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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
nig ihn alles verdachts wegen der heimlichen Verbündnis erlassen hätte/ auch daß er wil-
lens währe/ bey dem Könige umb erlaubnis anzuhalten/ das Fräulein zubesuchen/ und ihr
seines Gemahls Gruß anzumelden; welches Herkules eine gute Gelegenheit zu seyn dauch-
te/ zu ihr zukommen/ ließ sich doch dessen nicht merken/ sondern hielt bey dem Groß Fürsten
an/ daß er ihn als seinen Leibdiener mit nach Hofe nehmen/ und bey guter Gelegenheit ihn
bey dem Könige ruhmen möchte als einen in Waffen zimlich erfahren Teutschen Ritter/
der vielleicht der Fräulein Eltern kennete. Phraortes ließ ihm solches gefallen/ und nach
dem er ein gutes ledern Kleid angelegt/ und sich zimlich bräunlich angestrichen hatte/ trat
er hinter dem Groß Fürsten her/ voller Andacht zu Gott/ er möchte sein Vornehmen wol
gelingen lassen. Bey der Königlichen Mahlzeit wartete er mit auff/ und hielt sich dermas-
sen geschiklich und tapffer/ daß Herr Vologeses der jünger/ ein naher Anverwanter des
Königes den Groß Fürsten fragete/ was vor einen Diener er da hätte/ der nach fremden
Sitten sich so artig zu halten wüste. Phraortes antwortete: Er hätte ihn etwa vor drey
Wochen bekommen/ und gäbe sich vor einen Teutschen von Adel aus/ hielte davor/ es wür-
de ihm der Königlichen Fräulein Wesen nicht allerdinge unbekant seyn/ weil er von ihm
vernommen/ daß er an unterschie dlichen König- und Fürstlichen Höfen desselben Landes
auffgewartet hätte. Wie? sagte Vologeses/ zeiget dann eure Liebe solches Königl. Hocheit
nicht an? Ich bin dessen willens gewesen/ antwortete er/ habe ihn auch deßwegen außdrük-
lich mit mir genommen/ und hat bißher nur an Gelegenheit und Mueß gemangelt. So
wil ich an eurer stat den Dank verdienen/ sagte jener/ fing auch darauff also an: Ihre Kö-
nigl. Hocheit wollen allergnädigst vernehmen/ daß Fürst Phraortes gegenwärtiger Leib-
diener ein Teutschgeborner seyn sol/ der vielleicht etwas von der treflichen Fräulein Herku-
lisken Zustand möchte erzählen können. Der König hörete solches mit Lust/ und fragete
Phraortes/ ob sichs also verhielte; welcher zur Antwort gab; es währe ihm also/ und kön-
te gegenwärtiger sein Diener darüber befraget werden. Der König sahe Herkules an/
welcher sich sehr tief neigete/ und seinen Gott im Herzen anrieff/ er möchte ihm Gnade vor
dem Könige verleihen; trat weiter hervor/ daß ihn Artabanus eigentlich sehen kunte/ und
erwartete seiner Frage. Derselbe nun verwunderte sich über seiner Freidigkeit/ daß er so
wenig Furcht als Unhöfligkeit merken ließ/ und sagete zu ihm: Mein/ von wannen bistu?
Herkules nach erzeigeter Ehrerbietung antwortete: Allergroßmächtigster unüberwind-
lichster König/ grosser Beherscher dieser weiten Morgenländer; euer Königl. Hocheit
ich unwirdigster Knecht bin eingebohrner Teutscher. Der Konig fragete weiter/ was brin-
gestu gutes neues aus deinem Vaterlande/ und wie neulich bistu daraus gezogen? Aller-
gnädigster König/ antwortete er/ vor zweien Jahren bin ich mit meinem Herrn/ einem vor-
nehmen Grafen/ aus Teutschland in Italien gereiset/ dem Kriegswesen nachzuzihen/ und
weil ich mit einem Römischen Herrn vorm halben Jahre in zwie spalt kommen/ und ihn
im offentlichen Kampfe redlich erleget/ habe ich dannoch der schweren Verfolgung seiner
ansehnlichen Freundschaft weichen müssen/ bin demnach in einem Meerhafen hinter Pa-
dua zu Schiffe gangen/ und mich in Syrien begeben; und als man mir auch daselbst nach-
stellete/ habe ich der Römer Botmässigkeit zumeiden/ mich in Assyrien und Meden gewa-
get/ etwas zusehen und zuerfahren/ unter der Hoffnung/ nach verlauff etlicher Zeit/ mein

Vater-
Z z z z

Vierdes Buch.
