Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierdes Buch.
wirkliche folge durch ihre blinde Verwägenheit nicht hintertreiben/ und der gewünschten
Glukseligkeit die ohn das enge Tühr nicht versperren; setzete sich darauff nider/ und schrieb
folgende Antwort: Der Schöpffer und Erhalter dieses grossen Weltgebäues/ gibt Valisken und
ihrem Gewissen zeugnis/ daß vor ihren Herkules sie mehr Sorge/ als vor ihr eigen Leben getragen;
Wie nun dieselbe seine Beständigkeit aus der gefährlichen Nachfolge satsam erkennet/ also sol ihm
hinwieder ein gleiches/ entweder im ehrlichen Leben/ oder zum wenigsten im frölichen tode unfehlbar
gehalten werden/ welchen Vorsaz weder menschen Wiz noch Macht brechen wird. Wollen wir aber
dereins glükselig leben/ muß unser Vorhaben durch Vernunft geführet werden/ sonsten stossen wir
das ganze Gebäu übern hauffen/ und verlieren alle angewante Mühe samt deren belohnung. Eile ist
uns noch zur Zeit nicht so gar nöhtig/ vielweniger rahtsam; dann König Artabanus/ seinem mehr als
äidlichem Versprechen nach/ wird mir seiner vermeineten Braut (wo er nicht gar zum Verrähter wird)
inwendig Jahresfrist nicht überlästig seyn/ in zwischen hilfft Gott und Glük. Aber o daß mein herzge-
liebter Herr und Bruder Ladisla bey seinem liebsten Gemahl blieben währe/ dann mich tauret sehr/
daß dieselbe und sein ganzes Königreich über mich zu klagen einige Ursach haben sol/ sehe auch keine
Gelegenheit/ seiner Liebe solches zuerstatten/ es währe dann/ daß mein Herkules die Vergeltung an
meine stat über sich nehmen wolte/ dessen Gesichts verenderung mich et was befremdet. Schließlich
bitte ich Freund- und schwesterlich/ mich auff gestrige Weise offters zubesuchen/ als lange uns nähere
Zusammenkunft gehindert wird/ und verbleibe ich Zeit meines Lebens/ meinem Groß Fürsten Herku-
les zu ehren ganz eigen ergebene Valiska.

So bald dieser Brieff verfertiget wahr/ schloß sie denselben in eben den empfangenen
Pfeil/ sahe aus ihrem Fenster/ und ward ihres Timokles gewahr/ schoß ihm denselben hin-
unter/ und winkete ihm fortzugehen; der sich dann nicht lange seumete/ sondern schnelles
lauffes der Herberge zueilete/ und den lieben Pfeil seinem Herrn einlieferte/ welcher der
schleunigen Antwort sich verwundernd/ den Pfeil öffnete/ und auff dem Schreiben diese
Auffschrift lase: Dem Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn/ Herrn Herkules etc. meinem höchst
vertrauten Oheim und Bruder. Bald erbrach er solches/ und nach verlesung sagte er: O du
ädle Seele/ mir zweifelt nicht/ mein Gott habe dich schon von Ewigkeit her in die Zahl der
Ausserwählten angeschrieben/ und werde dich gnädig erhalten/ daß du in erkäntnis der
himlischen Warheit zum ewigen Leben unterwiesen werdest; gönnet uns dann unser Gott/
das zeitliche Leben in stiller ruhe zu führen/ wollen wirs als sein Gnadengeschenk erkennen/
wo nicht/ so wird uns als dann die Ewigkeit nicht zum andernmahle trennen lassen; gab
hernach Ladisla den Brieff durchzulesen/ der sich aber dessen wegerte/ weil ihm wol bewust
wahr/ daß verliebeter Leute Schreiben keine fremde Augen leiden wollen. Bald darauff
gingen sie nach dem Schlosse/ nahmen auch Leches und Timokles mit sich/ und funden das
liebe Fräulein am Fenster stehen/ von der sie anmuhtige Blicke und verliebete Winke ein-
nahmen/ womit das Fräulein nicht vergnüget/ sich auff den Umbgang begab/ und sich ge-
rade gegen ihren Herkules stellete/ da inzwischen Ladisla mit Leches umbher ging/ diese
verliebeten aber/ weil sie näher nicht zusammen kunten/ zur anzeige und bekräftigung ge-
träuer Freundschaft/ die empfangenen Briefe/ und ihre eigene Hände küsseten/ biß endlich
nach verlauff einer Stunde dz Fräulein mit einem höflichen neigen freundlichen Abscheid
nam/ nichts mehr wünschend/ als etliche Stunden mit ihrem Schatze sprache zuhalten;
mit welcher begierde der überalverliebete Herkules ebenmässig getrieben ward; weil es a-
ber noch zur Zeit ein vergebliches Ding wahr/ musten sie mit dem anschauen sich vergnü-

gen

Vierdes Buch.
