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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
in feste Truhen wolvermachen/ welche der Königin in Böhmen solten geliefert werden; be-
fahl auch daß man durch reitende Diener im Königreiche hin und wie der nachforschete/
ob der Fräulein H. Bruder könte außgekundschaffet werden/ welchen er zu seinem Stat-
halter verordnen wolte. Also muste Herkules hingehen/ und sich zur Reise schicken/ dann
Phraortes gab ihn auff des Königes Begehren dem Fräulein über/ und sprach ihn sei-
ner Dienste loß. Da seumete er sich nun nicht/ sondern ging eilends nach seiner Herberge/
und erzählete seinem Ladisla allen Verlauff; welcher nicht anders meinete/ er hätte aus ü-
berflüssiger Liebe seinen Wiz verlohren und fragete/ warumb er doch die Reise nach Prag
auff sich nehmen/ und unterdessen die Gelegenheit/ sein Fräulein zuerlösen verabseumen
wolte; ja es liesse sich ansehen/ als währe er willens/ König Artabanus Freiwerber zu seyn/
welches er nimmer hoffen wolte. Herkules lachete dessen/ und gab ihm zur Antwort: Ge-
liebter Bruder/ ich habe dir ja bloß nur zuerkennen gegeben/ wie ich diesen König geäffet/
und kanstu wol solche Gedanken fassen/ daß ich die Mühe/ mein ander Herz zusuchen/ deß-
wegen über mich genommen habe/ daß ich mich ihrer so leicht begeben/ und sie Artabanus
gönnen wolte? laß du mich nur machen/ ich bin so wenig willens nach Prage zu reisen als
du/ ehe und bevor mein Fräulein in unser Geselschaft seyn wird. Meine Meinung aber
ist/ daß wir eine Botschaft nach Padua/ und wol gar biß nach Prag senden/ und unsern
Zustand den unsern zuwissen machen/ dann mir zweifelt nicht/ weil sie die ganze Zeit über
nur ein Schreiben so wol von dir als mir haben/ sie werden grosses Verlangen tragen/
und in steter Furcht unsers Lebens seyn. Inzwischen redete Phraortes bey der Königli-
chen Abendmahlzeit von seinem gewesenen/ nunmehr Königlichem Diener Valikules/
wie er so wol mit Wehr und Waffen umbzugehen wüste/ und in allen ritterlichen Ubungen
erfahren währe/ welches er/ wiewol ungerne/ in etlichen Schimpfspielen hätte sehen las-
sen/ währe doch gar stille und eingezogen dabey/ und liesse sich dessen so gar nicht merken/
als ob er davon nichts gefasset hätte; als er auch endlich hinzutaht/ es währe ihm seines
gleichen in dem Alter noch keiner vorkommen/ sagte Fürst Vologeses der jünger; so muß
er vor seinem Abzuge dessen eine Bewehrung sehen lassen/ dafern Königl. Hocheit es ge-
fällig seyn kan; dann ich habe auch einen ädlen Diener aus Armenien/ der mir seiner Mann-
heit so mannichen Beweißtuhm gezeiget/ daß er bißher von allen Ritterspielen den Preiß
davon getragen/ wiewol er auch viel grösser und stärcker von Leibe und Glieden/ als dieser
annoch lauterer Jüngling ist. Phraortes antwortete: Ich verachte euer Liebe Diener nicht/
nach dem er mir unbekant ist/ dürfte aber schier eine Schanze wagen/ mein gewesener Va-
likules werde ihm wenig oder gar nichts schuldig seyn/ ungeachtet ich von ihm noch keinen
ernstlichen Streit gesehen/ auch zu den Schimpfspielen übel zubringen ist/ gibt vor/ man
mache ihm dadurch nur Feinde ohn Ursach und aus Ehrgeiz/ und sey besser/ die Kräfte zu
sparen/ biß man ihrer ehrenhalben und dem Vaterlande zum besten benöhtiget sey. Eure
Liebe verzeihen mir/ sagte Vologeses/ vielleicht hat euer Diener mehr Wissenschaft und
schärffe im Munde/ als in den Fäusten vermögens/ und halte ich gänzlich davor/ mein
Mithrenes schlüge sich lieber mit seiner ein halb Dutzet/ als mit ihm allein; jedoch weil eu-
re Liebe sich zur Wette anerbeut/ bin ich bereit/ ein gedoppeltes gegen ein einfaches zuse-
tzen. Phraortes stellete sich etwas furchtsam bey der Sache/ insonderheit/ weil er meinete

Her-

Vierdes Buch.
