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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Tauffe empfangen/ daß auch der Römische Stathalter daselbst/ Herr Pompejus/ mit sei-
nem Gemahl und Frl. Tochter das Christentuhm angenommen; auch was sonsten sich
daselbst begeben hätte. Hernach stunden sie von ihrem Lager frölich auff/ und legeten ihre
Kleider an/ die von ädlen Steinen schimmerten. Weil dann Leches ihnen andeutete/ daß
der Groß Fürst mit den seinen schon im Gastsaal währe/ gingen sie zu ihnen hinein/ und
wurden freundlich empfangen/ auch zur Morgen Suppe geführet/ weil man dem Stechen
etwas zeitiger den Anfang geben wolte. Ladisla foderte seine sechs Ritter in gegenwart
aller vor sich/ sagete ihnen Dank wegen ihres ritterlichen Beystandes/ und schenkete jedem
einen Ring von 200 Kronen. Weil auch unsere beyde Helden heut nicht stechen wolten/
erkläreten sich Pharnabazus und Leches deßgleichen. Der Groß Fürst ließ etliche Gut-
schen anspannen/ und als er vernam/ daß die unseren zu Pferde hinaus wolten/ muste man
vor ihn und Arbianes auch satteln. Nun hatte Herkules des vorigen Abends vernommen/
wie artig Herkuliskus das unbendige Pferd beritten/ und bekam grosse Lust/ es zu prüfen/
insonderheit/ als er hörete/ daß sider ihrem abwesen es vorige Wildheit wieder angenom-
men hätte. Weil ihm dann solches gerne gegönnet wahr/ ging er selber in den Marstal/
redete dem Pferde freundlich zu/ und stellete sich neben dasselbe; da stund es so stille wie ein
Lamb/ ließ sich auch von ihm das Gebiß antuhn/ und den Sattel aufflegen. Arbianes sahe
es mit verwunderung an/ lieff geschwinde hin/ und taht es der Geselschafft zu wissen/ wel-
che hervor traten/ und ihm zusahen/ wie er den ädlen Blänken am Zügel aus dem Stalle
leitete/ der sich zwar überaus muhtig/ aber so gehorsam bezeigete/ als hätte er seinen Sinn
eigentlich gewust. Herkules schwang sich leichtfertig hinauff/ und tummelte ihn so artig/
daß Phraortes über laut sagete; es müste ohnzweiffel der Teutsche Fürsten Stand allen
Adel der Welt übergehen/ daß auch die unvernünftigen Tihre es merken könten. Weil er
dann aus Herkules Reden spürete/ daß ihm das Pferd sehr wol gefiel/ sagete er zu ihm;
Wann er wissen solte/ daß er so ein schlechtes Geschenk nicht außschlagen/ und wegen der
treflichen Fräulein es vor sein Leibroß gebrauchen wolte/ hätte er zu bitten/ es davor anzu-
nehmen. Welches Geschenkes er sich höchlich bedankete/ ihn versichernd/ daß es ihm lie-
ber als so schwer Gold währe. Ladisla kunte seinen Hengst wegen des gestrigen falles nicht
reiten/ daher er auff Erläubniß einen grossen Lichtschimmel aus des GFürsten Leibrossen
wählete/ welchen er mit schönem Zeuge/ seinen Kleidern Gemäß/ außputzen ließ. Im hin-
aus zihen ritte Ladisla dem Groß Fürsten zur Rechten/ und Herkules zur Linken. Arbianes
aber ward von Pharnabazus und Leches begleitet/ worauff zehn Gutschen mit Frauen-
zimmer folgeten/ hinter denen Mazeus und andere Medische Herren ritten. Jederman
sahe unsere Helden mit verwunderung an/ und kunten nicht ausfinnen/ was vor grosse
Herren/ und aus was Landschaft sie seyn möchten/ weil es von ihnen sehr heimlich gehal-
ten ward. Doch Urteileten sie ingesamt/ es würden die gestrige Best-stecher seyn. Auff der
Schaubühne nam der GFürst und sein Gemahl die vorige Stelle ein/ und wahren zween
Stüele gleicher Höhe und Zierde mit jenen/ gesetzet/ auff welche sich unsere Helden nider-
lassen musten/ da Herkules auff Ladisla emsiges nöhtigen/ den nähesten Siz bey der Groß-
Fürstin nam/ weil er Lust hätte bey Fürst Arbianes zu bleiben/ und mit dessen Liebe bessere
Kundschaft zu machen. Die versamlete Ritterschaft verstund nicht ungerne/ dz die frem-

de

Drittes Buch.
