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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
der Königin/ woselbst Neda sich mit 10 gewapneten rittermässigen Dienern versahe/ und
nach empfangenem Königlichen Befehl und Volmacht/ den geradesten Weg nach Pa-
dua zuritte. Auff der Reise stieß ihm unterschiedliche Gefahr auff/ die er teils durch Mann-
heit/ teils durch List abwendete/ biß er zu Padua frisch und gesund anlangetete. Er fand
daselbst alles im vorigen guten Stande/ ohn das sein Obrister/ Herr Klodius nicht anhei-
misch/ sondern mit seiner liebesten Agathen des vorigen morgens nach Rom geritten wahr/
dem er nach kurzer ablegung seines auffgetragenen Befehls/ und einlieferung der König-
lichen Schreiben alsbald zu folgen gesinnet wahr; weil aber Frau Sophia und Frl. Si-
billa Lust gewonnen/ mit zureisen/ ward es biß folgenden Morgen auffgeschoben/ und bere-
dete Fr. Sophia die beyden Bömischen Jungfern leicht/ daß sie ihr Geselschaft leisteten;
Sie kunten aber Klodius in zween Tagen nicht erreichen/ wie hart sie auch eileten/ da jener
doch eine Begleitung von 10 Fußknechten/ und diese 20 wolberittene Reuter bey sich hat-
ten. Des dritten tages fast gegen Abend/ gerieten sie an ein Gehölze/ da Neda mit seinem
Leibdiener voran ritte/ und die Gutschen und beladene Wagen mit dem Frauenzimmer
unter der Begleitung folgen ließ. Als er den Wald fast zum Ende wahr/ hörete er ein Ge-
fechte und Geschrey etlicher Klagenden/ setzete frisch fort/ und sahe einen Ritter zu Fusse
sich mit acht Mördern schlagen. Umb ihn her lag eine zimliche menge Toder und sterben-
der/ und wahr gleich an dem daß der Ritter sich hätte müssen fahen lassen; dem er Beystand
zu leisten sich alsbald entschoß/ schickete seinen Diener zu rük nach seinen Reutern/ und
mit entblössetem Schwert rieff er den Mördern zu/ sie solten sich an dem Ritter nicht ver-
greiffen; sprengete unter sie/ und erlegete bald im anfange ihrer zween; weil aber sein Pferd
erstochen ward/ machte er sich herunter/ trat neben den andern schon zimlich verwundeten
Ritter/ und sagte; haltet euch frisch/ wir werden bald mehr Beystand haben. Worauff
sich dieser ermunterte/ daß vor der an dern ankunft sie die Räuber alle erlegeten/ und nach
erhaltenem Siege Klodius den Helm abzog/ umb zuvernehmen/ wer ihm so ritterlichen
Beystand geleistet hätte. Neda kennete ihn alsbald/ und sagete: Geehrter Herr Bruder/
ich freue mich sehr/ daß ich ihm zu rechter Zeit bin zu hülffe kommen; aber wo hat er seine
Liebeste? Klodius umbfing ihn/ bedankete sich kürzlich der geleisteten Rettung/ und klagete/
er wüste eigentlich nicht/ wohin sie geritten währe; hätte ihr aber drey Kriegsknechte zu-
geordnet/ und meinete nicht anders/ als daß sie sich nach der rechten Hand hingewendet
hätte. Weil dann Neda Geselschafft gleich herbey kam/ teileten sie sich/ und traffen sie zn i-
schen vier Mördern an/ die ihre Knechte erschlagen/ und sie mit sich geführet hatten/ ward
aber bald frey gemacht/ und herzu geleitet/ dann wegen erschreknis kunte sie keinen Fuß aus
der Stete setzen; meinete auch nicht anders/ es währen neue Räuber/ die sie aber mahl ge-
sangen; so bald sie aber berichtet ward/ daß ihr Junker von seinem Oberwachtmeister Ne-
da enisetzet/ und Fr. Sophia mit ihrem Frauenzimmer zu gegen währe/ erhohlete sie sich
wie der/ ward auch von der Geselschaft freundlich empfangen/ ihres Unfals getröstet/ und
zogen miteinander fort nach dem nähesten Flecken/ woselbst Klodius sich verbinden ließ.
