Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
tuhm/ und hätte unterschiedliche Gebräuche und Sitten/ aber das ädleste Volk unter der
Sonnen zu Inwohnern; merkete also Ladisla bald/ wz vor Stolz hinter diesen Leuten stec-
kete; ließ sich gleichwol nichts anfechten/ sondern fing durch seinen Dolmetscher ein Ge-
spräch mit dem Wirt an/ und fragete/ wohin man den nähesten Weg nach Charas nehmen
müste; baht ihn nachgehends/ er möchte nach einem Kleinot-Händler senden/ der ihm al-
lerhand köstliche Kleinot bringen solte; welches dann bald geschahe/ und weil ihm die Stüc-
ke nicht gefielen/ muste er andere hohlen/ deren er ihm vor 180000 Kronen abkauffte/ und
ohn das noch über 100000 Kronen Baarschafft bey sich behielt/ über die Kleinot/ welche
er auff drey Tonnen Goldes wert bey sich führete. Die anwesende verwunderten sich des
Reichtuhms/ und gedachten/ er würde etwa dem Könige oder seinen Hof Schranzen diese
Verehrung überbringen wollen; Und weil ihm sein Pferd gedrükt wahr/ kauffte er zween
gleichmässige starke/ zum Schimpf und Ernst wolabgerichtete Rappen/ welche er mit 2000
Kronen bezahlete. Es hatte der Wirt etliche leichtfertige Weibsbilder im Hause/ die nach
Persischem Gebrauche sich begunten herbey zumachen/ an welche sich die unsern nichts
kehreten/ wolten auch der Persen unflätigen Muhtwillen nicht ansehen/ sondern begehre-
ten von dem Wirt ein absonderliches einsames Gemach/ in welchem sie schlaffen und ge-
speiset werden könten/ gestaltsam sie aus den Ländern währen/ da man Zucht und Erbarkeit
höher als unbändige Wollustschätzete. Die Persen legten dieses zu ihrer Beschimpffung
aus/ und durfften verwägen gnug fragen/ warumb er ihrer Geselschafft sich äussern wolte;
denen er zur Antwort gab: Als lange sie züchtig und keusch lebeten/ währe ihm ihre Gesel-
schafft nicht zuwider/ aber unzüchtigen Reden und Tahten beyzuwohnen/ hätte er niemals
Lust getragen; Zwar er wolte ihnen weder heissen noch verbieten/ meynete aber/ er tähte ih-
nen zugefallen/ daß er ihnen wiche/ da er sonst ohn das in gemeiner Herberge so grosse Frey-
heit auffzustehen/ als sie zusitzen/ hätte. Hiemit war der Brey schon verschüttet/ und begun-
ten diese mit gnug höhnischen Worten zufragen/ er würde vielleicht nicht wissen/ bey was
Geselschafft zusitzen er gewirdiget währe; man hätte ihm/ angesehen seiner fremde und Ju-
gend schon etliche Streiche zugute gehalten/ welches er dem blossen Glük und ihrer Höf-
ligkeit zuzuschreiben hätte/ und liesse er gnugsam sehen/ wie wenig er mit Herren Standes
umgangen währe. Mit Herren Standes? sagte Ladisla; trauen in meinem Vaterlande
müste sich ein ädler Herr mit gemeinen Weibern nicht zihen/ da er seinen Ritterstand nicht
gar einbüssen wolte; Das ich nun fremde und jung bin/ macht mich weder schlimmer noch
besser/ bin mir auch einiger Unhöfligkeit nicht bewust/ es währe dann/ daß man mir verü-
beln wolte/ daß ich an leichtfärtiger Weiber Geselschafft abscheuh trage; jedoch mögen sie
mit ihnen nach willen leben/ aber wer mich gleichwol zwingen wolte/ solchen Sachen bey-
zuwohnen/ müste es trauen nicht mit Worten/ sondern auff Rittersweise versuchen. Die
Weiber empfunden diese Schmach sehr hoch/ wolten sich doch etwas höflich bey der Sa-
che stellen/ und sagte die eine zu ihm: Schöner Herr/ als viel ich merke/ werden schöne Frauen
eures Geldes nicht viel/ noch weniger euer Liebe geniessen. Freylich findet kein Mensch ei-
nigen genieß bey mir/ antwortete Ladisla/ wann mirs Schimpff und Schande brächte.