nig ihn alles verdachts wegen der heimlichen Verbuͤndnis erlaſſen haͤtte/ auch daß er wil-
lens waͤhre/ bey dem Koͤnige umb erlaubnis anzuhalten/ das Fraͤulein zubeſuchen/ und ihr
ſeines Gemahls Gruß anzumelden; welches Herkules eine gute Gelegenheit zu ſeyn dauch-
te/ zu ihr zukommen/ ließ ſich doch deſſen nicht merken/ ſondern hielt bey dem Groß Fuͤrſten
an/ daß er ihn als ſeinen Leibdiener mit nach Hofe nehmen/ und bey guter Gelegenheit ihn
bey dem Koͤnige růhmen moͤchte als einen in Waffen zimlich erfahren Teutſchen Ritter/
der vielleicht der Fraͤulein Eltern kennete. Phraortes ließ ihm ſolches gefallen/ und nach
dem er ein gutes ledern Kleid angelegt/ und ſich zimlich braͤunlich angeſtrichen hatte/ trat
er hinter dem Groß Fuͤrſten her/ voller Andacht zu Gott/ er moͤchte ſein Vornehmen wol
gelingen laſſen. Bey der Koͤniglichen Mahlzeit wartete er mit auff/ und hielt ſich dermaſ-
ſen geſchiklich und tapffer/ daß Herr Vologeſes der juͤnger/ ein naher Anverwanter des
Koͤniges den Groß Fuͤrſten fragete/ was vor einen Diener er da haͤtte/ der nach fremden
Sitten ſich ſo artig zu halten wuͤſte. Phraortes antwortete: Er haͤtte ihn etwa vor drey
Wochen bekommen/ und gaͤbe ſich vor einen Teutſchen von Adel aus/ hielte davor/ es wuͤr-
de ihm der Koͤniglichen Fraͤulein Weſen nicht allerdinge unbekant ſeyn/ weil er von ihm
vernommen/ daß er an unterſchie dlichen Koͤnig- und Fuͤrſtlichen Hoͤfen deſſelben Landes
auffgewartet haͤtte. Wie? ſagte Vologeſes/ zeiget dañ eure Liebe ſolches Koͤnigl. Hocheit
nicht an? Ich bin deſſen willens geweſen/ antwortete er/ habe ihn auch deßwegen außdruͤk-
lich mit mir genommen/ und hat bißher nur an Gelegenheit und Mueß gemangelt. So
wil ich an eurer ſtat den Dank verdienen/ ſagte jener/ fing auch darauff alſo an: Ihre Koͤ-
nigl. Hocheit wollen allergnaͤdigſt vernehmen/ daß Fuͤrſt Phraortes gegenwaͤrtiger Leib-
diener ein Teutſchgeborner ſeyn ſol/ der vielleicht etwas von der treflichen Fraͤulein Herku-
liſken Zuſtand moͤchte erzaͤhlen koͤnnen. Der Koͤnig hoͤrete ſolches mit Luſt/ und fragete
Phraortes/ ob ſichs alſo verhielte; welcher zur Antwort gab; es waͤhre ihm alſo/ und koͤn-
te gegenwaͤrtiger ſein Diener daruͤber befraget werden. Der Koͤnig ſahe Herkules an/
welcher ſich ſehr tief neigete/ und ſeinen Gott im Herzen anrieff/ er moͤchte ihm Gnade voꝛ
dem Koͤnige verleihen; trat weiter hervor/ daß ihn Artabanus eigentlich ſehen kunte/ uñ
erwartete ſeiner Frage. Derſelbe nun verwunderte ſich uͤber ſeiner Freidigkeit/ daß er ſo
wenig Furcht als Unhoͤfligkeit merken ließ/ und ſagete zu ihm: Mein/ von wannen biſtu?
Herkules nach erzeigeter Ehrerbietung antwortete: Allergroßmaͤchtigſter unuͤberwind-
lichſter Koͤnig/ groſſer Beherſcher dieſer weiten Morgenlaͤnder; euer Koͤnigl. Hocheit
ich unwirdigſter Knecht bin eingebohrner Teutſcher. Der Konig fragete weiter/ was bꝛin-
geſtu gutes neues aus deinem Vaterlande/ und wie neulich biſtu daraus gezogen? Aller-
gnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er/ vor zweien Jahren bin ich mit meinem Herrn/ einem vor-
nehmen Grafen/ aus Teutſchland in Italien gereiſet/ dem Kriegsweſen nachzuzihen/ und
weil ich mit einem Roͤmiſchen Herrn vorm halben Jahre in zwie ſpalt kommen/ und ihn
im offentlichen Kampfe redlich erleget/ habe ich dannoch der ſchweren Verfolgung ſeiner
anſehnlichen Freundſchaft weichen muͤſſen/ bin demnach in einem Meerhafen hinter Pa-
dua zu Schiffe gangen/ und mich in Syrien begeben; uñ als man mir auch daſelbſt nach-
ſtellete/ habe ich der Roͤmer Botmaͤſſigkeit zumeiden/ mich in Aſſyrien und Meden gewa-
get/ etwas zuſehen und zuerfahren/ unter der Hoffnung/ nach verlauff etlicher Zeit/ mein

