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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
blödes G[e]hirn/ und könte ich eine Sache nicht besser außführen/ würde ichs nicht anfan-
gen; doch werde ich hernähst meines freien Willens Leben/ weil ihr mir eins vor alles auf-
gedanket habet. Die Frau hatte nun was sie suchete/ und gab ihrem Nabarzanes zur Ant-
wort: Mit eurem lezten Erbieten wil ich zu frieden seyn/ doch sol Kleon nach diesem nicht
mehr als ein Diener auffwarten/ sondern als ein guter Freund mit uns stets zu Tische ge-
hen. Der elende Mensch wahr mit allem friedlich/ und rechnete es vor ein Glük/ daß er
nicht gar außgeschlossen ward.

Auff die angesetzete Zeit stellete Fürst Gobares sich ein/ welches Statira vor diß-
mahl lieber hätte gelassen sehen/ da Kleon bey der Mahlzeit in guter Höffligkeit auffwar-
tete/ daß der Fürst ihm besondere Gnade zulegete. Nabarzanes hatte sein Gemahl aus
dieses Fürsten Frauenzimmer geheyrahtet/ ungeachtet der Fürst schon etliche Jahr ihrer
gute Kundschafft gehabt/ hatte sie ihm auch mit diesem außdrüklichen Vorbehalt auß-
folgen lassen/ daß/ so oft er zu ihm kommen würde/ er seiner alten Liebe Freiheit haben möch-
te/ welches dieser närrische Mensch/ aus blinder Liebe eingangen wahr/ und nachgehends
nicht wiederruffen kunte. Der Fürst fragete ihn/ was vor einen wolgeschaffenen Diener
er hätte/ welchen er vor nie bey ihm gesehen; worauff er antwortete: Er hätte vor etlichen
wochen ihn in einem Flecken bekommen/ währe durch Räuber Händein Dienstbarkeit ge-
rahten/ und sonst der Geburt nach/ adeliches herkommens aus Griechenland. Bald fra-
gete ihn der Fürst von neuen Zeitungen; dem er so zubegegnen wuste/ daß er sonderliches
Wolgefallen daran hatte/ und ihm alle Gnade versprach; welcher Gelegenheit sich Kleon
bedienete/ und dem Fürsten klagete/ wie unbarmherzig er von seinem vorigen Herrnge-
halten währe/ baht auch untertähnigst/ ihre Fürstl. Durchl. wolten in ihrem Lande gnä-
digst anordnen/ daß ädelgebohrne Leibeigene/ wegen ihres Adelstandes nicht schnöder als
andere gehalten würden/ wie ihm leider begegnet währe/ daß er stets hätte müssen auff dem
Brodte fressen/ der Adelstand währe zu nirgend nütze/ weil er sich nicht auff Handwerke le-
gete/ daher man Vortel schaffen könte; welche Verschmähung ihm schmerzlicher als der
Tod selbst/ gewesen währe. Fr. Statira kam ihm hieselbst zu hülffe/ und baht den Fürsten/
solchen Schimpff zu eifern/ als welcher dem ganzen Adel höchst verweißlich währe/ und
nicht auffhören würde/ biß an einem und andern Adelfeinde eine ernstliche Straffe ergin-
ge. Der Fürst wahr ihr gerne zugefallen/ und sagete zu Kleon: Ich möchte einen solchen
Schelm/ wie dein voriger Herr ist/ wol sehen und reden hören; drum so nim meine Die-
ner zu dir/ und hohle ihn herüber; finde ich ihn dann dieses Frevels schuldig/ wil ich ihm ei-
ne recht wirdige Urtel sprechen/ und ihn dir zum Leibeigenen schenken/ damit du gnugsame
Rache wieder ihn anstellen könnest. Kleon/ welcher ohndz rachgierig wahr/ erfreuete sich
dessen höchlich/ bedankete sich der grossen Gnade/ und ritte mit IIX Fürstlichen Reutern
nach dem Flecken/ besetzete rings umbher das Hauß/ als er seiner Anwesenheit verständi-
get wahr/ und ging zu ihm in die Stube/ gleich da er mit seinem Weibe Mahlzeit hielt/
rieff seine Reuter auch herzu/ und redete anfangs freundlich mit ihm/ da er begehrete/ er
solte ihm und seiner Geselschaft vor gute bezahlung etlicheleckere Speisen und den besten
Wein aufftragen/ dann er müste in diesem Hause auch einmahl gut Geschir machen/ da
er ehmahls so grosses Ungemach außgestanden hätte. Dem Weibe begunte Angst zu wer-

den/

Drittes Buch.
bloͤdes G[e]hirn/ und koͤnte ich eine Sache nicht beſſer außfuͤhren/ wuͤrde ichs nicht anfan-
gen; doch werde ich hernaͤhſt meines freien Willens Leben/ weil ihr mir eins vor alles auf-
gedanket habet. Die Frau hatte nun was ſie ſuchete/ und gab ihrem Nabarzanes zur Ant-
wort: Mit eurem lezten Erbieten wil ich zu frieden ſeyn/ doch ſol Kleon nach dieſem nicht
mehr als ein Diener auffwarten/ ſondern als ein guter Freund mit uns ſtets zu Tiſche ge-
hen. Der elende Menſch wahr mit allem friedlich/ und rechnete es vor ein Gluͤk/ daß er
nicht gar außgeſchloſſen ward.

