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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Rede schr wol/ und fragete ihn mit freundlicher Stimme/ ob er ein Christ währe. Ja/ gnä-
digster Groß Furst/ antwortete er/ ich bin ein Christ/ und mit allen meinen Glaubens-ge-
nossen behte ich täglich zu Gott/ daß er eure Durchl. mit ihrem ganzen Groß Fürstl. Hause
vor allem Unheil väterlich beschützen wolle; befleissigen uns auch eines guten gewissens/
und da uns von unsern Fein den zu leide geschihet/ verzeihen wir ihnen von Herzen/ und
befehlen unserm Gotte die ganze Sache und Rache. Daran tuht ihr wol/ sagete der Groß-
Fürst/ und als lange ihr euch in diesen Schranken verhaltet/ sol euch wegen des Glaubens
keine überlast geschehen; nur daß gleichwol unser Gottesdienst von euch ungeschendet blei-
be. Dem Christen stiegen vor freuden die Trähnen aus den Augen/ fiel vor dem Groß Für-
sten nieder/ und bedankete sich in aller Christen Nahmen zum untertähnigsten/ mit beten-
rung/ da einiger Christ wieder Groß Fürstliches Geboht oder Verboht handeln/ oder sonst
unerbarlich Leben würde/ wolten sie ihn keine Stunde unter sich dulden/ sondern bey der
Obrigkeit anklagen/ und der Straffe übergeben. Der Groß Fürst fragete weiter/ aus was
Ursachen die Juden ihnen und ihrem Gott so gehässig währen/ und was sie denselben zu
leide tähten. Gn. Groß Fürst/ antwortete er: Wir hüten uns mit allem Fleiß vor ihnen/
können aber doch nicht unangefochten bleiben/ sondern da sie bey uns hergehen/ speien sie
uns an/ und fluchen unserm Heylande an den wir gläuben; wie mich dann jezt der Anwe-
sende Jude hart angegriffen/ daß wegen meines Lügen-Gottes (mein Gott verzeihe mirs/
daß ich ihm die Lästerung nach rede) von einem jungen hochmuhtigen Ritter/ und wie er
ihn mehr nennete/ er sich hätte müssen über das Maul hauen lassen; wo aber/ und wann sol-
ches geschehen/ hat er nicht hinzugetahn. Der Groß Fürst erzürnete sich hierüber heftig/
ließ den Juden ins Gemach fodern/ und sagete zu ihm: Du meinäidiger Schelm wer hat
dir befohlen/ oder die Freyheit gegeben/ diesen Christen und ehrlichen Mann unbilliger
Weise anzufahren/ der unter meinem Schuz wohnet? und wie darfstu gegenwärtigen Rit-
ter (auff Herkules zeigend) so frech schänden? Dieser fiel auffs leugnen; sagte/ die Christen
währen boshaffte verlogene Leute/ und sucheten nur/ wie sie fromme Juden bey der Obrig-
keit verhasset macheten/ daher sie des verleumdens kein Ende finden könten. Daß leugestu
Bube/ sagte der Groß Fürst; es hat noch nie kein Christ einigen Juden bey mir angetragen.
Herkules kunte nicht länger schweigen/ machte sich an den Juden/ und sagete: Du wirst/
versichere dich/ ohn Straffe nicht entgehen/ dafern du vor erst nicht klärlich dartuhst/ daß
die Christen solche boshafte Leute seyn; hernach/ daß ihr Gott ein Lügen-Gott sey. Ist er
ein lügen Gott? Ich meine ja/ er habe euch gehalten/ und mit vollem masse eingeschenket/
was er euch gedräuet/ daß zu Jerusalem kein Stein solte uber den andern bleiben: Ich mei-
ne ja/ er habe seyn Blut über euch und eure Kinder kommen lassen/ und euch in alle Welt
zustreuet. So schicke dich nun zum beweißtuhm/ oder ich werde bey meinem Gn. GFür-
sten der unschuldigen Christen Vorsprach seyn/ und zugleich mit eifern/ daß du mich vor
einen hochmühtigen gescholten hast. Der Jude warff sich weit/ daß er des Worts solte
gedacht haben/ setzete auch den Christen mit heftigen Worten zu rede; Ob er ihm diesen
Ritter genennnet hätte/ dessen Nahme ihm ganz unbekant währe? Der Christ antwortete:
Wen er gemeinet hätte/ währe ihm unbewust/ aber daß er sich über einen jungen Ritter
ob gedachter gestalt beschweret hätte/ würden ohn zweifel die Kriegsknechte bezeugen kön-

nen/

Drittes Buch.