Wir sind auch nicht einem jeden zugefallen/ gab diese zur Antwort/ aber warumb solte man
grossen Herren mögliche Dienste versagen? Er wolte sich mit ihnen nicht zanken/ weil es

einen

Drittes Buch.
tuhm/ und haͤtte unterſchiedliche Gebraͤuche und Sitten/ aber das aͤdleſte Volk unter der
Sonnen zu Inwohnern; merkete alſo Ladiſla bald/ wz vor Stolz hinter dieſen Leuten ſtec-
kete; ließ ſich gleichwol nichts anfechten/ ſondern fing durch ſeinen Dolmetſcher ein Ge-
ſpraͤch mit dem Wirt an/ und fragete/ wohin man den naͤheſten Weg nach Charas nehmẽ
muͤſte; baht ihn nachgehends/ er moͤchte nach einem Kleinot-Haͤndler ſenden/ der ihm al-
lerhand koͤſtliche Kleinot bringen ſolte; welches dann bald geſchahe/ uñ weil ihm die Stuͤc-
ke nicht gefielen/ muſte er andere hohlen/ deren er ihm vor 180000 Kronen abkauffte/ und
ohn das noch uͤber 100000 Kronen Baarſchafft bey ſich behielt/ uͤber die Kleinot/ welche
er auff drey Tonnen Goldes wert bey ſich fuͤhrete. Die anweſende verwunderten ſich des
Reichtuhms/ und gedachten/ er wuͤrde etwa dem Koͤnige oder ſeinen Hof Schranzen dieſe
Verehrung uͤberbringen wollen; Und weil ihm ſein Pferd gedruͤkt wahr/ kauffte er zween
gleichmaͤſſige ſtarke/ zum Schimpf und Ernſt wolabgerichtete Rappen/ welche er mit 2000
Kronen bezahlete. Es hatte der Wirt etliche leichtfertige Weibsbilder im Hauſe/ die nach
Perſiſchem Gebrauche ſich begunten herbey zumachen/ an welche ſich die unſern nichts
kehreten/ wolten auch der Perſen unflaͤtigen Muhtwillen nicht anſehen/ ſondern begehre-
ten von dem Wirt ein abſonderliches einſames Gemach/ in welchem ſie ſchlaffen und ge-
ſpeiſet werden koͤnten/ geſtaltſam ſie aus den Laͤndern waͤhren/ da man Zucht und Erbarkeit
hoͤher als unbaͤndige Wolluſtſchaͤtzete. Die Perſen legten dieſes zu ihrer Beſchimpffung
aus/ und durfften verwaͤgen gnug fragen/ warumb er ihrer Geſelſchafft ſich aͤuſſern wolte;
denen er zur Antwort gab: Als lange ſie zuͤchtig und keuſch lebeten/ waͤhre ihm ihre Geſel-
ſchafft nicht zuwider/ aber unzuͤchtigen Reden und Tahten beyzuwohnen/ haͤtte er niemals
Luſt getragen; Zwar er wolte ihnen weder heiſſen noch verbieten/ meynete aber/ er taͤhte ih-
nen zugefallen/ daß er ihnen wiche/ da er ſonſt ohn das in gemeiner Herberge ſo groſſe Frey-
heit auffzuſtehen/ als ſie zuſitzen/ haͤtte. Hiemit war der Brey ſchon verſchuͤttet/ und begun-
ten dieſe mit gnug hoͤhniſchen Worten zufragen/ er wuͤrde vielleicht nicht wiſſen/ bey was
Geſelſchafft zuſitzen er gewirdiget waͤhre; man haͤtte ihm/ angeſehen ſeiner fremde und Ju-
gend ſchon etliche Streiche zugute gehalten/ welches er dem bloſſen Gluͤk und ihrer Hoͤf-
ligkeit zuzuſchreiben haͤtte/ und lieſſe er gnugſam ſehen/ wie wenig er mit Herren Standes
umgangen waͤhre. Mit Herren Standes? ſagte Ladiſla; trauen in meinem Vaterlande
muͤſte ſich ein aͤdler Herr mit gemeinen Weibern nicht zihen/ da er ſeinen Ritterſtand nicht
gar einbuͤſſen wolte; Das ich nun fremde und jung bin/ macht mich weder ſchlimmer noch
beſſer/ bin mir auch einiger Unhoͤfligkeit nicht bewuſt/ es waͤhre dann/ daß man mir veruͤ-
beln wolte/ daß ich an leichtfaͤrtiger Weiber Geſelſchafft abſcheuh trage; jedoch moͤgen ſie
mit ihnen nach willen leben/ aber wer mich gleichwol zwingen wolte/ ſolchen Sachen bey-
zuwohnen/ muͤſte es trauen nicht mit Worten/ ſondern auff Rittersweiſe verſuchen. Die
Weiber empfunden dieſe Schmach ſehr hoch/ wolten ſich doch etwas hoͤflich bey der Sa-
che ſtellen/ uñ ſagte die eine zu ihm: Schoͤner Herr/ als viel ich merke/ werden ſchoͤne Frauẽ
eures Geldes nicht viel/ noch weniger euer Liebe genieſſen. Freylich findet kein Menſch ei-
nigen genieß bey mir/ antwortete Ladiſla/ wann mirs Schimpff und Schande braͤchte.