wirkliche folge durch ihre blinde Verwaͤgenheit nicht hintertreiben/ und der gewuͤnſchten
Glukſeligkeit die ohn das enge Tuͤhr nicht verſperren; ſetzete ſich darauff nider/ uñ ſchrieb
folgende Antwort: Der Schoͤpffer und Erhalter dieſes groſſen Weltgebaͤues/ gibt Valiſken und
ihrem Gewiſſen zeugnis/ daß vor ihren Herkules ſie mehr Sorge/ als vor ihr eigen Leben getragen;
Wie nun dieſelbe ſeine Beſtaͤndigkeit aus der gefaͤhrlichen Nachfolge ſatſam erkennet/ alſo ſol ihm
hinwieder ein gleiches/ entweder im ehrlichen Leben/ oder zum wenigſten im froͤlichen tode unfehlbar
gehalten werden/ welchen Vorſaz weder menſchen Wiz noch Macht brechen wird. Wollen wiꝛ aber
dereins gluͤkſelig leben/ muß unſer Vorhaben durch Vernunft gefuͤhret werden/ ſonſten ſtoſſen wir
das ganze Gebaͤu uͤbern hauffen/ und verlieren alle angewante Muͤhe ſamt deren belohnung. Eile iſt
uns noch zur Zeit nicht ſo gar noͤhtig/ vielweniger rahtſam; dann Koͤnig Artabanus/ ſeinem mehr als
aͤidlichem Verſprechen nach/ wird mir ſeiner vermeinetẽ Braut (wo er nicht gar zum Verraͤhter wird)
inwendig Jahresfriſt nicht uͤberlaͤſtig ſeyn/ in zwiſchen hilfft Gott und Gluͤk. Aber o daß mein herzge-
liebter Herr und Bruder Ladiſla bey ſeinem liebſten Gemahl blieben waͤhre/ dann mich tauret ſehr/
daß dieſelbe und ſein ganzes Koͤnigreich uͤber mich zu klagen einige Urſach haben ſol/ ſehe auch keine
Gelegenheit/ ſeiner Liebe ſolches zuerſtatten/ es waͤhre dann/ daß mein Herkules die Vergeltung an
meine ſtat uͤber ſich nehmen wolte/ deſſen Geſichts verenderung mich et was befremdet. Schließlich
bitte ich Freund- und ſchweſterlich/ mich auff geſtrige Weiſe offters zubeſuchen/ als lange uns naͤhere
Zuſammenkunft gehindert wird/ und verbleibe ich Zeit meines Lebens/ meinem Groß Fuͤrſten Herku-
les zu ehren ganz eigen ergebene Valiſka.

