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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Hocheit von Ehre und Zucht reden dürfte/ da doch des Königes Wille der Ehre und Zucht
die masse gäbe; hernach befahl er dreien ädlen Trabanten/ die im Gemach auffwarteten/
sie solten den Jüngling hinführen/ daß er verschnitten/ und aufs fleissigste geheilet würde;
welches Herkuliskus hörend/ sich auff die Knie legete/ und mit ganz bewäglicher Stimme
also redete: Allergroßmächtigster König; euer Königl. Hocheit ich unwirdigster bitte und
flehe demühtigst/ mich dieser Schmach nicht zu unterwerffen/ als nach deren gewaltsame
anlegung ich mich vollends hinzurichten/ gänzlich entschlossen bin. Mein Stand/ in dem
ich gezeuget/ ist trauen nicht Knechtisch/ und ein teutsches Herz untergibt sich lieber dem
Henkerschwert/ als dem schanden-Messer; meinet eure Königl. Hocheit/ mich etwa im
Frauenzimmer zugebrauchen? O nein! dem werde ich durch einen rühmlichen Tod leicht
vorkommen; oder ist einer/ der mir grössere Schande anmuhten dürfte? dem schwöre ich
bey dem wahren Gott/ daß ich seiner Viehischeit sehr teure Bezahlung suchen werde/ eben
da er am wenigsten sichs versehen möchte. Nicht rede ich solches euch grossem Könige zu
Troz/ davor mich der Himmel wol bewahren sol/ dann wie könte zu demselbigen ich mich
einiger Unmenschheit versehen? Nur ist mein aller demütigstes flehen/ eure Königl. Hoch-
heit wolle ihren scharffen Befehl allergnädigst auffheben. Der König stellete sich nochmals/
als hätte er der Rede nicht wahrgenommen/ sahe seine Diener greßlich an/ und fragete:
Ob sie seinen Befehl vernommen hätten. Dieselben fielen nider/ bahten umb Gnade/ und
machten sich mit freundlicher Rede an Herkuliskus/ er möchte ja durch seine wiederspen-
stigkeit des grossen Königes Zorn nicht auff sich laden sondern willig mit ihnen gehen. Er
wolte aber nicht/ sondern blieb auff seinen Knien sitzen/ und sahe den König mit helblinken-
den Augen ins Angesicht/ mit solchem frischen beständigen Muht/ daß alle Anwesende sich
davor höchlich entsetzeten; daher die Diener ihren König frageten/ ob ihnen befohlen wäh-
re/ den wiederspenstigen Jüngling mit Gewalt hinweg zu tragen. Nein/ antwortete er/ a-
ber wird Phraortes nicht schaffen/ daß der frevelmuhtige Knabe mit gutem Willen fort
gehe/ sol es an beyder Leben grausamlich gerochen werden. Der Groß Fürst erzitterte hier-
ob/ trat zu ihm/ und sagete: Mein geliebter Sohn/ sollen wir dann beyde eines bösen todes
sterben? doch mein Leben kan ohn daß so gar lange nicht mehr wehren. Er aber richtete sich
freudig auff/ neigete sich anfangs gegen den König/ und gab zur Antwort: Ey daß wolte
Gott nicht/ daß so ein teurer ehrliebender Fürst meinetwegen in Lebensgefahr gerahten
solte; neigete sich abermahl/ und mit ernsthaffter Stimme sagte er zu dem Parther: Gros-
ser König/ es hat mich keine to des Furcht von dieser Stelle auffgehoben/ sondern euer Kö-
nigl. Hocheit den ersten Gehorsam nicht zu wegern/ gehe ich mit diesen Dienern hin; das
übrige stelle ich Gott heim/ zu Rettung euer Königl. Hocheit Ehren/ auch zu meiner Zucht
und Gesundheit/ als lange sie können beysammen seyn; dann ich schwöre nochmals/ daß
alles beydes an mir untrenliche Schwestern sind/ so daß der einen Verlust die andere wil-
lig nach sich zihen wird; dessen doch ungeachtet/ eure Königl. Hocheit ich klärlich sehen
lasse/ wie hoch ich dero Befehl achte; neigete sich zum drittenmahl/ und sagete zu den Die-
nern/ komt bald/ wir müssen auff Königlichen Befehl/ diesen Weg vor uns nehmen/ umb
zu sehen/ wie es Gott weiter schicken werde. Als sie aus dem lezten Gemach traten/ nam
er seinen Säbel von Timokles/ hing ihn an/ und befahl ihm/ geschwinde nach der Gutsche

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Drittes Buch.
