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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
trug er einen schwarzen Huht mit einer langen weissen Feder/ und flogen ihm die Goldgel-
ben Haarlocken umb die Schuldern. Jene sperreten Mund und Augen auf/ da sie ihn an-
fangs so zierlich mit dem Pferde sprengen/ her nach ihn so treflich wolgestaltsahen. Er aber
trat ihnen entgegen/ da er mit entblössetem Häupte sie sehr freundlich grüssete/ nachgehends
dem Fräulein/ und Fr. Roxanen/ ungeachtet ihres wegerns/ die Hände küssete; und als er
darauff Herrn Mazens anreden wolte/ kam ihm derselbe zuvor/ und sagete: Durchl. Groß-
Fürst/ Gn. Herr/ wie überaus grosse Vergnügung ich an meinem heutigen Glük habe/ kan
ich mit Worten nicht zuverstehen geben/ wolte auch Euer Durchl. willig und gehorsam et-
liche Tagereisen mit gnugsamer Manschaft zur Wegesversicherung entgegen geritten seyn/
wann dero Ankunfft ich währe verständiget worden; erfreue mich höchlich über Ihrer
Durchl. Gesundheit/ mit demühtiger Bitte/ dieselbe mit ihrem Knechte der Zeit Gelegen-
heit nach/ gnädig vor lieb und gut nehmen/ und auff meinem Schlosse nach allem ihren
Willen gebieten und verbieten wollen. Herkules bedankete sich mit sonderlicher Freund-
ligkeit/ der angebohtenen unverdieneten Ehre und Freundschafft/ und baht ganz ernstlich/
mit ihm/ als mit einem Freunde und umschweiffenden Ritter umzugehen/ weil ihm dieser
Zeit nichts so sehr/ als ein Fürstlicher Nahme zuwider währe; nachgehends sagte er: Ihr
meine hochwerte Freunde/ ich befinde mich ihnen wegen der/ meinem Oheim Herkuliskus
erzeigeten Freundschafft dermassen verbunden/ daß ich nicht absehen kan/ durch was Mit-
tel er oder ich/ uns dankbarlich loßwirken können/ es währe dann/ dz ein williges Herz/ auch
vor sie zusterben/ in Bezahlung möchte gültig seyn/ welches ich ohn einige Wegerung dar-
biete. Mazeus gab zur Antwort: Seine Dienste wären Unvermögens halber sehr schlecht/
und ihm wegen des trefflichen Herkuliskus schon mit einer geschenketen statlichen Herr-
schafft tausendfach vergolten. Welche Rede ihn nicht wenig befremdete/ dann er wuste wol/
daß sein Fräulein in diesen Landschafften keine liegende Güter zuverleihen hatte; doch wol-
te er nicht nachfragen/ sondern auff vielfältiges nöhtigen ging er mit auff das Schloß/ da
er Frl. Barsenen bey der Hand/ wiewol wider ihren Willen/ führete/ welche zu ihm sagete:
Durchl. Fürst/ es hat mein Gn. Fräulein/ Frl. Herkuliska/ mich und andere/ die ganze zeit
ihres anwesens so artig auffgezogen/ indem sie sich vor einen Herren-Standes-mässigen
Jüngling angegeben/ also daß wir ihr die wolgebührliche Ehre und Auffwartung nicht
leisten können. Ob nun zwar aus ihrem zarten Angesicht/ wir von ihrem Geschlecht billich
hätten urteilen sollen/ müsten wir doch von neuen wieder zweifelhafftig werden/ massen wir
aus diesem Grunde nicht anders/ als Eure Durchl. vor ein Fräulein halten könten. Her-
kules stellete sich der Rede halben sehr verwundernd/ und antwortete: Mein hochwertes
Fräulein; so ist meine Fräulein Wase/ an diesem Orte ihrem Geschlechte nach erkennet?
O was vor ein sonderbahres Glük hat sie doch an diesen Freundes-Ort geführet? Zwar
wann dieselbe aus Leichtsinnigkeit Mannes Gestalt an sich genommen hätte/ würde ich der
erste seyn/ der es an ihr tadelte; weil aber zu ihrer Ehrenversicherung es nohtwedig hat ge-
schehen müssen/ werden meine hochwerten Freunde ihr diese Mummerey nicht verargen/
insonderheit/ nach dem/ wie ich vernehme/ sie sich noch endlich zuerkennen gegeben hat. O
nein/ antwortete sie/ solches ist von meinem Gn. Fräulein so heimlich gehalten/ daß es kein
Mensch erfahren mögen/ ohn daß ich argwohne/ meine Fr. Schwester habe des Tages ih-

rer

Drittes Buch.