Wir ſind auch nicht einem jeden zugefallen/ gab dieſe zur Antwort/ aber warumb ſolte man
groſſen Herren moͤgliche Dienſte verſagen? Er wolte ſich mit ihnen nicht zanken/ weil es

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0688" n="650"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
tuhm/ und ha&#x0364;tte unter&#x017F;chiedliche Gebra&#x0364;uche und Sitten/ aber das a&#x0364;dle&#x017F;te Volk unter der<lb/>
Sonnen zu Inwohnern; merkete al&#x017F;o Ladi&#x017F;la bald/ wz vor Stolz hinter die&#x017F;en Leuten &#x017F;tec-<lb/>
kete; ließ &#x017F;ich gleichwol nichts anfechten/ &#x017F;ondern fing durch &#x017F;einen Dolmet&#x017F;cher ein Ge-<lb/>
&#x017F;pra&#x0364;ch mit dem Wirt an/ und fragete/ wohin man den na&#x0364;he&#x017F;ten Weg nach Charas nehme&#x0303;<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te; baht ihn nachgehends/ er mo&#x0364;chte nach einem Kleinot-Ha&#x0364;ndler &#x017F;enden/ der ihm al-<lb/>
lerhand ko&#x0364;&#x017F;tliche Kleinot bringen &#x017F;olte; welches dann bald ge&#x017F;chahe/ un&#x0303; weil ihm die Stu&#x0364;c-<lb/>
ke nicht gefielen/ mu&#x017F;te er andere hohlen/ deren er ihm vor 180000 Kronen abkauffte/ und<lb/>
ohn das noch u&#x0364;ber 100000 Kronen Baar&#x017F;chafft bey &#x017F;ich behielt/ u&#x0364;ber die Kleinot/ welche<lb/>
er auff drey Tonnen Goldes wert bey &#x017F;ich fu&#x0364;hrete. Die anwe&#x017F;ende verwunderten &#x017F;ich des<lb/>
Reichtuhms/ und gedachten/ er wu&#x0364;rde etwa dem Ko&#x0364;nige oder &#x017F;einen Hof Schranzen die&#x017F;e<lb/>
Verehrung u&#x0364;berbringen wollen; Und weil ihm &#x017F;ein Pferd gedru&#x0364;kt wahr/ kauffte er zween<lb/>
gleichma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige &#x017F;tarke/ zum Schimpf und Ern&#x017F;t wolabgerichtete Rappen/ welche er mit 2000<lb/>
Kronen bezahlete. Es hatte der Wirt etliche leichtfertige Weibsbilder im Hau&#x017F;e/ die nach<lb/>
Per&#x017F;i&#x017F;chem Gebrauche &#x017F;ich begunten herbey zumachen/ an welche &#x017F;ich die un&#x017F;ern nichts<lb/>
kehreten/ wolten auch der Per&#x017F;en unfla&#x0364;tigen Muhtwillen nicht an&#x017F;ehen/ &#x017F;ondern begehre-<lb/>
ten von dem Wirt ein ab&#x017F;onderliches ein&#x017F;ames Gemach/ in welchem &#x017F;ie &#x017F;chlaffen und ge-<lb/>
&#x017F;pei&#x017F;et werden ko&#x0364;nten/ ge&#x017F;talt&#x017F;am &#x017F;ie aus den La&#x0364;ndern wa&#x0364;hren/ da man Zucht und Erbarkeit<lb/>
ho&#x0364;her als unba&#x0364;ndige Wollu&#x017F;t&#x017F;cha&#x0364;tzete. Die Per&#x017F;en legten die&#x017F;es zu ihrer Be&#x017F;chimpffung<lb/>
aus/ und durfften verwa&#x0364;gen gnug fragen/ warumb er ihrer Ge&#x017F;el&#x017F;chafft &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern wolte;<lb/>
denen er zur Antwort gab: Als lange &#x017F;ie zu&#x0364;chtig und keu&#x017F;ch lebeten/ wa&#x0364;hre ihm ihre Ge&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;chafft nicht zuwider/ aber unzu&#x0364;chtigen Reden und Tahten beyzuwohnen/ ha&#x0364;tte er niemals<lb/>
Lu&#x017F;t getragen; Zwar er wolte ihnen weder hei&#x017F;&#x017F;en noch verbieten/ meynete aber/ er ta&#x0364;hte ih-<lb/>
