Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
mächtige Gott wird uns helffen/ antwortete er/ dafern wir nur denselben recht erkennen und
ehren; und ist mir die allergröste Freude dieser Welt/ daß ich zu Rom zum wahren Chri-
stentuhm gebracht bin/ ausser welchem unmöglich ist/ nach diesem zu der Seligkeit zugelan-
gen; solches hat auch unser geliebeter Bruder Ladisla nunmehr erkennet/ deswegen er
mit sonderlicher Herzensfreude zum Christlichen Glauben getreten ist; Und O mein aus-
erwählter Seelen Schatz/ ich bitte inbrünstig und von herzen/ nehmet neben uns diese selig-
machende Erkäntniß willig an/ als dann wil ich sie versichern/ Gott wird uns helffen/ und
ehe diese Mauren niderfallen lassen/ als daß wir unter den Händen dieser Feinde verder-
ben und umkommen solten. Das Fräulein gab ihm zur Antwort: Mein herzgeliebter
Schatz/ ich habe biß daher von Erkäntniß des wahren Gottes aus der Weltgelehrten und
der Poeten oder Tichter ihren Schrifften wenig lernen können/ möchte aber von herzen
gerne des wahren Gottes Erkäntniß haben/ damit ich wüste/ zu wem eigentlich in meinen
Nöhten mein Gebet richten/ und von wem ich Hülffe erwarten solte. Ist dieses eure mey-
nung/ sagte Herkules/ so danket Gott mit mir; dann auff diese Stunde werdet ihr solches
lernen. Unterrichtete sie darauff aus den ersten dreyen Capiteln des Ersten Buchs Mose/
von GOttes Wesen/ von dem Werke der Schöpffung/ von des Menschen dreyfachem
Stande/ als der Unschuld/ des Sündenfalles/ und der Erlösung; von der Heiligen Drey-
faltigkeit/ und wie die Andere Person der Gottheit vor 229 Jahren (damahliger wahrer
Rechnung/ dann nach heutiger Dionysischer Zahl wäre es das 226 Jahr) aus dem Jung-
fräulichem Leibe/ menschliches Wesen und Eigenschafften angenommen/ und vor unsere
Sünde zu Jerusalem gestorben/ am dritten Tage wieder aufferstanden/ und am vierzigsten
hernach/ gen Himmel gefahren/ hätte seine Jünger in die Welt ausgesendet/ in seinem Na-
men Vergebung der Sünden anzukündigen/ auff daß die Menschen sich bekehren/ und se-
lig werden möchten. Nachgehends führete er die ungereimeten schändlichen Getichte des
Heydnischen Glaubens ein/ und erwieß/ daß kein anderer als der Christliche uns bey Gott
Gnade erwerben/ und zur Seligkeit bringen könte. Endlich erzählete er das Wunder/ wel-
ches sich zu Ekbatana mit dem Juden zugetragen hatte/ und betete ihr zulezt das Vater Unser/
den Christlichen allgemeinen Glauben/ und die Heiligen zehn Gebohte vor/ neben der Vermah-
nung/ sie solte in dieser Einfalt verharren/ biß der gnädige Gott gelegenheit geben würde/ sie
völliger zuunterrichten. Das Fräulein hörete ihm sehr andächtig zu/ und fragete/ warumb
dann die Heydnischen Gelehrten hiervon nichts schrieben. Er aber zeigete ihr an/ es hätten
dieselben den Schein dieses Liechtes nicht gehabt/ sondern nach ihrer blinden Vernunfft
von Göttern und Erschaffung der Welt getichtet/ wie unter andern aus dem Ovidius zu
sehen; Sie solte sich aber mit diesen Gedanken nicht plagen/ sondern in allen ihren Nöhten
auff den Sohn Gottes Christus JEsus bauen und trauen/ auch vor allen dingen sich hü-
ten/ daß sie ja nicht/ Schande oder Pein zumeiden/ sich selbst umbs Leben brächte/ dann mit
deren Seligkeit stünde es sehr gefährlich. Das Fräulein erboht sich/ seiner Vermahnung
fleissig nachzukommen/ und wünschete/ etliche Bücher zuhaben/ in welchen der Christliche
Glaube fein deutlich beschrieben währe/ und wie man Gott ehren und Christlich leben mü-
ste. Herkules stellete ihr sein gewöhnliches Büchlein zu/ in welchem solches alles kurz und
deutlich verfasset wahr/ sagete ihr auch zu/ er wolte schon Gelegenheit finden/ daß die ganze

Hei-

Vierdes Buch.