So bald dieſer Brieff verfertiget wahr/ ſchloß ſie denſelben in eben den empfangenen
Pfeil/ ſahe aus ihrem Fenſter/ und ward ihres Timokles gewahr/ ſchoß ihm denſelben hin-
unter/ und winkete ihm fortzugehen; der ſich dann nicht lange ſeumete/ ſondern ſchnelles
lauffes der Herberge zueilete/ und den lieben Pfeil ſeinem Herrn einlieferte/ welcher der
ſchleunigen Antwort ſich verwundernd/ den Pfeil oͤffnete/ und auff dem Schreiben dieſe
Auffſchrift laſe: Dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Herkules ꝛc. meinem hoͤchſt
vertrauten Oheim und Bruder. Bald erbrach er ſolches/ und nach verleſung ſagte er: O du
aͤdle Seele/ mir zweifelt nicht/ mein Gott habe dich ſchon von Ewigkeit her in die Zahl deꝛ
Auſſerwaͤhlten angeſchrieben/ und werde dich gnaͤdig erhalten/ daß du in erkaͤntnis der
himliſchen Warheit zum ewigen Leben unterwieſen werdeſt; goͤnnet uns dañ unſer Gott/
das zeitliche Leben in ſtiller ruhe zu fuͤhren/ wollen wirs als ſein Gnadengeſchenk erkennen/
wo nicht/ ſo wird uns als dann die Ewigkeit nicht zum andernmahle trennen laſſen; gab
hernach Ladiſla den Brieff durchzuleſen/ der ſich aber deſſen wegerte/ weil ihm wol bewuſt
wahr/ daß verliebeter Leute Schreiben keine fremde Augen leiden wollen. Bald darauff
gingen ſie nach dem Schloſſe/ nahmen auch Leches und Timokles mit ſich/ und funden das
liebe Fraͤulein am Fenſter ſtehen/ von der ſie anmuhtige Blicke und verliebete Winke ein-
nahmen/ womit das Fraͤulein nicht veꝛgnuͤget/ ſich auff den Umbgang begab/ und ſich ge-
rade gegen ihren Herkules ſtellete/ da inzwiſchen Ladiſla mit Leches umbher ging/ dieſe
verliebeten aber/ weil ſie naͤher nicht zuſammen kunten/ zur anzeige und bekraͤftigung ge-
traͤuer Freundſchaft/ die empfangenen Briefe/ und ihre eigene Haͤnde kuͤſſeten/ biß endlich
nach verlauff einer Stunde dz Fraͤulein mit einem hoͤflichen neigen freundlichen Abſcheid
nam/ nichts mehr wuͤnſchend/ als etliche Stunden mit ihrem Schatze ſprache zuhalten;
mit welcher begierde der uͤberalverliebete Herkules ebenmaͤſſig getrieben ward; weil es a-
ber noch zur Zeit ein vergebliches Ding wahr/ muſten ſie mit dem anſchauen ſich vergnuͤ-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0764" n="726"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdes Buch.</hi></fw><lb/>
wirkliche folge durch ihre blinde Verwa&#x0364;genheit nicht hintertreiben/ und der gewu&#x0364;n&#x017F;chten<lb/>
Gluk&#x017F;eligkeit die ohn das enge Tu&#x0364;hr nicht ver&#x017F;perren; &#x017F;etzete &#x017F;ich darauff nider/ un&#x0303; &#x017F;chrieb<lb/>
folgende Antwort: Der Scho&#x0364;pffer und Erhalter die&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;en Weltgeba&#x0364;ues/ gibt Vali&#x017F;ken und<lb/>
ihrem Gewi&#x017F;&#x017F;en zeugnis/ daß vor ihren Herkules &#x017F;ie mehr Sorge/ als vor ihr eigen Leben getragen;<lb/>
Wie nun die&#x017F;elbe &#x017F;eine Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit aus der gefa&#x0364;hrlichen Nachfolge &#x017F;at&#x017F;am erkennet/ al&#x017F;o &#x017F;ol ihm<lb/>
