/ massen mich eigentlich gedauch-
te/ wir währen in vermummeter Gestalt mit schnellen Pferden durch Hecken und Dornen/
ja durch Wasser und Feur geritten/ und von ferne hinter uns her eine grosse Anzahl der
Verfolger/ die uns erschrecklich mit ruffen und blossen Säbeln dräueten/ aber es stellete
sich eine wunderbahre feurige Maur zwischen uns/ daß jene uns weder sehen noch ein-
hohlen kunten. Diese feurige Maur/ sagte Herkules/ ist der Schuz der lieben heiligen En-
gel/ welche uns unser Gott wil zu geben/ daß wir vor unsern Feinden sicher bleiben sollen/
darumb wollen wir unserm Gott vertrauen und an seiner gnädigen Hülffe nicht zwei-
feln. Nachgehends berichtete er sie alles dessen/ was bey dem Könige vorgangen wahr/
und wie er willens währe/ etliche Diener nach Padua und wol gar nach Prage zu senden/
und unter der Zeit bey Artaxerxes dem Persen sich auffzuhalten/ biß es Zeit seyn würde sie
abzuhohlen; beredete sich weiter mit ihr/ was vor ertichtete Brieffe er dem Könige un-
ter dem nahmen ihrer Fr. Mutter wieder zustellen/ oder da ihr Zustand eine geschwindere
Eile zur erlösung erfoderen solte/ er sich verhalten wolte/ da ihm mit Gottes Hülffe sein
Anschlag nicht würde fehlen/ sie von dem Schlosse zu führen. Den Tag lasse uns Gott bald
erleben/ sagte das Fräulein/ damit ich mich schier wieder in Freiheit wissen und sehen möge;
fingen darauff ein züchtiges inbrünstiges Liebe- Gesprach an/ und ergetzeten sich etliche
Stunden miteinander/ da Herkules sich erkühnete/ und umb schleunige Einwilligung ih-
res Christlichen Beilagers anhielt/ einwendend/ daß er als dann aller Furcht und Sorge/
die ihn so heftig quälete/ erst würde benommen seyn. Sie aber kunte aus schamhaftigkeit
darein nicht willigen/ ob sie gleich bekennete sich ihm darzu verbunden seyn/ endlich auff
sein weiters anhalten/ vertröstete sie ihn auff ihre erste Zusammenkunft/ weil sie keine Hof-
nung hatte/ ihn vor seinem abreisen wieder zusprechen; womit er auch zufrieden wahr/ er-

getze-
A a a a a

Vierdes Buch.
Herkules dadurch zuerzuͤrnẽ wante demnach abermahl ein/ er pflegete ſich der Schimpf-
uͤbungen gerne zuentbrechen/ ſo waͤhre er auch nicht mehr in ſeinen/ ſondern in der Koͤnig-
lichen Fraͤulein/ bevorab in Koͤnigl. Hocheit Dienſten. Worauff Vologeſes zur Antwort
gab/ ſein Mithrenes ſolte ihm ſchon Urſach zum ernſtlichen Gefechte geben/ da er ſonſt ſo
viel herzens haͤtte ſich zu wehren/ wolte doch mit ihm abreden/ daß er ſeiner Geſundheit uñ
Lebens ſchonen ſolte. Phraortes ſtellete es endlich zu ihrer Koͤnigl. Hocheit bewilligung/
auff welchen Fall er ſich abermahl zur Wette erbot. Artabanus ſagete/ er ſaͤhe den Juͤng-
ling davor nicht an/ daß groſſe Kraͤfte hinter ihm ſtecken ſolten/ nicht deſtoweniger moͤchte
er wol ſehen/ wie er ſich in die Sache ſchicken wolte/ und das Gewehr fuͤhren. Des folgen-
den Morgens ward Herkules nebeſt den Groß Fuͤrſten nach dem Fraͤulein gefuͤhret/ da er
ihr eine wolgeſchriebene Griechiſche Bibel mitbrachte. Sie verwunderte ſich ſeiner
ſchnellen Wiederkunft/ hies ihn zu ihr ins Gemach treten/ uñ wahr uͤber ſeiner gegenwaꝛt
voller freuden. Phraortes wolte ihr heimliches Geſpraͤch nicht ſtoͤren/ und begab ſich in
