Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
lichen Bluthunde Artabanus/ noch sonst einem andern als meinem Herkules zuteil wer-
de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb seinem
Arm trug/ lösete es ab/ und überreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fräu-
lein/ sie erinnere sich des Frevels/ welchen durch Ablösung dieses Bandes ich vor diesem zu
Prag begangen/ und daneben versprochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung
hätte/ sie erstes Tages zu ehlichen; Weil dann solche Zusage ich gerne halten wil/ als liefe-
re ich dasselbe gehorsamlich wieder ein/ dienstlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/
und die Bedingung zu herzen zufassen/ deren Vollenzihung dasselbe ist/ wz in dieser irdischen
Welt ich am höchsten wünsche/ suche und begehre. Das Fräulein erröhtete wegen der
lezten Worte/ nam es ungewegert zu sich/ und mit einem freundlichen lächeln antwortete
sie: Es währe aber dabey nicht verabscheidet/ daß ausser Prag/ geschweige zu Charas sie
dieses Band von seiner Hand empfangen solte; doch weil Gott es also geschicket hätte/
müste sie zufrieden seyn/ wolte sich ihm und seinem ehrliebenden Begehren nicht wieder se-
tzen/ sondern der Stunde ihrer Erlösung erwarten/ und sich alsdann ihm ehelich ergeben/
stellete ihm darauff die aller kostbahresten Kleinot zu/ samt ihrer ersten Räuber Handschrift
wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ sie wolte ihm dieses zur ersten Heimsteur
einliefern/ weil ihm billich eine solche Belohnung vor die angewante Mühe der Nachsu-
chung gebührete/ biß auff folgende Erlösung sie sich ihm selbst eigen lieferte; und ob er sich
gleich sehr wegerte/ muste er doch so viel Kleinote zu sich nehmen/ als er in seinen Kleidern
verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Gespräch bey die drey Stunden/ und erge-
tzeten sich mit inbrünstigen ehrliebenden küssen und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob sie
auch so bald wieder möchten zusammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es mü-
ste geschieden seyn/ setzete sie ein Schreiben an den König auff/ in welchem sie sich höchlich
der Gnaden bedankete/ daß seine Hocheit dem Groß Fürsten und diesem bekanten Diener
ihres höchstseel. Herrn Vaters allergnädigst erlaubet hätte/ sie zubesuchen/ gab zugleich
zuverstehen/ sie währe auff des Königes gutheissen gesonnen/ eine Botschaft an ihre Fr.
Mutter abgehen zu lassen/ und ihres guten wolergehens sie zuverständigen/ auch bey der
Göttin Vesten Geistligkeit zuversuchen/ ob von der hinterstelligen Zeit ihres gelübdes nit
etliche Monat durch Opffer und Geschenke abzuhandeln stünden. Unter diesem Schrei-
ben färbete Herkules sein Angesicht/ Haar und Hände wieder an/ dessen sie sich nicht we-
nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu sich nam/ weil ihr Herkules zu-
verstehen gab/ das alle seine Anschläge zu ihrer Rettung nähst der hülffe Gottes/ auf dieses
Mittel gerichtet währen; Und weil vor dißmahl er sie verlassen muste/ umbfingen sie
sich inbrünstig/ da er sein Fräulein also tröstete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ lasset
in diesem Unglük den Muht nicht sinken/ sondern vertrauet dem allerhöchsten Gott/ ich
weiß/ er wird nach dem Dornenstiche uns die lieblichen Rosen der zeitlichen und ewigen
Glükseligkeit schier künftig brechen lassen. O meines Lebens einige Wollust/ antwortete
sie/ kränket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil unser genommenen Abrede nach/ mich alle-
mahl gefasset halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung sich erzeigen würde/ Gott
verleihe nur/ daß es zum Glük außschlagen möge. Amen sagete Herkules/ nam freundlichen
Abscheid/ und in dem er zur Tühr hinaus trat/ sagete er zu Phraortes/ welcher draussen

mit

Vierdes Buch.
