Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. Fürsten sagete: Gewißlich bemühet sich der arge Menschen Feind/ unschuldig Blut zuver-giessen! Ich weiß selber nicht/ antwortete er/ was ich gedenken sol; ließ den Abzug blasen/ und bey Leib und Lebensstraffe alle Tähtligkeit verbieten; wodurch dann im Augenblik al- ler Aufflauff gestillet wahr/ und die Richter mit dem Frauenzimmer zusammen traten/ we- gen Austeilung des Gewins anordnung zumachen/ der auf sechs Häupter zugerichtet war. Herkules und Ladisla/ auch der mit jenem gestochen hatte/ wurden ausgesetzet/ und ihnen der Preiß mit einer kurzen Lobrede zugelegt; Darauf sendete man den ersten Dank dem Ritter/ der so manlich mit Ladisla getroffen hatte/ welcher ein Skythischer Herr wahr; den andern wolte man Leches einhändigen/ aber er baht sehr/ das Ziel der Gerechtigkeit nit aus Freundes Neigung zuüberschreiten/ damit nicht einer oder ander ursach hätte/ darauff zu schimpffen/ daß vor Abstechung eines Strohwisches er diese Belohnung empfangen hät- te; welches sie dann gelten liessen/ wiewol die Großfürstin ihm ein absonderliches Geschenk versprach/ und folgendes Tages einlieferte/ nehmlich ein köstliches Halsband auff 2000 Kronen wert; Die übrigen fünff Geschenke wurden den Obsiegern gebührlich eingerei- chet. Zeit wehrender Austeilung kam ein wolgeputzeter Ritter in vollem Rennen herzu/ stieg bey der Schau Bühne ab/ und ließ bey dem Groß Fürsten gebührlich ansuchen/ ob ihm könte zugelassen seyn/ auff die Schau Bühne zutreten; er hätte im nahmen und von wegen eines grosses Herrn/ den beyden fremden Rittern etwas vorzutragen. Der Groß Fürst wahr willens/ ihm solches abzuschlagen/ sich neben allen anwesenden befürchtend/ er würde sie zu einem blutigen Kampff ausfodern sollen; aber weil Herkules umb Einwilligung sehr anhielt/ gab ers zu/ insonderheit/ als er ihn neben Ladisla auffstehen sahe/ hinunter zutreten. Der Abgesante mit halb verschlossenem Helme redete sie beyde also an: Vortreffliche Rit- ter und Herren; mein Gn. Herr/ welcher gestern und heut sich mit euch versuchet/ und seine Meister gefunden hat/ lässet euch seine aufrichtige Freundschaft und mögliche Liebesdien- ste durch mich anmelden/ und umb Verzeihung bitten/ daß aus höchstwichtigen Ursachen er vor dißmahl unerkennet davon reiten muß/ möchte von herzen gerne eurer beyder Stand und Nahmen wissen; erbeut sich/ auf euer begehren/ solches vor jedermänniglich zuver- schweigen/ und wil zu gelegener Zeit sich ihnen gerne kund geben; hat mir sonst diese beyde Ringe zugestellet/ Eurer Gn. Gn. solche als ein Pfand seiner Ergebenheit einzuliefern. Al- le anwesende wurden hiedurch höchlich erfreuet/ und nahmen unsere Helden die Ringe mit ernsthaffter Höfligkeit zu sich/ deren jeder auf 8000 Kronen geschätzet ward/ dabey Herku- les diese Antwort gab: Herr Ritter; mein Freund hie zugegen und ich/ haben ursach zube- kennen/ daß euer Herr so wol an Mannheit als Höfligkeit ganz vortrefflich und vollkom- men ist/ gegen den wir auch wider unsern willen uns gebrauchet haben/ halten gänzlich da- vor/ es sey an unser Seite ergangen/ wie den Spielern/ die wegen des Mit Spielers bewil- ligung mit schlimmer Karte und wenig Augen gewinnen/ und gestehen gerne/ daß zeit un- sers Lebens wir von keinem Ritter härtere Püffe/ als von ihm eingenommen. Daß er in Vertrauen unsers Standes gerne wil berichtet seyn/ rechnen wir vor eine sonderliche Eh- re/ und wolle er seinem Herrn unter solchem Vertrauen andeuten/ daß wir um unser Wol- fahrt willen/ die niemand schädlich/ als schweiffende Ritter umher zihen/ auch nahe Blut- freunde sind/ und uns ohngefehr hieselbst angetroffen; Mein Geselle ist ein herschender Kö- nig R r r r ij