das gemeine Frauenzimmer/ da Herkules gleich anfangs ihr die H. Schrift einhaͤndigte/
und unterricht erteilete/ wie ſie dieſelbe leſen ſolte/ worzu ihr lieber wahr/ als haͤtte man ihr
ein Koͤnigreich geſchenket; dann/ ſagte ſie/ ich habe hinte dieſe Nacht eine ſolche himliſche
Freude in meiner Seele empfunden/ daß ichs nicht außreden kan/ auch eine Offenbah-
rung gehabt/ die mich verſichert/ unſer Vorhabẽ werde zur gluͤklichen endſchaft außſchla-
gen/ obs gleich nit ohn Muͤhe und Gefahr zu gehen wird/ maſſen mich eigentlich gedauch-
te/ wir waͤhren in vermum̃eter Geſtalt mit ſchnellen Pferden durch Hecken und Dornen/
ja durch Waſſer und Feur geritten/ und von ferne hinter uns her eine groſſe Anzahl der
Verfolger/ die uns erſchrecklich mit ruffen und bloſſen Saͤbeln draͤueten/ aber es ſtellete
ſich eine wunderbahre feurige Maur zwiſchen uns/ daß jene uns weder ſehen noch ein-
hohlen kunten. Dieſe feurige Maur/ ſagte Herkules/ iſt der Schuz der lieben heiligen En-
gel/ welche uns unſer Gott wil zu geben/ daß wir vor unſern Feinden ſicher bleiben ſollen/
darumb wollen wir unſerm Gott vertrauen und an ſeiner gnaͤdigen Huͤlffe nicht zwei-
feln. Nachgehends berichtete er ſie alles deſſen/ was bey dem Koͤnige vorgangen wahr/
und wie er willens waͤhre/ etliche Diener nach Padua und wol gar nach Prage zu ſenden/
und unter der Zeit bey Artaxerxes dem Perſen ſich auffzuhalten/ biß es Zeit ſeyn wuͤrde ſie
abzuhohlen; beredete ſich weiter mit ihr/ was vor ertichtete Brieffe er dem Koͤnige un-
ter dem nahmen ihrer Fr. Mutter wieder zuſtellen/ oder da ihr Zuſtand eine geſchwindere
Eile zur erloͤſung erfoderen ſolte/ er ſich verhalten wolte/ da ihm mit Gottes Huͤlffe ſein
Anſchlag nicht wuͤrde fehlen/ ſie von dem Schloſſe zu fuͤhren. Den Tag laſſe uns Gott bald
erleben/ ſagte das Fraͤulein/ damit ich mich ſchier wieder in Freiheit wiſſen und ſehen moͤge;
fingen darauff ein zuͤchtiges inbruͤnſtiges Liebe- Geſpråch an/ und ergetzeten ſich etliche
Stunden miteinander/ da Herkules ſich erkuͤhnete/ und umb ſchleunige Einwilligung ih-
res Chriſtlichen Beilagers anhielt/ einwendend/ daß er als dañ aller Furcht und Sorge/
die ihn ſo heftig quaͤlete/ erſt wuͤrde benommen ſeyn. Sie aber kunte aus ſchamhaftigkeit
darein nicht willigen/ ob ſie gleich bekennete ſich ihm darzu verbunden ſeyn/ endlich auff
ſein weiters anhalten/ vertroͤſtete ſie ihn auff ihre erſte Zuſammenkunft/ weil ſie keine Hof-
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getze-
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[737/0775] Vierdes Buch. Herkules dadurch zuerzuͤrnẽ wante demnach abermahl ein/ er pflegete ſich der Schimpf- uͤbungen gerne zuentbrechen/ ſo waͤhre er auch nicht mehr in ſeinen/ ſondern in der Koͤnig- lichen Fraͤulein/ bevorab in Koͤnigl. Hocheit Dienſten. Worauff Vologeſes zur Antwort gab/ ſein Mithrenes ſolte ihm ſchon Urſach zum ernſtlichen Gefechte geben/ da er ſonſt ſo viel herzens haͤtte ſich zu wehren/ wolte doch mit ihm abreden/ daß er ſeiner Geſundheit uñ Lebens ſchonen ſolte. Phraortes ſtellete es endlich zu ihrer Koͤnigl. Hocheit bewilligung/ auff welchen Fall er ſich abermahl zur Wette erbot. Artabanus