Zu Rom ward Fr. Sophia mit ihrem Zimmer von Herr M. Fabius umb so viel freund-
licher empfangen/ weil sie unvermuhtlich kahmen/ insonder heit freuete sich Frl. Sibyllen
Mutter über ihrer geliebeten Tochter Gegenwart/ und taht Frl. Virginien und anderen

ihren

Drittes Buch.
der Koͤnigin/ woſelbſt Neda ſich mit 10 gewapneten rittermaͤſſigen Dienern verſahe/ und
nach empfangenem Koͤniglichen Befehl und Volmacht/ den geradeſten Weg nach Pa-
dua zuritte. Auff der Reiſe ſtieß ihm unterſchiedliche Gefahr auff/ die er teils durch Mañ-
heit/ teils durch Liſt abwendete/ biß er zu Padua friſch und geſund anlangetete. Er fand
daſelbſt alles im vorigen guten Stande/ ohn das ſein Obriſter/ Herr Klodius nicht anhei-
miſch/ ſondern mit ſeiner liebeſten Agathen des vorigẽ morgens nach Rom geritten wahꝛ/
dem er nach kurzer ablegung ſeines auffgetragenen Befehls/ und einlieferung der Koͤnig-
lichen Schreiben alsbald zu folgen geſinnet wahr; weil aber Frau Sophia und Frl. Si-
billa Luſt gewonnen/ mit zureiſen/ ward es biß folgenden Morgen auffgeſchoben/ und bere-
dete Fr. Sophia die beyden Boͤmiſchen Jungfern leicht/ daß ſie ihr Geſelſchaft leiſteten;
Sie kunten aber Klodius in zween Tagen nicht erreichen/ wie hart ſie auch eileten/ da jeneꝛ
doch eine Begleitung von 10 Fußknechten/ und dieſe 20 wolberittene Reuter bey ſich hat-
ten. Des dritten tages faſt gegen Abend/ gerieten ſie an ein Gehoͤlze/ da Neda mit ſeinem
Leibdiener voran ritte/ und die Gutſchen und beladene Wagen mit dem Frauenzimmer
unter der Begleitung folgen ließ. Als er den Wald faſt zum Ende wahr/ hoͤrete er ein Ge-
fechte und Geſchrey etlicher Klagenden/ ſetzete friſch fort/ und ſahe einen Ritter zu Fuſſe
ſich mit acht Moͤrdern ſchlagen. Umb ihn her lag eine zimliche menge Toder und ſterben-
der/ uñ wahr gleich an dem daß der Ritter ſich haͤtte muͤſſen fahen laſſen; dem er Beyſtand
zu leiſten ſich alsbald entſchoß/ ſchickete ſeinen Diener zu ruͤk nach ſeinen Reutern/ und
mit entbloͤſſetem Schwert rieff er den Moͤrdern zu/ ſie ſolten ſich an dem Ritter nicht ver-
greiffen; ſprengete unter ſie/ uñ erlegete bald im anfange ihrer zween; weil aber ſein Pferd
erſtochen ward/ machte er ſich herunter/ trat neben den andern ſchon zimlich verwundeten
Ritter/ und ſagte; haltet euch friſch/ wir werden bald mehr Beyſtand haben. Worauff
ſich dieſer ermunterte/ daß vor der an dern ankunft ſie die Raͤuber alle erlegeten/ und nach
erhaltenem Siege Klodius den Helm abzog/ umb zuvernehmen/ wer ihm ſo ritterlichen
Beyſtand geleiſtet haͤtte. Neda kennete ihn alsbald/ und ſagete: Geehrter Herr Bruder/
ich freue mich ſehr/ daß ich ihm zu rechter Zeit bin zu huͤlffe kommen; aber wo hat er ſeine
Liebeſte? Klodius umbfing ihn/ bedankete ſich kuͤrzlich der geleiſteten Rettung/ und klagete/
er wuͤſte eigentlich nicht/ wohin ſie geritten waͤhre; haͤtte ihr aber drey Kriegsknechte zu-
geordnet/ und meinete nicht anders/ als daß ſie ſich nach der rechten Hand hingewendet
haͤtte. Weil dann Neda Geſelſchafft gleich herbey kam/ teileten ſie ſich/ und traffen ſie zn i-
ſchen vier Moͤrdern an/ die ihre Knechte erſchlagen/ und ſie mit ſich gefuͤhret hatten/ ward
aber bald frey gemacht/ und herzu geleitet/ dañ wegen erſchreknis kunte ſie keinen Fuß aus
der Stete ſetzen; meinete auch nicht anders/ es waͤhren neue Raͤuber/ die ſie aber mahl ge-
ſangen; ſo bald ſie aber berichtet ward/ daß ihr Junker von ſeinem Oberwachtmeiſter Ne-
da eniſetzet/ und Fr. Sophia mit ihrem Frauenzimmer zu gegen waͤhre/ erhohlete ſie ſich
wie der/ ward auch von der Geſelſchaft freundlich empfangen/ ihres Unfals getroͤſtet/ und
zogen miteinander fort nach dem naͤheſten Flecken/ woſelbſt Klodius ſich verbinden ließ.
