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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Vierdes Buch.
ben/ daß man gar keinen mehr zu trauen hätte/ weil selbe fast alle miteinander von den Hof-
Schreibern erkauft/ nicht von den Fürsten erteilet würden; doch wie dem allen/ so wäh-
re niemand unter ihnen/ der sich auff Brieffelesen groß verstünde/ müsten demnach nicht
ihre Briefe/ sondern ihre Waffen/ und was sie auff den Wagen führeten/ von sich geben/
und von ihrer Gnade das Leben erbitten. Herkules antwortete mit wenigen: Er wolte
hoffen es währe ihm und den seinen die Landstrasse zu reisen so frey als einem andern/ da
aber ein Fürst oder sonst ein grosser Herr verhanden währe/ wolten sie demselben alle mög-
liche/ und einem Ritter nicht schimpfbringende Ehre antuhn/ einem andern aber gestünden
sie durchaus kein heissen noch verbieten. Diese verdroß solche Verwägenheit/ daß eine so
kleine Schaar sich noch stränben und unnütze Worte von sich geben solte/ setzeten mit vol-
lem Lauff und entblösseten Degen auff sie an/ und funden über verhoffen mehr als sie su-
cheten; dann Herkules und Ladisla/ neben Leches/ Tyriotes und Gallus gebraucheten sich
aller ihrer stärke/ und tahten ihre bey den Dolmetscher Plautus und Mardus auch so viel
in ihrem Vermögen wahr/ daß in kurzer Zeit der gröste Teil dieser Räuber erschlagen/ und
die übrigen gefangen wurden/ welche auff bedrauliche Frage bekenneten/ sie kähmen von
Charas/ der Ritter mit welchem Herkules den absonderlichen Streit gehalten/ und ihm dz
Häupt zerspillet/ währe des grossen Königes Artabanus unehlicher Sohn/ Fürst Sana-
truzes/ auff dessen Tapfferkeit der Vater viel gehalten/ und ihn zum Feld Obristen über
20000 Parthische Reuter ernennet hätte. Dieser Zeitung entsetzeten sie sich über alle mas-
se/ so daß sie ganz erbleicheten/ fasseten doch eine kurze Erklärung/ hieben die Gefangenen
nider/ und wendeten sich in grosser Eil auff eine andere Strasse/ damit sie des Verdachts
dieser Taht möchten befreiet bleiben. Herkules hatte zeit wehrendem Gefechte des Tyrio-
tes Mann heit verspüret/ weil er in wenig Streichen zween feste Ritter erlegete/ sagte deß-
wegen nach geendigtem Streit zu ihm: Tyriotes du hast in einer guten Schuele gelernet/
und mangelt dir weder an Vorsichtigkeit noch Herzen; so biß nun geträu/ from und ver-
schwiegen/ und versichere dich/ daß wann dir geliebet dereins mit uns in unsere Heimat
zu reisen/ du daselbst Zeit deines Lebens mit adelichen Gütern solt versorget seyn/ oder ge-
fält dir diese Osten Welt besser/ sol dirs in Meden oder Persen eben so wenig fehlen/ dessen
ich dir meine Redligkeit zum Pfande setze. Dieser ward des Erbietens sehr froh/ bedanke-
te sich untertähnig/ mit dem versprechen/ sein Leib und Blut vor seine gnädigste Herren
willig auffzuopffern/ leistete auch einen hohen äid/ ihren Stand und Heimligkeit niemand
zu offenbahren; hingegen vermacheten sie ihm 150 Kronen Monatliche Bestallung/ dann
er wahr zu Charas wol bekant/ daß ihnen seine Dienste sehr er sprießlich wahren. Des an-
dern tages nach gehaltenem Kampfe/ näherten sie der Stad auff eine Viertelmeile/ stie-
gen ab von ihren Pferden/ und tahten zu Gott eine herzliche Danksagung mit vielen an-
dachts-Trähnen/ daß er sie biß daher geleitet/ und auß mannicher Gefahr erlöset hatte/
bahten ihren Heyland ferner/ er wolte ihnen forthin allemahl Schuz halten/ und zu ihrem
Vorhaben Glük und Seegen geben/ auff daß sie mit dem lieben Fräulein wiederumb bey
den ihren anlangen möchten; wovor sie Zeit ihres Lebens Gottes Lob und Preiß erhöhen
und außbretten wolten. Nach geendigtem Gebeht setzeten sie sich wie der zu Pferde/ legeten
die Harnische auff den Wagen/ und ritten in gemeiner Reuterkleidung in die Stad/ kehre-

ten

Vierdes Buch.
