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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Ging mit dem Worte von ihm in die näheste Kammer/ entkleidete sich daselbst bey einem
Liechte/ und ließ die Tühr offen stehen. O währe ich nun noch in meiner ersten Dienstbar-
keit/ sagte Kleon bey ihm selber/ wie gerne wolte ich den Ochsenstecken leiden/ und mit Was-
ser und Brod vorlieb nehmen; besan sich ein wenig/ und den gewissen schmerz-schmählichen
Tod vor Augen sehend/ sagete er als ein Heyde in seinem Herzen: Nun wirstu ja unver-
meidlich gezwungen/ böses zubegehen/ und must zur Rettung deines Lebens das tuhn/ was
du nie bedacht gewesen bist vorzunehmen. Ging darauff hin in die Kammer/ setzete sich vor
ihr in die Knie/ und sagte: Gn. Frau; ich bitte demühtig umb Gnade und Vergebung/ daß
dieselbe ich mit meinen Reden erzürnet habe/ dann ich weiß auch diese Stunde noch nicht/
ob ihre Gn. in Ernst und aus Liebe/ oder nur zum Versuch mit mir geredet habe; Zwar wz
solte ich höhers wünschen können/ als die Liebe einer solchen vortreflichen schönen Frauen?
weil aber in Ansehung meines Standes ich mir so grosses Glük nicht einbilden kan/ bitte
ich nochmahls untertähnig/ mir ihre ernstliche Meynung gnädig erkennen zugeben. Als sie
ihn nun dergestalt nach ihrem Willen reden hörete/ richtete sie ihn auff/ und nach freundli-
chem umfahen beteurete sie ihm äidlich/ sie suchete nitsein Verderben/ sondern aus inbrün-
stiger Liebe bezwungen/ hätte sie ihm vertrauliche Freundschafft angebohten; löschete nach-
gehends dz Liecht aus/ und nachdem er die Kleid' abgelegt hatte/ führte sie ihn mit sich zu Bette;
nach welcher Wilfahrung er bey ihr in beharlicher Gunst verblieb/ dann sie nam ihr gänzlich
vor/ ihn nimmermehr von sich zulassen. Also muste er wider seinen Willen dieser Zirze als ein
Ulysses 13 Wochenlang aufwarten/ in Hofnung/ es würde sich gelegenheit eräugen/ davon
zukommen/ und seinen Ladisla nachzusetzen. Nach steben Tagen kam Nabarzanes wieder zu hause/
grüssete sein Gemahl des Fürsten wegen freundlich/ und daß er nach Verlauff IX Tage bey
ihr seyn würde. Sie bedankete sich dessen/ und hieß ihn mit süssen Worten wilkommen seyn/
welches sonst ihre Gewohnheit nicht wahr/ rühmete auch den neuen Diener Kleon/ wie er
in Bereitung seiner Pferde so trefflichen Fleiß angewendet/ und in dieser kurzen Zeit sie
hübsch abgerichtet hätte; Sie hätte vorlängst gerne einen solchen Diener haben wollen/
und weil sie ihn nunmehr nach Wunsch überkommen/ gedächte sie ihn zeit ihres Lebens nit
zuübergeben; so hielte er auch seine beyden Söhne/ ihre Stief Kinder in feinem gelinden
Zwange/ und brächte ihnen alles mit Lust bey; daß nun der gute Kleon in diesem Fleisse
möchte erhalten werden/ solte er ihn frey lassen/ jedoch daß er zuvor einen äid leistete/ ohn
Urlaub nicht wegzuscheiden. Nabarzanes ließ ihn vor sich fodern/ taht nicht des gleichen/
ob hätte er von seinem Gemahl dieses vernommen/ sondern fragete ihn/ ob er seinem befehl
nachgelebet/ und in schuldigem Gehorsam seinem Gemahl auffgewartet hätte; Und als er
zur Antwort gab/ er hoffete nach seinem Vermögen getahn zuhaben; fing sie von neuen an/
ihn in seiner Gegenwart zurühmen; daran Nabarzanes grosses gefallen trug/ nebest dem
ernstlichen Geboht/ er solte seiner Schuldigkeit weiter also nachkommen; dann wo sein Ge-
mahl in einiger Sache über ihn klagen würde/ solte er an ihm einen ungnädigen Herrn ha-
ben. Kleon lachete des geduldigen Tropfes/ und erboht sich zu aller Mögligkeit. Daran er-
füllestu meinen Willen/ sagte sein Herr/ und weil ich willens bin/ dich ihr zum Diener zuü-
bergeben/ wil ich dich von Knechtischer Leibeigenschafft frey lassen/ doch daß du mir äidlich
angelobest/ ohn Vorsatz des ausreissens bey mir zuverbleiben. Dieser wahr nicht willens/

sich
O o o o ij

Drittes Buch.