hinwieder ein gleiches/ entweder im ehrlichen Leben/ oder zum wenig&#x017F;ten im fro&#x0364;lichen tode unfehlbar<lb/>
gehalten werden/ welchen Vor&#x017F;az weder men&#x017F;chen Wiz noch Macht brechen wird. Wollen wi&#xA75B; aber<lb/>
dereins glu&#x0364;k&#x017F;elig leben/ muß un&#x017F;er Vorhaben durch Vernunft gefu&#x0364;hret werden/ &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
das ganze Geba&#x0364;u u&#x0364;bern hauffen/ und verlieren alle angewante Mu&#x0364;he &#x017F;amt deren belohnung. Eile i&#x017F;t<lb/>
uns noch zur Zeit nicht &#x017F;o gar no&#x0364;htig/ vielweniger raht&#x017F;am; dann Ko&#x0364;nig Artabanus/ &#x017F;einem mehr als<lb/>
a&#x0364;idlichem Ver&#x017F;prechen nach/ wird mir &#x017F;einer vermeinete&#x0303; Braut (wo er nicht gar zum Verra&#x0364;hter wird)<lb/>
inwendig Jahresfri&#x017F;t nicht u&#x0364;berla&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;eyn/ in zwi&#x017F;chen hilfft Gott und Glu&#x0364;k. Aber o daß mein herzge-<lb/>
liebter Herr und Bruder Ladi&#x017F;la bey &#x017F;einem lieb&#x017F;ten Gemahl blieben wa&#x0364;hre/ dann mich tauret &#x017F;ehr/<lb/>
daß die&#x017F;elbe und &#x017F;ein ganzes Ko&#x0364;nigreich u&#x0364;ber mich zu klagen einige Ur&#x017F;ach haben &#x017F;ol/ &#x017F;ehe auch keine<lb/>
Gelegenheit/ &#x017F;einer Liebe &#x017F;olches zuer&#x017F;tatten/ es wa&#x0364;hre dann/ daß mein Herkules die Vergeltung an<lb/>
meine &#x017F;tat u&#x0364;ber &#x017F;ich nehmen wolte/ de&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;ichts verenderung mich et was befremdet. Schließlich<lb/>
bitte ich Freund- und &#x017F;chwe&#x017F;terlich/ mich auff ge&#x017F;trige Wei&#x017F;e offters zube&#x017F;uchen/ als lange uns na&#x0364;here<lb/>
Zu&#x017F;ammenkunft gehindert wird/ und verbleibe ich Zeit meines Lebens/ meinem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten Herku-<lb/>
les zu ehren ganz eigen ergebene Vali&#x017F;ka.</p><lb/>
        <p>So bald die&#x017F;er Brieff verfertiget wahr/ &#x017F;chloß &#x017F;ie den&#x017F;elben in eben den empfangenen<lb/>
Pfeil/ &#x017F;ahe aus ihrem Fen&#x017F;ter/ und ward ihres Timokles gewahr/ &#x017F;choß ihm den&#x017F;elben hin-<lb/>
unter/ und winkete ihm fortzugehen; der &#x017F;ich dann nicht lange &#x017F;eumete/ &#x017F;ondern &#x017F;chnelles<lb/>
lauffes der Herberge zueilete/ und den lieben Pfeil &#x017F;einem Herrn einlieferte/ welcher der<lb/>
&#x017F;chleunigen Antwort &#x017F;ich verwundernd/ den Pfeil o&#x0364;ffnete/ und auff dem Schreiben die&#x017F;e<lb/>
Auff&#x017F;chrift la&#x017F;e: Dem Durchleuchtig&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Herrn/ Herrn Herkules &#xA75B;c. meinem ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
vertrauten Oheim und Bruder. Bald erbrach er &#x017F;olches/ und nach verle&#x017F;ung &#x017F;agte er: O du<lb/>
a&#x0364;dle Seele/ mir zweifelt nicht/ mein Gott habe dich &#x017F;chon von Ewigkeit her in die Zahl de&#xA75B;<lb/>
Au&#x017F;&#x017F;erwa&#x0364;hlten ange&#x017F;chrieben/ und werde dich gna&#x0364;dig erhalten/ daß du in erka&#x0364;ntnis der<lb/>
