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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
dend/ es währe gar zu viel/ daß er sich auch gegen seine Wenigkeit bedanket hätte/ da ihm
doch keine Gelegenheit zustossen wollen/ ihm auffzudienen/ die er gleichwol zusuchen/ höchst
wolte geflissen seyn. Mazeus taht desgleichen/ und erboht sich mit alle seinem Vermögen.
Hernach trat er hin zu Frl. Barsenen/ die sein halbzitternd erwartete/ küssete ihr die Hand/
und meldete in Höfligkeit/ wie er sich der erzeigeten Gunst unwirdig schätzete/ baht umb
stetswehrende gewogenheit/ und verpflichtete sich mit vielfältigem erbieten/ ihr steter Die-
ner zubleiben/ als viel sein Vermögen ohn einige Bedingung leisten könte; wie ihm dann
sein Herz eigentlich zutrüge/ sie würden in beständiger Freundschafft noch manniche Zeit
leben. Das Fräulein währe lieber mit ihm allein gewesen/ umb ihre Liebe zu guter lezt zube-
zeugen/ und seiner Zusage ihn zuerinnern/ weil es aber Zeit und Orts gelegenheit nit gön-
nete/ muste sie es vertragen/ wünschete ihm mit gebrochener Stimme des Himmels Schutz/
und bedankete sich aller geschehenen Ehre. Es hatte Fr. Roxane seine Worte angehöret/
welche sie alle ungleich deutete/ und auff eine hitzige Liebe zog; Sie wuste fast nicht/ ob sie
ihm hold oder ungeneigt seyn solte/ weil sie in den Gedanken stund/ er ginge mit gefährli-
chem Vorsatz umb/ ihre Frl. Schwester zuverleiten/ und war ihr nicht so gar unangenehm/
daß er seine Reise nunmehr fortsetzen würde. Herkuliskus hatte aus unterschiedlichen
Stachelreden/ auch von dem Fräulein selbst vernommen/ wessen sie gegen ihn gesinnet war/
welches er ihr doch nichtverargete/ stellete sich auch vor dißmahl überaus freundlich gegen
sie/ und nach geendigter Danksagung/ hielt er bitlich an/ mit ihm einen kurzen Abtrit zuneh-
men/ weil vor seinem Abscheide er gar ein wenig mit ihr absonderlich zureden hätte. Sie
bestürzete hierüber/ und zweifelte nicht/ es würde die Offenbahrung seiner Liebe gegen das
Frl. betreffen/ welche einzuwilligen sie durchaus nicht gesinnet wahr/ weil sie mit der Groß-
Fürstin die Heyraht ihres Bruders zimlicher massen schon beredet hatte; wegerte sich
demnach höflich/ mit ihm zugehen/ biß ihr Gemahl ihr solches gebot. So bald sie im Ne-
ben Gemache sich allein befunden/ küssete er ihr die Hand/ und brachte vor/ er hätte vorerst
ihr eine grosse Heimligkeit zuentdecken/ und hernach eine freundliche Bitte abzulegen/ wann
er ihrer Verschwiegenheit könte versichert seyn. Sie bildete ihr den vorigen Wahn so sest
ein/ daß sie gänzlich meynete/ es würde die Anwerbung darauff erfolgen/ und gab ihm zur
Antwort: Es möchte vielleicht eine solche Heimligkeit feyn/ welche sie zuwissen nicht be-
gehrete; wann dann eine unmögliche Bitte darzu kommen solte/ würde er nur ihre gute
gewogenheit in Zweifel zihen da sie ihm doch von herzen alles gutes gönnete. Herkuliskus
lachete dieser Sorge bey ihm selber/ wolte sie doch etwas besser prüfen/ und sagte weiter:
Sein höchstes Vertrauen hätte er auff ihre Gütigkeit gebauet/ wolte auch nicht hoffen/ dz
sie ihm ihre Gutwilligkeit versagen würde; Die Heimligkeit währe so beschaffen/ daß sie
noch zur Zeit kein Mensch/ als sie/ wissen dürffte/ deren Nohtwendigkeit die hinzugefügete
Bitte äusserst erfoderte/ so daß er sich billich vor unglükselig schätzen müste/ wann er bey ihr
solte einen blossen schlagen. Ach mein geliebter Herkuliskus/ antwortete sie/ die Götter wis-
sen/ wie gerne ich ihm zugefallen bin/ wegere mich auch nicht/ nach seinem begehren zuschal-
ten/ dafern nur meine Frl. Schwester nicht mit eingemenget wird/ weil dieselbe nicht mehr
frey/ sondern von der Groß Fürstin und mir/ einem trefflichen Herrn/ ihrem nahen Anver-
wanten ehelich versprochen ist/ ob sie gleich dessen selbstnoch keine Wissenschafft träget. Ich

erfreue

Drittes Buch.
dend/ es waͤhre gar zu viel/ daß er ſich auch gegen ſeine Wenigkeit bedanket haͤtte/ da ihm
doch keine Gelegenheit zuſtoſſen wollen/ ihm auffzudienen/ die er gleichwol zuſuchen/ hoͤchſt
wolte gefliſſen ſeyn. Mazeus taht desgleichen/ und erboht ſich mit alle ſeinem Vermoͤgen.
