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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
lichen Bluthunde Artabanus/ noch sonst einem andern als meinem Herkules zuteil wer-
de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb seinem
Arm trug/ lösete es ab/ und überreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fräu-
lein/ sie erinnere sich des Frevels/ welchen durch Ablösung dieses Bandes ich vor diesem zu
Prag begangen/ und daneben versprochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung
hätte/ sie erstes Tages zu ehlichen; Weil dann solche Zusage ich gerne halten wil/ als liefe-
re ich dasselbe gehorsamlich wieder ein/ dienstlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/
und die Bedingung zu herzen zufassen/ deren Vollenzihung dasselbe ist/ wz in dieser irdischen
Welt ich am höchsten wünsche/ suche und begehre. Das Fräulein erröhtete wegen der
lezten Worte/ nam es ungewegert zu sich/ und mit einem freundlichen lächeln antwortete
sie: Es währe aber dabey nicht verabscheidet/ daß ausser Prag/ geschweige zu Charas sie
dieses Band von seiner Hand empfangen solte; doch weil Gott es also geschicket hätte/
müste sie zufrieden seyn/ wolte sich ihm und seinem ehrliebenden Begehren nicht wieder se-
tzen/ sondern der Stunde ihrer Erlösung erwarten/ und sich alsdann ihm ehelich ergeben/
stellete ihm darauff die aller kostbahresten Kleinot zu/ samt ihrer ersten Räuber Handschrift
wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ sie wolte ihm dieses zur ersten Heimsteur
einliefern/ weil ihm billich eine solche Belohnung vor die angewante Mühe der Nachsu-
chung gebührete/ biß auff folgende Erlösung sie sich ihm selbst eigen lieferte; und ob er sich
gleich sehr wegerte/ muste er doch so viel Kleinote zu sich nehmen/ als er in seinen Kleidern
verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Gespräch bey die drey Stunden/ und erge-
tzeten sich mit inbrünstigen ehrliebenden küssen und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob sie
auch so bald wieder möchten zusammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es mü-
ste geschieden seyn/ setzete sie ein Schreiben an den König auff/ in welchem sie sich höchlich
der Gnaden bedankete/ daß seine Hocheit dem Groß Fürsten und diesem bekanten Diener
ihres höchstseel. Herrn Vaters allergnädigst erlaubet hätte/ sie zubesuchen/ gab zugleich
zuverstehen/ sie währe auff des Königes gutheissen gesonnen/ eine Botschaft an ihre Fr.
Mutter abgehen zu lassen/ und ihres guten wolergehens sie zuverständigen/ auch bey der
Göttin Vesten Geistligkeit zuversuchen/ ob von der hinterstelligen Zeit ihres gelübdes nit
etliche Monat durch Opffer und Geschenke abzuhandeln stünden. Unter diesem Schrei-
ben färbete Herkules sein Angesicht/ Haar und Hände wieder an/ dessen sie sich nicht we-
nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu sich nam/ weil ihr Herkules zu-
verstehen gab/ das alle seine Anschläge zu ihrer Rettung nähst der hülffe Gottes/ auf dieses
Mittel gerichtet währen; Und weil vor dißmahl er sie verlassen muste/ umbfingen sie
sich inbrünstig/ da er sein Fräulein also tröstete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ lasset
in diesem Unglük den Muht nicht sinken/ sondern vertrauet dem allerhöchsten Gott/ ich
weiß/ er wird nach dem Dornenstiche uns die lieblichen Rosen der zeitlichen und ewigen
Glükseligkeit schier künftig brechen lassen. O meines Lebens einige Wollust/ antwortete
sie/ kränket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil unser genommenen Abrede nach/ mich alle-
mahl gefasset halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung sich erzeigen würde/ Gott
verleihe nur/ daß es zum Glük außschlagen möge. Amen sagete Herkules/ nam freundlichen
Abscheid/ und in dem er zur Tühr hinaus trat/ sagete er zu Phraortes/ welcher draussen

mit

Vierdes Buch.