Auff die angeſetzete Zeit ſtellete Fuͤrſt Gobares ſich ein/ welches Statira vor diß-
mahl lieber haͤtte gelaſſen ſehen/ da Kleon bey der Mahlzeit in guter Hoͤffligkeit auffwar-
tete/ daß der Fuͤrſt ihm beſondere Gnade zulegete. Nabarzanes hatte ſein Gemahl aus
dieſes Fuͤrſten Frauenzimmer geheyrahtet/ ungeachtet der Fuͤrſt ſchon etliche Jahr ihrer
gute Kundſchafft gehabt/ hatte ſie ihm auch mit dieſem außdruͤklichen Vorbehalt auß-
folgen laſſen/ daß/ ſo oft er zu ihm kom̃en wuͤrde/ er ſeiner alten Liebe Freiheit haben moͤch-
te/ welches dieſer naͤrriſche Menſch/ aus blinder Liebe eingangen wahr/ und nachgehends
nicht wiederruffen kunte. Der Fuͤrſt fragete ihn/ was vor einen wolgeſchaffenen Diener
er haͤtte/ welchen er vor nie bey ihm geſehen; worauff er antwortete: Er haͤtte vor etlichẽ
wochen ihn in einem Flecken bekommen/ waͤhre durch Raͤuber Haͤndein Dienſtbarkeit ge-
rahten/ und ſonſt der Geburt nach/ adeliches herkommens aus Griechenland. Bald fra-
gete ihn der Fuͤrſt von neuen Zeitungen; dem er ſo zubegegnen wuſte/ daß er ſonderliches
Wolgefallen daran hatte/ und ihm alle Gnade verſprach; welcher Gelegenheit ſich Kleon
bedienete/ und dem Fuͤrſten klagete/ wie unbarmherzig er von ſeinem vorigen Herrnge-
halten waͤhre/ baht auch untertaͤhnigſt/ ihre Fuͤrſtl. Durchl. wolten in ihrem Lande gnaͤ-
digſt anordnen/ daß aͤdelgebohrne Leibeigene/ wegen ihres Adelſtandes nicht ſchnoͤder als
andere gehalten wuͤrden/ wie ihm leider begegnet waͤhre/ daß er ſtets haͤtte muͤſſen auff dem
Brodte freſſen/ der Adelſtand waͤhre zu nirgend nuͤtze/ weil er ſich nicht auff Handwerke le-
gete/ daheꝛ man Vortel ſchaffen koͤnte; welche Verſchmaͤhung ihm ſchmerzlicher als deꝛ
Tod ſelbſt/ geweſen waͤhre. Fr. Statira kam ihm hieſelbſt zu huͤlffe/ und baht den Fuͤrſten/
ſolchen Schimpff zu eifern/ als welcher dem ganzen Adel hoͤchſt verweißlich waͤhre/ und
nicht auffhoͤren wuͤrde/ biß an einem und andern Adelfeinde eine ernſtliche Straffe ergin-
ge. Der Fuͤrſt wahr ihr gerne zugefallen/ und ſagete zu Kleon: Ich moͤchte einen ſolchen
Schelm/ wie dein voriger Herr iſt/ wol ſehen und reden hoͤren; drum ſo nim meine Die-
ner zu dir/ und hohle ihn heruͤber; finde ich ihn dañ dieſes Frevels ſchuldig/ wil ich ihm ei-
ne recht wirdige Urtel ſprechen/ und ihn dir zum Leibeigenen ſchenken/ damit du gnugſame
Rache wieder ihn anſtellen koͤnneſt. Kleon/ welcher ohndz rachgierig wahr/ erfreuete ſich
deſſen hoͤchlich/ bedankete ſich der groſſen Gnade/ und ritte mit IIX Fuͤrſtlichen Reutern
nach dem Flecken/ beſetzete rings umbher das Hauß/ als er ſeiner Anweſenheit verſtaͤndi-
get wahr/ und ging zu ihm in die Stube/ gleich da er mit ſeinem Weibe Mahlzeit hielt/
rieff ſeine Reuter auch herzu/ und redete anfangs freundlich mit ihm/ da er begehrete/ er
ſolte ihm und ſeiner Geſelſchaft vor gute bezahlung etlicheleckere Speiſen und den beſten
Wein aufftragen/ dann er muͤſte in dieſem Hauſe auch einmahl gut Geſchir machen/ da