lichen Bluthunde Artabanus/ noch ſonſt einem andern als meinem Herkules zuteil wer-
de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb ſeinem
Arm trug/ loͤſete es ab/ und uͤberreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fraͤu-
lein/ ſie erinnere ſich des Frevels/ welchen durch Abloͤſung dieſes Bandes ich vor dieſem zu
Prag begangen/ und daneben verſprochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung
haͤtte/ ſie erſtes Tages zu ehlichen; Weil dann ſolche Zuſage ich gerne halten wil/ als liefe-
re ich daſſelbe gehorſamlich wieder ein/ dienſtlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/
und die Bedingung zu herzen zufaſſen/ derẽ Vollenzihung daſſelbe iſt/ wz in dieſer irdiſchẽ
Welt ich am hoͤchſten wuͤnſche/ ſuche und begehre. Das Fraͤulein erroͤhtete wegen der
lezten Worte/ nam es ungewegert zu ſich/ und mit einem freundlichen laͤcheln antwortete
ſie: Es waͤhre aber dabey nicht verabſcheidet/ daß auſſer Prag/ geſchweige zu Charas ſie
dieſes Band von ſeiner Hand empfangen ſolte; doch weil Gott es alſo geſchicket haͤtte/
muͤſte ſie zufrieden ſeyn/ wolte ſich ihm und ſeinem ehrliebenden Begehren nicht wieder ſe-
tzen/ ſondern der Stunde ihrer Erloͤſung erwarten/ und ſich alsdann ihm ehelich ergeben/
ſtellete ihm darauff die aller koſtbahreſtẽ Kleinot zu/ ſamt ihrer erſten Raͤuber Handſchrift
wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ ſie wolte ihm dieſes zur erſten Heimſteur
einliefern/ weil ihm billich eine ſolche Belohnung vor die angewante Muͤhe der Nachſu-
chung gebuͤhrete/ biß auff folgende Erloͤſung ſie ſich ihm ſelbſt eigen lieferte; und ob er ſich
gleich ſehr wegerte/ muſte er doch ſo viel Kleinote zu ſich nehmen/ als er in ſeinen Kleidern
verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Geſpraͤch bey die drey Stunden/ und erge-
tzeten ſich mit inbruͤnſtigen ehrliebenden kuͤſſen und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob ſie
auch ſo bald wieder moͤchten zuſammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es muͤ-
ſte geſchieden ſeyn/ ſetzete ſie ein Schreiben an den Koͤnig auff/ in welchem ſie ſich hoͤchlich
der Gnaden bedankete/ daß ſeine Hocheit dem Groß Fuͤrſten und dieſem bekanten Diener
ihres hoͤchſtſeel. Herrn Vaters allergnaͤdigſt erlaubet haͤtte/ ſie zubeſuchen/ gab zugleich
zuverſtehen/ ſie waͤhre auff des Koͤniges gutheiſſen geſonnen/ eine Botſchaft an ihre Fr.
Mutter abgehen zu laſſen/ und ihres guten wolergehens ſie zuverſtaͤndigen/ auch bey der
Goͤttin Veſten Geiſtligkeit zuverſuchen/ ob von der hinterſtelligen Zeit ihres geluͤbdes nit
etliche Monat durch Opffer und Geſchenke abzuhandeln ſtuͤnden. Unter dieſem Schrei-
ben faͤrbete Herkules ſein Angeſicht/ Haar und Haͤnde wieder an/ deſſen ſie ſich nicht we-
nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu ſich nam/ weil ihr Herkules zu-
verſtehen gab/ das alle ſeine Anſchlaͤge zu ihrer Rettung naͤhſt der huͤlffe Gottes/ auf dieſes
Mittel gerichtet waͤhren; Und weil vor dißmahl er ſie verlaſſen muſte/ umbfingen ſie
ſich inbruͤnſtig/ da er ſein Fraͤulein alſo troͤſtete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ laſſet
in dieſem Ungluͤk den Muht nicht ſinken/ ſondern vertrauet dem allerhoͤchſten Gott/ ich
weiß/ er wird nach dem Dornenſtiche uns die lieblichen Roſen der zeitlichen und ewigen
Gluͤkſeligkeit ſchier kuͤnftig brechen laſſen. O meines Lebens einige Wolluſt/ antwortete