Hocheit von Ehre und Zucht reden duͤrfte/ da doch des Koͤniges Wille der Ehre uñ Zucht
die maſſe gaͤbe; hernach befahl er dreien aͤdlen Trabanten/ die im Gemach auffwarteten/
ſie ſolten den Juͤngling hinfuͤhren/ daß er verſchnitten/ und aufs fleiſſigſte geheilet wuͤrde;
welches Herkuliſkus hoͤrend/ ſich auff die Knie legete/ und mit ganz bewaͤglicher Stimme
alſo redete: Allergroßmaͤchtigſter Koͤnig; euer Koͤnigl. Hocheit ich unwirdigſter bitte uñ
flehe demuͤhtigſt/ mich dieſer Schmach nicht zu unterwerffen/ als nach deren gewaltſame
anlegung ich mich vollends hinzurichten/ gaͤnzlich entſchloſſen bin. Mein Stand/ in dem
ich gezeuget/ iſt trauen nicht Knechtiſch/ und ein teutſches Herz untergibt ſich lieber dem
Henkerſchwert/ als dem ſchanden-Meſſer; meinet eure Koͤnigl. Hocheit/ mich etwa im
Frauenzimmer zugebrauchen? O nein! dem werde ich durch einen ruͤhmlichen Tod leicht
vorkommen; oder iſt einer/ der mir groͤſſere Schande anmuhten duͤrfte? dem ſchwoͤre ich
bey dem wahren Gott/ daß ich ſeiner Viehiſcheit ſehr teure Bezahlung ſuchen werde/ eben
da er am wenigſten ſichs verſehen moͤchte. Nicht rede ich ſolches euch groſſem Koͤnige zu
Troz/ davor mich der Himmel wol bewahren ſol/ dann wie koͤnte zu demſelbigen ich mich
einiger Unmenſchheit verſehen? Nur iſt mein aller demuͤtigſtes flehen/ eure Koͤnigl. Hoch-
heit wolle ihren ſcharffen Befehl alleꝛgnaͤdigſt auffhebẽ. Deꝛ Koͤnig ſtellete ſich nochmals/
als haͤtte er der Rede nicht wahrgenommen/ ſahe ſeine Diener greßlich an/ und fragete:
Ob ſie ſeinen Befehl vernommen haͤtten. Dieſelben fielen nider/ bahten umb Gnade/ und
machten ſich mit freundlicher Rede an Herkuliſkus/ er moͤchte ja durch ſeine wiederſpen-
ſtigkeit des groſſen Koͤniges Zorn nicht auff ſich laden ſondern willig mit ihnen gehen. Er
wolte aber nicht/ ſondern blieb auff ſeinen Knien ſitzen/ und ſahe den Koͤnig mit helblinken-
den Augen ins Angeſicht/ mit ſolchem friſchen beſtaͤndigen Muht/ daß alle Anweſende ſich
davor hoͤchlich entſetzeten; daher die Diener ihren Koͤnig frageten/ ob ihnen befohlen waͤh-
re/ den wiederſpenſtigen Juͤngling mit Gewalt hinweg zu tragen. Nein/ antwortete er/ a-
ber wird Phraortes nicht ſchaffen/ daß der frevelmuhtige Knabe mit gutem Willen fort
gehe/ ſol es an beyder Leben grauſamlich gerochen werden. Der Groß Fuͤrſt erzitterte hier-
ob/ trat zu ihm/ und ſagete: Mein geliebter Sohn/ ſollen wir dann beyde eines boͤſen todes
ſterben? doch mein Leben kan ohn daß ſo gar lange nicht mehr wehren. Er aber richtete ſich
freudig auff/ neigete ſich anfangs gegen den Koͤnig/ und gab zur Antwort: Ey daß wolte
Gott nicht/ daß ſo ein teurer ehrliebender Fuͤrſt meinetwegen in Lebensgefahr gerahten
ſolte; neigete ſich abermahl/ und mit ernſthaffter Stim̃e ſagte er zu dem Parther: Groſ-
ſer Koͤnig/ es hat mich keine to des Furcht von dieſer Stelle auffgehoben/ ſondern euer Koͤ-
nigl. Hocheit den erſten Gehorſam nicht zu wegern/ gehe ich mit dieſen Dienern hin; das
uͤbrige ſtelle ich Gott heim/ zu Rettung euer Koͤnigl. Hocheit Ehren/ auch zu meiner Zucht
und Geſundheit/ als lange ſie koͤnnen beyſammen ſeyn; dann ich ſchwoͤre nochmals/ daß
alles beydes an mir untrenliche Schweſtern ſind/ ſo daß der einen Verluſt die andere wil-
lig nach ſich zihen wird; deſſen doch ungeachtet/ eure Koͤnigl. Hocheit ich klaͤrlich ſehen
laſſe/ wie hoch ich dero Befehl achte; neigete ſich zum drittenmahl/ und ſagete zu den Die-
nern/ komt bald/ wir muͤſſen auff Koͤniglichen Befehl/ dieſen Weg vor uns nehmen/ umb
zu ſehen/ wie es Gott weiter ſchicken werde. Als ſie aus dem lezten Gemach traten/ nam
er ſeinen Saͤbel von Timokles/ hing ihn an/ und befahl ihm/ geſchwinde nach der Gutſche

