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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
gen und zuvor unerhörte Aufflagen umb ihre Baarschafft zubringen/ und solche in die
Schazkammer zu spielen/ welches bißher die Inwohner nicht gemerket/ auch weil sie haab-
selig sind/ nicht groß geachtet haben/ aber wo das Ziel überschritten wird/ dürffte es nicht
wol ablauffen; zwar es bauet der Fürst allenthalben vor was er kan/ so gar/ daß er auch sei-
nen leiblichen Bruder/ einen redlichen/ tapffern und frommen Herrn/ nahmens Satro-
pazes/ sol haben auff der Jagt (wie man beständig berichtet) meuchlischer weise erschies-
sen lassen/ weil eine Rede außgangen/ es währe derselbe besser zur Herschaft als er; aber
ich fürchte sehr/ er werde durch Verwägenheit dem Fasse endlich den Bodem gar aus stos-
sen; einmahl ist gewiß/ daß kein grösser Feind des außländischen Adels in allen diesen Län-
dern zufinden ist/ als eben dieser Fürst/ und habe ichs meinem Glük hoch zudanken/ daß ich
seinen Händen entgangen bin. Ladisla hörete diesem verständigen Manne fleissig zu/ und
erkundigte sich mann icherley/ sonderlich/ was vor Beschaffenheit es mit dem Parthischen
Hofe hätte; da ihm dieser zuverstehen gab/ es wäre der übermuhtige Pracht dieses gros-
sen Königes nicht zubeschreiben/ und würde ohn zweifel ein zwiefaches übel denselben zu
grunde richten; als/ seine Sicherheit/ und seine unkeusche Begierden; es sey dann/ sagte er/
daß seine tapffere Leute/ deren er etliche hat/ durch ihre Vorsichtigkeit ersetzen/ was er selbst
verdirbet. Ich bin willens/ sagte Ladisla/ die grosse und so hochbeschriehene Parthische
Häupt Stad zubesehen/ und suche ich nur Geselschafft/ mit welcher ich sicher durchkommen
möge. Mein Herr wird daselbst viel böses und wenig gutes sehen/ antwortete er/ dann es
gehet alda nach dem alten Sprichwort: Wie das Häupt sich hält/ so machens auch die
Glieder; Der Ort ist mit unsäglichem Reichtuhm angefüllet/ und daher komt es/ daß ein
Reisender vor viel Geld wenig Pflege/ ja wol kaum ein gut Wort hat/ insond'heit/ wo man
die Herberge nahe bey dem Schlosse suchet/ da man mehr vor das Schlaff Gemach/ als
vor die Speisezahlen muß. Ich werde mich dieser guten Unterrichtung zubedienen haben/
sagte Ladisla/ ließ sich sonst von allerhand Sachen unterweisen/ und wahr ihm leid/ daß er
dieses Mannes Geselschafft nicht länger geniessen kunte/ welcher seinen Weg nach Assy-
rien/ er aber Persen werz nam/ und in des Landes Grenzen in einer Herberge des Abends
drey Persische Herren antraff/ welche von ihren Dienern sich gewaltig ehren liessen; weil
er aber sahe/ daß wenig Tugend hinter ihnen steckete/ kehrete er sich nicht groß an sie/ und
begab sich bald nach gehaltener Mahlzeit zu Bette. Folgenden Morgens geboht er Le-
ches/ sich ihm allerdinge gleich zuhalten/ nam auch bey dem Mittags Mahl die Oberstelle/
und hieß Leches neben sich sitzen/ welches den Persen/ als ohndas hochmuhtigen Leuten/ zu
Haupte stieg/ kunten doch nicht gedenken/ was diese vor Herren währen/ weil ihre Ange-
sichter und Sprache anzeigete/ dz sie aus der fremde kämen/ sie auch mehrenteils Teutsch/
und mit ihrem Sprachmeister Griechisch redeten/ dessen einer von diesen auch kündig war/
und daher Gelegenheit nam/ mit ihm zu sprachen/ da er fragete/ wohin seine Reise angese-
hen währe. Weil er aber so richtig bey fremden auszubeichten nicht gewohnet wahr/ gab er
zur Antwort: Sein Drittes mann hätte sich auf dem Wege durch unfall von ihm geschie-
den/ welchen auszufragen/ er bald hie/ bald dahin ritte/ ehe er seinen richtigen Weg/ der nach
einem grossen Herrn ginge/ verfolgen könte. Als er nun hinwieder nach des Landes Gele-
genheit fragete/ bekam er gleichmässigen Bescheid: Es währe ein weitläufftiges Fürsten-

tuhm/
N n n n

Drittes Buch.
