Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.Drittes Buch. de Herren nicht mit stechen würden/ dann keiner hatte Hoffnung/ ihnen anzugewinnen/ohn ein ansehnlicher Herr/ in einem ganz vergüldeten Harnische mit schwarzen eingeetze- ten Blumen/ und sehr prächtig gezieret/ der von zwölff herlichen Rittern begleitet ward. Dieser nam Herkules vorigen Plaz ein/ und als er unsere Helden auff der Schaubühne sahe/ ritte er selb dritte wieder aus den Schranken. Es gab ein sonderliches auffsehen/ und gedachte der mehrerteil/ ihm währe eine Schwacheit zugestossen; Aber Herkules sagete zu Ladisla; irre ich nicht/ so ist es eben der gewaltige Ritter/ der sich gestern an uns beyden versuchete/ und weil er gestern mit niemand/ als uns beyden/ stechen wolte/ wil er sich heu- te gar enthalten/ nachdem er uns nicht findet. Bald fiel ihm ein/ dz er ihm noch einen Rit auff heut versprochen hatte/ und baht den GFürsten/ ihm eine kurze Rede an die Ritter- schaft zu erläuben/ da er stehend also anfing: Hoch- und wolgebohrne Herren und sämtli- che hochlöbliche Ritterschaft; ich erinnere mich gleich jezt einer Zusage/ die mir bey mei- nem Gewissen entfallen wahr/ da ich nehmlich dem gestrigen lobwirdigen Ritter auff sein freundliches anhalten heut ein oder etliche Ritte versprochen; nun könte ich mich meines nicht-stellens halben damit wol entschuldigen/ daß ich ihn wegen des lezten Treffens schad- haft gesehen; jedoch/ dafern demselben gefällig seyn möchte/ vor sich selbst/ oder durch ei- nen gevolmächtigten es zu leisten/ bitte ich dienstlich/ mich meines außbleibens nicht zu verdenken/ und seine Anwesenheit mich wissen zu lassen. Niemand wahr zugegen der ge- antwortet hätte/ ob er gleich eine Zeitlang stehen blieb/ setzete sich deßwegen nieder/ und be- fahl Gallus/ ihm seine Waffen zu hohlen. Ladisla ließ die seinen mit bringen/ dann sie sahen/ daß wie zween Ritter den Anfang zum Stechen macheten/ einer von der zwölffen Zahl sich heimlich aus den Schranken hinweg stahl/ der ohn zweiffel dem entwichenen Zeitung brin- gen wolte. Also legeten sie ihre Waffen an/ wie auch Pharnabazus und Leches/ und setze- ten sich auff die Bahn/ woselbst Ladisla des vorigen Tages gehalten hatte. Nicht lange hernach sahen sie einen selb sechse herzu rennen/ welche doch/ verdacht zu meiden/ sich nicht zu den ersten verfügeten; ihr Führer aber schickete bald darauff einen ab an Herkules/ der ihn also anredete: Treflicher Mannfester Ritter/ nähest anmeldung seiner Dienste und Grusses lässet euch der gestrige Ritter/ dem die Gurt zubrach/ freundlich anzeigen/ es sey ihm vorerst eine hohe Freude gewest/ dz er in erfahrung gebracht/ wie ihr nur der Durchl. Groß Fürstin zu ehren und Dienste gestriges Tages das Amazonische Kleid angeleget/ entschuldiget sich seines aussenbleibens/ wegen des verrenketen Schenkels/ und erbeut sich zu allen möglichen Freundschaft-diensten; damit aber eure vortreffligkeit alhier sein nicht vergeblich warten möchte/ hat sein Geselle sich an seinen Plaz gesetzet/ welcher dann umb den versprochenen Rit freundlich ansuchet/ und hingegen sich äusserst verbindet. Mein Herr/ antwortete er/ die trefliche Mannheit eures Herrn oder Freundes zu rühmen/ habe ich satte Ursach; bedanke mich des Grusses und erbietens dienstlich/ mit Wunsch/ dereins demselben dienen zu können/ und seiner hochwerten Kundschaft zu geniessen. Dem Ansu- chen seines wirdigen Gesellen gebe ich billich stat/ und bin zu aller Wilfahrung bereit. Als der Ritter diese Antwort vernam/ wunderte ihn nicht weniger seiner Freundligkeit als stärke/ und schickete sich auff das instehende Treffen. Herkules übersahe auch nichts/ ohn daß er zweiffele/ ob sein Blänke sich in den Handel schicken würde/ welcher anfing mit den Füs-