ſie/ kraͤnket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil unſer genommenen Abrede nach/ mich alle-
mahl gefaſſet halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung ſich erzeigen wuͤrde/ Gott
verleihe nur/ daß es zum Gluͤk außſchlagen moͤge. Amen ſagete Herkules/ nam freundlichen
Abſcheid/ und in dem er zur Tuͤhr hinaus trat/ ſagete er zu Phraortes/ welcher drauſſen

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0772" n="734"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
lichen Bluthunde Artabanus/ noch &#x017F;on&#x017F;t einem andern als meinem Herkules zuteil wer-<lb/>
de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb &#x017F;einem<lb/>
Arm trug/ lo&#x0364;&#x017F;ete es ab/ und u&#x0364;berreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fra&#x0364;u-<lb/>
lein/ &#x017F;ie erinnere &#x017F;ich des Frevels/ welchen durch Ablo&#x0364;&#x017F;ung die&#x017F;es Bandes ich vor die&#x017F;em zu<lb/>
Prag begangen/ und daneben ver&#x017F;prochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung<lb/>
ha&#x0364;tte/ &#x017F;ie er&#x017F;tes Tages zu ehlichen; Weil dann &#x017F;olche Zu&#x017F;age ich gerne halten wil/ als liefe-<lb/>
re ich da&#x017F;&#x017F;elbe gehor&#x017F;amlich wieder ein/ dien&#x017F;tlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/<lb/>
und die Bedingung zu herzen zufa&#x017F;&#x017F;en/ dere&#x0303; Vollenzihung da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t/ wz in die&#x017F;er irdi&#x017F;che&#x0303;<lb/>
Welt ich am ho&#x0364;ch&#x017F;ten wu&#x0364;n&#x017F;che/ &#x017F;uche und begehre. Das Fra&#x0364;ulein erro&#x0364;htete wegen der<lb/>
lezten Worte/ nam es ungewegert zu &#x017F;ich/ und mit einem freundlichen la&#x0364;cheln antwortete<lb/>
&#x017F;ie: Es wa&#x0364;hre aber dabey nicht verab&#x017F;cheidet/ daß au&#x017F;&#x017F;er Prag/ ge&#x017F;chweige zu Charas &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;es Band von &#x017F;einer Hand empfangen &#x017F;olte; doch weil Gott es al&#x017F;o ge&#x017F;chicket ha&#x0364;tte/<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ie zufrieden &#x017F;eyn/ wolte &#x017F;ich ihm und &#x017F;einem ehrliebenden Begehren nicht wieder &#x017F;e-<lb/>
tzen/ &#x017F;ondern der Stunde ihrer Erlo&#x0364;&#x017F;ung erwarten/ und &#x017F;ich alsdann ihm ehelich ergeben/<lb/>
&#x017F;tellete ihm darauff die aller ko&#x017F;tbahre&#x017F;te&#x0303; Kleinot zu/ &#x017F;amt ihrer er&#x017F;ten Ra&#x0364;uber Hand&#x017F;chrift<lb/>
wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ &#x017F;ie wolte ihm die&#x017F;es zur er&#x017F;ten Heim&#x017F;teur<lb/>
einliefern/ weil ihm billich eine &#x017F;olche Belohnung vor die angewante Mu&#x0364;he der Nach&#x017F;u-<lb/>
chung gebu&#x0364;hrete/ biß auff folgende Erlo&#x0364;&#x017F;ung &#x017F;ie &#x017F;ich ihm &#x017F;elb&#x017F;t eigen lieferte; und ob er &#x017F;ich<lb/>
gleich &#x017F;ehr wegerte/ mu&#x017F;te er doch &#x017F;o viel Kleinote zu &#x017F;ich nehmen/ als er in &#x017F;einen Kleidern<lb/>
verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Ge&#x017F;pra&#x0364;ch bey die drey Stunden/ und erge-<lb/>
tzeten &#x017F;ich mit inbru&#x0364;n&#x017F;tigen ehrliebenden ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob &#x017F;ie<lb/>