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[729/0767] Vierdes Buch. nig ihn alles verdachts wegen der heimlichen Verbuͤndnis erlaſſen haͤtte/ auch daß er wil- lens waͤhre/ bey dem Koͤnige umb erlaubnis anzuhalten/ das Fraͤulein zubeſuchen/ und ihr ſeines Gemahls Gruß anzumelden; welches Herkules eine gute Gelegenheit zu ſeyn dauch- te/ zu ihr zukommen/ ließ ſich doch deſſen nicht merken/ ſondern hielt bey dem Groß Fuͤrſten an/ daß er ihn als ſeinen Leibdiener mit nach Hofe nehmen/ und bey guter Gelegenheit ihn bey dem Koͤnige růhmen moͤchte als einen in Waffen zimlich erfahren Teutſchen Ritter/ der vielleicht der Fraͤulein Eltern kennete. Phraortes ließ ihm ſolches gefallen/ und nach dem er ein gutes ledern Kleid angelegt/ und ſich zimlich braͤunlich angeſtrichen hatte/ trat er hinter dem Groß Fuͤrſten her/ voller Andacht zu Gott/ er moͤchte ſein Vornehmen wol gelingen laſſen. Bey der Koͤniglichen Mahlzeit wartete er mit auff/ und hielt ſich dermaſ- ſen geſchiklich und tapffer/ daß Herr Vologeſes der juͤnger/ ein naher Anverwanter des Koͤniges den Groß Fuͤrſten fragete/ was vor einen Diener er da haͤtte/ der nach fremden Sitten ſich ſo artig zu halten wuͤſte. Phraortes antwortete: Er haͤtte ihn etwa vor drey Wochen bekommen/ und gaͤbe ſich vor einen Teutſchen von Adel aus/ hielte davor/ es wuͤr- de ihm der Koͤniglichen Fraͤulein Weſen nicht allerdinge unbekant ſeyn/ weil er von ihm vernommen/ daß er an unterſchie dlichen Koͤnig- und Fuͤrſtlichen Hoͤfen deſſelben Landes auffgewartet haͤtte. Wie? ſagte Vologeſes/ zeiget dañ eure Liebe ſolches Koͤnigl. Hocheit nicht an? Ich bin deſſen willens geweſen/ antwortete er/ habe ihn auch deßwegen außdruͤk- lich mit mir genommen/ und hat bißher nur an Gelegenheit und Mueß gemangelt. So wil ich an eurer ſtat den Dank verdienen/ ſagte jener/ fing auch darauff alſo an: Ihre Koͤ- nigl. Hocheit wollen allergnaͤdigſt vernehmen/ daß Fuͤrſt Phraortes gegenwaͤrtiger Leib- diener ein Teutſchgeborner ſeyn ſol/ der vielleicht etwas von der treflichen Fraͤulein Herku- liſken Zuſtand moͤchte erzaͤhlen koͤnnen. Der Koͤnig hoͤrete ſolches mit Luſt/ und fragete Phraortes/ ob ſichs alſo verhielte; welcher zur Antwort gab; es waͤhre ihm alſo/ und koͤn- te gegenwaͤrtiger ſein Diener daruͤber befraget werden. Der Koͤnig ſahe Herkules an/ welcher ſich ſehr tief neigete/ und ſeinen Gott im Herzen anrieff/ er moͤchte ihm Gnade voꝛ dem Koͤnige verleihen; trat weiter hervor/ daß ihn Artabanus eigentlich ſehen kunte/ uñ erwartete ſeiner Frage. Derſelbe nun verwunderte ſich uͤber ſeiner Freidigkeit/ daß er ſo wenig Furcht als Unhoͤfligkeit merken ließ/ und ſagete zu ihm: Mein/ von wannen biſtu? Herkules nach erzeigeter Ehrerbietung antwortete: Allergroßmaͤchtigſter unuͤberwind- lichſter Koͤnig/ groſſer Beherſcher dieſer weiten Morgenlaͤnder; euer Koͤnigl. Hocheit ich unwirdigſter Knecht bin eingebohrner Teutſcher. Der Konig fragete weiter/ was bꝛin- geſtu gutes neues aus deinem Vaterlande/ und wie neulich biſtu daraus gezogen? Aller- gnaͤdigſter Koͤnig/ antwortete er/ vor zweien Jahren bin ich mit meinem Herrn/ einem vor- nehmen Grafen/ aus Teutſchland in Italien gereiſet/ dem Kriegsweſen nachzuzihen/ und weil ich mit einem Roͤmiſchen Herrn vorm halben Jahre in zwie ſpalt kommen/ und ihn im offentlichen Kampfe redlich erleget/ habe ich dannoch der ſchweren Verfolgung ſeiner anſehnlichen Freundſchaft weichen muͤſſen/ bin demnach in einem Meerhafen hinter Pa- dua zu Schiffe gangen/ und mich in Syrien begeben; uñ als man mir auch daſelbſt nach- ſtellete/ habe ich der Roͤmer Botmaͤſſigkeit zumeiden/ mich in Aſſyrien und Meden gewa- get/ etwas zuſehen und zuerfahren/ unter der Hoffnung/ nach verlauff etlicher Zeit/ mein Vater- Z z z z

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/767>, abgerufen am 22.12.2024.