maͤchtige Gott wird uns helffen/ antwortete er/ dafern wir nur denſelben recht erkennen uñ
ehren; und iſt mir die allergroͤſte Freude dieſer Welt/ daß ich zu Rom zum wahren Chri-
ſtentuhm gebracht bin/ auſſer welchem unmoͤglich iſt/ nach dieſem zu deꝛ Seligkeit zugelan-
gen; ſolches hat auch unſer geliebeter Bruder Ladiſla nunmehr erkennet/ deswegen er
mit ſonderlicher Herzensfreude zum Chriſtlichen Glauben getreten iſt; Und O mein aus-
erwaͤhlter Seelen Schatz/ ich bitte inbruͤnſtig und von herzen/ nehmet neben uns dieſe ſelig-
machende Erkaͤntniß willig an/ als dann wil ich ſie verſichern/ Gott wird uns helffen/ und
ehe dieſe Mauren niderfallen laſſen/ als daß wir unter den Haͤnden dieſer Feinde verder-
ben und umkommen ſolten. Das Fraͤulein gab ihm zur Antwort: Mein herzgeliebter
Schatz/ ich habe biß daher von Erkaͤntniß des wahren Gottes aus der Weltgelehrten und
der Poeten oder Tichter ihren Schrifften wenig lernen koͤnnen/ moͤchte aber von herzen
gerne des wahren Gottes Erkaͤntniß haben/ damit ich wuͤſte/ zu wem eigentlich in meinen
Noͤhten mein Gebet richten/ und von wem ich Hülffe erwarten ſolte. Iſt dieſes eure mey-
nung/ ſagte Herkules/ ſo danket Gott mit mir; dann auff dieſe Stunde werdet ihr ſolches
lernen. Unterꝛichtete ſie darauff aus den erſten dreyen Capiteln des Erſten Buchs Moſe/
von GOttes Weſen/ von dem Werke der Schoͤpffung/ von des Menſchen dreyfachem
Stande/ als der Unſchuld/ des Suͤndenfalles/ und der Erloͤſung; von der Heiligen Drey-
faltigkeit/ und wie die Andere Perſon der Gottheit vor 229 Jahren (damahliger wahrer
Rechnung/ dann nach heutiger Dionyſiſcher Zahl waͤre es das 226 Jahr) aus dem Jung-
fraͤulichem Leibe/ menſchliches Weſen und Eigenſchafften angenommen/ und vor unſere
Suͤnde zu Jeruſalem geſtorben/ am dritten Tage wieder aufferſtanden/ und am vierzigſten
hernach/ gen Himmel gefahren/ haͤtte ſeine Juͤnger in die Welt ausgeſendet/ in ſeinem Na-
men Vergebung der Suͤnden anzukuͤndigen/ auff daß die Menſchen ſich bekehren/ und ſe-
lig werden moͤchten. Nachgehends fuͤhrete er die ungereimeten ſchaͤndlichen Getichte des
Heydniſchen Glaubens ein/ und erwieß/ daß kein anderer als der Chriſtliche uns bey Gott
Gnade erwerben/ und zur Seligkeit bringen koͤnte. Endlich erzaͤhlete er das Wunder/ wel-
ches ſich zu Ekbatana mit dem Juden zugetragen hatte/ uñ betete ihr zulezt das Vater Unſer/
den Chriſtlichen allgemeinen Glauben/ und die Heiligen zehn Gebohte vor/ neben der Vermah-
nung/ ſie ſolte in dieſer Einfalt verharren/ biß der gnaͤdige Gott gelegenheit geben wuͤrde/ ſie
voͤlliger zuunterrichten. Das Fraͤulein hoͤrete ihm ſehr andaͤchtig zu/ und fragete/ warumb
dann die Heydniſchen Gelehrten hiervon nichts ſchrieben. Er aber zeigete ihr an/ es haͤtten
dieſelben den Schein dieſes Liechtes nicht gehabt/ ſondern nach ihrer blinden Vernunfft
von Goͤttern und Erſchaffung der Welt getichtet/ wie unter andern aus dem Ovidius zu
ſehen; Sie ſolte ſich aber mit dieſen Gedanken nicht plagen/ ſondern in allen ihren Noͤhten
auff den Sohn Gottes Chriſtus JEſus bauen und trauen/ auch vor allen dingen ſich huͤ-
ten/ daß ſie ja nicht/ Schande oder Pein zumeiden/ ſich ſelbſt umbs Leben braͤchte/ dann mit