lichen Bluthunde Artabanus/ noch ſonſt einem andern als meinem Herkules zuteil wer-
de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb ſeinem
Arm trug/ loͤſete es ab/ und uͤberreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fraͤu-
lein/ ſie erinnere ſich des Frevels/ welchen durch Abloͤſung dieſes Bandes ich vor dieſem zu
Prag begangen/ und daneben verſprochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung
haͤtte/ ſie erſtes Tages zu ehlichen; Weil dann ſolche Zuſage ich gerne halten wil/ als liefe-
re ich daſſelbe gehorſamlich wieder ein/ dienſtlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/
und die Bedingung zu herzen zufaſſen/ derẽ Vollenzihung daſſelbe iſt/ wz in dieſer irdiſchẽ
Welt ich am hoͤchſten wuͤnſche/ ſuche und begehre. Das Fraͤulein erroͤhtete wegen der
lezten Worte/ nam es ungewegert zu ſich/ und mit einem freundlichen laͤcheln antwortete
ſie: Es waͤhre aber dabey nicht verabſcheidet/ daß auſſer Prag/ geſchweige zu Charas ſie
dieſes Band von ſeiner Hand empfangen ſolte; doch weil Gott es alſo geſchicket haͤtte/
muͤſte ſie zufrieden ſeyn/ wolte ſich ihm und ſeinem ehrliebenden Begehren nicht wieder ſe-
tzen/ ſondern der Stunde ihrer Erloͤſung erwarten/ und ſich alsdann ihm ehelich ergeben/
ſtellete ihm darauff die aller koſtbahreſtẽ Kleinot zu/ ſamt ihrer erſten Raͤuber Handſchrift
wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ ſie wolte ihm dieſes zur erſten Heimſteur
einliefern/ weil ihm billich eine ſolche Belohnung vor die angewante Muͤhe der Nachſu-
chung gebuͤhrete/ biß auff folgende Erloͤſung ſie ſich ihm ſelbſt eigen lieferte; und ob er ſich
gleich ſehr wegerte/ muſte er doch ſo viel Kleinote zu ſich nehmen/ als er in ſeinen Kleidern
verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Geſpraͤch bey die drey Stunden/ und erge-
tzeten ſich mit inbruͤnſtigen ehrliebenden kuͤſſen und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob ſie
auch ſo bald wieder moͤchten zuſammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es muͤ-
ſte geſchieden ſeyn/ ſetzete ſie ein Schreiben an den Koͤnig auff/ in welchem ſie ſich hoͤchlich
der Gnaden bedankete/ daß ſeine Hocheit dem Groß Fuͤrſten und dieſem bekanten Diener
ihres hoͤchſtſeel. Herrn Vaters allergnaͤdigſt erlaubet haͤtte/ ſie zubeſuchen/ gab zugleich
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Mutter abgehen zu laſſen/ und ihres guten wolergehens ſie zuverſtaͤndigen/ auch bey der
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etliche Monat durch Opffer und Geſchenke abzuhandeln ſtuͤnden. Unter dieſem Schrei-
ben faͤrbete Herkules ſein Angeſicht/ Haar und Haͤnde wieder an/ deſſen ſie ſich nicht we-
nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu ſich nam/ weil ihr Herkules zu-
verſtehen gab/ das alle ſeine Anſchlaͤge zu ihrer Rettung naͤhſt der huͤlffe Gottes/ auf dieſes
Mittel gerichtet waͤhren; Und weil vor dißmahl er ſie verlaſſen muſte/ umbfingen ſie
ſich inbruͤnſtig/ da er ſein Fraͤulein alſo troͤſtete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ laſſet
in dieſem Ungluͤk den Muht nicht ſinken/ ſondern vertrauet dem allerhoͤchſten Gott/ ich
weiß/ er wird nach dem Dornenſtiche uns die lieblichen Roſen der zeitlichen und ewigen
Gluͤkſeligkeit ſchier kuͤnftig brechen laſſen. O meines Lebens einige Wolluſt/ antwortete
ſie/ kraͤnket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil unſer genommenen Abrede nach/ mich alle-
mahl gefaſſet halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung ſich erzeigen wuͤrde/ Gott
verleihe nur/ daß es zum Gluͤk außſchlagen moͤge. Amen ſagete Herkules/ nam freundlichen
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/772>, abgerufen am 26.06.2024.