Drittes Buch. Fuͤrſten ſagete: Gewißlich bemuͤhet ſich der arge Menſchen Feind/ unſchuldig Blut zuveꝛ-gieſſen! Ich weiß ſelber nicht/ antwortete er/ was ich gedenken ſol; ließ den Abzug blaſen/ und bey Leib und Lebensſtraffe alle Taͤhtligkeit verbieten; wodurch dann im Augenblik al- ler Aufflauff geſtillet wahr/ und die Richter mit dem Frauenzimmer zuſammen traten/ we- gen Austeilung des Gewins anordnung zumachẽ/ der auf ſechs Haͤupter zugerichtet waꝛ. Herkules und Ladiſla/ auch der mit jenem geſtochen hatte/ wurden ausgeſetzet/ und ihnen der Preiß mit einer kurzen Lobrede zugelegt; Darauf ſendete man den erſten Dank dem Ritter/ der ſo manlich mit Ladiſla getroffen hatte/ welcher ein Skythiſcher Herr wahr; den andern wolte man Leches einhaͤndigen/ aber er baht ſehr/ das Ziel der Gerechtigkeit nit aus Freundes Neigung zuuͤberſchreiten/ damit nicht einer oder ander urſach haͤtte/ darauff zu ſchimpffen/ daß vor Abſtechung eines Strohwiſches er dieſe Belohnung empfangen haͤt- te; welches ſie dañ gelten lieſſen/ wiewol die Großfuͤrſtin ihm ein abſonderliches Geſchenk verſprach/ und folgendes Tages einlieferte/ nehmlich ein koͤſtliches Halsband auff 2000 Kronen wert; Die uͤbrigen fuͤnff Geſchenke wurden den Obſiegern gebuͤhrlich eingerei- chet. Zeit wehrender Austeilung kam ein wolgeputzeter Ritter in vollem Rennen herzu/ ſtieg bey der Schau Buͤhne ab/ und ließ bey dem Groß Fuͤrſten gebuͤhrlich anſuchen/ ob ihm koͤnte zugelaſſen ſeyn/ auff die Schau Buͤhne zutreten; er haͤtte im nahmen und von wegen eines groſſes Herrn/ den beyden fremden Rittern etwas vorzutragen. Der Groß Fuͤrſt wahr willens/ ihm ſolches abzuſchlagen/ ſich neben allen anweſenden befuͤrchtend/ er wuͤrde ſie zu einem blutigen Kampff ausfodern ſollen; aber weil Herkules umb Einwilligung ſehr anhielt/ gab ers zu/ inſonderheit/ als er ihn neben Ladiſla auffſtehen ſahe/ hinunter zutreten. Der Abgeſante mit halb verſchloſſenem Helme redete ſie beyde alſo an: Vortreffliche Rit- ter und Herꝛen; mein Gn. Herꝛ/ welcher geſtern und heut ſich mit euch verſuchet/ und ſeine Meiſter gefunden hat/ laͤſſet euch ſeine aufrichtige Freundſchaft und moͤgliche Liebesdien- ſte durch mich anmelden/ und umb Verzeihung bitten/ daß aus hoͤchſtwichtigen Urſachen er vor dißmahl unerkeñet davon reiten muß/ moͤchte von herzen gerne eurer beyder Stand und Nahmen wiſſen; erbeut ſich/ auf euer begehren/ ſolches vor jedermaͤnniglich zuver- ſchweigen/ und wil zu gelegener Zeit ſich ihnen gerne kund geben; hat mir ſonſt dieſe beyde Ringe zugeſtellet/ Eurer Gn. Gn. ſolche als ein Pfand ſeiner Ergebenheit einzuliefern. Al- le anweſende wurden hiedurch hoͤchlich erfreuet/ und nahmen unſere Helden die Ringe mit ernſthaffter Hoͤfligkeit zu ſich/ deren jeder auf 8000 Kronen geſchaͤtzet ward/ dabey Herku- les dieſe Antwort gab: Herr Ritter; mein Freund hie zugegen und ich/ haben urſach zube- kennen/ daß euer Herꝛ ſo wol an Mannheit als Hoͤfligkeit ganz vortrefflich und vollkom- men iſt/ gegen den wir auch wider unſern willen uns gebrauchet haben/ halten gaͤnzlich da- vor/ es ſey an unſer Seite ergangen/ wie den Spielern/ die wegen des Mit Spielers bewil- ligung mit ſchlimmer Karte und wenig Augen gewinnen/ und geſtehen gerne/ daß zeit un- ſers Lebens wir von keinem Ritter haͤrtere Puͤffe/ als von ihm eingenommen. Daß er in Vertrauen unſers Standes gerne wil berichtet ſeyn/ rechnen wir vor eine ſonderliche Eh- re/ und wolle er ſeinem Herꝛn unter ſolchem Vertrauen andeuten/ daß wir um unſer Wol- fahrt willen/ die niemand ſchaͤdlich/ als ſchweiffende Ritter umher zihen/ auch nahe Blut- freunde ſind/ und uns ohngefehr hieſelbſt angetroffen; Mein Geſelle iſt ein herſchender Koͤ- nig R r r r ij
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Drittes Buch.