deren Seligkeit ſtuͤnde es ſehr gefaͤhrlich. Das Fraͤulein erboht ſich/ ſeiner Vermahnung
fleiſſig nachzukommen/ und wuͤnſchete/ etliche Buͤcher zuhaben/ in welchen der Chriſtliche
Glaube fein deutlich beſchrieben waͤhre/ und wie man Gott ehren und Chriſtlich leben muͤ-
ſte. Herkules ſtellete ihr ſein gewoͤhnliches Buͤchlein zu/ in welchem ſolches alles kurz und
deutlich verfaſſet wahr/ ſagete ihr auch zu/ er wolte ſchon Gelegenheit finden/ daß die ganze

Hei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0770" n="732"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
ma&#x0364;chtige Gott wird uns helffen/ antwortete er/ dafern wir nur den&#x017F;elben recht erkennen un&#x0303;<lb/>
ehren; und i&#x017F;t mir die allergro&#x0364;&#x017F;te Freude die&#x017F;er Welt/ daß ich zu Rom zum wahren Chri-<lb/>
&#x017F;tentuhm gebracht bin/ au&#x017F;&#x017F;er welchem unmo&#x0364;glich i&#x017F;t/ nach die&#x017F;em zu de&#xA75B; Seligkeit zugelan-<lb/>
gen; &#x017F;olches hat auch un&#x017F;er geliebeter Bruder Ladi&#x017F;la nunmehr erkennet/ deswegen er<lb/>
mit &#x017F;onderlicher Herzensfreude zum Chri&#x017F;tlichen Glauben getreten i&#x017F;t; Und O mein aus-<lb/>
erwa&#x0364;hlter Seelen Schatz/ ich bitte inbru&#x0364;n&#x017F;tig und von herzen/ nehmet neben uns die&#x017F;e &#x017F;elig-<lb/>
machende Erka&#x0364;ntniß willig an/ als dann wil ich &#x017F;ie ver&#x017F;ichern/ Gott wird uns helffen/ und<lb/>
ehe die&#x017F;e Mauren niderfallen la&#x017F;&#x017F;en/ als daß wir unter den Ha&#x0364;nden die&#x017F;er Feinde verder-<lb/>
ben und umkommen &#x017F;olten. Das Fra&#x0364;ulein gab ihm zur Antwort: Mein herzgeliebter<lb/>
Schatz/ ich habe biß daher von Erka&#x0364;ntniß des wahren Gottes aus der Weltgelehrten und<lb/>
der Poeten oder Tichter ihren Schrifften wenig lernen ko&#x0364;nnen/ mo&#x0364;chte aber von herzen<lb/>
gerne des wahren Gottes Erka&#x0364;ntniß haben/ damit ich wu&#x0364;&#x017F;te/ zu wem eigentlich in meinen<lb/>
No&#x0364;hten mein Gebet richten/ und von wem ich Hülffe erwarten &#x017F;olte. I&#x017F;t die&#x017F;es eure mey-<lb/>
nung/ &#x017F;agte Herkules/ &#x017F;o danket Gott mit mir; dann auff die&#x017F;e Stunde werdet ihr &#x017F;olches<lb/>
lernen. Unter&#xA75B;ichtete &#x017F;ie darauff aus den er&#x017F;ten dreyen Capiteln des Er&#x017F;ten Buchs Mo&#x017F;e/<lb/>
von GOttes We&#x017F;en/ von dem Werke der Scho&#x0364;pffung/ von des Men&#x017F;chen dreyfachem<lb/>
Stande/ als der Un&#x017F;chuld/ des Su&#x0364;ndenfalles/ und der Erlo&#x0364;&#x017F;ung; von der Heiligen Drey-<lb/>
faltigkeit/ und wie die Andere Per&#x017F;on der Gottheit vor 229 Jahren (damahliger wahrer<lb/>
Rechnung/ dann nach heutiger Diony&#x017F;i&#x017F;cher Zahl wa&#x0364;re es das 226 Jahr) aus dem Jung-<lb/>
fra&#x0364;ulichem Leibe/ men&#x017F;chliches We&#x017F;en und Eigen&#x017F;chafften angenommen/ und vor un&#x017F;ere<lb/>
Su&#x0364;nde zu Jeru&#x017F;alem ge&#x017F;torben/ am dritten Tage wieder auffer&#x017F;tanden/ und am vierzig&#x017F;ten<lb/>
hernach/ gen Himmel gefahren/ ha&#x0364;tte &#x017F;eine Ju&#x0364;nger in die Welt ausge&#x017F;endet/ in &#x017F;einem Na-<lb/>