trug er einen ſchwarzen Huht mit einer langen weiſſen Feder/ und flogen ihm die Goldgel-
ben Haarlocken umb die Schuldern. Jene ſperreten Mund und Augen auf/ da ſie ihn an-
fangs ſo zierlich mit dem Pferde ſprengen/ her nach ihn ſo treflich wolgeſtaltſahen. Er aber
trat ihnen entgegẽ/ da er mit entbloͤſſetem Haͤupte ſie ſehr freundlich gruͤſſete/ nachgehends
dem Fraͤulein/ und Fr. Roxanen/ ungeachtet ihres wegerns/ die Haͤnde kuͤſſete; und als er
darauff Herꝛn Mazens anreden wolte/ kam ihm derſelbe zuvor/ und ſagete: Durchl. Groß-
Fuͤrſt/ Gn. Herr/ wie uͤberaus groſſe Vergnuͤgung ich an meinem heutigen Gluͤk habe/ kan
ich mit Worten nicht zuverſtehen geben/ wolte auch Euer Durchl. willig und gehorſam et-
liche Tagereiſen mit gnugſamer Manſchaft zuꝛ Wegesverſicherung entgegẽ geritten ſeyn/
wann dero Ankunfft ich waͤhre verſtaͤndiget worden; erfreue mich hoͤchlich uͤber Ihrer
Durchl. Geſundheit/ mit demuͤhtiger Bitte/ dieſelbe mit ihrem Knechte der Zeit Gelegen-
heit nach/ gnaͤdig vor lieb und gut nehmen/ und auff meinem Schloſſe nach allem ihren
Willen gebieten und verbieten wollen. Herkules bedankete ſich mit ſonderlicher Freund-
ligkeit/ der angebohtenen unverdieneten Ehre und Freundſchafft/ und baht ganz ernſtlich/
mit ihm/ als mit einem Freunde und umſchweiffenden Ritter umzugehen/ weil ihm dieſer
Zeit nichts ſo ſehr/ als ein Fuͤrſtlicher Nahme zuwider waͤhre; nachgehends ſagte er: Ihꝛ
meine hochwerte Freunde/ ich befinde mich ihnen wegen der/ meinem Oheim Herkuliſkus
erzeigeten Freundſchafft dermaſſen verbunden/ daß ich nicht abſehen kan/ durch was Mit-
tel er oder ich/ uns dankbarlich loßwirken koͤnnen/ es waͤhre dann/ dz ein williges Herz/ auch
vor ſie zuſterben/ in Bezahlung moͤchte gültig ſeyn/ welches ich ohn einige Wegerung daꝛ-
biete. Mazeus gab zur Antwort: Seine Dienſte waͤren Unvermoͤgens halber ſehr ſchlecht/
und ihm wegen des trefflichen Herkuliſkus ſchon mit einer geſchenketen ſtatlichen Herr-
ſchafft tauſendfach vergolten. Welche Rede ihn nicht wenig befremdete/ dañ er wuſte wol/
daß ſein Fraͤulein in dieſen Landſchafften keine liegende Guͤter zuverleihen hatte; doch wol-
te er nicht nachfragen/ ſondern auff vielfaͤltiges noͤhtigen ging er mit auff das Schloß/ da
er Frl. Barſenen bey der Hand/ wiewol wider ihren Willen/ fuͤhrete/ welche zu ihm ſagete:
Durchl. Fürſt/ es hat mein Gn. Fraͤulein/ Frl. Herkuliſka/ mich und andere/ die ganze zeit
ihres anweſens ſo artig auffgezogen/ indem ſie ſich vor einen Herren-Standes-maͤſſigen
Juͤngling angegeben/ alſo daß wir ihr die wolgebuͤhrliche Ehre und Auffwartung nicht
leiſten koͤnnen. Ob nun zwar aus ihrem zarten Angeſicht/ wir von ihrem Geſchlecht billich
haͤtten urteilen ſollen/ muͤſten wir doch von neuen wieder zweifelhafftig werden/ maſſen wiꝛ
aus dieſem Grunde nicht anders/ als Eure Durchl. vor ein Fraͤulein halten koͤnten. Her-
kules ſtellete ſich der Rede halben ſehr verwundernd/ und antwortete: Mein hochwertes
Fraͤulein; ſo iſt meine Fraͤulein Waſe/ an dieſem Orte ihrem Geſchlechte nach erkennet?
