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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
in den hohlen Pfeil/ und ging des folgenden Morgens sehr früh mit Timokles hin/ der ihm
den Bogen nachtrug/ mit welchem er den Pfeil auff den Gang schoß/ und als bald wieder
seines Weges ging. Bey der prächtigen Mahlzeit saß das Fräulein ganz verwirret bey
ihrem Frauenzimmer/ daß sie wünschete/ es währen diese Freunde auff einen an dern Tag
ankommen. Tausenderley Gedanken lieffen in ihrem Kopffe umb/ daß einer dem andern
nicht weichen kunte; bald betrachtete sie die wunder-träue Liebe ihres Bräutigams gegen
sie; bald die Gefahr/ welche er schon glüklich überstanden; bald/ welche ihm noch bevor
stünde; wie es doch würde können möglich seyn/ daß er sie aus disem wolverwahreten
Schlosse brächte; und wann solches gleich geschähe/ wie er mit ihr der grossen Macht des
Königes entgehen/ und sicher durchhauen würde. Doch wahr vor dißmahl ihr höchstes
anliegen/ daß sie nicht ersinnen kunte/ wie sie seiner lieben Gegenwart geniessen/ und den sie
ungleich mehr als sich selbst liebete/ auff ein vertrauliches Gespräch etwa ein Stündichen
bey ihr haben möchte; endlich gelebete sie der Zuversicht/ Gott würde es in die Wege schic-
ken/ wie es ihnen am ersprießlichsten währe/ straffete wegen ihrer Schwermühligkeit sich
selber/ und nam eine besondere Fröligkeit an sich/ daß sie endlich ihre Laute soderte/ und
welches sie an diesem Orte noch nie in einiges Menschen gegenwart getahn/ folgende Teut-
sche Reimen darein sang:

[Beginn Spaltensatz]
1
SChönster Leit Stern meiner Seelen/
Hastu dich herbey gemacht?
Bistu/ meines Herzen quälen
Schier zu endigen bedacht?
O du Tugendhaffter Sin/
Sey beständig wie ich bin.
2
Liebster Seelen-Schatz/ wie lange
Hab ich nach dir ausgesehn!
Meinem Herzen wahr sehr bange/
Daß du möchtest untergehn/
Und die mancherley Gefahr
Dich erdrücken ganz und gar.
3
O mein Freund/ wie manches Leiden
Hat dich sider dem geübt/
Daß du mich hast müssen meiden/
Die du vor so sehr geliebt;
O wie seufztestu mir nach/
Als mein Brehlchen zu dir sprach:
4
Herkuliskus läst sich führen
Nach dem wilden Parther hin/
Da sie wird ohn zweifel spüren
[Spaltenumbruch] Manches frechen Menschen Sin/
Und wol der Artaban/ scharff
Sie umb Lieb' ansprängen darff.
5
Da wird deiner Seele grauen
Recht hervor gebrochen seyn/
Daß du dich hast müssen zauen/
Und zu mindern solche Pein/
Deinen Weg befodert hast
Tag und Nacht ohn Ruh und Rast.
6
Nun mein Herz/ du bist ankommen/
Und ich bin noch unbeflekt/
Darumb bleibt dir unbenommen/
Was der Seele süsse schmekt/
Ich bin dein/ und bleib es wol/
Wo ich sonst noch leben sol.
7
O wie werd ich mich ergetzen/
Wann uns Gott die Freyheit schikt;
Dann wil ich bey seite setzen/
Was mich noch so hefftig drükt;
Dann wil ich dir Leib und Sin
Schenken/ weil ich deine bin.
[Ende Spaltensatz]

Nach dieses Liedes endigung/ sagte Fr. Syfigambis ihre Hofmeisterin zu ihr: Ach mein
Gnädigstes Fräulein/ es muß der grosse König Artabanus bey den Göttern in sonderlicher
Hulde stehen/ weil dieselben seiner Hocheit/ ohn einige Heucheley zureden/ das allervoll-
kommenste Fräulein der Welt/ durch so wunderlichen Glückesfall zugeführet haben; und
möchte ich meines teils nur wünschen/ daß Ihre Hocheit dieses ihr wunder-süsses Lauten-