Rede ſchr wol/ und fragete ihn mit freundlicher Stimme/ ob er ein Chriſt waͤhre. Ja/ gnaͤ-
digſter Groß Furſt/ antwortete er/ ich bin ein Chriſt/ und mit allen meinen Glaubens-ge-
noſſen behte ich taͤglich zu Gott/ daß er eure Durchl. mit ihrem ganzen Groß Fuͤrſtl. Hauſe
vor allem Unheil vaͤterlich beſchuͤtzen wolle; befleiſſigen uns auch eines guten gewiſſens/
und da uns von unſern Fein den zu leide geſchihet/ verzeihen wir ihnen von Herzen/ und
befehlen unſerm Gotte die ganze Sache und Rache. Daran tuht ihr wol/ ſagete der Groß-
Fuͤrſt/ und als lange ihr euch in dieſen Schranken verhaltet/ ſol euch wegen des Glaubens
keine uͤberlaſt geſchehen; nur daß gleichwol unſer Gottesdienſt von euch ungeſchendet blei-
be. Dem Chriſten ſtiegen vor freuden die Traͤhnen aus den Augen/ fiel vor dem Groß Fuͤr-
ſten nieder/ und bedankete ſich in aller Chriſten Nahmen zum untertaͤhnigſten/ mit beten-
rung/ da einiger Chriſt wieder Groß Fuͤrſtliches Geboht oder Verboht handeln/ oder ſonſt
unerbarlich Leben wuͤrde/ wolten ſie ihn keine Stunde unter ſich dulden/ ſondern bey der
Obrigkeit anklagen/ und der Straffe uͤbergeben. Der Groß Fuͤrſt fragete weiter/ aus was
Urſachen die Juden ihnen und ihrem Gott ſo gehaͤſſig waͤhren/ und was ſie denſelben zu
leide taͤhten. Gn. Groß Fuͤrſt/ antwortete er: Wir huͤten uns mit allem Fleiß vor ihnen/
koͤnnen aber doch nicht unangefochten bleiben/ ſondern da ſie bey uns hergehen/ ſpeien ſie
uns an/ und fluchen unſerm Heylande an den wir glaͤuben; wie mich dann jezt der Anwe-
ſende Jude hart angegriffen/ daß wegen meines Luͤgen-Gottes (mein Gott verzeihe mirs/
daß ich ihm die Laͤſterung nach rede) von einem jungen hochmuhtigen Ritter/ und wie er
ihn mehr neñete/ eꝛ ſich haͤtte muͤſſen uͤber das Maul hauen laſſen; wo aber/ und wann ſol-
ches geſchehen/ hat er nicht hinzugetahn. Der Groß Fuͤrſt erzuͤrnete ſich hieruͤber heftig/
ließ den Juden ins Gemach fodern/ und ſagete zu ihm: Du meinaͤidiger Schelm wer hat
dir befohlen/ oder die Freyheit gegeben/ dieſen Chriſten und ehrlichen Mann unbilliger
Weiſe anzufahren/ der unter meinem Schuz wohnet? und wie darfſtu gegenwaͤrtigen Rit-
ter (auff Herkules zeigend) ſo frech ſchaͤnden? Dieſer fiel auffs leugnen; ſagte/ die Chriſten
waͤhren boshaffte verlogene Leute/ und ſucheten nur/ wie ſie fromme Juden bey der Obrig-
keit verhaſſet macheten/ daher ſie des verleumdens kein Ende finden koͤnten. Daß leugeſtu
Bube/ ſagte der Groß Fuͤrſt; es hat noch nie kein Chriſt einigen Juden bey mir angetragẽ.
Herkules kunte nicht laͤnger ſchweigen/ machte ſich an den Juden/ und ſagete: Du wirſt/
verſichere dich/ ohn Straffe nicht entgehen/ dafern du vor erſt nicht klaͤrlich dartuhſt/ daß
die Chriſten ſolche boshafte Leute ſeyn; hernach/ daß ihr Gott ein Luͤgen-Gott ſey. Iſt er
ein luͤgen Gott? Ich meine ja/ er habe euch gehalten/ und mit vollem maſſe eingeſchenket/
was er euch gedraͤuet/ daß zu Jeruſalem kein Stein ſolte ubeꝛ den andern bleiben: Ich mei-
ne ja/ er habe ſeyn Blut uͤber euch und eure Kinder kommen laſſen/ und euch in alle Welt
zuſtreuet. So ſchicke dich nun zum beweißtuhm/ oder ich werde bey meinem Gn. GFuͤr-
ſten der unſchuldigen Chriſten Vorſprach ſeyn/ und zugleich mit eifern/ daß du mich vor
einen hochmuͤhtigen geſcholten haſt. Der Jude warff ſich weit/ daß er des Worts ſolte
gedacht haben/ ſetzete auch den Chriſten mit heftigen Worten zu rede; Ob er ihm dieſen
Ritter genennnet haͤtte/ deſſen Nahme ihm ganz unbekant waͤhre? Der Chriſt antwortete:
Wen er gemeinet haͤtte/ waͤhre ihm unbewuſt/ aber daß er ſich uͤber einen jungen Ritter
ob gedachter geſtalt beſchweret haͤtte/ wuͤrden ohn zweifel die Kriegsknechte bezeugen koͤn-