gen und zuvor unerhoͤrte Aufflagen umb ihre Baarſchafft zubringen/ und ſolche in die
Schazkammer zu ſpielen/ welches bißher die Inwohner nicht gemerket/ auch weil ſie haab-
ſelig ſind/ nicht groß geachtet haben/ aber wo das Ziel uͤberſchritten wird/ duͤrffte es nicht
wol ablauffen; zwar es bauet der Fuͤrſt allenthalben vor was er kan/ ſo gar/ daß er auch ſei-
nen leiblichen Bruder/ einen redlichen/ tapffern und frommen Herrn/ nahmens Satro-
pazes/ ſol haben auff der Jagt (wie man beſtaͤndig berichtet) meuchliſcher weiſe erſchieſ-
ſen laſſen/ weil eine Rede außgangen/ es waͤhre derſelbe beſſer zur Herſchaft als er; aber
ich fuͤrchte ſehr/ er werde durch Verwaͤgenheit dem Faſſe endlich den Bodem gar aus ſtoſ-
ſen; einmahl iſt gewiß/ daß kein groͤſſer Feind des außlaͤndiſchen Adels in allen dieſen Laͤn-
dern zufinden iſt/ als eben dieſer Fuͤrſt/ und habe ichs meinem Gluͤk hoch zudanken/ daß ich
ſeinen Haͤnden entgangen bin. Ladiſla hoͤrete dieſem verſtaͤndigen Manne fleiſſig zu/ und
erkundigte ſich mann icherley/ ſonderlich/ was vor Beſchaffenheit es mit dem Paꝛthiſchen
Hofe haͤtte; da ihm dieſer zuverſtehen gab/ es waͤre der uͤbermuhtige Pracht dieſes groſ-
ſen Koͤniges nicht zubeſchreiben/ und wuͤrde ohn zweifel ein zwiefaches uͤbel denſelben zu
grunde richten; als/ ſeine Sicherheit/ und ſeine unkeuſche Begierden; es ſey dann/ ſagte eꝛ/
daß ſeine tapffere Leute/ deren er etliche hat/ durch ihre Vorſichtigkeit erſetzen/ was er ſelbſt
verdirbet. Ich bin willens/ ſagte Ladiſla/ die groſſe und ſo hochbeſchriehene Parthiſche
Haͤupt Stad zubeſehen/ und ſuche ich nur Geſelſchafft/ mit welcher ich ſicher durchkom̃en
moͤge. Mein Herr wird daſelbſt viel boͤſes und wenig gutes ſehen/ antwortete er/ dann es
gehet alda nach dem alten Sprichwort: Wie das Haͤupt ſich haͤlt/ ſo machens auch die
Glieder; Der Ort iſt mit unſaͤglichem Reichtuhm angefuͤllet/ und daher komt es/ daß ein
Reiſender vor viel Geld wenig Pflege/ ja wol kaum ein gut Wort hat/ inſond’heit/ wo man
die Herberge nahe bey dem Schloſſe ſuchet/ da man mehr vor das Schlaff Gemach/ als
vor die Speiſezahlen muß. Ich werde mich dieſer guten Unterrichtung zubedienen habẽ/
ſagte Ladiſla/ ließ ſich ſonſt von allerhand Sachen unterweiſen/ und wahr ihm leid/ daß er
dieſes Mannes Geſelſchafft nicht laͤnger genieſſen kunte/ welcher ſeinen Weg nach Aſſy-
rien/ er aber Perſen werz nam/ und in des Landes Grenzen in einer Herberge des Abends
drey Perſiſche Herren antraff/ welche von ihren Dienern ſich gewaltig ehren lieſſen; weil
er aber ſahe/ daß wenig Tugend hinter ihnen ſteckete/ kehrete er ſich nicht groß an ſie/ und
begab ſich bald nach gehaltener Mahlzeit zu Bette. Folgenden Morgens geboht er Le-
ches/ ſich ihm allerdinge gleich zuhalten/ nam auch bey dem Mittags Mahl die Oberſtelle/
und hieß Leches neben ſich ſitzen/ welches den Perſen/ als ohndas hochmuhtigen Leuten/ zu
Haupte ſtieg/ kunten doch nicht gedenken/ was dieſe vor Herren waͤhren/ weil ihre Ange-
ſichter und Sprache anzeigete/ dz ſie aus der fremde kaͤmen/ ſie auch mehrenteils Teutſch/
und mit ihrem Sprachmeiſteꝛ Griechiſch redeten/ deſſen einer von dieſen auch kuͤndig war/
und daher Gelegenheit nam/ mit ihm zu ſprachen/ da er fragete/ wohin ſeine Reiſe angeſe-
hen waͤhre. Weil er aber ſo richtig bey fremden auszubeichten nicht gewohnet wahr/ gab eꝛ
zur Antwort: Sein Drittes mann haͤtte ſich auf dem Wege durch unfall von ihm geſchie-
den/ welchen auszufragen/ er bald hie/ bald dahin ritte/ ehe er ſeinẽ richtigen Weg/ der nach
einem groſſen Herrn ginge/ verfolgen koͤnte. Als er nun hinwieder nach des Landes Gele-
genheit fragete/ bekam er gleichmaͤſſigen Beſcheid: Es waͤhre ein weitlaͤufftiges Fuͤrſten-

