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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
nig in weit abgelegenen Nordwestischen Ländern/ und ich ein gebohrner Groß Fürst der
Teutschen; Dieser heisset Ladisla/ und ich Herkules. Die eingereicheten köstlichen Ringe
nehmen wir mit gebührendem Danke an/ und bitten/ mein Herr wolle seinem Herrn diese
beyde Ringe (welche sie von ihren Fingern zogen/ und nicht minder köstlich wahren) hin-
wiederumb zur gleichmässigen bezeugung unsers ihm ergebenen Herzens und Willens/ ü-
berliefern/ nebest dem aufrichtigen erbieten/ daß da wir dereins so glükselig seyn werden/ die-
sen vortrefflichen Herrn zu erkennen/ wir nicht unterlassen wollen/ unfere gegenwärtige Auf-
wartung ihm willig zuleisten. Der Ritter bedankete sich des hohen erbietens/ und sagete:
Wie hoch werde ich meinen Gn. Herrn erfreuen/ wann er vernehmen wird/ daß Eure
Durchll. eben dieselben sind/ welche er selbst gewünschet/ als die in Italien ihnen einen sol-
chen Nahmen erworben/ welcher durch die ganze Welt fleuget. Wir sind seiner Durchl.
eures Herrn Diener/ sagte Ladisla/ und werden stets auf unsere Glükseligkeit hoffen/ eures
und unsers Herrn Kundschaft zuerlangen. Dieser ritte in schneller eile davon/ und verließ
allen anwesenden nicht geringe Verwunderung; man kunte aber in keiner Herberge er-
fahren/ wer er seyn möchte/ wiewol der Groß Fürst und Pharnabazus es eigentlich errieten;
doch weil sie sahen/ dz jener noch zur Zeit ungemeldet seyn wolte/ sich dessen gegen niemand
merken liessen. Sie ritten wieder nach der Stad/ da Herkules Pferd sich über aus freudig
erzeigete/ daß er unverhohlen sagete: Es währe ihm sein Blänke lieber als eine Grafschaft/
wolte auch kein Geld sparen/ wann er seines gleichen wüste vor Ladisla zubekommen. Bey
der Mahlzeit suchete Herkules gelegenheit nachzufragen/ was und wie mancherley Glau-
ben und Gottesdienst in diesen Morgenländern üblich und zugelassen währe; dessen ihn
Pharnabazus den besten Bericht geben kunte/ der ihm dann anzeigete/ es währe durchge-
hend der Persische Gottesdienst der gebräuchlichste/ da man den uhralten Griechischen
Glauben fest behielte/ und die närrischen Tichtereyen der jetzigen Griechen und Römer
verlachete/ welche ihnen Götter träumen liessen/ die von Menschen gebohren und erzeuget
sind/ denen sie Kirchen und Klausen aufrichteten/ auch wol Bilder schnitzeten/ ob wäre bey
denselben eine sonderliche Krafft zuhelffen; diesen kindischen Wahn/ sagete er/ können wir
uns nicht einbilden lassen/ sondern sind von unsern Vorfahren gelehret/ unsere Götter un-
ter demfreyen Himmel und auf den Gipfeln der Berge zuverehren; Unser höchster Gott
ist Jupiter/ durch welchen wir die höchste Krafft/ die alles erhält/ verstehen; hernach haben
wir andere Götter/ diesem algemeinen Gott unter geben/ als da sind/ Sonne/ Monde/ Feur/
Erde/ Wasser/ Winde; denen unsere andächtige Opffer zuverrichten/ haben wir von unsern
Vorfahren gelernet. Jedoch finden sich auch in diesen Landschafften/ wie im Römischen
Gebiet/ Juden und Christen/ und zwar in nicht geringer Anzahl; haben doch die Freyheit
nicht/ ihren Gottes dienst öffentlich zuhalten; und ob gleich diese unter sich stetige Irrungen
haben/ auch/ wie ich davor halte/ ihres dinges nimmermehr einig werden können/ so sind sie
doch in Verachtung unser Götter ganz einig/ beschuldigen uns des Aberglaubens/ und spre-
chen; alles was wir vor Götter ehren/ seyn nur Geschöpffe ihres wahren Gottes/ und da-
her nicht vor Götter zuachten; worauf dann unsere Gelehrten sehr übel zusprechen sind/
und sich heftig bemühen/ solches vorgeben durch wolgesetzete Vernunftgründe umbzustos-
sen/ und unserer Götter Ehre zuschützen; weil sie aber in dem Hauptgrunde nicht können

einig

Drittes Buch.