spiel

Vierdes Buch.
in den hohlen Pfeil/ uñ ging des folgenden Morgens ſehr fruͤh mit Timokles hin/ der ihm
den Bogen nachtrug/ mit welchem er den Pfeil auff den Gang ſchoß/ und als bald wieder
ſeines Weges ging. Bey der praͤchtigen Mahlzeit ſaß das Fraͤulein ganz verwirret bey
ihrem Frauenzimmer/ daß ſie wuͤnſchete/ es waͤhren dieſe Freunde auff einen an dern Tag
ankommen. Tauſenderley Gedanken lieffen in ihrem Kopffe umb/ daß einer dem andern
nicht weichen kunte; bald betrachtete ſie die wunder-traͤue Liebe ihres Braͤutigams gegen
ſie; bald die Gefahr/ welche er ſchon gluͤklich uͤberſtanden; bald/ welche ihm noch bevor
ſtuͤnde; wie es doch wuͤrde koͤnnen moͤglich ſeyn/ daß er ſie aus diſem wolverwahreten
Schloſſe braͤchte; und wann ſolches gleich geſchaͤhe/ wie er mit ihr der groſſen Macht des
Koͤniges entgehen/ und ſicher durchhauen wuͤrde. Doch wahr vor dißmahl ihr hoͤchſtes
anliegen/ daß ſie nicht erſinnen kunte/ wie ſie ſeiner lieben Gegenwart genieſſen/ und den ſie
ungleich mehr als ſich ſelbſt liebete/ auff ein vertrauliches Geſpraͤch etwa ein Stuͤndichen
bey ihr haben moͤchte; endlich gelebete ſie der Zuverſicht/ Gott wuͤrde es in die Wege ſchic-
ken/ wie es ihnen am erſprießlichſten waͤhre/ ſtraffete wegen ihrer Schwermuͤhligkeit ſich
ſelber/ und nam eine beſondere Froͤligkeit an ſich/ daß ſie endlich ihre Laute ſoderte/ und
welches ſie an dieſem Orte noch nie in einiges Menſchẽ gegenwart getahn/ folgende Teut-
ſche Reimen darein ſang:

[Beginn Spaltensatz]
1
SChoͤnſter Leit Stern meiner Seelen/
Haſtu dich herbey gemacht?
Biſtu/ meines Herzen quaͤlen
Schier zu endigen bedacht?
O du Tugendhaffter Sin/
Sey beſtaͤndig wie ich bin.
2
Liebſter Seelen-Schatz/ wie lange
Hab ich nach dir ausgeſehn!
Meinem Herzen wahr ſehr bange/
Daß du moͤchteſt untergehn/
Und die mancherley Gefahr
Dich erdruͤcken ganz und gar.
3
O mein Freund/ wie manches Leiden
Hat dich ſider dem geuͤbt/
Daß du mich haſt muͤſſen meiden/
Die du vor ſo ſehr geliebt;
O wie ſeufzteſtu mir nach/
Als mein Brehlchen zu dir ſprach:
4
Herkuliſkus laͤſt ſich fuͤhren
Nach dem wilden Parther hin/
Da ſie wird ohn zweifel ſpuͤren
[Spaltenumbruch] Manches frechen Menſchen Sin/
Und wol der Artaban/ ſcharff
Sie umb Lieb’ anſpraͤngen darff.
5
Da wird deiner Seele grauen
Recht hervor gebrochen ſeyn/
Daß du dich haſt muͤſſen zauen/
Und zu mindern ſolche Pein/
Deinen Weg befodert haſt
Tag und Nacht ohn Ruh und Raſt.
6
Nun mein Herz/ du biſt ankommen/
Und ich bin noch unbeflekt/
Darumb bleibt dir unbenommen/
Was der Seele ſuͤſſe ſchmekt/
Ich bin dein/ und bleib es wol/
Wo ich ſonſt noch leben ſol.
7
O wie werd ich mich ergetzen/
Wann uns Gott die Freyheit ſchikt;
Dann wil ich bey ſeite ſetzen/
Was mich noch ſo hefftig druͤkt;
Dann wil ich dir Leib und Sin
Schenken/ weil ich deine bin.
[Ende Spaltensatz]

Nach dieſes Liedes endigung/ ſagte Fr. Syfigambis ihre Hofmeiſterin zu ihr: Ach mein
Gnaͤdigſtes Fraͤulein/ es muß der groſſe Koͤnig Artabanus bey den Goͤttern in ſonderlicheꝛ
Hulde ſtehen/ weil dieſelben ſeiner Hocheit/ ohn einige Heucheley zureden/ das allervoll-
kommenſte Fraͤulein der Welt/ durch ſo wunderlichen Gluͤckesfall zugefuͤhret haben; und
moͤchte ich meines teils nur wuͤnſchen/ daß Ihre Hocheit dieſes ihr wunder-ſuͤſſes Lauten-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/762>, abgerufen am 26.06.2024.