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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
wil/ muß meiner Fäuste Gewicht zuvor auch empfinden; aber was Raserey treibet euch/
Fremde also anzufallen? Dieser gedachte/ er wolte ihn mit vergeblichen Worten/ und listi-
ger Verstellung/ biß zu seiner Mitgehülffen Ankunfft aufhalten/ meynete also/ er hätte die
Räuber gewiß antroffen/ und sagete: Ihr Diebe und Räuber/ wohin habt ihr die entführ-
ten Fräulein geschleppet? Klodius antwortete: Vor diesen Schimpff soltu mir gerecht
seyn; Ich bin ein ehrlicher Römer/ komme gleich von Verohn mit meiner Gesellschafft/
und weiß von den nachgefrageten Fräulein nichts zu sagen/ es möchten dann diese seyn/ die
wir vor etwa einer Stunde kläglich genug ruffen gehöret. Dieser schämete sich/ daß er
durch Zorn sich so weit vergangen hatte/ wolte doch allerdinge nicht trauen/ sondern sagte:
Dafern ihr mich werdet dahin führen/ woselbst ihr meynet/ das Geschrey gewesen seyn/ hal-
te ich euch vor entschuldiget/ und wil mich bemühen/ meinen Fehler zu verbessern. Weil
nun Klodius sahe/ daß er übermannet wahr/ und doch diese Schmach zu rächen ihm vor-
behielt/ stieg er ab vom Pferde/ und sagete: Wer mir folgen wil/ mag sich auf die Füsse wa-
gen/ weil man reitend nicht hindurch brechen kan. Worauf dieser mit seiner halben Schaar
sich zu Fusse begab/ und die andere Helffte bey Markus warten hieß/ biß sie weitern Befehl
vernehmen würden. Es wolte Klodius jhn gleichwol unterrichten/ daß zween Ritter zu der
Schreyenden Rettung hingangen währen/ und er nicht wissen könte/ ob sie gesieget oder
verlohren hätten/ weil der Streit als von weitem eine zeitlang gehöret worden/ und nach-
gehends alle Zeichen des weitern ergehens sich verlohren hätten. Aber dieser wahr von
Zorn taub und blind/ und eilete nur fort/ den Ort zuerreichen/ da er die begangene Untaht
rächen könte; ward auch endlich unserer Helden in vollem Harnisch gewahr/ fassete sein
Schwerd und Schild/ dann andere Waffen hatten er und seine Leute wegen der eile nicht
angelegt/ und lieff auff die unsern mit diesen Worten zu: Haha ihr Fräulein-Räuber/ jezt
sollet jhr den Frevelmuht teur genug bezahlen. Klodius trabete neben ihn her/ und wolte
ihn noch seines Irtums unterrichten; aber da halff alles nichts; Er gieng wie ein erzörne-
ter Eber hinzu/ und schlug hefftig gnug von sich. Nun merketen unsere Helden seinen Ir-
tuhm leicht/ deßwegen sie der Anfallenden Hiebe nur mit den Schilden außnahmen/ und
anfangs niemand beschädigten/ weil ihnen aber gar zu hefftig zugesetzet ward/ und Klodius
sich neben sie an den Baum stellete/ daß sie nicht kunten von hinten zu angegriffen werden/
wolten sie jhnen gleichwol zu erkennen geben/ mit was Leuten sie es zu tuhn hätten/ und aus
höchstem Nohtzwange hieben sie jhrer sechsen die Köpffe vonander/ daß sie todt zur Erde
stürzeten. Ihr Führer wolte solches rächen/ und setzete auff Herkules hefftig an/ der auß
seiner Gestalt urteilete/ daß er was vornehmes seyn müste/ daher er jhn nicht beschädigen
wolte/ sondern schlug ihn mit der Fläche seines Schwerts über den Kopff/ daß er taumlich
ward/ gleich da Ladisla zu den Fräulein trat/ und ihnen zurieff: Lieber bemühet euch diese
eure ohn Zweifel bekante zu befriedigen/ daß wir nicht zu mehrer Blutstürzung gezwungen
werden. Erst gedachten diese/ es würden ihre Leute/ und wegen jhrer Rettung außgezogen
seyn/ deßwegen Frl. Sophia ungescheuhet hinzu lief/ wie der von Herkules geschlagene sich
wieder erhohlet hatte/ und einen behuetsamern Kampff mit ihm angetreten wahr/ so daß
wenig fehlete/ er hätte jhn gezwungen niderschlagen müssen/ weil er mit gar zu hefftigem
wüten auff ihn drang/ und die bißher geschehene Verschonung der Unerfahrenheit seines