ſagete/ er ſaͤhe den Juͤng- ling davor nicht an/ daß groſſe Kraͤfte hinter ihm ſtecken ſolten/ nicht deſtoweniger moͤchte er wol ſehen/ wie er ſich in die Sache ſchicken wolte/ und das Gewehr fuͤhren. Des folgen- den Morgens ward Herkules nebeſt den Groß Fuͤrſten nach dem Fraͤulein gefuͤhret/ da er ihr eine wolgeſchriebene Griechiſche Bibel mitbrachte. Sie verwunderte ſich ſeiner ſchnellen Wiederkunft/ hies ihn zu ihr ins Gemach treten/ uñ wahr uͤber ſeiner gegenwaꝛt voller freuden. Phraortes wolte ihr heimliches Geſpraͤch nicht ſtoͤren/ und begab ſich in das gemeine Frauenzimmer/ da Herkules gleich anfangs ihr die H. Schrift einhaͤndigte/ und unterricht erteilete/ wie ſie dieſelbe leſen ſolte/ worzu ihr lieber wahr/ als haͤtte man ihr ein Koͤnigreich geſchenket; dann/ ſagte ſie/ ich habe hinte dieſe Nacht eine ſolche himliſche Freude in meiner Seele empfunden/ daß ichs nicht außreden kan/ auch eine Offenbah- rung gehabt/ die mich verſichert/ unſer Vorhabẽ werde zur gluͤklichen endſchaft außſchla- gen/ obs gleich nit ohn Muͤhe und Gefahr zu gehen wird/ maſſen mich eigentlich gedauch- te/ wir waͤhren in vermum̃eter Geſtalt mit ſchnellen Pferden durch Hecken und Dornen/ ja durch Waſſer und Feur geritten/ und von ferne hinter uns her eine groſſe Anzahl der Verfolger/ die uns erſchrecklich mit ruffen und bloſſen Saͤbeln draͤueten/ aber es ſtellete ſich eine wunderbahre feurige Maur zwiſchen uns/ daß jene uns weder ſehen noch ein- hohlen kunten. Dieſe feurige Maur/ ſagte Herkules/ iſt der Schuz der lieben heiligen En- gel/ welche uns unſer Gott wil zu geben/ daß wir vor unſern Feinden ſicher bleiben ſollen/ darumb wollen wir unſerm Gott vertrauen und an ſeiner gnaͤdigen Huͤlffe nicht zwei- feln. Nachgehends berichtete er ſie alles deſſen/ was bey dem Koͤnige vorgangen wahr/ und wie er willens waͤhre/ etliche Diener nach Padua und wol gar nach Prage zu ſenden/ und unter der Zeit bey Artaxerxes dem Perſen ſich auffzuhalten/ biß es Zeit ſeyn wuͤrde ſie abzuhohlen; beredete ſich weiter mit ihr/ was vor ertichtete Brieffe er dem Koͤnige un- ter dem nahmen ihrer Fr. Mutter wieder zuſtellen/ oder da ihr Zuſtand eine geſchwindere Eile zur erloͤſung erfoderen ſolte/ er ſich verhalten wolte/ da ihm mit Gottes Huͤlffe ſein Anſchlag nicht wuͤrde fehlen/ ſie von dem Schloſſe zu fuͤhren. Den Tag laſſe uns Gott bald erleben/ ſagte das Fraͤulein/ damit ich mich ſchier wieder in Freiheit wiſſen und ſehen moͤge; fingen darauff ein zuͤchtiges inbruͤnſtiges Liebe- Geſpråch an/ und ergetzeten ſich etliche Stunden miteinander/ da Herkules ſich erkuͤhnete/ und umb ſchleunige Einwilligung ih- res Chriſtlichen Beilagers anhielt/ einwendend/ daß er als dañ aller Furcht und Sorge/ die ihn ſo heftig quaͤlete/ erſt wuͤrde benommen ſeyn. Sie aber kunte aus ſchamhaftigkeit darein nicht willigen/ ob ſie gleich bekennete ſich ihm darzu verbunden ſeyn/ endlich auff ſein weiters anhalten/ vertroͤſtete ſie ihn auff ihre erſte Zuſammenkunft/ weil ſie keine Hof- nung hatte/ ihn vor ſeinem abreiſen wieder zuſprechen; womit er auch zufrieden wahr/ er- getze- A a a a a

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/775>, abgerufen am 22.12.2024.