Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladisla und Herkules im ersten; Pharnabazus
und Leches im andern Gliede/ und ihre zwölff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dann der
Groß Fürst wahr mit seiner Geselschafft schon voran gezogen; Im vorder Platze aber des
Schlosses empfingen sie Ladisla sehr freundlich/ welcher dem Groß Fürsten und Frauen-
zimmer den Handkuß umsonst anboht/ und sich sehr bedankete wegen der seiner Frl. Schwe-
ster erwiesenen Gunst und Freundschafft/ mit erbieten aller seiner Mögligkeit. Der Groß-
Fürst entschuldigte sich und die andern ingesamt/ daß wegen Unwissenheit/ sie dem Königl.
Fräulein die gebührliche Ehre und Aufwartung nicht hätten leisten können/ und baht/ sei-
ne Liebe möchte hieselbst als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit
wahr/ das Mahl einzunehmen/ fassete ihn der Groß Fürst bey der Hand/ und führete ihn die
Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man sich bald zu Tische setzete/ und Ladisla al-
lernähest dem Groß Fürsten; Herkules zwischen der Groß Fürstin und Frl. Barsenen die
Stelle gegeben ward. Die zwölff Ritter stelleten sich zudienen vor den Tisch/ wurden aber
in das Neben Gemach geführet/ und daselbst wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward
mehrenteils von dem Fräulein gesprachet/ und als Pharnabazus die eheliche Versprechung
Königes Artabanus erzählete; gab Ladisla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand
finden/ der solche anschnliche Schwägerschafft ausschlagen solte/ wiewol ich viel eines an-
dern Sinnes bin/ weil dieser König mir zu schwer seyn würde. Die Groß Fürstin meynete
nicht/ daß Herkules Liebe seinem Ladisla solte verborgen seyn/ und antwortete ihm: Ich
zweifele nicht/ als lange Fürst Herkules lebet/ werde Eure Liebe sich dieser Schwägerschaft
nicht zubefahren haben/ angesehen der über grossen Träue und Liebe/ damit diese beyden ein-
ander zugetahn sind; wie dann dem allerliebsten Fräulein unmöglich wahr/ ihre Liebe zu-
vertuschen/ auch in ihrer Mannes-verstellung/ wie dessen dieses Teutsche Lied/ welches sie
etliche mahlsang/ und von unserer keinem verstanden wird/ ohn zweifel Kundschafft giebet/
massen der Nahme Herkules darin enthalten ist; es war aber dasselbe/ welches droben am
606ten Blade gesetzet ist/ und sie Ladisla zulesen reichete. Herkules wünschete/ daß sie mit
dieser Offenherzigkeit hätte inne gehalten; hingegen freuete Ladisla sich höchlich/ und ant-
wortete nach des Gesanges Verlesung: Ich versehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl.
Schwester ein wirdiges Gemahl bescheren/ und wird sie von meiner Fr. Mutter und von
mir niemand lieber gegönnet seyn/ als dem ich sie/ ehe er sie gesehen/ in meinem Herzen zu-
gefreyet habe. Herkules sagete zu der Groß Fürstin: Es muß meine Frl. Wase ein überaus
grosses Vertrauen auf Ihre Durchl. gesetzet haben/ daß sie unsere Heimligkeit derselben
offenbahret/ welche sie ihrer leiblichen Fr. Mutter und ihrem einigen H. Bruder verschwie-
gen. Sie ist auch hieselbst so ausschlägern nicht gewesen/ antwortete die Groß Fürstin/ und
hat solches erst zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertraueten Freunden kund
getahn. Herkules fragete seinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden mögen/ nach
Padua wieder umzukehren/ da er schon biß in Griechenland mit fortgezogen währe. Wor-
auf er gar traurig antwortete: Eben diß ist mein gröstes Unglük/ welches mir auf dieser gan-
zen Reise zugestossen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und sider dem keine Zeitung
von ihm einzihen können. Erzählete darauf allen Verlauff/ und gab ihm Herkules den Trost/
er würde sich wieder finden. Die Groß Fürstin stellete nach der Malzeit ein herliches Sei-

ten-
Q q q q ij

Drittes Buch.