nen zugefallen/ daß er ihnen wiche/ da er &#x017F;on&#x017F;t ohn das in gemeiner Herberge &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Frey-<lb/>
heit auffzu&#x017F;tehen/ als &#x017F;ie zu&#x017F;itzen/ ha&#x0364;tte. Hiemit war der Brey &#x017F;chon ver&#x017F;chu&#x0364;ttet/ und begun-<lb/>
ten die&#x017F;e mit gnug ho&#x0364;hni&#x017F;chen Worten zufragen/ er wu&#x0364;rde vielleicht nicht wi&#x017F;&#x017F;en/ bey was<lb/>
Ge&#x017F;el&#x017F;chafft zu&#x017F;itzen er gewirdiget wa&#x0364;hre; man ha&#x0364;tte ihm/ ange&#x017F;ehen &#x017F;einer fremde und Ju-<lb/>
gend &#x017F;chon etliche Streiche zugute gehalten/ welches er dem blo&#x017F;&#x017F;en Glu&#x0364;k und ihrer Ho&#x0364;f-<lb/>
ligkeit zuzu&#x017F;chreiben ha&#x0364;tte/ und lie&#x017F;&#x017F;e er gnug&#x017F;am &#x017F;ehen/ wie wenig er mit Herren Standes<lb/>
umgangen wa&#x0364;hre. Mit Herren Standes? &#x017F;agte Ladi&#x017F;la; trauen in meinem Vaterlande<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ich ein a&#x0364;dler Herr mit gemeinen Weibern nicht zihen/ da er &#x017F;einen Ritter&#x017F;tand nicht<lb/>
gar einbu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wolte; Das ich nun fremde und jung bin/ macht mich weder &#x017F;chlimmer noch<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er/ bin mir auch einiger Unho&#x0364;fligkeit nicht bewu&#x017F;t/ es wa&#x0364;hre dann/ daß man mir veru&#x0364;-<lb/>
beln wolte/ daß ich an leichtfa&#x0364;rtiger Weiber Ge&#x017F;el&#x017F;chafft ab&#x017F;cheuh trage; jedoch mo&#x0364;gen &#x017F;ie<lb/>
mit ihnen nach willen leben/ aber wer mich gleichwol zwingen wolte/ &#x017F;olchen Sachen bey-<lb/>
zuwohnen/ mu&#x0364;&#x017F;te es trauen nicht mit Worten/ &#x017F;ondern auff Ritterswei&#x017F;e ver&#x017F;uchen. Die<lb/>
Weiber empfunden die&#x017F;e Schmach &#x017F;ehr hoch/ wolten &#x017F;ich doch etwas ho&#x0364;flich bey der Sa-<lb/>
che &#x017F;tellen/ un&#x0303; &#x017F;agte die eine zu ihm: Scho&#x0364;ner Herr/ als viel ich merke/ werden &#x017F;cho&#x0364;ne Fraue&#x0303;<lb/>
eures Geldes nicht viel/ noch weniger euer Liebe genie&#x017F;&#x017F;en. Freylich findet kein Men&#x017F;ch ei-<lb/>
nigen genieß bey mir/ antwortete Ladi&#x017F;la/ wann mirs Schimpff und Schande bra&#x0364;chte.<lb/>
Wir &#x017F;ind auch nicht einem jeden zugefallen/ gab die&#x017F;e zur Antwort/ aber warumb &#x017F;olte man<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Herren mo&#x0364;gliche Dien&#x017F;te ver&#x017F;agen? Er wolte &#x017F;ich mit ihnen nicht zanken/ weil es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[650/0688] Drittes Buch. tuhm/ und haͤtte unterſchiedliche Gebraͤuche und Sitten/ aber das aͤdleſte Volk unter der Sonnen zu Inwohnern; merkete alſo Ladiſla bald/ wz vor Stolz hinter dieſen Leuten ſtec- kete; ließ ſich gleichwol nichts anfechten/ ſondern fing durch ſeinen Dolmetſcher ein Ge- ſpraͤch mit dem Wirt an/ und fragete/ wohin man den naͤheſten Weg nach Charas nehmẽ muͤſte; baht ihn nachgehends/ er moͤchte nach einem Kleinot-Haͤndler ſenden/ der ihm al- lerhand koͤſtliche Kleinot bringen ſolte; welches dann bald geſchahe/ uñ weil ihm die Stuͤc- ke nicht gefielen/ muſte er andere hohlen/ deren er ihm vor 180000 