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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
einiges anderen Menschen davon gelauffen sind. Die Anwesende entsetzeten sich über die-
ser Erzählung/ und gingen mit einander hin/ das Wunder zu sehen; aber Herkules sagete
in seinem Herzen: Gelobet seistu mein Heyland/ daß du deines Nahmens Ehre gerochen/ und die-
sem unwissenden Volke deine göttliche Krafft hast zuerkennen gegeben/ und bitte dich demühtig/ er-
halte mich in erkäntnis deiner seligmachenden Warheit zu dem ewigen Leben. Ladisla wahr wegen
dieses Wunders in seinem Gewissen ganz erschlagen/ sahe mit zittern an/ wie abscheulich
der Jude zurissen/ und alle seine Knochen zubrochen wahren/ daß das Mark und Gehirn
unter dem Blute vermischet lag/ und sagete zu Herkules: Lieber Bruder/ ich habe mit mei-
nem ehmaligen schändlichen Gespötte wol verdienet/ daß dein HErr JEsus gleiche straf-
fen über mich kommen liesse; so hilff mir nun unsern Heyland ängstiglich bitten/ daß er
mir meine abschenliche Lästerungen allergnädigst verzeihen möge/ weil ichs nit aus Boß-
heit/ sondern aus Irtuhm getahn habe. Herkules tröstete ihn in seiner Herzensangst; er
solte zwar diese Begebnis wol zu gemüht fassen/ aber nicht zaghafft darüber werden; wäh-
re er gleich vorhin ein Feind Gottes gewesen/ und hätte lästerliche Reden aus unwissen-
heit wieder den Sohn Gottes außgegossen/ währe ihm doch solches schon alles verzihen
und vergeben/ weil er diese seine Sünde bereuete/ und mit rechtschaffener Busse sich hin zu
dem Sündenträger gewendet hätte; nur allein solte er sich hüten/ daß nach einmahl erkan-
ter Warheit er nicht wieder abfiele/ und zum Heydentuhm sich begäbe; alsdann wolte er
ihm seine Seele verpfänden/ das Christus Blut ihn von vorigem schon gesaubert und rein
gewaschen hätte. Ey so wolte ich mich lieber in hundert tausend Stücken zerlegen lassen/
antwortete er/ ehe daß ich meinen Heyland angeben und schänden wolte. Ich lobe deinen
Vorsaz/ sagete Herkules/ und Gott hat ein wolgefallen an demselben/ du must aber deinen
Heyland Herz- und täglich bitten/ daß er dich hier in stärcken/ und die Hand nicht von dir
abzihen wolle/ dann alle bestendigkeit im Glauben rühret nicht aus unser Kraft/ sondern
aus des heiligen Geistes Wirkung her. Den Groß Fürsten und die andere Anwesende traf
ein grausen wegen des Juden Unfalles/ und bekenneten öffentlich/ der Christen Gott wäh-
re in Warheit kein geringer Gott/ daher man ihn nicht schänden/ sondern unter die Zahl
der wirdigsten Götter setzen müste; und solches redeten sie nach ihrer heidnischen Einfalt/
weil sie ihren gefasseten Irtuhm nicht ablegen kunten. Herkules aber nam den Christen
beyseit/ und befahl/ er solte des folgenden Morgens auff gewisse Zeit sich vor dem Schlosse
finden lassen/ und bey dem Bischoffe eine Christliche einfältige Predigt über die Häupt-
lehren/ von Gottes Wesen/ und seiner Barmherzigkeit/ auch von Christus gnugtuhung/
und dann von der Busse und Glauben bestellen/ und zwar wegen seines Gesellen/ der im
Glauben annoch schwach und unwissend/ und erst vor weniger Zeit zum Christentuhm
getreten währe; Er aber wolte mit seinem Diener da gegenwärtig/ das heilige Abendmahl
empfangen. Der Christ/ nahmens Ammonius/ bestellete solches willig/ aber als er des fol-
genden Morgens sehr früh sich nach dem Schlosse verfügete/ den unsern solches anzumel-
den/ ward er von etlichen vermummeten Mannern/ welche aus einer Nebengasse unver-
muhtlich hervor sprungen/ verfolget/ und weil er gerader Füsse wahr/ daß sie ihn nicht er-
haschen kunten/ wurffen sie mit Steinen weidlich auff ihn/ daß er an der rechten Schulter
hart gnug beschädiget ward/ doch entging er ihnen/ kam bey dem Schloßtohr an/ und kla-

gete

Drittes Buch.
