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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
und einen blinden Fal wagen/ alsdann wolte er auff seine kosten wieder sie fortzihen/ und
nach Rom nicht kommen/ biß er 50 ädle Teutschen gefangen/ welche ihm seine Landgüter
als Leibeigene bestellen/ und des Vihes hüten solten; dann ich höre/ sagte er/ daß sie in Frie-
deszeiten den Pflug selber treiben/ damit sie nicht hungers verschmachten. Diese Reden
gingen beydes Klodius und Neda durchs Herz/ und kunte jener insonderheit seinem Herrn
Herkules zu ehren/ es unbeantwortet nit lassen/ sagete demnach zu ihm; Geliebter Oheim
Opelius/ ich bitte/ er wolle sich in solchen Reden mässigen/ welche vielleicht etlichen Anwe-
senden zu nahe treten möchten; ich diene einem teutschen Herrn/ und wil mich glükselig
achten/ als lange ich die Ehre habe/ ihm zu dienen/ dann ich weiß/ daß nicht alle Teutschen
so beschaffen sind/ wie man sie uns vormahlet; solten nugleich Teutsche von Adel sich zu-
zeiten des Ackerbaues annehmen/ würde solches ihren Adel eben so wenig schänden/ als es
ehmahls den treflichsten Römern L. Quintius Zinzinnatus/ Attilius Seranus/ Markus
Kato/ und anderen mehr/ keines Weges verächtlich gewesen ist; nachdem wir aber freund-
schaft und Lust wegen beyeinander sind/ wollen wir von frölichern Sachen schwätzen. In-
zwischen saß Neda und brante vor Zorn/ nahm auch gänzlich vor/ sich an dem Schän der
zurächen/ und sagte zu Klodius; Geehrter Herr Obrister/ und Brüderlicher Freund/ er
weiß dz ich mich unter den Teutschen Adel zählen lasse/ ob ich gleich meine Güter in Böh-
men habe/ welches Reich doch mitten in dem Herzen Teutschlandes gelegen ist. Nun wil
ich nicht hoffen/ daß die jezt vorgebrachte Reden insgemein auff allen teutschen Adel ge-
meinet seyn/ sondern nur auff die Unnützen und faulen/ deren es ohnzweiffel allenthalben/
auch mitten in Rom geben möchte; daher dann dieser Ritter so wenig Ursach hat umb
solcher willen so weit zu reisen/ als wenig wir uns dessen anzunehmen haben; wiewol ich
wünschen möchte/ daß er alle nichtwerte Teutschen vor Leibeigen hätte/ auff daß Teutsch-
land/ welches nur tapffere Herzen liebet/ des unnützen Wustes möchte entladen seyn. Ope-
lius wahr so tummes verstandes nicht/ daß er den Auffzug nicht solte gemerket haben/ ge-
dachte ihm aber zuvergelten/ und gab zur Antwort: Die unüberwindlichen Römer haben
nicht den Brauch/ daß unnütze mit sich über Land zuschleppen/ sondern geben es ihrer Mut-
ter der Erden; nur was sie tüchtig finden/ dem gönnen sie das Leben zu ihrem Dienste; und
hat man wol ehmahls mehr Leibeigene Teutschen/ als Herren zu Rom gefun den; ja wer
weiß/ was uns das Glük in kurzem zuwendet? Ich rühme die unüberwindlichen Römer/
als Herren vieler Länder/ sagete Neda/ aber die Leibeigenen haben sie nicht beim Trunke/
noch mit dem Maule/ sondern mit bewehrter Faust gemacht. Damit ging der Tanz recht
an/ massen Opelius alsbald fragete/ ob er damit gestochen währe. Niemand/ antwortete
Neda/ ohn der den redlichen Teutschen Adel schändet/ welchen Käyserl. Hocheit neulich auf
dem Marsplatze sonderlich geehret hat. Opelius fassete das Trinkgeschir/ in meinung ihm
dz Gesicht damit zuschänden/ aber Neda solches sehend/ fing den Wurff mit der Hand auf/
wolte doch nicht wieder werffen/ sondern redete die Anwesende Geselschafft also an: Ihr
hoch ädle ruhmwirdige Römer/ werdet mir schier heut oder Morgen dessen beständige
Zeugniß geben was alhie vorgangen ist; Dich boßhafften Schänder aber/ sagte er zu O-
pelius/ halte ich des Ritterstandes unwirdig/ weil du einen Ritter nicht mit Ritterlichen
Waffen/ sondern mit einem Trinkgefäß angreiffest/ und wil ich dich umb deiner Schmach-

rede

Drittes Buch.