Ging mit dem Worte von ihm in die naͤheſte Kammer/ entkleidete ſich daſelbſt bey einem
Liechte/ und ließ die Tuͤhr offen ſtehen. O waͤhre ich nun noch in meiner erſten Dienſtbar-
keit/ ſagte Kleon bey ihm ſelber/ wie gerne wolte ich den Ochſenſtecken leiden/ und mit Waſ-
ſer und Brod vorlieb nehmen; beſan ſich ein wenig/ und den gewiſſen ſchmerz-ſchmaͤhlichẽ
Tod vor Augen ſehend/ ſagete er als ein Heyde in ſeinem Herzen: Nun wirſtu ja unver-
meidlich gezwungen/ boͤſes zubegehen/ und muſt zur Rettung deines Lebens das tuhn/ was
du nie bedacht geweſen biſt vorzunehmen. Ging darauff hin in die Kammer/ ſetzete ſich vor
ihr in die Knie/ und ſagte: Gn. Frau; ich bitte demuͤhtig umb Gnade und Vergebung/ daß
dieſelbe ich mit meinen Reden erzuͤrnet habe/ dann ich weiß auch dieſe Stunde noch nicht/
ob ihre Gn. in Ernſt und aus Liebe/ oder nur zum Verſuch mit mir geredet habe; Zwar wz
ſolte ich hoͤhers wuͤnſchen koͤnnen/ als die Liebe einer ſolchen vortreflichen ſchoͤnen Frauen?
weil aber in Anſehung meines Standes ich mir ſo groſſes Gluͤk nicht einbilden kan/ bitte
ich nochmahls untertaͤhnig/ mir ihre ernſtliche Meynung gnaͤdig erkennen zugeben. Als ſie
ihn nun dergeſtalt nach ihrem Willen reden hoͤrete/ richtete ſie ihn auff/ und nach freundli-
chem umfahen beteurete ſie ihm aͤidlich/ ſie ſuchete nitſein Verderben/ ſondern aus inbruͤn-
ſtiger Liebe bezwungen/ haͤtte ſie ihm vertrauliche Freundſchafft angebohten; loͤſchete nach-
gehends dz Liecht aus/ uñ nachdem eꝛ die Kleid’ abgelegt hatte/ fuͤhꝛte ſie ihn mit ſich zu Bette;
nach welcher Wilfahrung er bey ihr in beharlicher Gunſt verblieb/ dañ ſie nam ihr gaͤnzlich
vor/ ihn nim̃ermehꝛ von ſich zulaſſen. Alſo muſte er wider ſeinen Willen dieſer Zirze als ein
Ulyſſes 13 Wochenlang aufwarten/ in Hofnung/ es wuͤrde ſich gelegenheit eraͤugen/ davon
zukom̃en/ uñ ſeinẽ Ladiſla nachzuſetzen. Nach ſteben Tagẽ kam Nabaꝛzanes wieder zu hauſe/
gruͤſſete ſein Gemahl des Fuͤrſten wegen freundlich/ und daß er nach Verlauff IX Tage bey
ihr ſeyn wuͤrde. Sie bedankete ſich deſſen/ und hieß ihn mit ſuͤſſen Worten wilkom̃en ſeyn/
welches ſonſt ihre Gewohnheit nicht wahr/ ruͤhmete auch den neuen Diener Kleon/ wie er
in Bereitung ſeiner Pferde ſo trefflichen Fleiß angewendet/ und in dieſer kurzen Zeit ſie
huͤbſch abgerichtet haͤtte; Sie haͤtte vorlaͤngſt gerne einen ſolchen Diener haben wollen/
und weil ſie ihn nunmehr nach Wunſch uͤberkommen/ gedaͤchte ſie ihn zeit ihres Lebens nit
zuuͤbergeben; ſo hielte er auch ſeine beyden Soͤhne/ ihre Stief Kinder in feinem gelinden