Bestrei-
E ij

Erſtes Buch.
wil/ muß meiner Faͤuſte Gewicht zuvor auch empfinden; aber was Raſerey treibet euch/
Fremde alſo anzufallen? Dieſer gedachte/ er wolte ihn mit vergeblichen Worten/ und liſti-
ger Verſtellung/ biß zu ſeiner Mitgehuͤlffen Ankunfft aufhalten/ meynete alſo/ er haͤtte die
Raͤuber gewiß antroffen/ und ſagete: Ihr Diebe und Raͤuber/ wohin habt ihr die entfuͤhr-
ten Fraͤulein geſchleppet? Klodius antwortete: Vor dieſen Schimpff ſoltu mir gerecht
ſeyn; Ich bin ein ehrlicher Roͤmer/ komme gleich von Verohn mit meiner Geſellſchafft/
und weiß von den nachgefrageten Fraͤulein nichts zu ſagen/ es moͤchten dann dieſe ſeyn/ die
wir vor etwa einer Stunde klaͤglich genug ruffen gehoͤret. Dieſer ſchaͤmete ſich/ daß er
durch Zorn ſich ſo weit vergangen hatte/ wolte doch allerdinge nicht trauen/ ſondern ſagte:
Dafern ihr mich werdet dahin fuͤhren/ woſelbſt ihr meynet/ das Geſchrey geweſen ſeyn/ hal-
te ich euch vor entſchuldiget/ und wil mich bemuͤhen/ meinen Fehler zu verbeſſern. Weil
nun Klodius ſahe/ daß er uͤbermannet wahr/ und doch dieſe Schmach zu raͤchen ihm vor-
behielt/ ſtieg er ab vom Pferde/ und ſagete: Wer mir folgen wil/ mag ſich auf die Fuͤſſe wa-
gen/ weil man reitend nicht hindurch brechen kan. Worauf dieſer mit ſeiner halbẽ Schaar
ſich zu Fuſſe begab/ und die andere Helffte bey Markus warten hieß/ biß ſie weitern Befehl
vernehmen wuͤrden. Es wolte Klodius jhn gleichwol unterrichten/ daß zween Ritter zu deꝛ
Schreyenden Rettung hingangen waͤhren/ und er nicht wiſſen koͤnte/ ob ſie geſieget oder
verlohren haͤtten/ weil der Streit als von weitem eine zeitlang gehoͤret worden/ und nach-
gehends alle Zeichen des weitern ergehens ſich verlohren haͤtten. Aber dieſer wahr von
Zorn taub und blind/ und eilete nur fort/ den Ort zuerreichen/ da er die begangene Untaht
raͤchen koͤnte; ward auch endlich unſerer Helden in vollem Harniſch gewahr/ faſſete ſein
Schwerd und Schild/ dann andere Waffen hatten er und ſeine Leute wegen der eile nicht
angelegt/ und lieff auff die unſern mit dieſen Worten zu: Haha ihr Fraͤulein-Raͤuber/ jezt
ſollet jhr den Frevelmuht teur genug bezahlen. Klodius trabete neben ihn her/ und wolte
ihn noch ſeines Irtums unterrichten; aber da halff alles nichts; Er gieng wie ein erzoͤrne-
ter Eber hinzu/ und ſchlug hefftig gnug von ſich. Nun merketen unſere Helden ſeinen Ir-
tuhm leicht/ deßwegen ſie der Anfallenden Hiebe nur mit den Schilden außnahmen/ und
anfangs niemand beſchaͤdigten/ weil ihnen aber gar zu hefftig zugeſetzet waꝛd/ und Klodius
ſich neben ſie an den Baum ſtellete/ daß ſie nicht kunten von hinten zu angegriffen werden/
wolten ſie jhnen gleichwol zu erkennen geben/ mit was Leuten ſie es zu tuhn haͤtten/ und aus
hoͤchſtem Nohtzwange hieben ſie jhrer ſechſen die Koͤpffe vonander/ daß ſie todt zur Erde
ſtuͤrzeten. Ihr Fuͤhrer wolte ſolches raͤchen/ und ſetzete auff Herkules hefftig an/ der auß
ſeiner Geſtalt urteilete/ daß er was vornehmes ſeyn muͤſte/ daher er jhn nicht beſchaͤdigen
wolte/ ſondern ſchlug ihn mit der Flaͤche ſeines Schwerts uͤber den Kopff/ daß er taumlich
ward/ gleich da Ladiſla zu den Fraͤulein trat/ und ihnen zurieff: Lieber bemuͤhet euch dieſe
eure ohn Zweifel bekante zu befriedigen/ daß wir nicht zu mehrer Blutſtuͤrzung gezwungen
werden. Erſt gedachten dieſe/ es wuͤrden ihre Leute/ und wegen jhrer Rettung außgezogen
ſeyn/ deßwegen Frl. Sophia ungeſcheuhet hinzu lief/ wie der von Herkules geſchlagene ſich
wieder erhohlet hatte/ und einen behuetſamern Kampff mit ihm angetreten wahr/ ſo daß
wenig fehlete/ er haͤtte jhn gezwungen niderſchlagen muͤſſen/ weil er mit gar zu hefftigem
wuͤten auff ihn drang/ und die bißher geſchehene Verſchonung der Unerfahrenheit ſeines

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/73>, abgerufen am 17.05.2024.