O was vor ein ſonderbahres Gluͤk hat ſie doch an dieſen Freundes-Ort gefuͤhret? Zwar
wann dieſelbe aus Leichtſinnigkeit Mannes Geſtalt an ſich genommen haͤtte/ wuͤrde ich deꝛ
erſte ſeyn/ der es an ihr tadelte; weil aber zu ihrer Ehrenverſicherung es nohtwedig hat ge-
ſchehen muͤſſen/ werden meine hochwerten Freunde ihr dieſe Mummerey nicht verargen/
inſonderheit/ nach dem/ wie ich vernehme/ ſie ſich noch endlich zuerkennen gegeben hat. O
nein/ antwortete ſie/ ſolches iſt von meinem Gn. Fraͤulein ſo heimlich gehalten/ daß es kein
Menſch erfahren moͤgen/ ohn daß ich argwohne/ meine Fr. Schweſter habe des Tages ih-

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[636/0674] Drittes Buch. trug er einen ſchwarzen Huht mit einer langen weiſſen Feder/ und flogen ihm die Goldgel- ben Haarlocken umb die Schuldern. Jene ſperreten Mund und Augen auf/ da ſie ihn an- fangs ſo zierlich mit dem Pferde ſprengen/ her nach ihn ſo treflich wolgeſtaltſahen. Er aber trat ihnen entgegẽ/ da er mit entbloͤſſetem Haͤupte ſie ſehr freundlich gruͤſſete/ nachgehends dem Fraͤulein/ und Fr. Roxanen/ ungeachtet ihres wegerns/ die Haͤnde kuͤſſete; und als er darauff Herꝛn Mazens anreden wolte/ kam ihm derſelbe zuvor/ und ſagete: Durchl. Groß- Fuͤrſt/ Gn. Herr/ wie uͤberaus groſſe Vergnuͤgung ich an meinem heutigen Gluͤk habe/ kan ich mit Worten nicht zuverſtehen geben/ wolte auch Euer Durchl. willig und gehorſam et- liche Tagereiſen mit gnugſamer Manſchaft zuꝛ Wegesverſicherung entgegẽ geritten ſeyn/ wann dero Ankunfft ich waͤhre verſtaͤndiget worden; erfreue mich hoͤchlich uͤber Ihrer Durchl. Geſundheit/ mit demuͤhtiger Bitte/ dieſelbe mit ihrem Knechte der Zeit Gelegen- heit nach/ gnaͤdig vor lieb und gut nehmen/ und auff meinem Schloſſe nach allem ihren Willen gebieten und verbieten wollen. Herkules bedankete ſich mit ſonderlicher Freund- ligkeit/ der angebohtenen unverdieneten Ehre und Freundſchafft/ und baht ganz ernſtlich/ mit ihm/ als mit einem Freunde und umſchweiffenden Ritter umzugehen/ weil ihm dieſer Zeit nichts ſo ſehr/ als ein Fuͤrſtlicher Nahme zuwider waͤhre; nachgehends ſagte er: Ihꝛ meine hochwerte Freunde/ ich befinde mich ihnen wegen der/ meinem Oheim Herkuliſkus erzeigeten Freundſchafft dermaſſen verbunden/ daß ich nicht abſehen kan/ durch was Mit- tel er oder ich/ uns dankbarlich loßwirken koͤnnen/ es waͤhre dann/ dz ein williges Herz/ auch vor ſie zuſterben/ in Bezahlung moͤchte gültig ſeyn/ welches ich ohn einige Wegerung daꝛ- biete. Mazeus gab zur Antwort: Seine Dienſte waͤren Unvermoͤgens halber ſehr ſchlecht/ und ihm wegen des trefflichen Herkuliſkus ſchon mit einer geſchenketen ſtatlichen Herr- ſchafft tauſendfach vergolten. Welche Rede ihn nicht wenig befremdete/ dañ er wuſte wol/ daß ſein Fraͤulein in dieſen Landſchafften keine liegende Guͤter zuverleihen hatte; doch wol- te er nicht nachfragen/ ſondern auff vielfaͤltiges noͤhtigen ging er mit auff das Schloß/ da er Frl. Barſenen bey der Hand/ wiewol wider ihren Willen/ fuͤhrete/ welche zu ihm ſagete: Durchl. Fürſt/ es hat mein Gn. Fraͤulein/ Frl. Herkuliſka/ mich und andere/ die ganze zeit ihres anweſens ſo artig auffgezogen/ indem ſie ſich vor einen Herren-Standes-maͤſſigen Juͤngling angegeben/ alſo daß wir ihr die wolgebuͤhrliche Ehre und Auffwartung nicht leiſten koͤnnen. Ob nun zwar aus ihrem zarten Angeſicht/ wir von ihrem Geſchlecht billich haͤtten urteilen ſollen/ muͤſten wir doch von neuen wieder zweifelhafftig werden/ maſſen wiꝛ aus dieſem Grunde nicht anders/ als Eure Durchl. vor ein Fraͤulein halten koͤnten. Her- kules ſtellete ſich der Rede halben ſehr verwundernd/ und antwortete: Mein hochwertes Fraͤulein; ſo iſt meine Fraͤulein Waſe/ an dieſem Orte ihrem Geſchlechte nach erkennet? O was vor ein ſonderbahres Gluͤk hat ſie doch an dieſen Freundes-Ort gefuͤhret? Zwar wann dieſelbe aus Leichtſinnigkeit Mannes Geſtalt an ſich genommen haͤtte/ wuͤrde ich deꝛ erſte ſeyn/ der es an ihr tadelte; weil aber zu ihrer Ehrenverſicherung es nohtwedig hat ge- ſchehen muͤſſen/ werden meine hochwerten Freunde ihr dieſe Mummerey nicht verargen/ inſonderheit/ nach dem/ wie ich vernehme/ ſie ſich noch endlich zuerkennen gegeben hat. O nein/ antwortete ſie/ ſolches iſt von meinem Gn. Fraͤulein ſo heimlich gehalten/ daß es kein Menſch erfahren moͤgen/ ohn daß ich argwohne/ meine Fr. Schweſter habe des Tages ih- rer

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/674>, abgerufen am 26.06.2024.