Kronen abkauffte/ und ohn das noch uͤber 100000 Kronen Baarſchafft bey ſich behielt/ uͤber die Kleinot/ welche er auff drey Tonnen Goldes wert bey ſich fuͤhrete. Die anweſende verwunderten ſich des Reichtuhms/ und gedachten/ er wuͤrde etwa dem Koͤnige oder ſeinen Hof Schranzen dieſe Verehrung uͤberbringen wollen; Und weil ihm ſein Pferd gedruͤkt wahr/ kauffte er zween gleichmaͤſſige ſtarke/ zum Schimpf und Ernſt wolabgerichtete Rappen/ welche er mit 2000 Kronen bezahlete. Es hatte der Wirt etliche leichtfertige Weibsbilder im Hauſe/ die nach Perſiſchem Gebrauche ſich begunten herbey zumachen/ an welche ſich die unſern nichts kehreten/ wolten auch der Perſen unflaͤtigen Muhtwillen nicht anſehen/ ſondern begehre- ten von dem Wirt ein abſonderliches einſames Gemach/ in welchem ſie ſchlaffen und ge- ſpeiſet werden koͤnten/ geſtaltſam ſie aus den Laͤndern waͤhren/ da man Zucht und Erbarkeit hoͤher als unbaͤndige Wolluſtſchaͤtzete. Die Perſen legten dieſes zu ihrer Beſchimpffung aus/ und durfften verwaͤgen gnug fragen/ warumb er ihrer Geſelſchafft ſich aͤuſſern wolte; denen er zur Antwort gab: Als lange ſie zuͤchtig und keuſch lebeten/ waͤhre ihm ihre Geſel- ſchafft nicht zuwider/ aber unzuͤchtigen Reden und Tahten beyzuwohnen/ haͤtte er niemals Luſt getragen; Zwar er wolte ihnen weder heiſſen noch verbieten/ meynete aber/ er taͤhte ih- nen zugefallen/ daß er ihnen wiche/ da er ſonſt ohn das in gemeiner Herberge ſo groſſe Frey- heit auffzuſtehen/ als ſie zuſitzen/ haͤtte. Hiemit war der Brey ſchon verſchuͤttet/ und begun- ten dieſe mit gnug hoͤhniſchen Worten zufragen/ er wuͤrde vielleicht nicht wiſſen/ bey was Geſelſchafft zuſitzen er gewirdiget waͤhre; man haͤtte ihm/ angeſehen ſeiner fremde und Ju- gend ſchon etliche Streiche zugute gehalten/ welches er dem bloſſen Gluͤk und ihrer Hoͤf- ligkeit zuzuſchreiben haͤtte/ und lieſſe er gnugſam ſehen/ wie wenig er mit Herren Standes umgangen waͤhre. Mit Herren Standes? ſagte Ladiſla; trauen in meinem Vaterlande muͤſte ſich ein aͤdler Herr mit gemeinen Weibern nicht zihen/ da er ſeinen Ritterſtand nicht gar einbuͤſſen wolte; Das ich nun fremde und jung bin/ macht mich weder ſchlimmer noch beſſer/ bin mir auch einiger Unhoͤfligkeit nicht bewuſt/ es waͤhre dann/ daß man mir veruͤ- beln wolte/ daß ich an leichtfaͤrtiger Weiber Geſelſchafft abſcheuh trage; jedoch moͤgen ſie mit ihnen nach willen leben/ aber wer mich gleichwol zwingen wolte/ ſolchen Sachen bey- zuwohnen/ muͤſte es trauen nicht mit Worten/ ſondern auff Rittersweiſe verſuchen. Die Weiber empfunden dieſe Schmach ſehr hoch/ wolten ſich doch etwas hoͤflich bey der Sa- che ſtellen/ uñ ſagte die eine zu ihm: Schoͤner Herr/ als viel ich merke/ werden ſchoͤne Frauẽ eures Geldes nicht viel/ noch weniger euer Liebe genieſſen. Freylich findet kein Menſch ei- nigen genieß bey mir/ antwortete Ladiſla/ wann mirs Schimpff und Schande braͤchte. Wir ſind auch nicht einem jeden zugefallen/ gab dieſe zur Antwort/ aber warumb ſolte man groſſen Herren moͤgliche Dienſte verſagen? Er wolte ſich mit ihnen nicht zanken/ weil es einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/688
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/688>, abgerufen am 22.12.2024.