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[686/0724] Drittes Buch. Rede ſchr wol/ und fragete ihn mit freundlicher Stimme/ ob er ein Chriſt waͤhre. Ja/ gnaͤ- digſter Groß Furſt/ antwortete er/ ich bin ein Chriſt/ und mit allen meinen Glaubens-ge- noſſen behte ich taͤglich zu Gott/ daß er eure Durchl. mit ihrem ganzen Groß Fuͤrſtl. Hauſe vor allem Unheil vaͤterlich beſchuͤtzen wolle; befleiſſigen uns auch eines guten gewiſſens/ und da uns von unſern Fein den zu leide geſchihet/ verzeihen wir ihnen von Herzen/ und befehlen unſerm Gotte die ganze Sache und Rache. Daran tuht ihr wol/ ſagete der Groß- Fuͤrſt/ und als lange ihr euch in dieſen Schranken verhaltet/ ſol euch wegen des Glaubens keine uͤberlaſt geſchehen; nur daß gleichwol unſer Gottesdienſt von euch ungeſchendet blei- be. Dem Chriſten ſtiegen vor freuden die Traͤhnen aus den Augen/ fiel vor dem Groß Fuͤr- ſten nieder/ und bedankete ſich in aller Chriſten Nahmen zum untertaͤhnigſten/ mit beten- rung/ da einiger Chriſt wieder Groß Fuͤrſtliches Geboht oder Verboht handeln/ oder ſonſt unerbarlich Leben wuͤrde/ wolten ſie ihn keine Stunde unter ſich dulden/ ſondern bey der Obrigkeit anklagen/ und der Straffe uͤbergeben. Der Groß Fuͤrſt fragete weiter/ aus was Urſachen die Juden ihnen und ihrem Gott ſo gehaͤſſig waͤhren/ und was ſie denſelben zu leide taͤhten. Gn. Groß Fuͤrſt/ antwortete er: Wir huͤten uns mit allem Fleiß vor ihnen/ koͤnnen aber doch nicht unangefochten bleiben/ ſondern da ſie bey uns hergehen/ ſpeien ſie uns an/ und fluchen unſerm Heylande an den wir glaͤuben; wie mich dann jezt der Anwe- ſende Jude hart angegriffen/ daß wegen meines Luͤgen-Gottes (mein Gott verzeihe mirs/ daß ich ihm die Laͤſterung nach rede) von einem jungen hochmuhtigen Ritter/ und wie er ihn mehr neñete/ eꝛ ſich haͤtte muͤſſen uͤber das Maul hauen laſſen; wo aber/ und wann ſol- ches geſchehen/ hat er nicht hinzugetahn. Der Groß Fuͤrſt erzuͤrnete ſich hieruͤber heftig/ ließ den Juden ins Gemach fodern/ und ſagete zu ihm: Du meinaͤidiger Schelm wer hat dir befohlen/ oder die Freyheit gegeben/ dieſen Chriſten und ehrlichen Mann unbilliger Weiſe anzufahren/ der unter meinem Schuz wohnet? und wie darfſtu gegenwaͤrtigen Rit- ter (auff Herkules zeigend) ſo frech ſchaͤnden? Dieſer fiel auffs leugnen; ſagte/ die Chriſten waͤhren boshaffte verlogene Leute/ und ſucheten nur/ wie ſie fromme Juden bey der Obrig- keit verhaſſet macheten/ daher ſie des verleumdens kein Ende finden koͤnten. Daß leugeſtu Bube/ ſagte der Groß Fuͤrſt; es hat noch nie kein Chriſt einigen Juden bey mir angetragẽ. Herkules kunte nicht laͤnger ſchweigen/ machte ſich an den Juden/ und ſagete: Du wirſt/ verſichere dich/ ohn Straffe nicht entgehen/ dafern du vor erſt nicht klaͤrlich dartuhſt/ daß die Chriſten ſolche boshafte Leute ſeyn; hernach/ daß ihr Gott ein Luͤgen-Gott ſey. Iſt er ein luͤgen Gott? Ich meine ja/ er habe euch gehalten/ und mit vollem maſſe eingeſchenket/ was er euch gedraͤuet/ daß zu Jeruſalem kein Stein ſolte ubeꝛ den andern bleiben: Ich mei- ne ja/ er habe ſeyn Blut uͤber euch und eure Kinder kommen laſſen/ und euch in alle Welt zuſtreuet. So ſchicke dich nun zum beweißtuhm/ oder ich werde bey meinem Gn. GFuͤr- ſten der unſchuldigen Chriſten Vorſprach ſeyn/ und zugleich mit eifern/ daß du mich vor einen hochmuͤhtigen geſcholten haſt. Der Jude warff ſich weit/ daß er des Worts ſolte gedacht haben/ ſetzete auch den Chriſten mit heftigen Worten zu rede; Ob er ihm dieſen Ritter genennnet haͤtte/ deſſen Nahme ihm ganz unbekant waͤhre? Der Chriſt antwortete: Wen er gemeinet haͤtte/ waͤhre ihm unbewuſt/ aber daß er ſich uͤber einen jungen Ritter ob gedachter geſtalt beſchweret haͤtte/ wuͤrden ohn zweifel die Kriegsknechte bezeugen koͤn- nen/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/724>, abgerufen am 22.12.2024.