Tauffe empfangen/ daß auch der Roͤmiſche Stathalter daſelbſt/ Herr Pompejus/ mit ſei-
nem Gemahl und Frl. Tochter das Chriſtentuhm angenommen; auch was ſonſten ſich
daſelbſt begeben haͤtte. Hernach ſtunden ſie von ihrem Lager froͤlich auff/ und legeten ihre
Kleider an/ die von aͤdlen Steinen ſchimmerten. Weil dann Leches ihnen andeutete/ daß
der Groß Fuͤrſt mit den ſeinen ſchon im Gaſtſaal waͤhre/ gingen ſie zu ihnen hinein/ und
wurden freundlich empfangen/ auch zur Morgen Suppe gefuͤhret/ weil man dem Stechen
etwas zeitiger den Anfang geben wolte. Ladiſla foderte ſeine ſechs Ritter in gegenwart
aller vor ſich/ ſagete ihnen Dank wegen ihres ritterlichen Beyſtandes/ und ſchenkete jedem
einen Ring von 200 Kronen. Weil auch unſere beyde Helden heut nicht ſtechen wolten/
erklaͤreten ſich Pharnabazus und Leches deßgleichen. Der Groß Fuͤrſt ließ etliche Gut-
ſchen anſpannen/ und als er vernam/ daß die unſeren zu Pferde hinaus wolten/ muſte man
vor ihn und Arbianes auch ſatteln. Nun hatte Herkules des vorigen Abends vernom̃en/
wie artig Herkuliſkus das unbendige Pferd beritten/ und bekam groſſe Luſt/ es zu pruͤfen/
inſonderheit/ als er hoͤrete/ daß ſider ihrem abweſen es vorige Wildheit wieder angenom-
men haͤtte. Weil ihm dann ſolches gerne gegoͤnnet wahr/ ging er ſelber in den Marſtal/
redete dem Pferde freundlich zu/ und ſtellete ſich neben daſſelbe; da ſtund es ſo ſtille wie ein
Lamb/ ließ ſich auch von ihm das Gebiß antuhn/ und den Sattel aufflegen. Arbianes ſahe
es mit verwunderung an/ lieff geſchwinde hin/ und taht es der Geſelſchafft zu wiſſen/ wel-
che hervor traten/ und ihm zuſahen/ wie er den aͤdlen Blaͤnken am Zuͤgel aus dem Stalle
leitete/ der ſich zwar uͤberaus muhtig/ aber ſo gehorſam bezeigete/ als haͤtte er ſeinen Sinn
eigentlich gewuſt. Herkules ſchwang ſich leichtfertig hinauff/ und tummelte ihn ſo artig/
daß Phraortes uͤber laut ſagete; es muͤſte ohnzweiffel der Teutſche Fuͤrſten Stand allen
Adel der Welt uͤbergehen/ daß auch die unvernuͤnftigen Tihre es merken koͤnten. Weil er
dann aus Herkules Reden ſpuͤrete/ daß ihm das Pferd ſehr wol gefiel/ ſagete er zu ihm;
Wann er wiſſen ſolte/ daß er ſo ein ſchlechtes Geſchenk nicht außſchlagen/ und wegen der
treflichen Fraͤulein es vor ſein Leibroß gebrauchen wolte/ haͤtte er zu bitten/ es davor anzu-
nehmen. Welches Geſchenkes er ſich hoͤchlich bedankete/ ihn verſichernd/ daß es ihm lie-
ber als ſo ſchwer Gold waͤhre. Ladiſla kunte ſeinen Hengſt wegen des geſtrigen falles nicht
reiten/ daher er auff Erlaͤubniß einen groſſen Lichtſchimmel aus des GFuͤrſten Leibroſſen
waͤhlete/ welchen er mit ſchoͤnem Zeuge/ ſeinen Kleidern Gemaͤß/ außputzen ließ. Im hin-
aus zihen ritte Ladiſla dem Groß Fuͤrſten zur Rechten/ und Herkules zur Linken. Arbianes
aber ward von Pharnabazus und Leches begleitet/ worauff zehn Gutſchen mit Frauen-
zimmer folgeten/ hinter denen Mazeus und andere Mediſche Herren ritten. Jederman
ſahe unſere Helden mit verwunderung an/ und kunten nicht ausfinnen/ was vor groſſe
Herren/ und aus was Landſchaft ſie ſeyn moͤchten/ weil es von ihnen ſehr heimlich gehal-
ten ward. Doch Urteileten ſie ingeſamt/ es würden die geſtrige Beſt-ſtecher ſeyn. Auff der
Schaubuͤhne nam der GFuͤrſt und ſein Gemahl die vorige Stelle ein/ und wahren zween
Stuͤele gleicher Hoͤhe und Zierde mit jenen/ geſetzet/ auff welche ſich unſere Helden nider-
laſſen muſten/ da Herkules auff Ladiſla emſiges noͤhtigen/ den naͤheſten Siz bey der Groß-
Fuͤrſtin nam/ weil er Luſt haͤtte bey Fuͤrſt Arbianes zu bleiben/ und mit deſſen Liebe beſſere
