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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
und bey dem Wirt angehalten hätte/ er möchte ihm ein Wort absonderlich hören/ so wol-
te er ihm schon Ursach melden/ warumb er ihn käuffen solte; und als sie allein wahren/ sagte
er zu ihm: Mein Herr/ da ich von diesen vieren gefangen ward/ und verstund/ daß ich solte
verkauft werden/ wuste aber/ daß ich keine Handkünste gelernet hatte/ wolte ich dannoch
meinem Käuffer in andere Wege Ergezligkeit machen/ und habe diesen Schaz heimlich
bey mir verwahret/ welchen ich euch liefern wil/ möget euch wol verfichern/ daß er mit gu-
tem Willen umb 6000 Kronen kan verkauft werden: So nehmet ihn nun zu euch/ daß es
diese nicht erfahren/ und ich mein Leben behalten möge/ weil ja niemande mit meinem Blut
kan gedienet seyn; ob ich auch gleich kein Künstler bin/ wil ich mich doch in die Hand Arbeit/
und was einem Knechte oblieget/ wol zuschicken wissen; überdaß findet sich wol ein grosser
Herr der mich käufft/ daß ich ihm die Pferde abrichte/ oder wol seine Kinder in fremden
Sprachen unterweise. Der Wirt nahmens Orsillos/ besichtigte die Kleinot/ fand sie köst-
lich/ und sagete: Du hast durch diese Bedachtsamkeit klüglich gehandelt/ und nun zweifele
nicht/ ich wil dich käuffen/ und umb ein geringes Geld dich einem guten Herrn zuführen.
O wie froh ward Kleon/ daß er Lebensversicherung bekam; er erboht sich zu aller möglichen
Auffwartung/ und ging mit dem Wirt in die Stuben/ welcher zu den Räubern sagete; es
hätte ihn dieser arme Tropf durch viel bitten vermocht/ daß er ihn käuffen wolte; ward also
mit ihnen umb 80 Kronen eins/ die er baar erlegte/ und seinen Kleon alsbald in den Pferde-
stal jagete/ denselben außzumisten; wohin er sich willig verfügete/ umb daß er daselbst seine
annoch übrigen Kleinot/ die er unter den Kleidern am Leibe trug/ verbergen möchte/ welche
eine Tonne Schaz am wert übertraffen; nach welcher verrichtung er mit der Arbeit/ ehe
man sichs versahe/ fertig wahr/ da ihn gleich einer nach dem Hause rieff/ die Kleider abzu-
legen/ welche die Räuber bey dem kauffe ihnen vorbehalten hatten. Nun wahr er hierzu
gar willig/ und mit den geflicketen Lumpen/ die man ihm zuwars/ wol zufrieden; weil er aber
im außzihen merkete/ daß noch ein Ring in dem Hosenfutter verborgen wahr/ gab er sei-
nem Herrn einen Wink/ daß Kleid nicht aus der Hand zu lassen/ ob ers gleich dreyfach be-
zahlen solte; welcher seine Rechnung leicht machete/ daß noch ein Vortel müste verhan-
den seyn/ und daher die Räuber mit 30 Kronen befriedigte; vorgebend/ es stünde das Kleid
seinem Leibeigenen so zierlich/ daß er in demselben ihn umb ein zimliches teurer als sonst
zuverkäuffen hoffete; und zwar dz außgelegte Geld reuete ihn nicht/ massen nach der Räu-
ber Abscheid er einen Demant Ring auff 1200 Kronen darinnen fand/ dessen er sich freue-
te/ und zu Kleon sagete; weil du mir auch noch diesen Vortel hast gönnen wollen/ soltu
mich wieder gnädig finden/ und wil dich in Speise und Kleidung besser als die andern hal-
ten. Also muste dieser Held allhier 5 Wochen als ein Leibeigener dienen/ da ihm täglich gar
ein wenig warme Speise zum groben Brodte/ und ein Trunk Wasser gereichet ward/ mu-
ste unterdessen die Viehställe misten/ die unflätigen Winkel reinigen/ Holz hauen/ Wasser
tragen/ und dergleichen schwere und unflätige Haußarbeit mehr verrichten/ und zwar
ohn einige gegönnete Tagesruhe biß in die sinkende Nacht; als dann gab man ihm eine dün-
ne Sträu im Viehstalle/ worauff er mit geschlossenen Füssen ruhen muste. Drey Mägde
wahren im Hause/ von zimlicher Frecheit/ welche sich seiner guten Gestalt gelüsten liessen/
und ihm sehr nachgingen/ daß er Mühe hatte/ sich ihrer zu erwehren/ ja des Wirts Weib

selber/

Drittes Buch.
