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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
zürnete sie sich hefftig/ und sagete: Was? hat euch der Esel beurlaubet? Lieber komt mit
mir/ ich wil ihn schon lehren meinen Freunden auffzudanken. Weil er nun wuste/ daß er
nicht kunte erlassen werden/ und Lust hatte/ dieses Spiel anzusehen/ ging er mit ihr/ da sie
mit grimmigen Augen und zitternder Stimme den armen Nabarzanes also anfuhr: Du
nichtswerter fauler Tropff/ was hastu meinem lieben Diener auffzukündigen? Bald
sage mirs/ oder ich wil dir die Augen aus dem Kopfe kratzen. Der elende Mensch erschrak
dessen so hart/ daß er kein Wortsprechen kunte/ da Kleon zu ihm sagete: Gn. Herr/ ver-
denket mirs nicht/ dann ich bin willig/ diese Stunde eurem Befehl nachzukommen. Was?
sagete sie/ soltet ihr davon reiten? ehe wolten wir diesen unnützen Hund die Steige hin-
unter werffen; und was nennet ihr ihn einen gnädigen Herrn? er ist ein unachtsamer Hud-
ler. Aber/ antwortestu mir nichts? sagete sie zu Nabarzanes: Warumb wiltu meinen lie-
besten Diener vertreiben? Tuht gemach Frau/ tuht gemach/ antwortete er; Es gebühret
sich nicht/ dz ein Weib den Diener mehr als den Herrn liebet; gehet in euch/ wie viel Wil-
len ich euch gegönnet habe/ und noch gönne/ wann es Zeit und Gelegenheit giebet/ und be-
schimpfet mich nicht so hoch/ daß ihr einen gefangenen Knecht zu lieben wählet; ich habe
diese Zeit her gnug gespüret/ aus was Ursachen ihr ihn bey meiner Wiederkunft so treflich
rühmetet; daher sage ich nochmahl/ bedenket euch eines bessern/ und böses Gerüchte zu-
vermeiden/ lasset ihn zihen/ nachdem er von mir Abscheid bekommen hat. Als sie dieses
hörete/ schrihe sie Zeter und Mord über ihn/ verstellete die Geberden dergestalt/ daß Kleon
ein Abscheuh davor hatte: O du meinäidiger Kerl/ sagete sie/ woltestu meinen Kleon/ die-
sen ädlen und tapferen Kleon verachten/ deßgleichen mir nie vorkommen ist/ welcher dir
dein Leben gerettet; ja/ welcher mehr Vernunft und Geschikligkeit in seinem kleinen Fin-
ger/ als du ungewaschener Flegel in deinem ganzen Leibe hast? Sihe da; nach dem dichs
verdreust/ daß ich etwas auf ihn halte/ wil ich ihn erst lieben/ und dir zu troz ihm alle Freund-
schafft erweisen. Er ist mein Diener; und wiltu es recht wissen? er ist mein Freund; und
troz sey dir gebohten/ daß du mir ihn beurlaubest. Damit wendete sie sich mit freundlichen
Geberden hin zu Kleon und sagete: Mein lieber Freund/ nicht kehreteuch an dieses losen
Mannes Reden/ ihr wisset daß ihr mein Diener seid/ darumb sollet ihr hinfüro ihn nicht
hören/ wann er euch von Abscheid sagen würde. Weil sie dieses redete/ machete sie sich an
seinen Harnisch/ gürtete ihm denselben ab/ und in dem sie ihn umbfing/ sagete sie: Kommet
mein Freund/ wir wollen uns an diesen nichtigen Holzbok nichts kehren. Nabarzanes seuf-
zete hierüber sehr tieff/ und sagete: Wann ihr dann euren Kleon gar nicht lassen wollet/ wil
ich endlich zu frieden seyn/ doch dz ihr ihn nicht mehr in meiner Gegenwartso lieblich um-
fahet/ als jezt geschehen ist; und wollet ihr hierin mein nicht schonen so schonet. Des Für-
sten wolte er sagen: Aber sie fiel ihm in die Rede; wessen solte ich schonen? wollet ihr un-
gleiche Gedanken aus meinem umbfahen nehmen? Währe ich des Sinnes/ ich würde in
eurer Gegenwart mich schon wissen zu mässtgen; Unsere Liebe bestehet auff Freundschaft/
die mir kein Mensch nicht wehren sol noch kan. Wer wolte ein anders gedenken/ antwor-
tete der verzagete Tropff/ nach dem eure Redligkeit mir viel zu wol bekant ist; nur rede ich
solches aus guter Meinung/ damit nicht andere ein mehres argwohnen/ als es an ihm sel-
ber ist. Kleon lachete des geduldigen Menschen/ und sagete: Mein Herr/ ihr habt gar ein

blödes
O o o o iij

Drittes Buch.
zuͤrnete ſie ſich hefftig/ und ſagete: Was? hat euch der Eſel beurlaubet? Lieber komt mit
mir/ ich wil ihn ſchon lehren meinen Freunden auffzudanken. Weil er nun wuſte/ daß er
nicht kunte erlaſſen werden/ und Luſt hatte/ dieſes Spiel anzuſehen/ ging er mit ihr/ da ſie
mit grimmigen Augen und zitternder Stimme den armen Nabarzanes alſo anfuhr: Du
nichtswerter fauler Tropff/ was haſtu meinem lieben Diener auffzukündigen? Bald
ſage mirs/ oder ich wil dir die Augen aus dem Kopfe kratzen. Der elende Menſch erſchrak
deſſen ſo hart/ daß er kein Wortſprechen kunte/ da Kleon zu ihm ſagete: Gn. Herr/ ver-
denket mirs nicht/ dañ ich bin willig/ dieſe Stunde eurem Befehl nachzukommen. Was?
