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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladisla und Herkules im ersten; Pharnabazus
und Leches im andern Gliede/ und ihre zwölff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dann der
Groß Fürst wahr mit seiner Geselschafft schon voran gezogen; Im vorder Platze aber des
Schlosses empfingen sie Ladisla sehr freundlich/ welcher dem Groß Fürsten und Frauen-
zimmer den Handkuß umsonst anboht/ und sich sehr bedankete wegen der seiner Frl. Schwe-
ster erwiesenen Gunst und Freundschafft/ mit erbieten aller seiner Mögligkeit. Der Groß-
Fürst entschuldigte sich und die andern ingesamt/ daß wegen Unwissenheit/ sie dem Königl.
Fräulein die gebührliche Ehre und Aufwartung nicht hätten leisten können/ und baht/ sei-
ne Liebe möchte hieselbst als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit
wahr/ das Mahl einzunehmen/ fassete ihn der Groß Fürst bey der Hand/ und führete ihn die
Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man sich bald zu Tische setzete/ und Ladisla al-
lernähest dem Groß Fürsten; Herkules zwischen der Groß Fürstin und Frl. Barsenen die
Stelle gegeben ward. Die zwölff Ritter stelleten sich zudienen vor den Tisch/ wurden aber
in das Neben Gemach geführet/ und daselbst wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward
mehrenteils von dem Fräulein gesprachet/ und als Pharnabazus die eheliche Versprechung
Königes Artabanus erzählete; gab Ladisla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand
finden/ der solche anschnliche Schwägerschafft ausschlagen solte/ wiewol ich viel eines an-
dern Sinnes bin/ weil dieser König mir zu schwer seyn würde. Die Groß Fürstin meynete
nicht/ daß Herkules Liebe seinem Ladisla solte verborgen seyn/ und antwortete ihm: Ich
zweifele nicht/ als lange Fürst Herkules lebet/ werde Eure Liebe sich dieser Schwägerschaft
nicht zubefahren haben/ angesehen der über grossen Träue und Liebe/ damit diese beyden ein-
ander zugetahn sind; wie dann dem allerliebsten Fräulein unmöglich wahr/ ihre Liebe zu-
vertuschen/ auch in ihrer Mannes-verstellung/ wie dessen dieses Teutsche Lied/ welches sie
etliche mahlsang/ und von unserer keinem verstanden wird/ ohn zweifel Kundschafft giebet/
massen der Nahme Herkules darin enthalten ist; es war aber dasselbe/ welches droben am
606ten Blade gesetzet ist/ und sie Ladisla zulesen reichete. Herkules wünschete/ daß sie mit
dieser Offenherzigkeit hätte inne gehalten; hingegen freuete Ladisla sich höchlich/ und ant-
wortete nach des Gesanges Verlesung: Ich versehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl.
Schwester ein wirdiges Gemahl bescheren/ und wird sie von meiner Fr. Mutter und von
mir niemand lieber gegönnet seyn/ als dem ich sie/ ehe er sie gesehen/ in meinem Herzen zu-
gefreyet habe. Herkules sagete zu der Groß Fürstin: Es muß meine Frl. Wase ein überaus
grosses Vertrauen auf Ihre Durchl. gesetzet haben/ daß sie unsere Heimligkeit derselben
offenbahret/ welche sie ihrer leiblichen Fr. Mutter und ihrem einigen H. Bruder verschwie-
gen. Sie ist auch hieselbst so ausschlägern nicht gewesen/ antwortete die Groß Fürstin/ und
hat solches erst zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertraueten Freunden kund
getahn. Herkules fragete seinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden mögen/ nach
Padua wieder umzukehren/ da er schon biß in Griechenland mit fortgezogen währe. Wor-
auf er gar traurig antwortete: Eben diß ist mein gröstes Unglük/ welches mir auf dieser gan-
zen Reise zugestossen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und sider dem keine Zeitung
von ihm einzihen können. Erzählete darauf allen Verlauff/ und gab ihm Herkules den Trost/
er würde sich wieder finden. Die Groß Fürstin stellete nach der Malzeit ein herliches Sei-

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Drittes Buch.
in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladiſla und Herkules im erſten; Pharnabazus
und Leches im andern Gliede/ und ihre zwoͤlff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dañ deꝛ
Groß Fuͤrſt wahr mit ſeiner Geſelſchafft ſchon voran gezogen; Im vorder Platze aber des
Schloſſes empfingen ſie Ladiſla ſehr freundlich/ welcher dem Groß Fuͤrſten und Frauen-
zimmer den Handkuß umſonſt anboht/ uñ ſich ſehr bedankete wegen der ſeiner Frl. Schwe-
ſter erwieſenen Gunſt und Freundſchafft/ mit erbieten aller ſeiner Moͤgligkeit. Der Groß-
Fuͤrſt entſchuldigte ſich und die andern ingeſamt/ daß wegen Unwiſſenheit/ ſie dem Koͤnigl.