und bey dem Wirt angehalten haͤtte/ er moͤchte ihm ein Wort abſonderlich hoͤren/ ſo wol-
te er ihm ſchon Urſach melden/ warumb er ihn kaͤuffen ſolte; uñ als ſie allein wahren/ ſagte
er zu ihm: Mein Herr/ da ich von dieſen vieren gefangen ward/ und verſtund/ daß ich ſolte
verkauft werden/ wuſte aber/ daß ich keine Handkuͤnſte gelernet hatte/ wolte ich dannoch
meinem Kaͤuffer in andere Wege Ergezligkeit machen/ und habe dieſen Schaz heimlich
bey mir verwahret/ welchen ich euch liefern wil/ moͤget euch wol verfichern/ daß er mit gu-
tem Willen umb 6000 Kronen kan verkauft werden: So nehmet ihn nun zu euch/ daß es
dieſe nicht erfahren/ und ich mein Leben behalten moͤge/ weil ja niemande mit meinem Blut
kan gedienet ſeyn; ob ich auch gleich kein Kuͤnſtleꝛ bin/ wil ich mich doch in die Hand Arbeit/
und was einem Knechte oblieget/ wol zuſchicken wiſſen; uͤberdaß findet ſich wol ein groſſer
Herr der mich kaͤufft/ daß ich ihm die Pferde abrichte/ oder wol ſeine Kinder in fremden
Sprachen unterweiſe. Der Wirt nahmens Orſillos/ beſichtigte die Kleinot/ fand ſie koͤſt-
lich/ und ſagete: Du haſt durch dieſe Bedachtſamkeit kluͤglich gehandelt/ und nun zweifele
nicht/ ich wil dich kaͤuffen/ und umb ein geringes Geld dich einem guten Herꝛn zufuͤhren.
O wie froh ward Kleon/ daß er Lebensverſicherung bekam; er erboht ſich zu aller moͤglichẽ
Auffwartung/ und ging mit dem Wirt in die Stuben/ welcher zu den Raͤubern ſagete; es
haͤtte ihn dieſer arme Tropf duꝛch viel bitten vermocht/ daß er ihn kaͤuffen wolte; ward alſo
mit ihnen umb 80 Kronen eins/ die eꝛ baar erlegte/ und ſeinen Kleon alsbald in den Pfeꝛde-
ſtal jagete/ denſelben außzumiſten; wohin er ſich willig verfuͤgete/ umb daß er daſelbſt ſeine
annoch uͤbrigen Kleinot/ die er unter den Kleidern am Leibe trug/ verbergen moͤchte/ welche
eine Tonne Schaz am wert uͤbertraffen; nach welcher verrichtung er mit der Arbeit/ ehe
man ſichs verſahe/ fertig wahr/ da ihn gleich einer nach dem Hauſe rieff/ die Kleider abzu-
legen/ welche die Raͤuber bey dem kauffe ihnen vorbehalten hatten. Nun wahr er hierzu
gar willig/ uñ mit den geflicketen Lumpen/ die man ihm zuwarſ/ wol zufrieden; weil er abeꝛ
im außzihen merkete/ daß noch ein Ring in dem Hoſenfutter verborgen wahr/ gab er ſei-
nem Herrn einen Wink/ daß Kleid nicht aus der Hand zu laſſen/ ob ers gleich dreyfach be-
zahlen ſolte; welcher ſeine Rechnung leicht machete/ daß noch ein Vortel muͤſte verhan-
den ſeyn/ uñ daher die Raͤuber mit 30 Kronen befriedigte; vorgebend/ es ſtuͤnde das Kleid
ſeinem Leibeigenen ſo zierlich/ daß er in demſelben ihn umb ein zimliches teurer als ſonſt
zuverkaͤuffen hoffete; und zwar dz außgelegte Geld reuete ihn nicht/ maſſen nach der Raͤu-
ber Abſcheid er einen Demant Ring auff 1200 Kronen dariñen fand/ deſſen er ſich freue-
te/ und zu Kleon ſagete; weil du mir auch noch dieſen Vortel haſt goͤnnen wollen/ ſoltu
mich wieder gnaͤdig finden/ und wil dich in Speiſe und Kleidung beſſer als die andern hal-
ten. Alſo muſte dieſer Held allhier 5 Wochen als ein Leibeigener dienen/ da ihm taͤglich gaꝛ
ein wenig warme Speiſe zum groben Brodte/ und ein Trunk Waſſer gereichet ward/ mu-
ſte unterdeſſen die Viehſtaͤlle miſten/ die unflaͤtigen Winkel reinigen/ Holz hauen/ Waſſer
tragen/ und dergleichen ſchwere und unflaͤtige Haußarbeit mehr verrichten/ und zwar
ohn einige gegoͤñete Tagesruhe biß in die ſinkende Nacht; als dañ gab man ihm eine duͤn-
ne Straͤu im Viehſtalle/ worauff er mit geſchloſſenen Fuͤſſen ruhen muſte. Drey Maͤgde
wahren im Hauſe/ von zimlicher Frecheit/ welche ſich ſeiner guten Geſtalt geluͤſten lieſſen/
und ihm ſehr nachgingen/ daß er Muͤhe hatte/ ſich ihrer zu erwehren/ ja des Wirts Weib