Zu Rom ward Fr. Sophia mit ihrem Zimmer von Herr M. Fabius umb ſo viel freund-
licher empfangen/ weil ſie unvermuhtlich kahmen/ inſonder heit freuete ſich Frl. Sibyllen
Mutter uͤber ihrer geliebeten Tochter Gegenwart/ und taht Frl. Virginien und anderen

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[702/0740] Drittes Buch. der Koͤnigin/ woſelbſt Neda ſich mit 10 gewapneten rittermaͤſſigen Dienern verſahe/ und nach empfangenem Koͤniglichen Befehl und Volmacht/ den geradeſten Weg nach Pa- dua zuritte. Auff der Reiſe ſtieß ihm unterſchiedliche Gefahr auff/ die er teils durch Mañ- heit/ teils durch Liſt abwendete/ biß er zu Padua friſch und geſund anlangetete. Er fand daſelbſt alles im vorigen guten Stande/ ohn das ſein Obriſter/ Herr Klodius nicht anhei- miſch/ ſondern mit ſeiner liebeſten Agathen des vorigẽ morgens nach Rom geritten wahꝛ/ dem er nach kurzer ablegung ſeines auffgetragenen Befehls/ und einlieferung der Koͤnig- lichen Schreiben alsbald zu folgen geſinnet wahr; weil aber Frau Sophia und Frl. Si- billa Luſt gewonnen/ mit zureiſen/ ward es biß folgenden Morgen auffgeſchoben/ und bere- dete Fr. Sophia die beyden Boͤmiſchen Jungfern leicht/ daß ſie ihr Geſelſchaft leiſteten; Sie kunten aber Klodius in zween Tagen nicht erreichen/ wie hart ſie auch eileten/ da jeneꝛ doch eine Begleitung von 10 Fußknechten/ und dieſe 20 wolberittene Reuter bey ſich hat- ten. Des dritten tages faſt gegen Abend/ gerieten ſie an ein Gehoͤlze/ da Neda mit ſeinem Leibdiener voran ritte/ und die Gutſchen und beladene Wagen mit dem Frauenzimmer unter der Begleitung folgen ließ. Als er den Wald faſt zum Ende wahr/ hoͤrete er ein Ge- fechte und Geſchrey etlicher Klagenden/ ſetzete friſch fort/ und ſahe einen Ritter zu Fuſſe ſich mit acht Moͤrdern ſchlagen. Umb ihn her lag eine zimliche menge Toder und ſterben- der/ uñ wahr gleich an dem daß der Ritter ſich haͤtte muͤſſen fahen laſſen; dem er Beyſtand zu leiſten ſich alsbald entſchoß/ ſchickete ſeinen Diener zu ruͤk nach ſeinen Reutern/ und mit entbloͤſſetem Schwert rieff er den Moͤrdern zu/ ſie ſolten ſich an dem Ritter nicht ver- greiffen; ſprengete unter ſie/ uñ erlegete bald im anfange ihrer zween; weil aber ſein Pferd erſtochen ward/ machte er ſich herunter/ trat neben den andern ſchon zimlich verwundeten Ritter/ und ſagte; haltet euch friſch/ wir werden bald mehr Beyſtand haben. Worauff ſich dieſer ermunterte/ daß vor der an dern ankunft ſie die Raͤuber alle erlegeten/ und nach erhaltenem Siege Klodius den Helm abzog/ umb zuvernehmen/ wer ihm ſo ritterlichen Beyſtand geleiſtet haͤtte. Neda kennete ihn alsbald/ und ſagete: Geehrter Herr Bruder/ ich freue mich ſehr/ daß ich ihm zu rechter Zeit bin zu huͤlffe kommen; aber wo hat er ſeine Liebeſte? Klodius umbfing ihn/ bedankete ſich kuͤrzlich der geleiſteten Rettung/ und klagete/ er wuͤſte eigentlich nicht/ wohin ſie geritten waͤhre; haͤtte ihr aber drey Kriegsknechte zu- geordnet/ und meinete nicht anders/ als daß ſie ſich nach der rechten Hand hingewendet haͤtte. Weil dann Neda Geſelſchafft gleich herbey kam/ teileten ſie ſich/ und traffen ſie zn i- ſchen vier Moͤrdern an/ die ihre Knechte erſchlagen/ und ſie mit ſich gefuͤhret hatten/ ward aber bald frey gemacht/ und herzu geleitet/ dañ wegen erſchreknis kunte ſie keinen Fuß aus der Stete ſetzen; meinete auch nicht anders/ es waͤhren neue Raͤuber/ die ſie aber mahl ge- ſangen; ſo bald ſie aber berichtet ward/ daß ihr Junker von ſeinem Oberwachtmeiſter Ne- da eniſetzet/ und Fr. Sophia mit ihrem Frauenzimmer zu gegen waͤhre/ erhohlete ſie ſich wie der/ ward auch von der Geſelſchaft freundlich empfangen/ ihres Unfals getroͤſtet/ und zogen miteinander fort nach dem naͤheſten Flecken/ woſelbſt Klodius ſich verbinden ließ. Zu Rom ward Fr. Sophia mit ihrem Zimmer von Herr M. Fabius umb ſo viel freund- licher empfangen/ weil ſie unvermuhtlich kahmen/ inſonder heit freuete ſich Frl. Sibyllen Mutter uͤber ihrer geliebeten Tochter Gegenwart/ und taht Frl. Virginien und anderen ihren

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/740>, abgerufen am 22.12.2024.