in feſte Truhen wolvermachẽ/ welche der Koͤnigin in Boͤhmen ſolten geliefert werden; be-
fahl auch daß man durch reitende Diener im Koͤnigreiche hin und wie der nachforſchete/
ob der Fraͤulein H. Bruder koͤnte außgekundſchaffet werden/ welchen er zu ſeinem Stat-
halter verordnen wolte. Alſo muſte Herkules hingehen/ und ſich zur Reiſe ſchicken/ dann
Phraortes gab ihn auff des Koͤniges Begehren dem Fraͤulein uͤber/ und ſprach ihn ſei-
ner Dienſte loß. Da ſeumete er ſich nun nicht/ ſondern ging eilends nach ſeiner Herberge/
und erzaͤhlete ſeinem Ladiſla allen Verlauff; welcher nicht anders meinete/ er haͤtte aus uͤ-
berfluͤſſiger Liebe ſeinen Wiz verlohren und fragete/ warumb er doch die Reiſe nach Prag
auff ſich nehmen/ und unterdeſſen die Gelegenheit/ ſein Fraͤulein zuerloͤſen verabſeumen
wolte; ja es lieſſe ſich anſehẽ/ als waͤhre er willens/ Koͤnig Artabanus Freiwerber zu ſeyn/
welches er nimmer hoffen wolte. Herkules lachete deſſen/ und gab ihm zur Antwort: Ge-
liebter Bruder/ ich habe dir ja bloß nur zuerkennen gegeben/ wie ich dieſen Koͤnig geaͤffet/
und kanſtu wol ſolche Gedanken faſſen/ daß ich die Muͤhe/ mein ander Herz zuſuchen/ deß-
wegen uͤber mich genommen habe/ daß ich mich ihrer ſo leicht begeben/ uñ ſie Artabanus
goͤnnen wolte? laß du mich nur machen/ ich bin ſo wenig willens nach Prage zu reiſen als
du/ ehe und bevor mein Fraͤulein in unſer Geſelſchaft ſeyn wird. Meine Meinung aber
iſt/ daß wir eine Botſchaft nach Padua/ und wol gar biß nach Prag ſenden/ und unſern
Zuſtand den unſern zuwiſſen machen/ dann mir zweifelt nicht/ weil ſie die ganze Zeit uͤber
nur ein Schreiben ſo wol von dir als mir haben/ ſie werden groſſes Verlangen tragen/
und in ſteter Furcht unſers Lebens ſeyn. Inzwiſchen redete Phraortes bey der Koͤnigli-
chen Abendmahlzeit von ſeinem geweſenen/ nunmehr Koͤniglichem Diener Valikules/
wie er ſo wol mit Wehr und Waffen umbzugehen wuͤſte/ und in allen ritterlichen Ubungẽ
erfahren waͤhre/ welches er/ wiewol ungerne/ in etlichen Schimpfſpielen haͤtte ſehen laſ-
ſen/ waͤhre doch gar ſtille und eingezogen dabey/ und lieſſe ſich deſſen ſo gar nicht merken/
als ob er davon nichts gefaſſet haͤtte; als er auch endlich hinzutaht/ es waͤhre ihm ſeines
gleichen in dem Alter noch keiner vorkommen/ ſagte Fuͤrſt Vologeſes der juͤnger; ſo muß
er vor ſeinem Abzuge deſſen eine Bewehrung ſehen laſſen/ dafern Koͤnigl. Hocheit es ge-
faͤllig ſeyn kan; dañ ich habe auch einen aͤdlen Diener aus Armenien/ der mir ſeiner Mañ-
heit ſo mannichen Beweißtuhm gezeiget/ daß er bißher von allen Ritterſpielen den Preiß
davon getragen/ wiewol er auch viel groͤſſer und ſtaͤrcker von Leibe und Glieden/ als dieſer
añoch lauterer Juͤngling iſt. Phraortes antwortete: Ich verachte euer Liebe Diener nicht/
nach dem er mir unbekant iſt/ duͤrfte aber ſchier eine Schanze wagen/ mein geweſener Va-
likules werde ihm wenig oder gar nichts ſchuldig ſeyn/ ungeachtet ich von ihm noch keinen
ernſtlichen Streit geſehen/ auch zu den Schimpfſpielen uͤbel zubringen iſt/ gibt vor/ man
mache ihm dadurch nur Feinde ohn Urſach und aus Ehrgeiz/ und ſey beſſer/ die Kraͤfte zu
ſparen/ biß man ihrer ehrenhalben und dem Vaterlande zum beſten benoͤhtiget ſey. Eure
Liebe verzeihen mir/ ſagte Vologeſes/ vielleicht hat euer Diener mehr Wiſſenſchaft und
ſchaͤrffe im Munde/ als in den Faͤuſten vermoͤgens/ und halte ich gaͤnzlich davor/ mein
Mithrenes ſchluͤge ſich lieber mit ſeiner ein halb Dutzet/ als mit ihm allein; jedoch weil eu-
re Liebe ſich zur Wette anerbeut/ bin ich bereit/ ein gedoppeltes gegen ein einfaches zuſe-
tzen. Phraortes ſtellete ſich etwas furchtſam bey der Sache/ inſonderheit/ weil er meinete