ben/ daß man gar keinẽ mehr zu trauen haͤtte/ weil ſelbe faſt alle miteinander von den Hof-
Schreibern erkauft/ nicht von den Fuͤrſten erteilet wuͤrden; doch wie dem allen/ ſo waͤh-
re niemand unter ihnen/ der ſich auff Brieffeleſen groß verſtuͤnde/ muͤſten demnach nicht
ihre Briefe/ ſondern ihre Waffen/ und was ſie auff den Wagen fuͤhreten/ von ſich geben/
und von ihrer Gnade das Leben erbitten. Herkules antwortete mit wenigen: Er wolte
hoffen es waͤhre ihm und den ſeinen die Landſtraſſe zu reiſen ſo frey als einem andern/ da
aber ein Fuͤrſt oder ſonſt ein groſſer Herꝛ verhanden waͤhre/ wolten ſie demſelben alle moͤg-
liche/ und einem Ritter nicht ſchimpfbringende Ehre antuhn/ einem andern aber geſtuͤndẽ
ſie durchaus kein heiſſen noch verbieten. Dieſe verdroß ſolche Verwaͤgenheit/ daß eine ſo
kleine Schaar ſich noch ſtraͤnben und unnuͤtze Worte von ſich geben ſolte/ ſetzeten mit vol-
lem Lauff und entbloͤſſeten Degen auff ſie an/ und funden uͤber verhoffen mehr als ſie ſu-
cheten; dann Herkules und Ladiſla/ neben Leches/ Tyriotes und Gallus gebraucheten ſich
aller ihrer ſtaͤrke/ und tahten ihre bey den Dolmetſcher Plautus und Mardus auch ſo viel
in ihrem Vermoͤgen wahr/ daß in kurzer Zeit der groͤſte Teil dieſer Raͤuber erſchlagen/ uñ
die uͤbrigen gefangen wurden/ welche auff bedrauliche Frage bekenneten/ ſie kaͤhmen von
Charas/ der Ritter mit welchem Herkules den abſonderlichen Streit gehalten/ und ihm dz
Haͤupt zerſpillet/ waͤhre des groſſen Koͤniges Artabanus unehlicher Sohn/ Fuͤrſt Sana-
truzes/ auff deſſen Tapfferkeit der Vater viel gehalten/ und ihn zum Feld Obriſten uͤber
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ſe/ ſo daß ſie ganz erbleicheten/ faſſeten doch eine kurze Erklaͤrung/ hieben die Gefangenen
nider/ und wendeten ſich in groſſer Eil auff eine andere Straſſe/ damit ſie des Verdachts
dieſer Taht moͤchten befreiet bleiben. Herkules hatte zeit wehrendem Gefechte des Tyrio-
tes Mann heit verſpuͤret/ weil er in wenig Streichen zween feſte Ritter erlegete/ ſagte deß-
wegen nach geendigtem Streit zu ihm: Tyriotes du haſt in einer guten Schuele gelernet/
und mangelt dir weder an Vorſichtigkeit noch Herzen; ſo biß nun getraͤu/ from und ver-
ſchwiegen/ und verſichere dich/ daß wann dir geliebet dereins mit uns in unſere Heimat
zu reiſen/ du daſelbſt Zeit deines Lebens mit adelichen Guͤtern ſolt verſorget ſeyn/ oder ge-
faͤlt dir dieſe Oſten Welt beſſer/ ſol dirs in Meden oder Perſen eben ſo wenig fehlen/ deſſen
ich dir meine Redligkeit zum Pfande ſetze. Dieſer ward des Erbietens ſehr froh/ bedanke-
te ſich untertaͤhnig/ mit dem verſprechen/ ſein Leib und Blut vor ſeine gnaͤdigſte Herren
willig auffzuopffern/ leiſtete auch einen hohen aͤid/ ihren Stand und Heimligkeit niemand
zu offenbahren; hingegen vermacheten ſie ihm 150 Kronen Monatliche Beſtallung/ dañ
er wahr zu Charas wol bekant/ daß ihnen ſeine Dienſte ſehr er ſprießlich wahren. Des an-
dern tages nach gehaltenem Kampfe/ naͤherten ſie der Stad auff eine Viertelmeile/ ſtie-
gen ab von ihren Pferden/ und tahten zu Gott eine herzliche Dankſagung mit vielen an-
dachts-Traͤhnen/ daß er ſie biß daher geleitet/ und auß mannicher Gefahr erloͤſet hatte/
bahten ihren Heyland ferner/ er wolte ihnen forthin allemahl Schuz halten/ und zu ihrem
Vorhaben Gluͤk und Seegen geben/ auff daß ſie mit dem lieben Fraͤulein wiederumb bey
den ihren anlangen moͤchten; wovor ſie Zeit ihres Lebens Gottes Lob und Preiß erhoͤhen
und außbretten wolten. Nach geendigtem Gebeht ſetzeten ſie ſich wie der zu Pferde/ legeten