einiges anderen Menſchen davon gelauffen ſind. Die Anweſende entſetzeten ſich uͤber die-
ſer Erzaͤhlung/ und gingen mit einander hin/ das Wunder zu ſehen; aber Herkules ſagete
in ſeinem Herzen: Gelobet ſeiſtu mein Heyland/ daß du deines Nahmens Ehre gerochen/ und die-
ſem unwiſſenden Volke deine goͤttliche Krafft haſt zuerkennen gegeben/ und bitte dich demuͤhtig/ er-
halte mich in erkaͤntnis deiner ſeligmachenden Warheit zu dem ewigen Leben. Ladiſla wahr wegen
dieſes Wunders in ſeinem Gewiſſen ganz erſchlagen/ ſahe mit zittern an/ wie abſcheulich
der Jude zuriſſen/ und alle ſeine Knochen zubrochen wahren/ daß das Mark und Gehirn
unter dem Blute vermiſchet lag/ und ſagete zu Herkules: Lieber Bruder/ ich habe mit mei-
nem ehmaligen ſchaͤndlichen Geſpoͤtte wol verdienet/ daß dein HErr JEſus gleiche ſtraf-
fen uͤber mich kommen lieſſe; ſo hilff mir nun unſern Heyland aͤngſtiglich bitten/ daß er
mir meine abſchenliche Laͤſterungen allergnaͤdigſt verzeihen moͤge/ weil ichs nit aus Boß-
heit/ ſondern aus Irtuhm getahn habe. Herkules troͤſtete ihn in ſeiner Herzensangſt; er
ſolte zwar dieſe Begebnis wol zu gemuͤht faſſen/ aber nicht zaghafft daruͤber werden; waͤh-
re er gleich vorhin ein Feind Gottes geweſen/ und haͤtte laͤſterliche Reden aus unwiſſen-
heit wieder den Sohn Gottes außgegoſſen/ waͤhre ihm doch ſolches ſchon alles verzihen
und vergeben/ weil er dieſe ſeine Suͤnde bereuete/ und mit rechtſchaffener Buſſe ſich hin zu
dem Suͤndentraͤger gewendet haͤtte; nur allein ſolte er ſich huͤten/ daß nach einmahl erkan-
ter Warheit er nicht wieder abfiele/ und zum Heydentuhm ſich begaͤbe; alsdann wolte er
ihm ſeine Seele verpfaͤnden/ das Chriſtus Blut ihn von vorigem ſchon geſaubert uñ rein
gewaſchen haͤtte. Ey ſo wolte ich mich lieber in hundert tauſend Stuͤcken zerlegen laſſen/
antwortete er/ ehe daß ich meinen Heyland angeben und ſchaͤnden wolte. Ich lobe deinen
Vorſaz/ ſagete Herkules/ und Gott hat ein wolgefallen an demſelben/ du muſt aber deinen
Heyland Herz- und taͤglich bitten/ daß er dich hier in ſtaͤrcken/ und die Hand nicht von dir
abzihen wolle/ dann alle beſtendigkeit im Glauben ruͤhret nicht aus unſer Kraft/ ſondern
aus des heiligen Geiſtes Wirkung her. Den Groß Fuͤrſten und die andere Anweſende traf
ein grauſen wegen des Juden Unfalles/ und bekenneten oͤffentlich/ der Chriſten Gott waͤh-
re in Warheit kein geringer Gott/ daher man ihn nicht ſchaͤnden/ ſondern unter die Zahl
der wirdigſten Goͤtter ſetzen muͤſte; und ſolches redeten ſie nach ihrer heidniſchen Einfalt/
weil ſie ihren gefaſſeten Irtuhm nicht ablegen kunten. Herkules aber nam den Chriſten
beyſeit/ und befahl/ er ſolte des folgenden Morgens auff gewiſſe Zeit ſich vor dem Schloſſe
finden laſſen/ und bey dem Biſchoffe eine Chriſtliche einfaͤltige Predigt uͤber die Haͤupt-
lehren/ von Gottes Weſen/ und ſeiner Barmherzigkeit/ auch von Chriſtus gnugtuhung/
und dann von der Buſſe und Glauben beſtellen/ und zwar wegen ſeines Geſellen/ der im
Glauben annoch ſchwach und unwiſſend/ und erſt vor weniger Zeit zum Chriſtentuhm
getreten waͤhre; Er aber wolte mit ſeinem Diener da gegenwaͤrtig/ das heilige Abendmahl
empfangen. Der Chriſt/ nahmens Ammonius/ beſtellete ſolches willig/ aber als er des fol-
genden Morgens ſehr fruͤh ſich nach dem Schloſſe verfuͤgete/ den unſern ſolches anzumel-
den/ ward er von etlichen vermummeten Månnern/ welche aus einer Nebengaſſe unver-
muhtlich hervor ſprungen/ verfolget/ und weil er gerader Fuͤſſe wahr/ daß ſie ihn nicht er-
haſchen kunten/ wurffen ſie mit Steinen weidlich auff ihn/ daß er an der rechten Schulter
hart gnug beſchaͤdiget ward/ doch entging er ihnen/ kam bey dem Schloßtohr an/ und kla-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 688. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/726>, abgerufen am 26.06.2024.