himli&#x017F;chen Warheit zum ewigen Leben unterwie&#x017F;en werde&#x017F;t; go&#x0364;nnet uns dan&#x0303; un&#x017F;er Gott/<lb/>
das zeitliche Leben in &#x017F;tiller ruhe zu fu&#x0364;hren/ wollen wirs als &#x017F;ein Gnadenge&#x017F;chenk erkennen/<lb/>
wo nicht/ &#x017F;o wird uns als dann die Ewigkeit nicht zum andernmahle trennen la&#x017F;&#x017F;en; gab<lb/>
hernach Ladi&#x017F;la den Brieff durchzule&#x017F;en/ der &#x017F;ich aber de&#x017F;&#x017F;en wegerte/ weil ihm wol bewu&#x017F;t<lb/>
wahr/ daß verliebeter Leute Schreiben keine fremde Augen leiden wollen. Bald darauff<lb/>
gingen &#x017F;ie nach dem Schlo&#x017F;&#x017F;e/ nahmen auch Leches und Timokles mit &#x017F;ich/ und funden das<lb/>
liebe Fra&#x0364;ulein am Fen&#x017F;ter &#x017F;tehen/ von der &#x017F;ie anmuhtige Blicke und verliebete Winke ein-<lb/>
nahmen/ womit das Fra&#x0364;ulein nicht ve&#xA75B;gnu&#x0364;get/ &#x017F;ich auff den Umbgang begab/ und &#x017F;ich ge-<lb/>
rade gegen ihren Herkules &#x017F;tellete/ da inzwi&#x017F;chen Ladi&#x017F;la mit Leches umbher ging/ die&#x017F;e<lb/>
verliebeten aber/ weil &#x017F;ie na&#x0364;her nicht zu&#x017F;ammen kunten/ zur anzeige und bekra&#x0364;ftigung ge-<lb/>
tra&#x0364;uer Freund&#x017F;chaft/ die empfangenen Briefe/ und ihre eigene Ha&#x0364;nde ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;eten/ biß endlich<lb/>
nach verlauff einer Stunde dz Fra&#x0364;ulein mit einem ho&#x0364;flichen neigen freundlichen Ab&#x017F;cheid<lb/>
nam/ nichts mehr wu&#x0364;n&#x017F;chend/ als etliche Stunden mit ihrem Schatze &#x017F;prache zuhalten;<lb/>
mit welcher begierde der u&#x0364;beralverliebete Herkules ebenma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig getrieben ward; weil es a-<lb/>
ber noch zur Zeit ein vergebliches Ding wahr/ mu&#x017F;ten &#x017F;ie mit dem an&#x017F;chauen &#x017F;ich vergnu&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[726/0764] Vierdes Buch. wirkliche folge durch ihre blinde Verwaͤgenheit nicht hintertreiben/ und der gewuͤnſchten Glukſeligkeit die ohn das enge Tuͤhr nicht verſperren; ſetzete ſich darauff nider/ uñ ſchrieb folgende Antwort: Der Schoͤpffer und Erhalter dieſes groſſen Weltgebaͤues/ gibt Valiſken und ihrem Gewiſſen zeugnis/ daß vor ihren Herkules ſie mehr Sorge/ als vor ihr eigen Leben getragen; Wie nun dieſelbe ſeine Beſtaͤndigkeit aus der gefaͤhrlichen Nachfolge ſatſam erkennet/ alſo ſol ihm hinwieder ein gleiches/ entweder im ehrlichen Leben/ oder zum wenigſten im froͤlichen tode unfehlbar gehalten werden/ welchen Vorſaz weder menſchen Wiz noch Macht brechen wird. Wollen wiꝛ aber dereins gluͤkſelig leben/ muß unſer Vorhaben durch Vernunft gefuͤhret werden/ ſonſten ſtoſſen wir das ganze Gebaͤu uͤbern hauffen/ und verlieren alle angewante Muͤhe ſamt deren belohnung. Eile iſt uns noch zur Zeit nicht ſo gar noͤhtig/ vielweniger rahtſam; dann Koͤnig Artabanus/ ſeinem mehr als aͤidlichem Verſprechen nach/ wird mir ſeiner vermeinetẽ Braut (wo er nicht gar zum Verraͤhter wird) inwendig Jahresfriſt nicht