ſagete ſie/ ſoltet ihr davon reiten? ehe wolten wir dieſen unnuͤtzen Hund die Steige hin-
unter werffen; uñ was nennet ihr ihn einen gnaͤdigen Herrn? er iſt ein unachtſamer Hud-
ler. Aber/ antworteſtu mir nichts? ſagete ſie zu Nabarzanes: Warumb wiltu meinen lie-
beſten Diener vertreiben? Tuht gemach Frau/ tuht gemach/ antwortete er; Es gebuͤhret
ſich nicht/ dz ein Weib den Diener mehr als den Herrn liebet; gehet in euch/ wie viel Wil-
len ich euch gegoͤnnet habe/ und noch goͤnne/ wann es Zeit und Gelegenheit giebet/ und be-
ſchimpfet mich nicht ſo hoch/ daß ihr einen gefangenen Knecht zu lieben waͤhlet; ich habe
dieſe Zeit her gnug geſpuͤret/ aus was Urſachen ihr ihn bey meiner Wiederkunft ſo treflich
ruͤhmetet; daher ſage ich nochmahl/ bedenket euch eines beſſern/ und boͤſes Geruͤchte zu-
vermeiden/ laſſet ihn zihen/ nachdem er von mir Abſcheid bekommen hat. Als ſie dieſes
hoͤrete/ ſchrihe ſie Zeter und Mord uͤber ihn/ verſtellete die Geberden dergeſtalt/ daß Kleon
ein Abſcheuh davor hatte: O du meinaͤidiger Kerl/ ſagete ſie/ wolteſtu meinen Kleon/ die-
ſen aͤdlen und tapferen Kleon verachten/ deßgleichen mir nie vorkommen iſt/ welcher dir
dein Leben gerettet; ja/ welcher mehr Vernunft und Geſchikligkeit in ſeinem kleinen Fin-
ger/ als du ungewaſchener Flegel in deinem ganzen Leibe haſt? Sihe da; nach dem dichs
verdꝛeuſt/ daß ich etwas auf ihn halte/ wil ich ihn erſt lieben/ uñ dir zu troz ihm alle Freund-
ſchafft erweiſen. Er iſt mein Diener; und wiltu es recht wiſſen? er iſt mein Freund; und
troz ſey dir gebohten/ daß du mir ihn beurlaubeſt. Damit wendete ſie ſich mit freundlichen
Geberden hin zu Kleon und ſagete: Mein lieber Freund/ nicht kehreteuch an dieſes loſen
Mannes Reden/ ihr wiſſet daß ihr mein Diener ſeid/ darumb ſollet ihr hinfuͤro ihn nicht
hoͤren/ wann er euch von Abſcheid ſagen wuͤrde. Weil ſie dieſes redete/ machete ſie ſich an
ſeinen Harniſch/ guͤrtete ihm denſelben ab/ und in dem ſie ihn umbfing/ ſagete ſie: Kom̃et
mein Freund/ wir wollen uns an dieſen nichtigẽ Holzbok nichts kehren. Nabarzanes ſeuf-
zete hieruͤber ſehr tieff/ und ſagete: Wann ihr dañ euren Kleon gar nicht laſſen wollet/ wil
ich endlich zu frieden ſeyn/ doch dz ihr ihn nicht mehr in meiner Gegenwartſo lieblich um-
fahet/ als jezt geſchehen iſt; und wollet ihr hierin mein nicht ſchonen ſo ſchonet. Des Fuͤr-
ſten wolte er ſagen: Aber ſie fiel ihm in die Rede; weſſen ſolte ich ſchonen? wollet ihr un-
gleiche Gedanken aus meinem umbfahen nehmen? Waͤhre ich des Sinnes/ ich wuͤrde in
eurer Gegenwart mich ſchon wiſſen zu maͤſſtgen; Unſere Liebe beſtehet auff Freundſchaft/
die mir kein Menſch nicht wehren ſol noch kan. Wer wolte ein anders gedenken/ antwor-
tete der verzagete Tropff/ nach dem eure Redligkeit mir viel zu wol bekant iſt; nur rede ich
ſolches aus guter Meinung/ damit nicht andere ein mehres argwohnen/ als es an ihm ſel-
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bloͤdes