Drittes Buch. de Herren nicht mit ſtechen wuͤrden/ dann keiner hatte Hoffnung/ ihnen anzugewinnen/ohn ein anſehnlicher Herr/ in einem ganz verguͤldeten Harniſche mit ſchwarzen eingeetze- ten Blumen/ und ſehr praͤchtig gezieret/ der von zwoͤlff herlichen Rittern begleitet ward. Dieſer nam Herkules vorigen Plaz ein/ und als er unſere Helden auff der Schaubuͤhne ſahe/ ritte er ſelb dritte wieder aus den Schranken. Es gab ein ſonderliches auffſehen/ uñ gedachte der mehrerteil/ ihm waͤhre eine Schwacheit zugeſtoſſen; Aber Herkules ſagete zu Ladiſla; irre ich nicht/ ſo iſt es eben der gewaltige Ritter/ der ſich geſtern an uns beyden verſuchete/ und weil er geſtern mit niemand/ als uns beyden/ ſtechen wolte/ wil er ſich heu- te gar enthalten/ nachdem er uns nicht findet. Bald fiel ihm ein/ dz er ihm noch einen Rit auff heut verſprochen hatte/ und baht den GFuͤrſten/ ihm eine kurze Rede an die Ritter- ſchaft zu erlaͤuben/ da er ſtehend alſo anfing: Hoch- und wolgebohrne Herren und ſaͤmtli- che hochloͤbliche Ritterſchaft; ich erinnere mich gleich jezt einer Zuſage/ die mir bey mei- nem Gewiſſen entfallen wahr/ da ich nehmlich dem geſtrigen lobwirdigen Ritter auff ſein freundliches anhalten heut ein oder etliche Ritte verſprochen; nun koͤnte ich mich meines nicht-ſtellens halbẽ damit wol entſchuldigen/ daß ich ihn wegen des lezten Treffens ſchad- haft geſehen; jedoch/ dafern demſelben gefaͤllig ſeyn moͤchte/ vor ſich ſelbſt/ oder durch ei- nen gevolmaͤchtigten es zu leiſten/ bitte ich dienſtlich/ mich meines außbleibens nicht zu verdenken/ und ſeine Anweſenheit mich wiſſen zu laſſen. Niemand wahr zugegen der ge- antwortet haͤtte/ ob er gleich eine Zeitlang ſtehen blieb/ ſetzete ſich deßwegen nieder/ und be- fahl Gallus/ ihm ſeine Waffen zu hohlen. Ladiſla ließ die ſeinen mit bringen/ dañ ſie ſahen/ daß wie zween Ritter den Anfang zum Stechen macheten/ einer von der zwoͤlffen Zahl ſich heimlich aus den Schranken hinweg ſtahl/ der ohn zweiffel dem entwichenẽ Zeitung brin- gen wolte. Alſo legeten ſie ihre Waffen an/ wie auch Pharnabazus und Leches/ und ſetze- ten ſich auff die Bahn/ woſelbſt Ladiſla des vorigen Tages gehalten hatte. Nicht lange hernach ſahen ſie einen ſelb ſechſe herzu rennen/ welche doch/ verdacht zu meiden/ ſich nicht zu den erſten verfuͤgeten; ihr Fuͤhrer aber ſchickete bald darauff einen ab an Herkules/ der ihn alſo anredete: Treflicher Mannfeſter Ritter/ naͤheſt anmeldung ſeiner Dienſte und Gruſſes laͤſſet euch der geſtrige Ritter/ dem die Gurt zubrach/ freundlich anzeigen/ es ſey ihm vorerſt eine hohe Freude geweſt/ dz er in erfahrung gebracht/ wie ihr nur der Durchl. Groß Fuͤrſtin zu ehren und Dienſte geſtriges Tages das Amazoniſche Kleid angeleget/ entſchuldiget ſich ſeines auſſenbleibens/ wegen des verrenketẽ Schenkels/ und erbeut ſich zu allen moͤglichen Freundſchaft-dienſten; damit aber eure vortreffligkeit alhier ſein nicht vergeblich warten moͤchte/ hat ſein Geſelle ſich an ſeinen Plaz geſetzet/ welcher dann umb den verſprochenen Rit freundlich anſuchet/ und hingegen ſich aͤuſſerſt verbindet. Mein Herr/ antwortete er/ die trefliche Mannheit eures Herrn oder Freundes zu ruͤhmen/ habe ich ſatte Urſach; bedanke mich des Gruſſes und erbietens dienſtlich/ mit Wunſch/ dereins demſelben dienen zu koͤnnen/ und ſeiner hochwerten Kundſchaft zu genieſſen. Dem Anſu- chen ſeines wirdigen Geſellen gebe ich billich ſtat/ und bin zu aller Wilfahrung bereit. Als der Ritter dieſe Antwort vernam/ wunderte ihn nicht weniger ſeiner Freundligkeit als ſtaͤrke/ und ſchickete ſich auff das inſtehende Treffen. Herkules uͤberſahe auch nichts/ ohn daß er zweiffele/ ob ſein Blaͤnke ſich in den Handel ſchicken wuͤrde/ welcher anfing mit den Fuͤſ-
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Drittes Buch.
de Herren nicht mit ſtechen wuͤrden/ dann keiner hatte Hoffnung/ ihnen anzugewinnen/
ohn ein anſehnlicher Herr/ in einem ganz verguͤldeten Harniſche mit ſchwarzen eingeetze-
ten Blumen/ und ſehr praͤchtig gezieret/ der von zwoͤlff herlichen Rittern begleitet ward.