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[679/0717] Drittes Buch. Tauffe empfangen/ daß auch der Roͤmiſche Stathalter daſelbſt/ Herr Pompejus/ mit ſei- nem Gemahl und Frl. Tochter das Chriſtentuhm angenommen; auch was ſonſten ſich daſelbſt begeben haͤtte. Hernach ſtunden ſie von ihrem Lager froͤlich auff/ und legeten ihre Kleider an/ die von aͤdlen Steinen ſchimmerten. Weil dann Leches ihnen andeutete/ daß der Groß Fuͤrſt mit den ſeinen ſchon im Gaſtſaal waͤhre/ gingen ſie zu ihnen hinein/ und wurden freundlich empfangen/ auch zur Morgen Suppe gefuͤhret/ weil man dem Stechen etwas zeitiger den Anfang geben wolte. Ladiſla foderte ſeine ſechs Ritter in gegenwart aller vor ſich/ ſagete ihnen Dank wegen ihres ritterlichen Beyſtandes/ und ſchenkete jedem einen Ring von 200 Kronen. Weil auch unſere beyde Helden heut nicht ſtechen wolten/ erklaͤreten ſich Pharnabazus und Leches deßgleichen. Der Groß Fuͤrſt ließ etliche Gut- ſchen anſpannen/ und als er vernam/ daß die unſeren zu Pferde hinaus wolten/ muſte man vor ihn und Arbianes auch ſatteln. Nun hatte Herkules des vorigen Abends vernom̃en/ wie artig Herkuliſkus das unbendige Pferd beritten/ und bekam groſſe Luſt/ es zu pruͤfen/ inſonderheit/ als er hoͤrete/ daß ſider ihrem abweſen es vorige Wildheit wieder angenom- men haͤtte. Weil ihm dann ſolches gerne gegoͤnnet wahr/ ging er ſelber in den Marſtal/ redete dem Pferde freundlich zu/ und ſtellete ſich neben daſſelbe; da ſtund es ſo ſtille wie ein Lamb/ ließ ſich auch von ihm das Gebiß antuhn/ und den Sattel aufflegen. Arbianes ſahe es mit verwunderung an/ lieff geſchwinde hin/ und taht es der Geſelſchafft zu wiſſen/ wel- che hervor traten/ und ihm zuſahen/ wie er den aͤdlen Blaͤnken am Zuͤgel aus dem Stalle leitete/ der ſich zwar uͤberaus muhtig/ aber ſo gehorſam bezeigete/ als haͤtte er ſeinen Sinn eigentlich gewuſt. Herkules ſchwang ſich leichtfertig hinauff/ und tummelte ihn ſo artig/ daß Phraortes uͤber laut ſagete; es muͤſte ohnzweiffel der Teutſche Fuͤrſten Stand allen Adel der Welt uͤbergehen/ daß auch die unvernuͤnftigen Tihre es merken koͤnten. Weil er dann aus Herkules Reden ſpuͤrete/ daß ihm das Pferd ſehr wol gefiel/ ſagete er zu ihm; Wann er wiſſen ſolte/ daß er ſo ein ſchlechtes Geſchenk nicht außſchlagen/ und wegen der treflichen Fraͤulein es vor ſein Leibroß gebrauchen wolte/ haͤtte er zu bitten/ es davor anzu- nehmen. Welches Geſchenkes er ſich hoͤchlich bedankete/ ihn verſichernd/ daß es ihm lie- ber als ſo ſchwer Gold waͤhre. Ladiſla kunte ſeinen Hengſt wegen des geſtrigen falles nicht reiten/ daher er auff Erlaͤubniß einen groſſen Lichtſchimmel aus des GFuͤrſten Leibroſſen waͤhlete/ welchen er mit ſchoͤnem Zeuge/ ſeinen Kleidern Gemaͤß/ außputzen ließ. Im hin- aus zihen ritte Ladiſla dem Groß Fuͤrſten zur Rechten/ und Herkules zur Linken. Arbianes aber ward von Pharnabazus und Leches begleitet/ worauff zehn Gutſchen mit Frauen- zimmer folgeten/ hinter denen Mazeus und andere Mediſche Herren ritten. Jederman ſahe unſere Helden mit verwunderung an/ und kunten nicht ausfinnen/ was vor groſſe Herren/ und aus was Landſchaft ſie ſeyn moͤchten/ weil es von ihnen ſehr heimlich gehal- ten ward. Doch Urteileten ſie ingeſamt/ es würden die geſtrige Beſt-ſtecher ſeyn. Auff der Schaubuͤhne nam der GFuͤrſt und ſein Gemahl die vorige Stelle ein/ und wahren zween Stuͤele gleicher Hoͤhe und Zierde mit jenen/ geſetzet/ auff welche ſich unſere Helden nider- laſſen muſten/ da Herkules auff Ladiſla emſiges noͤhtigen/ den naͤheſten Siz bey der Groß- Fuͤrſtin nam/ weil er Luſt haͤtte bey Fuͤrſt Arbianes zu bleiben/ und mit deſſen Liebe beſſere Kundſchaft zu machen. Die verſamlete Ritterſchaft verſtund nicht ungerne/ dz die frem- de

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/717>, abgerufen am 22.12.2024.