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[625/0663] Drittes Buch. Hocheit von Ehre und Zucht reden duͤrfte/ da doch des Koͤniges Wille der Ehre uñ Zucht die maſſe gaͤbe; hernach befahl er dreien aͤdlen Trabanten/ die im Gemach auffwarteten/ ſie ſolten den Juͤngling hinfuͤhren/ daß er verſchnitten/ und aufs fleiſſigſte geheilet wuͤrde; welches Herkuliſkus hoͤrend/ ſich auff die Knie legete/ und mit ganz bewaͤglicher Stimme alſo redete: Allergroßmaͤchtigſter Koͤnig; euer Koͤnigl. Hocheit ich unwirdigſter bitte uñ flehe demuͤhtigſt/ mich dieſer Schmach nicht zu unterwerffen/ als nach deren gewaltſame anlegung ich mich vollends hinzurichten/ gaͤnzlich entſchloſſen bin. Mein Stand/ in dem ich gezeuget/ iſt trauen nicht Knechtiſch/ und ein teutſches Herz untergibt ſich lieber dem Henkerſchwert/ als dem ſchanden-Meſſer; meinet eure Koͤnigl. Hocheit/ mich etwa im Frauenzimmer zugebrauchen? O nein! dem werde ich durch einen ruͤhmlichen Tod leicht vorkommen; oder iſt einer/ der mir groͤſſere Schande anmuhten duͤrfte? dem ſchwoͤre ich bey dem wahren Gott/ daß ich ſeiner Viehiſcheit ſehr teure Bezahlung ſuchen werde/ eben da er am wenigſten ſichs verſehen moͤchte. Nicht rede ich ſolches euch groſſem Koͤnige zu Troz/ davor mich der Himmel wol bewahren ſol/ dann wie koͤnte zu demſelbigen ich mich einiger Unmenſchheit verſehen? Nur iſt mein aller demuͤtigſtes flehen/ eure Koͤnigl. Hoch- heit wolle ihren ſcharffen Befehl alleꝛgnaͤdigſt auffhebẽ. Deꝛ Koͤnig ſtellete ſich nochmals/ als haͤtte er der Rede nicht wahrgenommen/ ſahe ſeine Diener greßlich an/ und fragete: Ob ſie ſeinen Befehl vernommen haͤtten. Dieſelben fielen nider/ bahten umb Gnade/ und machten ſich mit freundlicher Rede an Herkuliſkus/ er moͤchte ja durch ſeine wiederſpen- ſtigkeit des groſſen Koͤniges Zorn nicht auff ſich laden ſondern willig mit ihnen gehen. Er wolte aber nicht/ ſondern blieb auff ſeinen Knien ſitzen/ und ſahe den Koͤnig mit helblinken- den Augen ins Angeſicht/ mit ſolchem friſchen beſtaͤndigen Muht/ daß alle Anweſende ſich davor hoͤchlich entſetzeten; daher die Diener ihren Koͤnig frageten/ ob ihnen befohlen waͤh- re/ den wiederſpenſtigen Juͤngling mit Gewalt hinweg zu tragen. Nein/ antwortete er/ a- ber wird Phraortes nicht ſchaffen/ daß der frevelmuhtige Knabe mit gutem Willen fort gehe/ ſol es an beyder Leben grauſamlich gerochen werden. Der Groß Fuͤrſt erzitterte hier- ob/ trat zu ihm/ und ſagete: Mein geliebter Sohn/ ſollen wir dann beyde eines boͤſen todes ſterben? doch mein Leben kan ohn daß ſo gar lange nicht mehr wehren. Er aber richtete ſich freudig auff/ neigete ſich anfangs gegen den Koͤnig/ und gab zur Antwort: Ey daß wolte Gott nicht/ daß ſo ein teurer ehrliebender Fuͤrſt meinetwegen in Lebensgefahr gerahten ſolte; neigete ſich abermahl/ und mit ernſthaffter Stim̃e ſagte er zu dem Parther: Groſ- ſer Koͤnig/ es hat mich keine to des Furcht von dieſer Stelle auffgehoben/ ſondern euer Koͤ- nigl. Hocheit den erſten Gehorſam nicht zu wegern/ gehe ich mit dieſen Dienern hin; das uͤbrige ſtelle ich Gott heim/ zu Rettung euer Koͤnigl. Hocheit Ehren/ auch zu meiner Zucht und Geſundheit/ als lange ſie koͤnnen beyſammen ſeyn; dann ich ſchwoͤre nochmals/ daß alles beydes an mir untrenliche Schweſtern ſind/ ſo daß der einen Verluſt die andere wil- lig nach ſich zihen wird; deſſen doch ungeachtet/ eure Koͤnigl. Hocheit ich klaͤrlich ſehen laſſe/ wie hoch ich dero Befehl achte; neigete ſich zum drittenmahl/ und ſagete zu den Die- nern/ komt bald/ wir muͤſſen auff Koͤniglichen Befehl/ dieſen Weg vor uns nehmen/ umb zu ſehen/ wie es Gott weiter ſchicken werde. Als ſie aus dem lezten Gemach traten/ nam er ſeinen Saͤbel von Timokles/ hing ihn an/ und befahl ihm/ geſchwinde nach der Gutſche zu K k k k

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/663>, abgerufen am 22.12.2024.