Dieſer nam Herkules vorigen Plaz ein/ und als er unſere Helden auff der Schaubuͤhne
ſahe/ ritte er ſelb dritte wieder aus den Schranken. Es gab ein ſonderliches auffſehen/ uñ
gedachte der mehrerteil/ ihm waͤhre eine Schwacheit zugeſtoſſen; Aber Herkules ſagete zu
Ladiſla; irre ich nicht/ ſo iſt es eben der gewaltige Ritter/ der ſich geſtern an uns beyden
verſuchete/ und weil er geſtern mit niemand/ als uns beyden/ ſtechen wolte/ wil er ſich heu-
te gar enthalten/ nachdem er uns nicht findet. Bald fiel ihm ein/ dz er ihm noch einen Rit
auff heut verſprochen hatte/ und baht den GFuͤrſten/ ihm eine kurze Rede an die Ritter-
ſchaft zu erlaͤuben/ da er ſtehend alſo anfing: Hoch- und wolgebohrne Herren und ſaͤmtli-
che hochloͤbliche Ritterſchaft; ich erinnere mich gleich jezt einer Zuſage/ die mir bey mei-
nem Gewiſſen entfallen wahr/ da ich nehmlich dem geſtrigen lobwirdigen Ritter auff ſein
freundliches anhalten heut ein oder etliche Ritte verſprochen; nun koͤnte ich mich meines
nicht-ſtellens halbẽ damit wol entſchuldigen/ daß ich ihn wegen des lezten Treffens ſchad-
haft geſehen; jedoch/ dafern demſelben gefaͤllig ſeyn moͤchte/ vor ſich ſelbſt/ oder durch ei-
nen gevolmaͤchtigten es zu leiſten/ bitte ich dienſtlich/ mich meines außbleibens nicht zu
verdenken/ und ſeine Anweſenheit mich wiſſen zu laſſen. Niemand wahr zugegen der ge-
antwortet haͤtte/ ob er gleich eine Zeitlang ſtehen blieb/ ſetzete ſich deßwegen nieder/ und be-
fahl Gallus/ ihm ſeine Waffen zu hohlen. Ladiſla ließ die ſeinen mit bringen/ dañ ſie ſahen/
daß wie zween Ritter den Anfang zum Stechen macheten/ einer von der zwoͤlffen Zahl ſich
heimlich aus den Schranken hinweg ſtahl/ der ohn zweiffel dem entwichenẽ Zeitung brin-
gen wolte. Alſo legeten ſie ihre Waffen an/ wie auch Pharnabazus und Leches/ und ſetze-
ten ſich auff die Bahn/ woſelbſt Ladiſla des vorigen Tages gehalten hatte. Nicht lange
hernach ſahen ſie einen ſelb ſechſe herzu rennen/ welche doch/ verdacht zu meiden/ ſich nicht
zu den erſten verfuͤgeten; ihr Fuͤhrer aber ſchickete bald darauff einen ab an Herkules/ der
ihn alſo anredete: Treflicher Mannfeſter Ritter/ naͤheſt anmeldung ſeiner Dienſte und
Gruſſes laͤſſet euch der geſtrige Ritter/ dem die Gurt zubrach/ freundlich anzeigen/ es ſey
ihm vorerſt eine hohe Freude geweſt/ dz er in erfahrung gebracht/ wie ihr nur der Durchl.
Groß Fuͤrſtin zu ehren und Dienſte geſtriges Tages das Amazoniſche Kleid angeleget/
entſchuldiget ſich ſeines auſſenbleibens/ wegen des verrenketẽ Schenkels/ und erbeut ſich
zu allen moͤglichen Freundſchaft-dienſten; damit aber eure vortreffligkeit alhier ſein nicht
vergeblich warten moͤchte/ hat ſein Geſelle ſich an ſeinen Plaz geſetzet/ welcher dann umb
den verſprochenen Rit freundlich anſuchet/ und hingegen ſich aͤuſſerſt verbindet. Mein
Herr/ antwortete er/ die trefliche Mannheit eures Herrn oder Freundes zu ruͤhmen/ habe
ich ſatte Urſach; bedanke mich des Gruſſes und erbietens dienſtlich/ mit Wunſch/ dereins
demſelben dienen zu koͤnnen/ und ſeiner hochwerten Kundſchaft zu genieſſen. Dem Anſu-
chen ſeines wirdigen Geſellen gebe ich billich ſtat/ und bin zu aller Wilfahrung bereit. Als
der Ritter dieſe Antwort vernam/ wunderte ihn nicht weniger ſeiner Freundligkeit als
ſtaͤrke/ und ſchickete ſich auff das inſtehende Treffen. Herkules uͤberſahe auch nichts/ ohn
daß er zweiffele/ ob ſein Blaͤnke ſich in den Handel ſchicken wuͤrde/ welcher anfing mit den
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Zitationshilfe: | Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/718>, abgerufen am 26.06.2024. |