und einen blinden Fal wagen/ alsdann wolte er auff ſeine koſten wieder ſie fortzihen/ und
nach Rom nicht kommen/ biß er 50 aͤdle Teutſchen gefangen/ welche ihm ſeine Landguͤter
als Leibeigene beſtellen/ und des Vihes huͤten ſolten; dann ich hoͤre/ ſagte er/ daß ſie in Frie-
deszeiten den Pflug ſelber treiben/ damit ſie nicht hungers verſchmachten. Dieſe Reden
gingen beydes Klodius und Neda durchs Herz/ uñ kunte jener inſonderheit ſeinem Herꝛn
Herkules zu ehren/ es unbeantwortet nit laſſen/ ſagete demnach zu ihm; Geliebter Oheim
Opelius/ ich bitte/ er wolle ſich in ſolchen Reden maͤſſigen/ welche vielleicht etlichen Anwe-
ſenden zu nahe treten moͤchten; ich diene einem teutſchen Herꝛn/ und wil mich gluͤkſelig
achten/ als lange ich die Ehre habe/ ihm zu dienen/ dann ich weiß/ daß nicht alle Teutſchen
ſo beſchaffen ſind/ wie man ſie uns vormahlet; ſolten nugleich Teutſche von Adel ſich zu-
zeiten des Ackerbaues annehmen/ wuͤrde ſolches ihren Adel eben ſo wenig ſchaͤnden/ als es
ehmahls den treflichſten Roͤmern L. Quintius Zinzinnatus/ Attilius Seranus/ Markus
Kato/ uñ anderen mehr/ keines Weges veraͤchtlich geweſen iſt; nachdem wir aber freund-
ſchaft und Luſt wegen beyeinander ſind/ wollen wir von froͤlichern Sachen ſchwaͤtzen. In-
zwiſchen ſaß Neda und brante vor Zorn/ nahm auch gaͤnzlich vor/ ſich an dem Schaͤn der
zuraͤchen/ und ſagte zu Klodius; Geehrter Herr Obriſter/ und Bruͤderlicher Freund/ er
weiß dz ich mich unter den Teutſchen Adel zaͤhlen laſſe/ ob ich gleich meine Guͤter in Boͤh-
men habe/ welches Reich doch mitten in dem Herzen Teutſchlandes gelegen iſt. Nun wil
ich nicht hoffen/ daß die jezt vorgebrachte Reden insgemein auff allen teutſchen Adel ge-
meinet ſeyn/ ſondern nur auff die Unnuͤtzen und faulen/ deren es ohnzweiffel allenthalben/
auch mitten in Rom geben moͤchte; daher dann dieſer Ritter ſo wenig Urſach hat umb
ſolcher willen ſo weit zu reiſen/ als wenig wir uns deſſen anzunehmen haben; wiewol ich
wuͤnſchen moͤchte/ daß er alle nichtwerte Teutſchen vor Leibeigen haͤtte/ auff daß Teutſch-
land/ welches nur tapffere Herzen liebet/ des unnuͤtzen Wuſtes moͤchte entladen ſeyn. Ope-
lius wahr ſo tummes verſtandes nicht/ daß er den Auffzug nicht ſolte gemerket haben/ ge-
dachte ihm aber zuvergelten/ und gab zur Antwort: Die unuͤberwindlichen Roͤmer haben
nicht dẽ Brauch/ daß unnuͤtze mit ſich uͤber Land zuſchleppen/ ſondern geben es ihrer Mut-
ter der Erden; nur was ſie tuͤchtig finden/ dem goͤnnen ſie das Leben zu ihrem Dienſte; uñ
hat man wol ehmahls mehr Leibeigene Teutſchen/ als Herren zu Rom gefun den; ja wer
weiß/ was uns das Gluͤk in kurzem zuwendet? Ich ruͤhme die unuͤberwindlichen Roͤmer/
als Herren vieler Laͤnder/ ſagete Neda/ aber die Leibeigenen haben ſie nicht beim Trunke/
noch mit dem Maule/ ſondern mit bewehrter Fauſt gemacht. Damit ging der Tanz recht
an/ maſſen Opelius alsbald fragete/ ob er damit geſtochen waͤhre. Niemand/ antwortete
Neda/ ohn der den redlichen Teutſchẽ Adel ſchaͤndet/ welchen Kaͤyſerl. Hocheit neulich auf
dem Marsplatze ſonderlich geehret hat. Opelius faſſete das Trinkgeſchir/ in meinung ihm
dz Geſicht damit zuſchaͤnden/ aber Neda ſolches ſehend/ fing den Wurff mit der Hand auf/
wolte doch nicht wieder werffen/ ſondern redete die Anweſende Geſelſchafft alſo an: Ihr
hoch aͤdle ruhmwirdige Roͤmer/ werdet mir ſchier heut oder Morgen deſſen beſtaͤndige
Zeugniß geben was alhie vorgangen iſt; Dich boßhafften Schaͤnder aber/ ſagte er zu O-
pelius/ halte ich des Ritterſtandes unwirdig/ weil du einen Ritter nicht mit Ritterlichen
Waffen/ ſondern mit einem Trinkgefaͤß angreiffeſt/ uñ wil ich dich umb deiner Schmach-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/742>, abgerufen am 22.12.2024.