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[736/0774] Vierdes Buch. in feſte Truhen wolvermachẽ/ welche der Koͤnigin in Boͤhmen ſolten geliefert werden; be- fahl auch daß man durch reitende Diener im Koͤnigreiche hin und wie der nachforſchete/ ob der Fraͤulein H. Bruder koͤnte außgekundſchaffet werden/ welchen er zu ſeinem Stat- halter verordnen wolte. Alſo muſte Herkules hingehen/ und ſich zur Reiſe ſchicken/ dann Phraortes gab ihn auff des Koͤniges Begehren dem Fraͤulein uͤber/ und ſprach ihn ſei- ner Dienſte loß. Da ſeumete er ſich nun nicht/ ſondern ging eilends nach ſeiner Herberge/ und erzaͤhlete ſeinem Ladiſla allen Verlauff; welcher nicht anders meinete/ er haͤtte aus uͤ- berfluͤſſiger Liebe ſeinen Wiz verlohren und fragete/ warumb er doch die Reiſe nach Prag auff ſich nehmen/ und unterdeſſen die Gelegenheit/ ſein Fraͤulein zuerloͤſen verabſeumen wolte; ja es lieſſe ſich anſehẽ/ als waͤhre er willens/ Koͤnig Artabanus Freiwerber zu ſeyn/ welches er nimmer hoffen wolte. Herkules lachete deſſen/ und gab ihm zur Antwort: Ge- liebter Bruder/ ich habe dir ja bloß nur zuerkennen gegeben/ wie ich dieſen Koͤnig geaͤffet/ und kanſtu wol ſolche Gedanken faſſen/ daß ich die Muͤhe/ mein ander Herz zuſuchen/ deß- wegen uͤber mich genommen habe/ daß ich mich ihrer ſo leicht begeben/ uñ ſie Artabanus goͤnnen wolte? laß du mich nur machen/ ich bin ſo wenig willens nach Prage zu reiſen als du/ ehe und bevor mein Fraͤulein in unſer Geſelſchaft ſeyn wird. Meine Meinung aber iſt/ daß wir eine Botſchaft nach Padua/ und wol gar biß nach Prag ſenden/ und unſern Zuſtand den unſern zuwiſſen machen/ dann mir zweifelt nicht/ weil ſie die ganze Zeit uͤber nur ein Schreiben ſo wol von dir als mir haben/ ſie werden groſſes Verlangen tragen/ und in ſteter Furcht unſers Lebens ſeyn. Inzwiſchen redete Phraortes bey der Koͤnigli- chen Abendmahlzeit von ſeinem geweſenen/ nunmehr Koͤniglichem Diener Valikules/ wie er ſo wol mit Wehr und Waffen umbzugehen wuͤſte/ und in allen ritterlichen Ubungẽ erfahren waͤhre/ welches er/ wiewol ungerne/ in etlichen Schimpfſpielen haͤtte ſehen laſ- ſen/ waͤhre doch gar ſtille und eingezogen dabey/ und lieſſe ſich deſſen ſo gar nicht merken/ als ob er davon nichts gefaſſet haͤtte; als er auch endlich hinzutaht/ es waͤhre ihm ſeines gleichen in dem Alter noch keiner vorkommen/ ſagte Fuͤrſt Vologeſes der juͤnger; ſo muß er vor ſeinem Abzuge deſſen eine Bewehrung ſehen laſſen/ dafern Koͤnigl. Hocheit es ge- faͤllig ſeyn kan; dañ ich habe auch einen aͤdlen Diener aus Armenien/ der mir ſeiner Mañ- heit ſo mannichen Beweißtuhm gezeiget/ daß er bißher von allen Ritterſpielen den Preiß davon getragen/ wiewol er auch viel groͤſſer und ſtaͤrcker von Leibe und Glieden/ als dieſer añoch lauterer Juͤngling iſt. Phraortes antwortete: Ich verachte euer Liebe Diener nicht/ nach dem er mir unbekant iſt/ duͤrfte aber ſchier eine Schanze wagen/ mein geweſener Va- likules werde ihm wenig oder gar nichts ſchuldig ſeyn/ ungeachtet ich von ihm noch keinen ernſtlichen Streit geſehen/ auch zu den Schimpfſpielen uͤbel zubringen iſt/ gibt vor/ man mache ihm dadurch nur Feinde ohn Urſach und aus Ehrgeiz/ und ſey beſſer/ die Kraͤfte zu ſparen/ biß man ihrer ehrenhalben und dem Vaterlande zum beſten benoͤhtiget ſey. Eure Liebe verzeihen mir/ ſagte Vologeſes/ vielleicht hat euer Diener mehr Wiſſenſchaft und ſchaͤrffe im Munde/ als in den Faͤuſten vermoͤgens/ und halte ich gaͤnzlich davor/ mein Mithrenes ſchluͤge ſich lieber mit ſeiner ein halb Dutzet/ als mit ihm allein; jedoch weil eu- re Liebe ſich zur Wette anerbeut/ bin ich bereit/ ein gedoppeltes gegen ein einfaches zuſe- tzen. Phraortes ſtellete ſich etwas furchtſam bey der Sache/ inſonderheit/ weil er meinete Her-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 736. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/774>, abgerufen am 22.12.2024.