Fraͤulein die gebuͤhrliche Ehre und Aufwartung nicht haͤtten leiſten koͤnnen/ und baht/ ſei-
ne Liebe moͤchte hieſelbſt als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit
wahr/ das Mahl einzunehmen/ faſſete ihn der Groß Fuͤrſt bey deꝛ Hand/ und fuͤhrete ihn die
Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man ſich bald zu Tiſche ſetzete/ und Ladiſla al-
lernaͤheſt dem Groß Fuͤrſten; Herkules zwiſchen der Groß Fuͤrſtin und Frl. Barſenen die
Stelle gegeben ward. Die zwoͤlff Ritter ſtelleten ſich zudienen vor den Tiſch/ wurden aber
in das Neben Gemach gefuͤhret/ und daſelbſt wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward
mehrenteils von dem Fraͤulein geſprachet/ uñ als Pharnabazus die eheliche Verſprechung
Koͤniges Artabanus erzaͤhlete; gab Ladiſla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand
finden/ der ſolche anſchnliche Schwaͤgerſchafft ausſchlagen ſolte/ wiewol ich viel eines an-
dern Sinnes bin/ weil dieſer Koͤnig mir zu ſchwer ſeyn wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin meynete
nicht/ daß Herkules Liebe ſeinem Ladiſla ſolte verborgen ſeyn/ und antwortete ihm: Ich
zweifele nicht/ als lange Fuͤrſt Herkules lebet/ werde Eure Liebe ſich dieſer Schwaͤgerſchaft
nicht zubefahren haben/ angeſehen der uͤber groſſen Traͤue und Liebe/ damit dieſe beyden ein-
ander zugetahn ſind; wie dann dem allerliebſten Fraͤulein unmoͤglich wahr/ ihre Liebe zu-
vertuſchen/ auch in ihrer Mannes-verſtellung/ wie deſſen dieſes Teutſche Lied/ welches ſie
etliche mahlſang/ und von unſerer keinem verſtanden wird/ ohn zweifel Kundſchafft giebet/
maſſen der Nahme Herkules darin enthalten iſt; es war aber daſſelbe/ welches droben am
606ten Blade geſetzet iſt/ und ſie Ladiſla zuleſen reichete. Herkules wuͤnſchete/ daß ſie mit
dieſer Offenherzigkeit haͤtte inne gehalten; hingegen freuete Ladiſla ſich hoͤchlich/ und ant-
wortete nach des Geſanges Verleſung: Ich verſehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl.
Schweſter ein wirdiges Gemahl beſcheren/ und wird ſie von meiner Fr. Mutter und von
mir niemand lieber gegoͤnnet ſeyn/ als dem ich ſie/ ehe er ſie geſehen/ in meinem Herzen zu-
gefreyet habe. Herkules ſagete zu der Groß Fuͤrſtin: Es muß meine Frl. Waſe ein uͤberaus
groſſes Vertrauen auf Ihre Durchl. geſetzet haben/ daß ſie unſere Heimligkeit derſelben
offenbahret/ welche ſie ihrer leiblichen Fr. Mutter uñ ihrem einigen H. Bruder verſchwie-
gen. Sie iſt auch hieſelbſt ſo ausſchlaͤgern nicht geweſen/ antwortete die Groß Fuͤrſtin/ und
hat ſolches erſt zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertrauetẽ Freunden kund
getahn. Herkules fragete ſeinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden moͤgen/ nach
Padua wieder umzukehren/ da er ſchon biß in Griechenland mit fortgezogen waͤhre. Wor-
auf er gar traurig antwortete: Ebẽ diß iſt mein groͤſtes Ungluͤk/ welches mir auf dieſer gan-
zen Reiſe zugeſtoſſen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und ſider dem keine Zeitung
von ihm einzihen koͤnnen. Eꝛzaͤhlete darauf allen Verlauff/ uñ gab ihm Herkules den Troſt/
er wuͤrde ſich wieder finden. Die Groß Fuͤrſtin ſtellete nach der Malzeit ein herliches Sei-