men Vergebung der Su&#x0364;nden anzuku&#x0364;ndigen/ auff daß die Men&#x017F;chen &#x017F;ich bekehren/ und &#x017F;e-<lb/>
lig werden mo&#x0364;chten. Nachgehends fu&#x0364;hrete er die ungereimeten &#x017F;cha&#x0364;ndlichen Getichte des<lb/>
Heydni&#x017F;chen Glaubens ein/ und erwieß/ daß kein anderer als der Chri&#x017F;tliche uns bey Gott<lb/>
Gnade erwerben/ und zur Seligkeit bringen ko&#x0364;nte. Endlich erza&#x0364;hlete er das Wunder/ wel-<lb/>
ches &#x017F;ich zu Ekbatana mit dem Juden zugetragen hatte/ un&#x0303; betete ihr zulezt das Vater Un&#x017F;er/<lb/>
den Chri&#x017F;tlichen allgemeinen Glauben/ und die Heiligen zehn Gebohte vor/ neben der Vermah-<lb/>
nung/ &#x017F;ie &#x017F;olte in die&#x017F;er Einfalt verharren/ biß der gna&#x0364;dige Gott gelegenheit geben wu&#x0364;rde/ &#x017F;ie<lb/>
vo&#x0364;lliger zuunterrichten. Das Fra&#x0364;ulein ho&#x0364;rete ihm &#x017F;ehr anda&#x0364;chtig zu/ und fragete/ warumb<lb/>
dann die Heydni&#x017F;chen Gelehrten hiervon nichts &#x017F;chrieben. Er aber zeigete ihr an/ es ha&#x0364;tten<lb/>
die&#x017F;elben den Schein die&#x017F;es Liechtes nicht gehabt/ &#x017F;ondern nach ihrer blinden Vernunfft<lb/>
von Go&#x0364;ttern und Er&#x017F;chaffung der Welt getichtet/ wie unter andern aus dem Ovidius zu<lb/>
&#x017F;ehen; Sie &#x017F;olte &#x017F;ich aber mit die&#x017F;en Gedanken nicht plagen/ &#x017F;ondern in allen ihren No&#x0364;hten<lb/>
auff den Sohn Gottes Chri&#x017F;tus JE&#x017F;us bauen und trauen/ auch vor allen dingen &#x017F;ich hu&#x0364;-<lb/>
ten/ daß &#x017F;ie ja nicht/ Schande oder Pein zumeiden/ &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t umbs Leben bra&#x0364;chte/ dann mit<lb/>
deren Seligkeit &#x017F;tu&#x0364;nde es &#x017F;ehr gefa&#x0364;hrlich. Das Fra&#x0364;ulein erboht &#x017F;ich/ &#x017F;einer Vermahnung<lb/>
flei&#x017F;&#x017F;ig nachzukommen/ und wu&#x0364;n&#x017F;chete/ etliche Bu&#x0364;cher zuhaben/ in welchen der Chri&#x017F;tliche<lb/>
Glaube fein deutlich be&#x017F;chrieben wa&#x0364;hre/ und wie man Gott ehren und Chri&#x017F;tlich leben mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;te. Herkules &#x017F;tellete ihr &#x017F;ein gewo&#x0364;hnliches Bu&#x0364;chlein zu/ in welchem &#x017F;olches alles kurz und<lb/>
deutlich verfa&#x017F;&#x017F;et wahr/ &#x017F;agete ihr auch zu/ er wolte &#x017F;chon Gelegenheit finden/ daß die ganze<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hei-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[732/0770] Vierdes Buch. maͤchtige Gott wird uns helffen/ antwortete er/ dafern wir nur denſelben recht erkennen uñ ehren; und iſt mir die allergroͤſte Freude dieſer Welt/ daß ich zu Rom zum wahren Chri- ſtentuhm gebracht bin/ auſſer welchem unmoͤglich iſt/ nach dieſem zu deꝛ Seligkeit zugelan- gen; ſolches hat auch unſer geliebeter Bruder Ladiſla nunmehr erkennet/ deswegen er mit ſonderlicher Herzensfreude zum Chriſtlichen Glauben getreten iſt; Und O mein aus- erwaͤhlter Seelen Schatz/ ich bitte inbruͤnſtig und von herzen/ nehmet neben uns dieſe ſelig- machende Erkaͤntniß willig an/ als dann wil ich ſie verſichern/ Gott wird uns