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[661/0699] Drittes Buch. zuͤrnete ſie ſich hefftig/ und ſagete: Was? hat euch der Eſel beurlaubet? Lieber komt mit mir/ ich wil ihn ſchon lehren meinen Freunden auffzudanken. Weil er nun wuſte/ daß er nicht kunte erlaſſen werden/ und Luſt hatte/ dieſes Spiel anzuſehen/ ging er mit ihr/ da ſie mit grimmigen Augen und zitternder Stimme den armen Nabarzanes alſo anfuhr: Du nichtswerter fauler Tropff/ was haſtu meinem lieben Diener auffzukündigen? Bald ſage mirs/ oder ich wil dir die Augen aus dem Kopfe kratzen. Der elende Menſch erſchrak deſſen ſo hart/ daß er kein Wortſprechen kunte/ da Kleon zu ihm ſagete: Gn. Herr/ ver- denket mirs nicht/ dañ ich bin willig/ dieſe Stunde eurem Befehl nachzukommen. Was? ſagete ſie/ ſoltet ihr davon reiten? ehe wolten wir dieſen unnuͤtzen Hund die Steige hin- unter werffen; uñ was nennet ihr ihn einen gnaͤdigen Herrn? er iſt ein unachtſamer Hud- ler. Aber/ antworteſtu mir nichts? ſagete ſie zu Nabarzanes: Warumb wiltu meinen lie- beſten Diener vertreiben? Tuht gemach Frau/ tuht gemach/ antwortete er; Es gebuͤhret ſich nicht/ dz ein Weib den Diener mehr als den Herrn liebet; gehet in euch/ wie viel Wil- len ich euch gegoͤnnet habe/ und noch goͤnne/ wann es Zeit und Gelegenheit giebet/ und be- ſchimpfet mich nicht ſo hoch/ daß ihr einen gefangenen Knecht zu lieben waͤhlet; ich habe dieſe Zeit her gnug geſpuͤret/ aus was Urſachen ihr ihn bey meiner Wiederkunft ſo treflich ruͤhmetet; daher ſage ich nochmahl/ bedenket euch eines beſſern/ und boͤſes Geruͤchte zu- vermeiden/ laſſet ihn zihen/ nachdem er von mir Abſcheid bekommen hat. Als ſie dieſes hoͤrete/ ſchrihe ſie Zeter und Mord uͤber ihn/ verſtellete die Geberden dergeſtalt/ daß Kleon ein Abſcheuh davor hatte: O du meinaͤidiger Kerl/ ſagete ſie/ wolteſtu meinen Kleon/ die- ſen aͤdlen und tapferen Kleon verachten/ deßgleichen mir nie vorkommen iſt/ welcher dir dein Leben gerettet; ja/ welcher mehr Vernunft und Geſchikligkeit in ſeinem kleinen Fin- ger/ als du ungewaſchener Flegel in deinem ganzen Leibe haſt? Sihe da; nach dem dichs verdꝛeuſt/ daß ich etwas auf ihn halte/ wil ich ihn erſt lieben/ uñ dir zu troz ihm alle Freund- ſchafft erweiſen. Er iſt mein Diener; und wiltu es recht wiſſen? er iſt mein Freund; und troz ſey dir gebohten/ daß du mir ihn beurlaubeſt. Damit wendete ſie ſich mit freundlichen Geberden hin zu Kleon und ſagete: Mein lieber Freund/ nicht kehreteuch an dieſes loſen Mannes Reden/ ihr wiſſet daß ihr mein Diener ſeid/ darumb ſollet ihr hinfuͤro ihn nicht hoͤren/ wann er euch von Abſcheid ſagen wuͤrde. Weil ſie dieſes redete/ machete ſie ſich an ſeinen Harniſch/ guͤrtete ihm denſelben ab/ und in dem ſie ihn umbfing/ ſagete ſie: Kom̃et mein Freund/ wir wollen uns an dieſen nichtigẽ Holzbok nichts kehren. Nabarzanes ſeuf- zete hieruͤber ſehr tieff/ und ſagete: Wann ihr dañ euren Kleon gar nicht laſſen wollet/ wil ich endlich zu frieden ſeyn/ doch dz ihr ihn nicht mehr in meiner Gegenwartſo lieblich um- fahet/ als jezt geſchehen iſt; und wollet ihr hierin mein nicht ſchonen ſo ſchonet. Des Fuͤr- ſten wolte er ſagen: Aber ſie fiel ihm in die Rede; weſſen ſolte ich ſchonen? wollet ihr un- gleiche Gedanken aus meinem umbfahen nehmen? Waͤhre ich des Sinnes/ ich wuͤrde in eurer Gegenwart mich ſchon wiſſen zu maͤſſtgen; Unſere Liebe beſtehet auff Freundſchaft/ die mir kein Menſch nicht wehren ſol noch kan. Wer wolte ein anders gedenken/ antwor- tete der verzagete Tropff/ nach dem eure Redligkeit mir viel zu wol bekant iſt; nur rede ich ſolches aus guter Meinung/ damit nicht andere ein mehres argwohnen/ als es an ihm ſel- ber iſt. Kleon lachete des geduldigen Menſchen/ und ſagete: Mein Herr/ ihr habt gar ein bloͤdes O o o o iij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/699>, abgerufen am 22.12.2024.