in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladiſla und Herkules im erſten; Pharnabazus
und Leches im andern Gliede/ und ihre zwoͤlff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dañ deꝛ
Groß Fuͤrſt wahr mit ſeiner Geſelſchafft ſchon voran gezogen; Im vorder Platze aber des
Schloſſes empfingen ſie Ladiſla ſehr freundlich/ welcher dem Groß Fuͤrſten und Frauen-
zimmer den Handkuß umſonſt anboht/ uñ ſich ſehr bedankete wegen der ſeiner Frl. Schwe-
ſter erwieſenen Gunſt und Freundſchafft/ mit erbieten aller ſeiner Moͤgligkeit. Der Groß-
Fuͤrſt entſchuldigte ſich und die andern ingeſamt/ daß wegen Unwiſſenheit/ ſie dem Koͤnigl.
Fraͤulein die gebuͤhrliche Ehre und Aufwartung nicht haͤtten leiſten koͤnnen/ und baht/ ſei-
ne Liebe moͤchte hieſelbſt als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit
wahr/ das Mahl einzunehmen/ faſſete ihn der Groß Fuͤrſt bey deꝛ Hand/ und fuͤhrete ihn die
Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man ſich bald zu Tiſche ſetzete/ und Ladiſla al-
lernaͤheſt dem Groß Fuͤrſten; Herkules zwiſchen der Groß Fuͤrſtin und Frl. Barſenen die
Stelle gegeben ward. Die zwoͤlff Ritter ſtelleten ſich zudienen vor den Tiſch/ wurden aber
in das Neben Gemach gefuͤhret/ und daſelbſt wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward
mehrenteils von dem Fraͤulein geſprachet/ uñ als Pharnabazus die eheliche Verſprechung
Koͤniges Artabanus erzaͤhlete; gab Ladiſla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand
finden/ der ſolche anſchnliche Schwaͤgerſchafft ausſchlagen ſolte/ wiewol ich viel eines an-
dern Sinnes bin/ weil dieſer Koͤnig mir zu ſchwer ſeyn wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin meynete
nicht/ daß Herkules Liebe ſeinem Ladiſla ſolte verborgen ſeyn/ und antwortete ihm: Ich
zweifele nicht/ als lange Fuͤrſt Herkules lebet/ werde Eure Liebe ſich dieſer Schwaͤgerſchaft
nicht zubefahren haben/ angeſehen der uͤber groſſen Traͤue und Liebe/ damit dieſe beyden ein-
ander zugetahn ſind; wie dann dem allerliebſten Fraͤulein unmoͤglich wahr/ ihre Liebe zu-
vertuſchen/ auch in ihrer Mannes-verſtellung/ wie deſſen dieſes Teutſche Lied/ welches ſie
etliche mahlſang/ und von unſerer keinem verſtanden wird/ ohn zweifel Kundſchafft giebet/
maſſen der Nahme Herkules darin enthalten iſt; es war aber daſſelbe/ welches droben am
606ten Blade geſetzet iſt/ und ſie Ladiſla zuleſen reichete. Herkules wuͤnſchete/ daß ſie mit
dieſer Offenherzigkeit haͤtte inne gehalten; hingegen freuete Ladiſla ſich hoͤchlich/ und ant-
wortete nach des Geſanges Verleſung: Ich verſehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl.