helffen/ und ehe dieſe Mauren niderfallen laſſen/ als daß wir unter den Haͤnden dieſer Feinde verder- ben und umkommen ſolten. Das Fraͤulein gab ihm zur Antwort: Mein herzgeliebter Schatz/ ich habe biß daher von Erkaͤntniß des wahren Gottes aus der Weltgelehrten und der Poeten oder Tichter ihren Schrifften wenig lernen koͤnnen/ moͤchte aber von herzen gerne des wahren Gottes Erkaͤntniß haben/ damit ich wuͤſte/ zu wem eigentlich in meinen Noͤhten mein Gebet richten/ und von wem ich Hülffe erwarten ſolte. Iſt dieſes eure mey- nung/ ſagte Herkules/ ſo danket Gott mit mir; dann auff dieſe Stunde werdet ihr ſolches lernen. Unterꝛichtete ſie darauff aus den erſten dreyen Capiteln des Erſten Buchs Moſe/ von GOttes Weſen/ von dem Werke der Schoͤpffung/ von des Menſchen dreyfachem Stande/ als der Unſchuld/ des Suͤndenfalles/ und der Erloͤſung; von der Heiligen Drey- faltigkeit/ und wie die Andere Perſon der Gottheit vor 229 Jahren (damahliger wahrer Rechnung/ dann nach heutiger Dionyſiſcher Zahl waͤre es das 226 Jahr) aus dem Jung- fraͤulichem Leibe/ menſchliches Weſen und Eigenſchafften angenommen/ und vor unſere Suͤnde zu Jeruſalem geſtorben/ am dritten Tage wieder aufferſtanden/ und am vierzigſten hernach/ gen Himmel gefahren/ haͤtte ſeine Juͤnger in die Welt ausgeſendet/ in ſeinem Na- men Vergebung der Suͤnden anzukuͤndigen/ auff daß die Menſchen ſich bekehren/ und ſe- lig werden moͤchten. Nachgehends fuͤhrete er die ungereimeten ſchaͤndlichen Getichte des Heydniſchen Glaubens ein/ und erwieß/ daß kein anderer als der Chriſtliche uns bey Gott Gnade erwerben/ und zur Seligkeit bringen koͤnte. Endlich erzaͤhlete er das Wunder/ wel- ches ſich zu Ekbatana mit dem Juden zugetragen hatte/ uñ betete ihr zulezt das Vater Unſer/ den Chriſtlichen allgemeinen Glauben/ und die Heiligen zehn Gebohte vor/ neben der Vermah- nung/ ſie ſolte in dieſer Einfalt verharren/ biß der gnaͤdige Gott gelegenheit geben wuͤrde/ ſie voͤlliger zuunterrichten. Das Fraͤulein hoͤrete ihm ſehr andaͤchtig zu/ und fragete/ warumb dann die Heydniſchen Gelehrten hiervon nichts ſchrieben. Er aber zeigete ihr an/ es haͤtten dieſelben den Schein dieſes Liechtes nicht gehabt/ ſondern nach ihrer blinden Vernunfft von Goͤttern und Erſchaffung der Welt getichtet/ wie unter andern aus dem Ovidius zu ſehen; Sie ſolte ſich aber mit dieſen Gedanken nicht plagen/ ſondern in allen ihren Noͤhten auff den Sohn Gottes Chriſtus JEſus bauen und trauen/ auch vor allen dingen ſich huͤ- ten/ daß ſie ja nicht/ Schande oder Pein zumeiden/ ſich ſelbſt umbs Leben braͤchte/ dann mit deren Seligkeit ſtuͤnde es ſehr gefaͤhrlich. Das Fraͤulein erboht ſich/ ſeiner Vermahnung fleiſſig nachzukommen/ und wuͤnſchete/ etliche Buͤcher zuhaben/ in welchen der Chriſtliche Glaube fein deutlich beſchrieben waͤhre/ und wie man Gott ehren und Chriſtlich leben muͤ- ſte. Herkules ſtellete ihr ſein gewoͤhnliches Buͤchlein zu/ in welchem ſolches alles kurz und deutlich verfaſſet wahr/ ſagete ihr auch zu/ er wolte ſchon Gelegenheit finden/ daß die ganze Hei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/770
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/770>, abgerufen am 22.12.2024.