Zwange/ und braͤchte ihnen alles mit Luſt bey; daß nun der gute Kleon in dieſem Fleiſſe
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Urlaub nicht wegzuſcheiden. Nabarzanes ließ ihn vor ſich fodern/ taht nicht des gleichen/
ob haͤtte er von ſeinem Gemahl dieſes vernommen/ ſondern fragete ihn/ ob er ſeinem befehl
nachgelebet/ und in ſchuldigem Gehorſam ſeinem Gemahl auffgewartet haͤtte; Und als er
zur Antwort gab/ er hoffete nach ſeinem Vermoͤgen getahn zuhaben; fing ſie von neuen an/
ihn in ſeiner Gegenwart zuruͤhmen; daran Nabarzanes groſſes gefallen trug/ nebeſt dem
ernſtlichen Geboht/ er ſolte ſeiner Schuldigkeit weiter alſo nachkommen; dann wo ſein Ge-
mahl in einiger Sache uͤber ihn klagen wuͤrde/ ſolte er an ihm einen ungnaͤdigen Herꝛn ha-
ben. Kleon lachete des geduldigen Tropfes/ und erboht ſich zu aller Moͤgligkeit. Daran er-
fuͤlleſtu meinen Willen/ ſagte ſein Herr/ und weil ich willens bin/ dich ihr zum Diener zuuͤ-
bergeben/ wil ich dich von Knechtiſcher Leibeigenſchafft frey laſſen/ doch daß du mir aͤidlich
angelobeſt/ ohn Vorſatz des ausreiſſens bey mir zuverbleiben. Dieſer wahr nicht willens/

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[659/0697] Drittes Buch. Ging mit dem Worte von ihm in die naͤheſte Kammer/ entkleidete ſich daſelbſt bey einem Liechte/ und ließ die Tuͤhr offen ſtehen. O waͤhre ich nun noch in meiner erſten Dienſtbar- keit/ ſagte Kleon bey ihm ſelber/ wie gerne wolte ich den Ochſenſtecken leiden/ und mit Waſ- ſer und Brod vorlieb nehmen; beſan ſich ein wenig/ und den gewiſſen ſchmerz-ſchmaͤhlichẽ Tod vor Augen ſehend/ ſagete er als ein Heyde in ſeinem Herzen: Nun wirſtu ja unver- meidlich gezwungen/ boͤſes zubegehen/ und muſt zur Rettung deines Lebens das tuhn/ was du nie bedacht geweſen biſt vorzunehmen. Ging darauff hin in die Kammer/ ſetzete ſich vor ihr in die Knie/ und ſagte: Gn. Frau; ich bitte demuͤhtig umb Gnade und Vergebung/ daß dieſelbe ich mit meinen Reden erzuͤrnet habe/ dann ich weiß auch dieſe Stunde noch nicht/ ob ihre Gn. in Ernſt und aus Liebe/ oder nur zum Verſuch mit mir geredet habe; Zwar wz ſolte ich hoͤhers wuͤnſchen koͤnnen/ als die Liebe einer ſolchen vortreflichen ſchoͤnen Frauen? weil aber in Anſehung meines Standes ich mir ſo groſſes Gluͤk nicht einbilden kan/ bitte ich nochmahls untertaͤhnig/ mir ihre ernſtliche Meynung gnaͤdig erkennen zugeben. Als ſie ihn nun dergeſtalt nach ihrem Willen reden hoͤrete/ richtete ſie ihn auff/ und nach freundli- chem umfahen beteurete ſie ihm