uͤberlaͤſtig ſeyn/ in zwiſchen hilfft Gott und Gluͤk. Aber o daß mein herzge- liebter Herr und Bruder Ladiſla bey ſeinem liebſten Gemahl blieben waͤhre/ dann mich tauret ſehr/ daß dieſelbe und ſein ganzes Koͤnigreich uͤber mich zu klagen einige Urſach haben ſol/ ſehe auch keine Gelegenheit/ ſeiner Liebe ſolches zuerſtatten/ es waͤhre dann/ daß mein Herkules die Vergeltung an meine ſtat uͤber ſich nehmen wolte/ deſſen Geſichts verenderung mich et was befremdet. Schließlich bitte ich Freund- und ſchweſterlich/ mich auff geſtrige Weiſe offters zubeſuchen/ als lange uns naͤhere Zuſammenkunft gehindert wird/ und verbleibe ich Zeit meines Lebens/ meinem Groß Fuͤrſten Herku- les zu ehren ganz eigen ergebene Valiſka. So bald dieſer Brieff verfertiget wahr/ ſchloß ſie denſelben in eben den empfangenen Pfeil/ ſahe aus ihrem Fenſter/ und ward ihres Timokles gewahr/ ſchoß ihm denſelben hin- unter/ und winkete ihm fortzugehen; der ſich dann nicht lange ſeumete/ ſondern ſchnelles lauffes der Herberge zueilete/ und den lieben Pfeil ſeinem Herrn einlieferte/ welcher der ſchleunigen Antwort ſich verwundernd/ den Pfeil oͤffnete/ und auff dem Schreiben dieſe Auffſchrift laſe: Dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herrn/ Herrn Herkules ꝛc. meinem hoͤchſt vertrauten Oheim und Bruder. Bald erbrach er ſolches/ und nach verleſung ſagte er: O du aͤdle Seele/ mir zweifelt nicht/ mein Gott habe dich ſchon von Ewigkeit her in die Zahl deꝛ Auſſerwaͤhlten angeſchrieben/ und werde dich gnaͤdig erhalten/ daß du in erkaͤntnis der himliſchen Warheit zum ewigen Leben unterwieſen werdeſt; goͤnnet uns dañ unſer Gott/ das zeitliche Leben in ſtiller ruhe zu fuͤhren/ wollen wirs als ſein Gnadengeſchenk erkennen/ wo nicht/ ſo wird uns als dann die Ewigkeit nicht zum andernmahle trennen laſſen; gab hernach Ladiſla den Brieff durchzuleſen/ der ſich aber deſſen wegerte/ weil ihm wol bewuſt wahr/ daß verliebeter Leute Schreiben keine fremde Augen leiden wollen. Bald darauff gingen ſie nach dem Schloſſe/ nahmen auch Leches und Timokles mit ſich/ und funden das liebe Fraͤulein am Fenſter ſtehen/ von der ſie anmuhtige Blicke und verliebete Winke ein- nahmen/ womit das Fraͤulein nicht veꝛgnuͤget/ ſich auff den Umbgang begab/ und ſich ge- rade gegen ihren Herkules ſtellete/ da inzwiſchen Ladiſla mit Leches umbher ging/ dieſe verliebeten aber/ weil ſie naͤher nicht zuſammen kunten/ zur anzeige und bekraͤftigung ge- traͤuer Freundſchaft/ die empfangenen Briefe/ und ihre eigene Haͤnde kuͤſſeten/ biß endlich nach verlauff einer Stunde dz Fraͤulein mit einem hoͤflichen neigen freundlichen Abſcheid nam/ nichts mehr wuͤnſchend/ als etliche Stunden mit ihrem Schatze ſprache zuhalten; mit welcher begierde der uͤberalverliebete Herkules ebenmaͤſſig getrieben ward; weil es a- ber noch zur Zeit ein vergebliches Ding wahr/ muſten ſie mit dem anſchauen ſich vergnuͤ- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/764
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 726. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/764>, abgerufen am 26.06.2024.