auch &#x017F;o bald wieder mo&#x0364;chten zu&#x017F;ammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te ge&#x017F;chieden &#x017F;eyn/ &#x017F;etzete &#x017F;ie ein Schreiben an den Ko&#x0364;nig auff/ in welchem &#x017F;ie &#x017F;ich ho&#x0364;chlich<lb/>
der Gnaden bedankete/ daß &#x017F;eine Hocheit dem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten und die&#x017F;em bekanten Diener<lb/>
ihres ho&#x0364;ch&#x017F;t&#x017F;eel. Herrn Vaters allergna&#x0364;dig&#x017F;t erlaubet ha&#x0364;tte/ &#x017F;ie zube&#x017F;uchen/ gab zugleich<lb/>
zuver&#x017F;tehen/ &#x017F;ie wa&#x0364;hre auff des Ko&#x0364;niges guthei&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;onnen/ eine Bot&#x017F;chaft an ihre Fr.<lb/>
Mutter abgehen zu la&#x017F;&#x017F;en/ und ihres guten wolergehens &#x017F;ie zuver&#x017F;ta&#x0364;ndigen/ auch bey der<lb/>
Go&#x0364;ttin Ve&#x017F;ten Gei&#x017F;tligkeit zuver&#x017F;uchen/ ob von der hinter&#x017F;telligen Zeit ihres gelu&#x0364;bdes nit<lb/>
etliche Monat durch Opffer und Ge&#x017F;chenke abzuhandeln &#x017F;tu&#x0364;nden. Unter die&#x017F;em Schrei-<lb/>
ben fa&#x0364;rbete Herkules &#x017F;ein Ange&#x017F;icht/ Haar und Ha&#x0364;nde wieder an/ de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nicht we-<lb/>
nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu &#x017F;ich nam/ weil ihr Herkules zu-<lb/>
ver&#x017F;tehen gab/ das alle &#x017F;eine An&#x017F;chla&#x0364;ge zu ihrer Rettung na&#x0364;h&#x017F;t der hu&#x0364;lffe Gottes/ auf die&#x017F;es<lb/>
Mittel gerichtet wa&#x0364;hren; Und weil vor dißmahl er &#x017F;ie verla&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te/ umbfingen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich inbru&#x0364;n&#x017F;tig/ da er &#x017F;ein Fra&#x0364;ulein al&#x017F;o tro&#x0364;&#x017F;tete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ la&#x017F;&#x017F;et<lb/>
in die&#x017F;em Unglu&#x0364;k den Muht nicht &#x017F;inken/ &#x017F;ondern vertrauet dem allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Gott/ ich<lb/>
weiß/ er wird nach dem Dornen&#x017F;tiche uns die lieblichen Ro&#x017F;en der zeitlichen und ewigen<lb/>
Glu&#x0364;k&#x017F;eligkeit &#x017F;chier ku&#x0364;nftig brechen la&#x017F;&#x017F;en. O meines Lebens einige Wollu&#x017F;t/ antwortete<lb/>
&#x017F;ie/ kra&#x0364;nket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil un&#x017F;er genommenen Abrede nach/ mich alle-<lb/>
mahl gefa&#x017F;&#x017F;et halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung &#x017F;ich erzeigen wu&#x0364;rde/ Gott<lb/>
verleihe nur/ daß es zum Glu&#x0364;k auß&#x017F;chlagen mo&#x0364;ge. Amen &#x017F;agete Herkules/ nam freundlichen<lb/>
Ab&#x017F;cheid/ und in dem er zur Tu&#x0364;hr hinaus trat/ &#x017F;agete er zu Phraortes/ welcher drau&#x017F;&#x017F;en<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[734/0772] Vierdes Buch. lichen Bluthunde Artabanus/ noch ſonſt einem andern als meinem Herkules zuteil wer- de. Gleich damahl fiel Herkules ein/ daß er das ehmahls geraubete Band umb ſeinem Arm trug/ loͤſete es ab/ und uͤberreichte es mit folgenden Worten: Sehet da/ mein Fraͤu- lein/ ſie erinnere ſich des Frevels/ welchen durch Abloͤſung dieſes Bandes ich vor dieſem zu Prag begangen/ und daneben verſprochen/ es nicht ehe von mir zugeben/ biß ich Hoffnung haͤtte/ ſie erſtes Tages