nig in weit abgelegenen Nordweſtiſchen Laͤndern/ und ich ein gebohrner Groß Fuͤrſt der
Teutſchen; Dieſer heiſſet Ladiſla/ und ich Herkules. Die eingereicheten koͤſtlichen Ringe
nehmen wir mit gebuͤhrendem Danke an/ und bitten/ mein Herꝛ wolle ſeinem Herꝛn dieſe
beyde Ringe (welche ſie von ihren Fingern zogen/ und nicht minder koͤſtlich wahren) hin-
wiederumb zur gleichmaͤſſigen bezeugung unſers ihm ergebenen Herzens und Willens/ uͤ-
berliefern/ nebeſt dem aufrichtigen erbieten/ daß da wir dereins ſo gluͤkſelig ſeyn weꝛden/ die-
ſen vortrefflichen Herꝛn zu erkeñen/ wir nicht unterlaſſen wollen/ unfere gegenwaͤrtige Auf-
wartung ihm willig zuleiſten. Der Ritter bedankete ſich des hohen erbietens/ und ſagete:
Wie hoch werde ich meinen Gn. Herꝛn erfreuen/ wann er vernehmen wird/ daß Eure
Durchll. eben dieſelben ſind/ welche er ſelbſt gewuͤnſchet/ als die in Italien ihnen einen ſol-
chen Nahmen erworben/ welcher durch die ganze Welt fleuget. Wir ſind ſeiner Durchl.
eures Herꝛn Diener/ ſagte Ladiſla/ und werden ſtets auf unſere Gluͤkſeligkeit hoffen/ eures
und unſers Herꝛn Kundſchaft zuerlangen. Dieſer ritte in ſchneller eile davon/ und verließ
allen anweſenden nicht geringe Verwunderung; man kunte aber in keiner Herberge er-
fahren/ wer er ſeyn moͤchte/ wiewol der Groß Fuͤrſt und Pharnabazus es eigentlich errietẽ;
doch weil ſie ſahen/ dz jener noch zur Zeit ungemeldet ſeyn wolte/ ſich deſſen gegen niemand
merken lieſſen. Sie ritten wieder nach der Stad/ da Herkules Pferd ſich uͤber aus freudig
erzeigete/ daß er unverhohlen ſagete: Es waͤhre ihm ſein Blaͤnke lieber als eine Grafſchaft/
wolte auch kein Geld ſparen/ wann er ſeines gleichen wuͤſte vor Ladiſla zubekommen. Bey
der Mahlzeit ſuchete Herkules gelegenheit nachzufragen/ was und wie mancherley Glau-
ben und Gottesdienſt in dieſen Morgenlaͤndern uͤblich und zugelaſſen waͤhre; deſſen ihn
Pharnabazus den beſten Bericht geben kunte/ der ihm dann anzeigete/ es waͤhre durchge-
hend der Perſiſche Gottesdienſt der gebraͤuchlichſte/ da man den uhralten Griechiſchen
Glauben feſt behielte/ und die naͤrriſchen Tichtereyen der jetzigen Griechen und Roͤmer
verlachete/ welche ihnen Goͤtter traͤumen lieſſen/ die von Menſchen gebohren und erzeuget
ſind/ denen ſie Kirchen und Klauſen aufrichteten/ auch wol Bilder ſchnitzeten/ ob waͤre bey
denſelben eine ſonderliche Krafft zuhelffen; dieſen kindiſchen Wahn/ ſagete er/ koͤnnen wir
uns nicht einbilden laſſen/ ſondern ſind von unſern Vorfahren gelehret/ unſere Goͤtter un-
ter demfreyen Himmel und auf den Gipfeln der Berge zuverehren; Unſer hoͤchſter Gott
iſt Jupiter/ durch welchen wir die hoͤchſte Krafft/ die alles erhaͤlt/ verſtehen; hernach haben
wir andere Goͤtter/ dieſem algemeinen Gott unter geben/ als da ſind/ Sonne/ Monde/ Feur/
Erde/ Waſſer/ Winde; denẽ unſere andaͤchtige Opffer zuverꝛichten/ haben wir von unſern
Vorfahren gelernet. Jedoch finden ſich auch in dieſen Landſchafften/ wie im Roͤmiſchen
Gebiet/ Juden und Chriſten/ und zwar in nicht geringer Anzahl; haben doch die Freyheit
nicht/ ihren Gottes dienſt oͤffentlich zuhalten; und ob gleich dieſe unter ſich ſtetige Irrungẽ
haben/ auch/ wie ich davor halte/ ihres dinges nimmermehr einig werden koͤnnen/ ſo ſind ſie
doch in Verachtung unſer Goͤtter ganz einig/ beſchuldigen uns des Aberglaubens/ uñ ſpre-
chen; alles was wir vor Goͤtter ehren/ ſeyn nur Geſchoͤpffe ihres wahren Gottes/ und da-
her nicht vor Goͤtter zuachten; worauf dann unſere Gelehrten ſehr uͤbel zuſprechen ſind/
und ſich heftig bemuͤhen/ ſolches vorgeben durch wolgeſetzete Vernunftgruͤnde umbzuſtoſ-
ſen/ und unſerer Goͤtter Ehre zuſchuͤtzen; weil ſie aber in dem Hauptgrunde nicht koͤnnen