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[662/0700] Drittes Buch. bloͤdes Gehirn/ und koͤnte ich eine Sache nicht beſſer außfuͤhren/ wuͤrde ichs nicht anfan- gen; doch werde ich hernaͤhſt meines freien Willens Leben/ weil ihr mir eins vor alles auf- gedanket habet. Die Frau hatte nun was ſie ſuchete/ und gab ihrem Nabarzanes zur Ant- wort: Mit eurem lezten Erbieten wil ich zu frieden ſeyn/ doch ſol Kleon nach dieſem nicht mehr als ein Diener auffwarten/ ſondern als ein guter Freund mit uns ſtets zu Tiſche ge- hen. Der elende Menſch wahr mit allem friedlich/ und rechnete es vor ein Gluͤk/ daß er nicht gar außgeſchloſſen ward. Auff die angeſetzete Zeit ſtellete Fuͤrſt Gobares ſich ein/ welches Statira vor diß- mahl lieber haͤtte gelaſſen ſehen/ da Kleon bey der Mahlzeit in guter Hoͤffligkeit auffwar- tete/ daß der Fuͤrſt ihm beſondere Gnade zulegete. Nabarzanes hatte ſein Gemahl aus dieſes Fuͤrſten Frauenzimmer geheyrahtet/ ungeachtet der Fuͤrſt ſchon etliche Jahr ihrer gute Kundſchafft gehabt/ hatte ſie ihm auch mit dieſem außdruͤklichen Vorbehalt auß- folgen laſſen/ daß/ ſo oft er zu ihm kom̃en wuͤrde/ er ſeiner alten Liebe Freiheit haben moͤch- te/ welches dieſer naͤrriſche Menſch/ aus blinder Liebe eingangen wahr/ und nachgehends nicht wiederruffen kunte. Der Fuͤrſt fragete ihn/ was vor einen wolgeſchaffenen Diener er haͤtte/ welchen er vor nie bey ihm geſehen; worauff er antwortete: Er haͤtte vor etlichẽ wochen ihn in einem Flecken bekommen/ waͤhre durch Raͤuber Haͤndein Dienſtbarkeit ge- rahten/ und ſonſt der Geburt nach/ adeliches herkommens aus Griechenland. Bald fra- gete ihn der Fuͤrſt von neuen Zeitungen; dem er ſo zubegegnen wuſte/ daß er ſonderliches Wolgefallen daran hatte/ und ihm alle Gnade verſprach; welcher Gelegenheit ſich Kleon bedienete/ und dem Fuͤrſten klagete/ wie unbarmherzig er von ſeinem vorigen Herrnge- halten waͤhre/ baht auch untertaͤhnigſt/ ihre Fuͤrſtl. Durchl. wolten in ihrem Lande gnaͤ- digſt anordnen/ daß aͤdelgebohrne Leibeigene/ wegen ihres Adelſtandes nicht ſchnoͤder als andere gehalten wuͤrden/ wie ihm leider begegnet waͤhre/ daß er ſtets haͤtte muͤſſen auff dem Brodte freſſen/ der Adelſtand waͤhre zu nirgend nuͤtze/ weil er ſich nicht auff Handwerke le- gete/ daheꝛ man Vortel ſchaffen koͤnte; welche Verſchmaͤhung ihm ſchmerzlicher als deꝛ Tod ſelbſt/ geweſen waͤhre. Fr. Statira kam ihm hieſelbſt zu huͤlffe/ und baht den Fuͤrſten/ ſolchen Schimpff zu eifern/ als welcher dem ganzen Adel hoͤchſt verweißlich waͤhre/ und nicht auffhoͤren wuͤrde/ biß an einem und andern Adelfeinde eine ernſtliche Straffe ergin- ge. Der Fuͤrſt wahr ihr gerne zugefallen/ und ſagete zu Kleon: Ich moͤchte einen ſolchen Schelm/ wie dein voriger Herr iſt/ wol ſehen und reden hoͤren; drum ſo nim meine Die- ner zu dir/ und hohle ihn heruͤber; finde ich ihn dañ dieſes Frevels ſchuldig/ wil ich ihm ei- ne recht wirdige Urtel ſprechen/ und ihn dir zum Leibeigenen ſchenken/ damit du gnugſame Rache wieder ihn anſtellen koͤnneſt. Kleon/ welcher ohndz rachgierig wahr/ erfreuete ſich deſſen hoͤchlich/ bedankete ſich der groſſen Gnade/ und ritte mit IIX Fuͤrſtlichen Reutern nach dem Flecken/ beſetzete rings umbher das Hauß/ als er ſeiner Anweſenheit verſtaͤndi- get wahr/ und ging zu ihm in die Stube/ gleich da er mit ſeinem Weibe Mahlzeit hielt/ rieff ſeine Reuter auch herzu/ und redete anfangs freundlich mit ihm/ da er begehrete/ er ſolte ihm und ſeiner Geſelſchaft vor gute bezahlung etlicheleckere Speiſen und den beſten Wein aufftragen/ dann er muͤſte in dieſem Hauſe auch einmahl gut Geſchir machen/ da er ehmahls ſo groſſes Ungemach außgeſtanden haͤtte. Dem Weibe begunte Angſt zu wer- den/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/700>, abgerufen am 22.12.2024.