Fuͤrſten ſagete: Gewißlich bemuͤhet ſich der arge Menſchen Feind/ unſchuldig Blut zuveꝛ-
gieſſen! Ich weiß ſelber nicht/ antwortete er/ was ich gedenken ſol; ließ den Abzug blaſen/
und bey Leib und Lebensſtraffe alle Taͤhtligkeit verbieten; wodurch dann im Augenblik al-
ler Aufflauff geſtillet wahr/ und die Richter mit dem Frauenzimmer zuſammen traten/ we-
gen Austeilung des Gewins anordnung zumachẽ/ der auf ſechs Haͤupter zugerichtet waꝛ.
Herkules und Ladiſla/ auch der mit jenem geſtochen hatte/ wurden ausgeſetzet/ und ihnen
der Preiß mit einer kurzen Lobrede zugelegt; Darauf ſendete man den erſten Dank dem
Ritter/ der ſo manlich mit Ladiſla getroffen hatte/ welcher ein Skythiſcher Herr wahr; den
andern wolte man Leches einhaͤndigen/ aber er baht ſehr/ das Ziel der Gerechtigkeit nit aus
Freundes Neigung zuuͤberſchreiten/ damit nicht einer oder ander urſach haͤtte/ darauff zu
ſchimpffen/ daß vor Abſtechung eines Strohwiſches er dieſe Belohnung empfangen haͤt-
te; welches ſie dañ gelten lieſſen/ wiewol die Großfuͤrſtin ihm ein abſonderliches Geſchenk
verſprach/ und folgendes Tages einlieferte/ nehmlich ein koͤſtliches Halsband auff 2000
Kronen wert; Die uͤbrigen fuͤnff Geſchenke wurden den Obſiegern gebuͤhrlich eingerei-
chet. Zeit wehrender Austeilung kam ein wolgeputzeter Ritter in vollem Rennen herzu/
ſtieg bey der Schau Buͤhne ab/ und ließ bey dem Groß Fuͤrſten gebuͤhrlich anſuchen/ ob ihm
koͤnte zugelaſſen ſeyn/ auff die Schau Buͤhne zutreten; er haͤtte im nahmen und von wegen
eines groſſes Herrn/ den beyden fremden Rittern etwas vorzutragen. Der Groß Fuͤrſt
wahr willens/ ihm ſolches abzuſchlagen/ ſich neben allen anweſenden befuͤrchtend/ er wuͤrde
ſie zu einem blutigen Kampff ausfodern ſollen; aber weil Herkules umb Einwilligung ſehr
anhielt/ gab ers zu/ inſonderheit/ als er ihn neben Ladiſla auffſtehen ſahe/ hinunter zutreten.
Der Abgeſante mit halb verſchloſſenem Helme redete ſie beyde alſo an: Vortreffliche Rit-
ter und Herꝛen; mein Gn. Herꝛ/ welcher geſtern und heut ſich mit euch verſuchet/ und ſeine
Meiſter gefunden hat/ laͤſſet euch ſeine aufrichtige Freundſchaft und moͤgliche Liebesdien-
ſte durch mich anmelden/ und umb Verzeihung bitten/ daß aus hoͤchſtwichtigen Urſachen
er vor dißmahl unerkeñet davon reiten muß/ moͤchte von herzen gerne eurer beyder Stand
und Nahmen wiſſen; erbeut ſich/ auf euer begehren/ ſolches vor jedermaͤnniglich zuver-
ſchweigen/ und wil zu gelegener Zeit ſich ihnen gerne kund geben; hat mir ſonſt dieſe beyde
Ringe zugeſtellet/ Eurer Gn. Gn. ſolche als ein Pfand ſeiner Ergebenheit einzuliefern. Al-
le anweſende wurden hiedurch hoͤchlich erfreuet/ und nahmen unſere Helden die Ringe mit
ernſthaffter Hoͤfligkeit zu ſich/ deren jeder auf 8000 Kronen geſchaͤtzet ward/ dabey Herku-
les dieſe Antwort gab: Herr Ritter; mein Freund hie zugegen und ich/ haben urſach zube-
kennen/ daß euer Herꝛ ſo wol an Mannheit als Hoͤfligkeit ganz vortrefflich und vollkom-
men iſt/ gegen den wir auch wider unſern willen uns gebrauchet haben/ halten gaͤnzlich da-
vor/ es ſey an unſer Seite ergangen/ wie den Spielern/ die wegen des Mit Spielers bewil-
ligung mit ſchlimmer Karte und wenig Augen gewinnen/ und geſtehen gerne/ daß zeit un-
ſers Lebens wir von keinem Ritter haͤrtere Puͤffe/ als von ihm eingenommen. Daß er in
Vertrauen unſers Standes gerne wil berichtet ſeyn/ rechnen wir vor eine ſonderliche Eh-
re/ und wolle er ſeinem Herꝛn unter ſolchem Vertrauen andeuten/ daß wir um unſer Wol-
fahrt willen/ die niemand ſchaͤdlich/ als ſchweiffende Ritter umher zihen/ auch nahe Blut-
freunde ſind/ und uns ohngefehr hieſelbſt angetroffen; Mein Geſelle iſt ein herſchender Koͤ-
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/721>, abgerufen am 26.06.2024. |