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[675/0713] Drittes Buch. in zierlicher Ordnung nach der Stad/ da Ladiſla und Herkules im erſten; Pharnabazus und Leches im andern Gliede/ und ihre zwoͤlff Ritter vermenget hinten nach ritten/ dañ deꝛ Groß Fuͤrſt wahr mit ſeiner Geſelſchafft ſchon voran gezogen; Im vorder Platze aber des Schloſſes empfingen ſie Ladiſla ſehr freundlich/ welcher dem Groß Fuͤrſten und Frauen- zimmer den Handkuß umſonſt anboht/ uñ ſich ſehr bedankete wegen der ſeiner Frl. Schwe- ſter erwieſenen Gunſt und Freundſchafft/ mit erbieten aller ſeiner Moͤgligkeit. Der Groß- Fuͤrſt entſchuldigte ſich und die andern ingeſamt/ daß wegen Unwiſſenheit/ ſie dem Koͤnigl. Fraͤulein die gebuͤhrliche Ehre und Aufwartung nicht haͤtten leiſten koͤnnen/ und baht/ ſei- ne Liebe moͤchte hieſelbſt als auff ihrem eigenen/ gebieten und verbieten. Weil nun hohe zeit wahr/ das Mahl einzunehmen/ faſſete ihn der Groß Fuͤrſt bey deꝛ Hand/ und fuͤhrete ihn die Stiege hinauf/ da nach abgelegeten Waffen man ſich bald zu Tiſche ſetzete/ und Ladiſla al- lernaͤheſt dem Groß Fuͤrſten; Herkules zwiſchen der Groß Fuͤrſtin und Frl. Barſenen die Stelle gegeben ward. Die zwoͤlff Ritter ſtelleten ſich zudienen vor den Tiſch/ wurden aber in das Neben Gemach gefuͤhret/ und daſelbſt wol bewirtet. Bey wehrender Mahlzeit ward mehrenteils von dem Fraͤulein geſprachet/ uñ als Pharnabazus die eheliche Verſprechung Koͤniges Artabanus erzaͤhlete; gab Ladiſla zur Antwort: Man wird nicht leicht jemand finden/ der ſolche anſchnliche Schwaͤgerſchafft ausſchlagen ſolte/ wiewol ich viel eines an- dern Sinnes bin/ weil dieſer Koͤnig mir zu ſchwer ſeyn wuͤrde. Die Groß Fuͤrſtin meynete nicht/ daß Herkules Liebe ſeinem Ladiſla ſolte verborgen ſeyn/ und antwortete ihm: Ich zweifele nicht/ als lange Fuͤrſt Herkules lebet/ werde Eure Liebe ſich dieſer Schwaͤgerſchaft nicht zubefahren haben/ angeſehen der uͤber groſſen Traͤue und Liebe/ damit dieſe beyden ein- ander zugetahn ſind; wie dann dem allerliebſten Fraͤulein unmoͤglich wahr/ ihre Liebe zu- vertuſchen/ auch in ihrer Mannes-verſtellung/ wie deſſen dieſes Teutſche Lied/ welches ſie etliche mahlſang/ und von unſerer keinem verſtanden wird/ ohn zweifel Kundſchafft giebet/ maſſen der Nahme Herkules darin enthalten iſt; es war aber daſſelbe/ welches droben am 606ten Blade geſetzet iſt/ und ſie Ladiſla zuleſen reichete. Herkules wuͤnſchete/ daß ſie mit dieſer Offenherzigkeit haͤtte inne gehalten; hingegen freuete Ladiſla ſich hoͤchlich/ und ant- wortete nach des Geſanges Verleſung: Ich verſehe mich zu Gott/ er werde meiner Frl. Schweſter ein wirdiges Gemahl beſcheren/ und wird ſie von meiner Fr. Mutter und von mir niemand lieber gegoͤnnet ſeyn/ als dem ich ſie/ ehe er ſie geſehen/ in meinem Herzen zu- gefreyet habe. Herkules ſagete zu der Groß Fuͤrſtin: Es muß meine Frl. Waſe ein uͤberaus groſſes Vertrauen auf Ihre Durchl. geſetzet haben/ daß ſie unſere Heimligkeit derſelben offenbahret/ welche ſie ihrer leiblichen Fr. Mutter uñ ihrem einigen H. Bruder verſchwie- gen. Sie iſt auch hieſelbſt ſo ausſchlaͤgern nicht geweſen/ antwortete die Groß Fuͤrſtin/ und hat ſolches erſt zu Charas meinem Gemahl und wenig anderen vertrauetẽ Freunden kund getahn. Herkules fragete ſeinen Freund/ wie er den jungen Fabius bereden moͤgen/ nach Padua wieder umzukehren/ da er ſchon biß in Griechenland mit fortgezogen waͤhre. Wor- auf er gar traurig antwortete: Ebẽ diß iſt mein groͤſtes Ungluͤk/ welches mir auf dieſer gan- zen Reiſe zugeſtoſſen/ daß ich ihn in einem Walde verlohren/ und ſider dem keine Zeitung von ihm einzihen koͤnnen. Eꝛzaͤhlete darauf allen Verlauff/ uñ gab ihm Herkules den Troſt/ er wuͤrde ſich wieder finden. Die Groß Fuͤrſtin ſtellete nach der Malzeit ein herliches Sei- ten- Q q q q ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/713>, abgerufen am 26.06.2024.