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[718/0756] Vierdes Buch. ben/ daß man gar keinẽ mehr zu trauen haͤtte/ weil ſelbe faſt alle miteinander von den Hof- Schreibern erkauft/ nicht von den Fuͤrſten erteilet wuͤrden; doch wie dem allen/ ſo waͤh- re niemand unter ihnen/ der ſich auff Brieffeleſen groß verſtuͤnde/ muͤſten demnach nicht ihre Briefe/ ſondern ihre Waffen/ und was ſie auff den Wagen fuͤhreten/ von ſich geben/ und von ihrer Gnade das Leben erbitten. Herkules antwortete mit wenigen: Er wolte hoffen es waͤhre ihm und den ſeinen die Landſtraſſe zu reiſen ſo frey als einem andern/ da aber ein Fuͤrſt oder ſonſt ein groſſer Herꝛ verhanden waͤhre/ wolten ſie demſelben alle moͤg- liche/ und einem Ritter nicht ſchimpfbringende Ehre antuhn/ einem andern aber geſtuͤndẽ ſie durchaus kein heiſſen noch verbieten. Dieſe verdroß ſolche Verwaͤgenheit/ daß eine ſo kleine Schaar ſich noch ſtraͤnben und unnuͤtze Worte von ſich geben ſolte/ ſetzeten mit vol- lem Lauff und entbloͤſſeten Degen auff ſie an/ und funden uͤber verhoffen mehr als ſie ſu- cheten; dann Herkules und Ladiſla/ neben Leches/ Tyriotes und Gallus gebraucheten ſich aller ihrer ſtaͤrke/ und tahten ihre bey den Dolmetſcher Plautus und Mardus auch ſo viel in ihrem Vermoͤgen wahr/ daß in kurzer Zeit der groͤſte Teil dieſer Raͤuber erſchlagen/ uñ die uͤbrigen gefangen wurden/ welche auff bedrauliche Frage bekenneten/ ſie kaͤhmen von Charas/ der Ritter mit welchem Herkules den abſonderlichen Streit gehalten/ und ihm dz Haͤupt zerſpillet/ waͤhre des groſſen Koͤniges Artabanus unehlicher Sohn/ Fuͤrſt Sana- truzes/ auff deſſen Tapfferkeit der Vater viel gehalten/ und ihn zum Feld Obriſten uͤber 20000 Parthiſche Reuter ernennet haͤtte. Dieſer Zeitung entſetzeten ſie ſich uͤber alle maſ- ſe/ ſo daß ſie ganz erbleicheten/ faſſeten doch eine kurze Erklaͤrung/ hieben die Gefangenen nider/ und wendeten ſich in groſſer Eil auff eine andere Straſſe/ damit ſie des Verdachts dieſer Taht moͤchten befreiet bleiben. Herkules hatte zeit wehrendem Gefechte des Tyrio- tes Mann heit verſpuͤret/ weil er in wenig Streichen zween feſte Ritter erlegete/ ſagte deß- wegen nach geendigtem Streit zu ihm: Tyriotes du haſt in einer guten Schuele gelernet/ und mangelt dir weder an Vorſichtigkeit noch Herzen; ſo biß nun getraͤu/ from und ver- ſchwiegen/ und verſichere dich/ daß wann dir geliebet dereins mit uns in unſere Heimat zu reiſen/ du daſelbſt Zeit deines Lebens mit adelichen Guͤtern ſolt verſorget ſeyn/ oder ge- faͤlt dir dieſe Oſten Welt beſſer/ ſol dirs in Meden oder Perſen eben ſo wenig fehlen/ deſſen ich dir meine Redligkeit zum Pfande ſetze. Dieſer ward des Erbietens ſehr froh/ bedanke- te ſich untertaͤhnig/ mit dem verſprechen/ ſein Leib und Blut vor ſeine gnaͤdigſte Herren willig auffzuopffern/ leiſtete auch einen hohen aͤid/ ihren Stand und Heimligkeit niemand zu offenbahren; hingegen vermacheten ſie ihm 150 Kronen Monatliche Beſtallung/ dañ er wahr zu Charas wol bekant/ daß ihnen ſeine Dienſte ſehr er ſprießlich wahren. Des an- dern tages nach gehaltenem Kampfe/ naͤherten ſie der Stad auff eine Viertelmeile/ ſtie- gen ab von ihren Pferden/ und tahten zu Gott eine herzliche Dankſagung mit vielen an- dachts-Traͤhnen/ daß er ſie biß daher geleitet/ und auß mannicher Gefahr erloͤſet hatte/ bahten ihren Heyland ferner/ er wolte ihnen forthin allemahl Schuz halten/ und zu ihrem Vorhaben Gluͤk und Seegen geben/ auff daß ſie mit dem lieben Fraͤulein wiederumb bey den ihren anlangen moͤchten; wovor ſie Zeit ihres Lebens Gottes Lob und Preiß erhoͤhen und außbretten wolten. Nach geendigtem Gebeht ſetzeten ſie ſich wie der zu Pferde/ legeten die Harniſche auff den Wagen/ und ritten in gemeiner Reuterkleidung in die Stad/ kehre- ten

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 718. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/756>, abgerufen am 22.12.2024.