Schweſter ein wirdiges Gemahl beſcheren/ und wird ſie von meiner Fr. Mutter und von
mir niemand lieber gegoͤnnet ſeyn/ als dem ich ſie/ ehe er ſie geſehen/ in meinem Herzen zu-
gefreyet habe. Herkules ſagete zu der Groß Fuͤrſtin: Es muß meine Frl. Waſe ein uͤberaus
groſſes Vertrauen auf Ihre Durchl. geſetzet haben/ daß ſie unſere Heimligkeit derſelben
offenbahret/ welche ſie ihrer leiblichen Fr. Mutter uñ ihrem einigen H. Bruder verſchwie-
gen. Sie iſt auch hieſelbſt ſo ausſchlaͤgern nicht geweſen/ antwortete die Groß Fuͤrſtin/ und
hat ſolches erſt zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertrauetẽ Freunden kund
getahn. Herkules fragete ſeinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden moͤgen/ nach
Padua wieder umzukehren/ da er ſchon biß in Griechenland mit fortgezogen waͤhre. Wor-
auf er gar traurig antwortete: Ebẽ diß iſt mein groͤſtes Ungluͤk/ welches mir auf dieſer gan-
zen Reiſe zugeſtoſſen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und ſider dem keine Zeitung
von ihm einzihen koͤnnen. Eꝛzaͤhlete darauf allen Verlauff/ uñ gab ihm Herkules den Troſt/
er wuͤrde ſich wieder finden. Die Groß Fuͤrſtin ſtellete nach der Malzeit ein herliches Sei-

ten-
Q q q q ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0713" n="675"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladi&#x017F;la und Herkules im er&#x017F;ten; Pharnabazus<lb/>
und Leches im andern Gliede/ und ihre zwo&#x0364;lff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dan&#x0303; de&#xA75B;<lb/>
Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t wahr mit &#x017F;einer Ge&#x017F;el&#x017F;chafft &#x017F;chon voran gezogen; Im vorder Platze aber des<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;es empfingen &#x017F;ie Ladi&#x017F;la &#x017F;ehr freundlich/ welcher dem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Frauen-<lb/>
zimmer den Handkuß um&#x017F;on&#x017F;t anboht/ un&#x0303; &#x017F;ich &#x017F;ehr bedankete wegen der &#x017F;einer Frl. Schwe-<lb/>
&#x017F;ter erwie&#x017F;enen Gun&#x017F;t und Freund&#x017F;chafft/ mit erbieten aller &#x017F;einer Mo&#x0364;gligkeit. Der Groß-<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t ent&#x017F;chuldigte &#x017F;ich und die andern inge&#x017F;amt/ daß wegen Unwi&#x017F;&#x017F;enheit/ &#x017F;ie dem Ko&#x0364;nigl.<lb/>
Fra&#x0364;ulein die gebu&#x0364;hrliche Ehre und Aufwartung nicht ha&#x0364;tten lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen/ und baht/ &#x017F;ei-<lb/>
ne Liebe mo&#x0364;chte hie&#x017F;elb&#x017F;t als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit<lb/>
wahr/ das Mahl einzunehmen/ fa&#x017F;&#x017F;ete ihn der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t bey de&#xA75B; Hand/ und fu&#x0364;hrete ihn die<lb/>
Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man &#x017F;ich bald zu Ti&#x017F;che &#x017F;etzete/ und Ladi&#x017F;la al-<lb/>
lerna&#x0364;he&#x017F;t dem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten; Herkules zwi&#x017F;chen der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin und Frl. Bar&#x017F;enen die<lb/>
Stelle gegeben ward. Die zwo&#x0364;lff Ritter &#x017F;telleten &#x017F;ich zudienen vor den Ti&#x017F;ch/ wurden aber<lb/>
in das Neben Gemach gefu&#x0364;hret/ und da&#x017F;elb&#x017F;t wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward<lb/>
mehrenteils von dem Fra&#x0364;ulein ge&#x017F;prachet/ un&#x0303; als Pharnabazus die eheliche Ver&#x017F;prechung<lb/>
Ko&#x0364;niges Artabanus erza&#x0364;hlete; gab Ladi&#x017F;la zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand<lb/>
finden/ der &#x017F;olche an&#x017F;chnliche Schwa&#x0364;ger&#x017F;chafft aus&#x017F;chlagen &#x017F;olte/ wiewol ich viel eines an-<lb/>