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[649/0687] Drittes Buch. gen und zuvor unerhoͤrte Aufflagen umb ihre Baarſchafft zubringen/ und ſolche in die Schazkammer zu ſpielen/ welches bißher die Inwohner nicht gemerket/ auch weil ſie haab- ſelig ſind/ nicht groß geachtet haben/ aber wo das Ziel uͤberſchritten wird/ duͤrffte es nicht wol ablauffen; zwar es bauet der Fuͤrſt allenthalben vor was er kan/ ſo gar/ daß er auch ſei- nen leiblichen Bruder/ einen redlichen/ tapffern und frommen Herrn/ nahmens Satro- pazes/ ſol haben auff der Jagt (wie man beſtaͤndig berichtet) meuchliſcher weiſe erſchieſ- ſen laſſen/ weil eine Rede außgangen/ es waͤhre derſelbe beſſer zur Herſchaft als er; aber ich fuͤrchte ſehr/ er werde durch Verwaͤgenheit dem Faſſe endlich den Bodem gar aus ſtoſ- ſen; einmahl iſt gewiß/ daß kein groͤſſer Feind des außlaͤndiſchen Adels in allen dieſen Laͤn- dern zufinden iſt/ als eben dieſer Fuͤrſt/ und habe ichs meinem Gluͤk hoch zudanken/ daß ich ſeinen Haͤnden entgangen bin. Ladiſla hoͤrete dieſem verſtaͤndigen Manne fleiſſig zu/ und erkundigte ſich mann icherley/ ſonderlich/ was vor Beſchaffenheit es mit dem Paꝛthiſchen Hofe haͤtte; da ihm dieſer zuverſtehen gab/ es waͤre der uͤbermuhtige Pracht dieſes groſ- ſen Koͤniges nicht zubeſchreiben/ und wuͤrde ohn zweifel ein zwiefaches uͤbel denſelben zu grunde richten; als/ ſeine Sicherheit/ und ſeine unkeuſche Begierden; es ſey dann/ ſagte eꝛ/ daß ſeine tapffere Leute/ deren er etliche hat/ durch ihre Vorſichtigkeit erſetzen/ was er ſelbſt verdirbet. Ich bin willens/ ſagte Ladiſla/ die groſſe und ſo hochbeſchriehene Parthiſche Haͤupt Stad zubeſehen/ und ſuche ich nur Geſelſchafft/ mit welcher ich ſicher durchkom̃en moͤge. Mein Herr wird daſelbſt viel boͤſes und wenig gutes ſehen/ antwortete er/ dann es gehet alda nach dem alten Sprichwort: Wie das Haͤupt ſich haͤlt/ ſo machens auch die Glieder; Der Ort iſt mit unſaͤglichem Reichtuhm angefuͤllet/ und daher komt es/ daß ein Reiſender vor viel Geld wenig Pflege/ ja wol kaum ein gut Wort hat/ inſond’heit/ wo man die Herberge nahe bey dem Schloſſe ſuchet/ da man mehr vor das Schlaff Gemach/ als vor die Speiſezahlen muß. Ich werde mich dieſer guten Unterrichtung zubedienen habẽ/ ſagte Ladiſla/ ließ ſich ſonſt von allerhand Sachen unterweiſen/ und wahr ihm leid/ daß er dieſes Mannes Geſelſchafft nicht laͤnger genieſſen kunte/ welcher ſeinen Weg nach Aſſy- rien/ er aber Perſen werz nam/ und in des Landes Grenzen in einer Herberge des Abends drey Perſiſche Herren antraff/ welche von ihren Dienern ſich gewaltig ehren lieſſen; weil er aber ſahe/ daß wenig Tugend hinter ihnen ſteckete/ kehrete er ſich nicht groß an ſie/ und begab ſich bald nach gehaltener Mahlzeit zu Bette. Folgenden Morgens geboht er Le- ches/ ſich ihm allerdinge gleich zuhalten/ nam auch bey dem Mittags Mahl die Oberſtelle/ und hieß Leches neben ſich ſitzen/ welches den Perſen/ als ohndas hochmuhtigen Leuten/ zu Haupte ſtieg/ kunten doch nicht gedenken/ was dieſe vor Herren waͤhren/ weil ihre Ange- ſichter und Sprache anzeigete/ dz ſie aus der fremde kaͤmen/ ſie auch mehrenteils Teutſch/ und mit ihrem Sprachmeiſteꝛ Griechiſch redeten/ deſſen einer von dieſen auch kuͤndig war/ und daher Gelegenheit nam/ mit ihm zu ſprachen/ da er fragete/ wohin ſeine Reiſe angeſe- hen waͤhre. Weil er aber ſo richtig bey fremden auszubeichten nicht gewohnet wahr/ gab eꝛ zur Antwort: Sein Drittes mann haͤtte ſich auf dem Wege durch unfall von ihm geſchie- den/ welchen auszufragen/ er bald hie/ bald dahin ritte/ ehe er ſeinẽ richtigen Weg/ der nach einem groſſen Herrn ginge/ verfolgen koͤnte. Als er nun hinwieder nach des Landes Gele- genheit fragete/ bekam er gleichmaͤſſigen Beſcheid: Es waͤhre ein weitlaͤufftiges Fuͤrſten- tuhm/ N n n n

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/687>, abgerufen am 26.06.2024.