aͤidlich/ ſie ſuchete nitſein Verderben/ ſondern aus inbruͤn- ſtiger Liebe bezwungen/ haͤtte ſie ihm vertrauliche Freundſchafft angebohten; loͤſchete nach- gehends dz Liecht aus/ uñ nachdem eꝛ die Kleid’ abgelegt hatte/ fuͤhꝛte ſie ihn mit ſich zu Bette; nach welcher Wilfahrung er bey ihr in beharlicher Gunſt verblieb/ dañ ſie nam ihr gaͤnzlich vor/ ihn nim̃ermehꝛ von ſich zulaſſen. Alſo muſte er wider ſeinen Willen dieſer Zirze als ein Ulyſſes 13 Wochenlang aufwarten/ in Hofnung/ es wuͤrde ſich gelegenheit eraͤugen/ davon zukom̃en/ uñ ſeinẽ Ladiſla nachzuſetzen. Nach ſteben Tagẽ kam Nabaꝛzanes wieder zu hauſe/ gruͤſſete ſein Gemahl des Fuͤrſten wegen freundlich/ und daß er nach Verlauff IX Tage bey ihr ſeyn wuͤrde. Sie bedankete ſich deſſen/ und hieß ihn mit ſuͤſſen Worten wilkom̃en ſeyn/ welches ſonſt ihre Gewohnheit nicht wahr/ ruͤhmete auch den neuen Diener Kleon/ wie er in Bereitung ſeiner Pferde ſo trefflichen Fleiß angewendet/ und in dieſer kurzen Zeit ſie huͤbſch abgerichtet haͤtte; Sie haͤtte vorlaͤngſt gerne einen ſolchen Diener haben wollen/ und weil ſie ihn nunmehr nach Wunſch uͤberkommen/ gedaͤchte ſie ihn zeit ihres Lebens nit zuuͤbergeben; ſo hielte er auch ſeine beyden Soͤhne/ ihre Stief Kinder in feinem gelinden Zwange/ und braͤchte ihnen alles mit Luſt bey; daß nun der gute Kleon in dieſem Fleiſſe moͤchte erhalten werden/ ſolte er ihn frey laſſen/ jedoch daß er zuvor einen aͤid leiſtete/ ohn Urlaub nicht wegzuſcheiden. Nabarzanes ließ ihn vor ſich fodern/ taht nicht des gleichen/ ob haͤtte er von ſeinem Gemahl dieſes vernommen/ ſondern fragete ihn/ ob er ſeinem befehl nachgelebet/ und in ſchuldigem Gehorſam ſeinem Gemahl auffgewartet haͤtte; Und als er zur Antwort gab/ er hoffete nach ſeinem Vermoͤgen getahn zuhaben; fing ſie von neuen an/ ihn in ſeiner Gegenwart zuruͤhmen; daran Nabarzanes groſſes gefallen trug/ nebeſt dem ernſtlichen Geboht/ er ſolte ſeiner Schuldigkeit weiter alſo nachkommen; dann wo ſein Ge- mahl in einiger Sache uͤber ihn klagen wuͤrde/ ſolte er an ihm einen ungnaͤdigen Herꝛn ha- ben. Kleon lachete des geduldigen Tropfes/ und erboht ſich zu aller Moͤgligkeit. Daran er- fuͤlleſtu meinen Willen/ ſagte ſein Herr/ und weil ich willens bin/ dich ihr zum Diener zuuͤ- bergeben/ wil ich dich von Knechtiſcher Leibeigenſchafft frey laſſen/ doch daß du mir aͤidlich angelobeſt/ ohn Vorſatz des ausreiſſens bey mir zuverbleiben. Dieſer wahr nicht willens/ ſich O o o o ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/697>, abgerufen am 22.12.2024.