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[684/0722] Drittes Buch. nig in weit abgelegenen Nordweſtiſchen Laͤndern/ und ich ein gebohrner Groß Fuͤrſt der Teutſchen; Dieſer heiſſet Ladiſla/ und ich Herkules. Die eingereicheten koͤſtlichen Ringe nehmen wir mit gebuͤhrendem Danke an/ und bitten/ mein Herꝛ wolle ſeinem Herꝛn dieſe beyde Ringe (welche ſie von ihren Fingern zogen/ und nicht minder koͤſtlich wahren) hin- wiederumb zur gleichmaͤſſigen bezeugung unſers ihm ergebenen Herzens und Willens/ uͤ- berliefern/ nebeſt dem aufrichtigen erbieten/ daß da wir dereins ſo gluͤkſelig ſeyn weꝛden/ die- ſen vortrefflichen Herꝛn zu erkeñen/ wir nicht unterlaſſen wollen/ unfere gegenwaͤrtige Auf- wartung ihm willig zuleiſten. Der Ritter bedankete ſich des hohen erbietens/ und ſagete: Wie hoch werde ich meinen Gn. Herꝛn erfreuen/ wann er vernehmen wird/ daß Eure Durchll. eben dieſelben ſind/ welche er ſelbſt gewuͤnſchet/ als die in Italien ihnen einen ſol- chen Nahmen erworben/ welcher durch die ganze Welt fleuget. Wir ſind ſeiner Durchl. eures Herꝛn Diener/ ſagte Ladiſla/ und werden ſtets auf unſere Gluͤkſeligkeit hoffen/ eures und unſers Herꝛn Kundſchaft zuerlangen. Dieſer ritte in ſchneller eile davon/ und verließ allen anweſenden nicht geringe Verwunderung; man kunte aber in keiner Herberge er- fahren/ wer er ſeyn moͤchte/ wiewol der Groß Fuͤrſt und Pharnabazus es eigentlich errietẽ; doch weil ſie ſahen/ dz jener noch zur Zeit ungemeldet ſeyn wolte/ ſich deſſen gegen niemand merken lieſſen. Sie ritten wieder nach der Stad/ da Herkules Pferd ſich uͤber aus freudig erzeigete/ daß er unverhohlen ſagete: Es waͤhre ihm ſein Blaͤnke lieber als eine Grafſchaft/ wolte auch kein Geld ſparen/ wann er ſeines gleichen wuͤſte vor Ladiſla zubekommen. Bey der Mahlzeit ſuchete Herkules gelegenheit nachzufragen/ was und wie mancherley Glau- ben und Gottesdienſt in dieſen Morgenlaͤndern uͤblich und zugelaſſen waͤhre; deſſen ihn Pharnabazus den beſten Bericht geben kunte/ der ihm dann anzeigete/ es waͤhre durchge- hend der Perſiſche Gottesdienſt der gebraͤuchlichſte/ da man den uhralten Griechiſchen Glauben feſt behielte/ und die naͤrriſchen Tichtereyen der jetzigen Griechen und Roͤmer verlachete/ welche ihnen Goͤtter traͤumen lieſſen/ die von Menſchen gebohren und erzeuget ſind/ denen ſie Kirchen und Klauſen aufrichteten/ auch wol Bilder ſchnitzeten/ ob waͤre bey denſelben eine ſonderliche Krafft zuhelffen; dieſen kindiſchen Wahn/ ſagete er/ koͤnnen wir uns nicht einbilden laſſen/ ſondern ſind von unſern Vorfahren gelehret/ unſere Goͤtter un- ter demfreyen Himmel und auf den Gipfeln der Berge zuverehren; Unſer hoͤchſter Gott iſt Jupiter/ durch welchen wir die hoͤchſte Krafft/ die alles erhaͤlt/ verſtehen; hernach haben wir andere Goͤtter/ dieſem algemeinen Gott unter geben/ als da ſind/ Sonne/ Monde/ Feur/ Erde/ Waſſer/ Winde; denẽ unſere andaͤchtige Opffer zuverꝛichten/ haben wir von unſern Vorfahren gelernet. Jedoch finden ſich auch in dieſen Landſchafften/ wie im Roͤmiſchen Gebiet/ Juden und Chriſten/ und zwar in nicht geringer Anzahl; haben doch die Freyheit nicht/ ihren Gottes dienſt oͤffentlich zuhalten; und ob gleich dieſe unter ſich ſtetige Irrungẽ haben/ auch/ wie ich davor halte/ ihres dinges nimmermehr einig werden koͤnnen/ ſo ſind ſie doch in Verachtung unſer Goͤtter ganz einig/ beſchuldigen uns des Aberglaubens/ uñ ſpre- chen; alles was wir vor Goͤtter ehren/ ſeyn nur Geſchoͤpffe ihres wahren Gottes/ und da- her nicht vor Goͤtter zuachten; worauf dann unſere Gelehrten ſehr uͤbel zuſprechen ſind/ und ſich heftig bemuͤhen/ ſolches vorgeben durch wolgeſetzete Vernunftgruͤnde umbzuſtoſ- ſen/ und unſerer Goͤtter Ehre zuſchuͤtzen; weil ſie aber in dem Hauptgrunde nicht koͤnnen einig

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/722>, abgerufen am 22.12.2024.