dern Sinnes bin/ weil die&#x017F;er Ko&#x0364;nig mir zu &#x017F;chwer &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin meynete<lb/>
nicht/ daß Herkules Liebe &#x017F;einem Ladi&#x017F;la &#x017F;olte verborgen &#x017F;eyn/ und antwortete ihm: Ich<lb/>
zweifele nicht/ als lange Fu&#x0364;r&#x017F;t Herkules lebet/ werde Eure Liebe &#x017F;ich die&#x017F;er Schwa&#x0364;ger&#x017F;chaft<lb/>
nicht zubefahren haben/ ange&#x017F;ehen der u&#x0364;ber gro&#x017F;&#x017F;en Tra&#x0364;ue und Liebe/ damit die&#x017F;e beyden ein-<lb/>
ander zugetahn &#x017F;ind; wie dann dem allerlieb&#x017F;ten Fra&#x0364;ulein unmo&#x0364;glich wahr/ ihre Liebe zu-<lb/>
vertu&#x017F;chen/ auch in ihrer Mannes-ver&#x017F;tellung/ wie de&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;es Teut&#x017F;che Lied/ welches &#x017F;ie<lb/>
etliche mahl&#x017F;ang/ und von un&#x017F;erer keinem ver&#x017F;tanden wird/ ohn zweifel Kund&#x017F;chafft giebet/<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en der Nahme Herkules darin enthalten i&#x017F;t; es war aber da&#x017F;&#x017F;elbe/ welches droben am<lb/>
606ten Blade ge&#x017F;etzet i&#x017F;t/ und &#x017F;ie Ladi&#x017F;la zule&#x017F;en reichete. Herkules wu&#x0364;n&#x017F;chete/ daß &#x017F;ie mit<lb/>
die&#x017F;er Offenherzigkeit ha&#x0364;tte inne gehalten; hingegen freuete Ladi&#x017F;la &#x017F;ich ho&#x0364;chlich/ und ant-<lb/>
wortete nach des Ge&#x017F;anges Verle&#x017F;ung: Ich ver&#x017F;ehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl.<lb/>
Schwe&#x017F;ter ein wirdiges Gemahl be&#x017F;cheren/ und wird &#x017F;ie von meiner Fr. Mutter und von<lb/>
mir niemand lieber gego&#x0364;nnet &#x017F;eyn/ als dem ich &#x017F;ie/ ehe er &#x017F;ie ge&#x017F;ehen/ in meinem Herzen zu-<lb/>
gefreyet habe. Herkules &#x017F;agete zu der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin: Es muß meine Frl. Wa&#x017F;e ein u&#x0364;beraus<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;es Vertrauen auf Ihre Durchl. ge&#x017F;etzet haben/ daß &#x017F;ie un&#x017F;ere Heimligkeit der&#x017F;elben<lb/>
offenbahret/ welche &#x017F;ie ihrer leiblichen Fr. Mutter un&#x0303; ihrem einigen H. Bruder ver&#x017F;chwie-<lb/>
gen. Sie i&#x017F;t auch hie&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o aus&#x017F;chla&#x0364;gern nicht gewe&#x017F;en/ antwortete die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin/ und<lb/>
hat &#x017F;olches er&#x017F;t zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertrauete&#x0303; Freunden kund<lb/>
getahn. Herkules fragete &#x017F;einen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden mo&#x0364;gen/ nach<lb/>
Padua wieder umzukehren/ da er &#x017F;chon biß in Griechenland mit fortgezogen wa&#x0364;hre. Wor-<lb/>
auf er gar traurig antwortete: Ebe&#x0303; diß i&#x017F;t mein gro&#x0364;&#x017F;tes Unglu&#x0364;k/ welches mir auf die&#x017F;er gan-<lb/>
zen Rei&#x017F;e zuge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und &#x017F;ider dem keine Zeitung<lb/>
von ihm einzihen ko&#x0364;nnen. E&#xA75B;za&#x0364;hlete darauf allen Verlauff/ un&#x0303; gab ihm Herkules den Tro&#x017F;t/<lb/>