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[615/0653] Drittes Buch. und bey dem Wirt angehalten haͤtte/ er moͤchte ihm ein Wort abſonderlich hoͤren/ ſo wol- te er ihm ſchon Urſach melden/ warumb er ihn kaͤuffen ſolte; uñ als ſie allein wahren/ ſagte er zu ihm: Mein Herr/ da ich von dieſen vieren gefangen ward/ und verſtund/ daß ich ſolte verkauft werden/ wuſte aber/ daß ich keine Handkuͤnſte gelernet hatte/ wolte ich dannoch meinem Kaͤuffer in andere Wege Ergezligkeit machen/ und habe dieſen Schaz heimlich bey mir verwahret/ welchen ich euch liefern wil/ moͤget euch wol verfichern/ daß er mit gu- tem Willen umb 6000 Kronen kan verkauft werden: So nehmet ihn nun zu euch/ daß es dieſe nicht erfahren/ und ich mein Leben behalten moͤge/ weil ja niemande mit meinem Blut kan gedienet ſeyn; ob ich auch gleich kein Kuͤnſtleꝛ bin/ wil ich mich doch in die Hand Arbeit/ und was einem Knechte oblieget/ wol zuſchicken wiſſen; uͤberdaß findet ſich wol ein groſſer Herr der mich kaͤufft/ daß ich ihm die Pferde abrichte/ oder wol ſeine Kinder in fremden Sprachen unterweiſe. Der Wirt nahmens Orſillos/ beſichtigte die Kleinot/ fand ſie koͤſt- lich/ und ſagete: Du haſt durch dieſe Bedachtſamkeit kluͤglich gehandelt/ und nun zweifele nicht/ ich wil dich kaͤuffen/ und umb ein geringes Geld dich einem guten Herꝛn zufuͤhren. O wie froh ward Kleon/ daß er Lebensverſicherung bekam; er erboht ſich zu aller moͤglichẽ Auffwartung/ und ging mit dem Wirt in die Stuben/ welcher zu den Raͤubern ſagete; es haͤtte ihn dieſer arme Tropf duꝛch viel bitten vermocht/ daß er ihn kaͤuffen wolte; ward alſo mit ihnen umb 80 Kronen eins/ die eꝛ baar erlegte/ und ſeinen Kleon alsbald in den Pfeꝛde- ſtal jagete/ denſelben außzumiſten; wohin er ſich willig verfuͤgete/ umb daß er daſelbſt ſeine annoch uͤbrigen Kleinot/ die er unter den Kleidern am Leibe trug/ verbergen moͤchte/ welche eine Tonne Schaz am wert uͤbertraffen; nach welcher verrichtung er mit der Arbeit/ ehe man ſichs verſahe/ fertig wahr/ da ihn gleich einer nach dem Hauſe rieff/ die Kleider abzu- legen/ welche die Raͤuber bey dem kauffe ihnen vorbehalten hatten. Nun wahr er hierzu gar willig/ uñ mit den geflicketen Lumpen/ die man ihm zuwarſ/ wol zufrieden; weil er abeꝛ im außzihen merkete/ daß noch ein Ring in dem Hoſenfutter verborgen wahr/ gab er ſei- nem Herrn einen Wink/ daß Kleid nicht aus der Hand zu laſſen/ ob ers gleich dreyfach be- zahlen ſolte; welcher ſeine Rechnung leicht machete/ daß noch ein Vortel muͤſte verhan- den ſeyn/ uñ daher die Raͤuber mit 30 Kronen befriedigte; vorgebend/ es ſtuͤnde das Kleid ſeinem Leibeigenen ſo zierlich/ daß er in demſelben ihn umb ein zimliches teurer als ſonſt zuverkaͤuffen hoffete; und zwar dz außgelegte Geld reuete ihn nicht/ maſſen nach der Raͤu- ber Abſcheid er einen Demant Ring auff 1200 Kronen dariñen fand/ deſſen er ſich freue- te/ und zu Kleon ſagete; weil du mir auch noch dieſen Vortel haſt goͤnnen wollen/ ſoltu mich wieder gnaͤdig finden/ und wil dich in Speiſe und Kleidung beſſer als die andern hal- ten. Alſo muſte dieſer Held allhier 5 Wochen als ein Leibeigener dienen/ da ihm taͤglich gaꝛ ein wenig warme Speiſe zum groben Brodte/ und ein Trunk Waſſer gereichet ward/ mu- ſte unterdeſſen die Viehſtaͤlle miſten/ die unflaͤtigen Winkel reinigen/ Holz hauen/ Waſſer tragen/ und dergleichen ſchwere und unflaͤtige Haußarbeit mehr verrichten/ und zwar ohn einige gegoͤñete Tagesruhe biß in die ſinkende Nacht; als dañ gab man ihm eine duͤn- ne Straͤu im Viehſtalle/ worauff er mit geſchloſſenen Fuͤſſen ruhen muſte. Drey Maͤgde wahren im Hauſe/ von zimlicher Frecheit/ welche ſich ſeiner guten Geſtalt geluͤſten lieſſen/ und ihm ſehr nachgingen/ daß er Muͤhe hatte/ ſich ihrer zu erwehren/ ja des Wirts Weib ſelber/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/653>, abgerufen am 22.12.2024.