zu ehlichen; Weil dann ſolche Zuſage ich gerne halten wil/ als liefe- re ich daſſelbe gehorſamlich wieder ein/ dienſtlich bittend/ es von mir willig anzunehmen/ und die Bedingung zu herzen zufaſſen/ derẽ Vollenzihung daſſelbe iſt/ wz in dieſer irdiſchẽ Welt ich am hoͤchſten wuͤnſche/ ſuche und begehre. Das Fraͤulein erroͤhtete wegen der lezten Worte/ nam es ungewegert zu ſich/ und mit einem freundlichen laͤcheln antwortete ſie: Es waͤhre aber dabey nicht verabſcheidet/ daß auſſer Prag/ geſchweige zu Charas ſie dieſes Band von ſeiner Hand empfangen ſolte; doch weil Gott es alſo geſchicket haͤtte/ muͤſte ſie zufrieden ſeyn/ wolte ſich ihm und ſeinem ehrliebenden Begehren nicht wieder ſe- tzen/ ſondern der Stunde ihrer Erloͤſung erwarten/ und ſich alsdann ihm ehelich ergeben/ ſtellete ihm darauff die aller koſtbahreſtẽ Kleinot zu/ ſamt ihrer erſten Raͤuber Handſchrift wegen der nidergelegten Gelder/ vorwendend/ ſie wolte ihm dieſes zur erſten Heimſteur einliefern/ weil ihm billich eine ſolche Belohnung vor die angewante Muͤhe der Nachſu- chung gebuͤhrete/ biß auff folgende Erloͤſung ſie ſich ihm ſelbſt eigen lieferte; und ob er ſich gleich ſehr wegerte/ muſte er doch ſo viel Kleinote zu ſich nehmen/ als er in ſeinen Kleidern verbergen kunte. Sie hielten ihr freundliches Geſpraͤch bey die drey Stunden/ und erge- tzeten ſich mit inbruͤnſtigen ehrliebenden kuͤſſen und umbfahen/ unter dem zweifel/ ob ſie auch ſo bald wieder moͤchten zuſammen kommen. Und als ihnen Zeit dauchte/ daß es muͤ- ſte geſchieden ſeyn/ ſetzete ſie ein Schreiben an den Koͤnig auff/ in welchem ſie ſich hoͤchlich der Gnaden bedankete/ daß ſeine Hocheit dem Groß Fuͤrſten und dieſem bekanten Diener ihres hoͤchſtſeel. Herrn Vaters allergnaͤdigſt erlaubet haͤtte/ ſie zubeſuchen/ gab zugleich zuverſtehen/ ſie waͤhre auff des Koͤniges gutheiſſen geſonnen/ eine Botſchaft an ihre Fr. Mutter abgehen zu laſſen/ und ihres guten wolergehens ſie zuverſtaͤndigen/ auch bey der Goͤttin Veſten Geiſtligkeit zuverſuchen/ ob von der hinterſtelligen Zeit ihres geluͤbdes nit etliche Monat durch Opffer und Geſchenke abzuhandeln ſtuͤnden. Unter dieſem Schrei- ben faͤrbete Herkules ſein Angeſicht/ Haar und Haͤnde wieder an/ deſſen ſie ſich nicht we- nig verwunderte/ und auff allen Fall des Pulvers etwas zu ſich nam/ weil ihr Herkules zu- verſtehen gab/ das alle ſeine Anſchlaͤge zu ihrer Rettung naͤhſt der huͤlffe Gottes/ auf dieſes Mittel gerichtet waͤhren; Und weil vor dißmahl er ſie verlaſſen muſte/ umbfingen ſie ſich inbruͤnſtig/ da er ſein Fraͤulein alſo troͤſtete: Nun ihr auffenthalt meines Lebens/ laſſet in dieſem Ungluͤk den Muht nicht ſinken/ ſondern vertrauet dem allerhoͤchſten Gott/ ich weiß/ er wird nach dem Dornenſtiche uns die lieblichen Roſen der zeitlichen und ewigen Gluͤkſeligkeit ſchier kuͤnftig brechen laſſen. O meines Lebens einige Wolluſt/ antwortete ſie/ kraͤnket euch meinetwegen ja nicht/ ich wil unſer genommenen Abrede nach/ mich alle- mahl gefaſſet halten/ ob einige Gelegenheit zu meiner erledigung ſich erzeigen wuͤrde/ Gott verleihe nur/ daß es zum Gluͤk außſchlagen moͤge. Amen ſagete Herkules/ nam freundlichen Abſcheid/ und in dem er zur Tuͤhr hinaus trat/ ſagete er zu Phraortes/ welcher drauſſen mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/772
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/772>, abgerufen am 22.12.2024.