er wu&#x0364;rde &#x017F;ich wieder finden. Die Groß Fu&#x0364;r&#x017F;tin &#x017F;tellete nach der Malzeit ein herliches Sei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q q q q ij</fw><fw place="bottom" type="catch">ten-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[675/0713] Drittes Buch. in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladiſla und Herkules im erſten; Pharnabazus und Leches im andern Gliede/ und ihre zwoͤlff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dañ deꝛ Groß Fuͤrſt wahr mit ſeiner Geſelſchafft ſchon voran gezogen; Im vorder Platze aber des Schloſſes empfingen ſie Ladiſla ſehr freundlich/ welcher dem Groß Fuͤrſten und Frauen- zimmer den Handkuß umſonſt anboht/ uñ ſich ſehr bedankete wegen der ſeiner Frl. Schwe- ſter erwieſenen Gunſt und Freundſchafft/ mit erbieten aller ſeiner Moͤgligkeit. Der Groß- Fuͤrſt entſchuldigte ſich und die andern ingeſamt/ daß wegen Unwiſſenheit/ ſie dem Koͤnigl. Fraͤulein die gebuͤhrliche Ehre und Aufwartung nicht haͤtten leiſten koͤnnen/ und baht/ ſei- ne Liebe moͤchte hieſelbſt als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit wahr/ das Mahl einzunehmen/ faſſete ihn der Groß Fuͤrſt bey deꝛ Hand/ und fuͤhrete ihn die Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man ſich bald zu Tiſche ſetzete/ und Ladiſla al- lernaͤheſt dem Groß Fuͤrſten; Herkules zwiſchen der Groß Fuͤrſtin und Frl. Barſenen die Stelle gegeben ward. Die zwoͤlff Ritter ſtelleten ſich zudienen vor den Tiſch/ wurden aber in das Neben Gemach gefuͤhret/ und daſelbſt wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward mehrenteils von dem Fraͤulein geſprachet/ uñ als Pharnabazus die eheliche Verſprechung Koͤniges Artabanus erzaͤhlete; gab Ladiſla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand finden/ der ſolche anſchnliche Schwaͤgerſchafft ausſchlagen ſolte/ wiewol ich viel eines an- dern Sinnes bin/ weil dieſer Koͤnig mir zu ſchwer ſeyn wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin meynete nicht/ daß Herkules Liebe ſeinem Ladiſla ſolte verborgen ſeyn/ und antwortete ihm: Ich zweifele nicht/ als lange Fuͤrſt Herkules lebet/ werde Eure Liebe ſich dieſer Schwaͤgerſchaft nicht zubefahren haben/ angeſehen der uͤber groſſen Traͤue und Liebe/ damit dieſe beyden ein- ander zugetahn ſind; wie dann dem allerliebſten Fraͤulein unmoͤglich wahr/ ihre Liebe zu- vertuſchen/ auch in ihrer Mannes-verſtellung/ wie deſſen dieſes Teutſche Lied/ welches ſie etliche mahlſang/ und von unſerer keinem verſtanden wird/ ohn zweifel Kundſchafft giebet/ maſſen der Nahme Herkules darin enthalten iſt; es war aber daſſelbe/ welches droben am 606ten Blade geſetzet iſt/ und ſie Ladiſla zuleſen reichete. Herkules wuͤnſchete/ daß ſie mit dieſer Offenherzigkeit haͤtte inne gehalten; hingegen freuete Ladiſla ſich hoͤchlich/ und ant- wortete nach des Geſanges Verleſung: Ich verſehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl. Schweſter ein wirdiges Gemahl beſcheren/ und wird ſie von meiner Fr. Mutter und von mir niemand lieber gegoͤnnet ſeyn/ als dem ich ſie/ ehe er ſie geſehen/ in meinem Herzen zu- gefreyet habe. Herkules ſagete zu der Groß Fuͤrſtin: Es muß meine Frl. Waſe ein uͤberaus groſſes Vertrauen auf Ihre Durchl. geſetzet haben/ daß ſie unſere Heimligkeit derſelben offenbahret/ welche ſie ihrer leiblichen Fr. Mutter uñ ihrem einigen H. Bruder verſchwie- gen. Sie iſt auch hieſelbſt ſo ausſchlaͤgern nicht geweſen/ antwortete die Groß Fuͤrſtin/ und hat ſolches erſt zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertrauetẽ Freunden kund getahn. Herkules fragete ſeinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden moͤgen/ nach Padua wieder umzukehren/ da er ſchon biß in Griechenland mit fortgezogen waͤhre. Wor- auf er gar traurig antwortete: Ebẽ diß iſt mein groͤſtes Ungluͤk/ welches mir auf dieſer gan- zen Reiſe zugeſtoſſen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und ſider dem keine Zeitung von ihm einzihen koͤnnen. Eꝛzaͤhlete darauf allen Verlauff/ uñ gab ihm Herkules den Troſt/ er wuͤrde ſich wieder finden. Die Groß Fuͤrſtin ſtellete nach der Malzeit ein herliches Sei- ten- Q q q q ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/713
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/713>, abgerufen am 22.12.2024.