Hernach trat er hin zu Frl. Barſenen/ die ſein halbzitternd erwartete/ kuͤſſete ihr die Hand/
und meldete in Hoͤfligkeit/ wie er ſich der erzeigeten Gunſt unwirdig ſchaͤtzete/ baht umb
ſtetswehrende gewogenheit/ und verpflichtete ſich mit vielfaͤltigem erbieten/ ihr ſteter Die-
ner zubleiben/ als viel ſein Vermoͤgen ohn einige Bedingung leiſten koͤnte; wie ihm dann
ſein Herz eigentlich zutruͤge/ ſie wuͤrden in beſtaͤndiger Freundſchafft noch manniche Zeit
leben. Das Fraͤulein waͤhre lieber mit ihm allein geweſen/ umb ihre Liebe zu guter lezt zube-
zeugen/ und ſeiner Zuſage ihn zuerinnern/ weil es aber Zeit und Orts gelegenheit nit goͤn-
nete/ muſte ſie es vertragen/ wuͤnſchete ihm mit gebrochener Stimme des Him̃els Schutz/
und bedankete ſich aller geſchehenen Ehre. Es hatte Fr. Roxane ſeine Worte angehoͤret/
welche ſie alle ungleich deutete/ und auff eine hitzige Liebe zog; Sie wuſte faſt nicht/ ob ſie
ihm hold oder ungeneigt ſeyn ſolte/ weil ſie in den Gedanken ſtund/ er ginge mit gefaͤhrli-
chem Vorſatz umb/ ihre Frl. Schweſter zuverleiten/ und war ihr nicht ſo gar unangenehm/
daß er ſeine Reiſe nunmehr fortſetzen wuͤrde. Herkuliſkus hatte aus unterſchiedlichen
Stachelreden/ auch von dem Fraͤulein ſelbſt vernommen/ weſſen ſie gegen ihn geſiñet war/
welches er ihr doch nichtverargete/ ſtellete ſich auch vor dißmahl uͤbeꝛaus freundlich gegen
ſie/ und nach geendigter Dankſagung/ hielt er bitlich an/ mit ihm einen kurzen Abtrit zuneh-
men/ weil vor ſeinem Abſcheide er gar ein wenig mit ihr abſonderlich zureden haͤtte. Sie
beſtürzete hieruͤber/ und zweifelte nicht/ es wuͤrde die Offenbahrung ſeiner Liebe gegen das
Frl. betreffen/ welche einzuwilligen ſie durchaus nicht geſinnet wahr/ weil ſie mit deꝛ Groß-
Fuͤrſtin die Heyraht ihres Bruders zimlicher maſſen ſchon beredet hatte; wegerte ſich
demnach hoͤflich/ mit ihm zugehen/ biß ihr Gemahl ihr ſolches gebot. So bald ſie im Ne-
ben Gemache ſich allein befunden/ kuͤſſete er ihr die Hand/ und brachte vor/ er haͤtte vorerſt
ihr eine groſſe Heimligkeit zuentdecken/ und hernach eine freundliche Bitte abzulegen/ wañ
er ihrer Verſchwiegenheit koͤnte verſichert ſeyn. Sie bildete ihr den vorigen Wahn ſo ſeſt
ein/ daß ſie gaͤnzlich meynete/ es wuͤrde die Anwerbung darauff erfolgen/ und gab ihm zur
Antwort: Es moͤchte vielleicht eine ſolche Heimligkeit feyn/ welche ſie zuwiſſen nicht be-
gehrete; wann dann eine unmoͤgliche Bitte darzu kommen ſolte/ würde er nur ihre gute
gewogenheit in Zweifel zihen da ſie ihm doch von herzen alles gutes goͤnnete. Herkuliſkus
lachete dieſer Sorge bey ihm ſelber/ wolte ſie doch etwas beſſer pruͤfen/ und ſagte weiter:
Sein hoͤchſtes Vertrauen haͤtte er auff ihre Guͤtigkeit gebauet/ wolte auch nicht hoffen/ dz
ſie ihm ihre Gutwilligkeit verſagen wuͤrde; Die Heimligkeit waͤhre ſo beſchaffen/ daß ſie
noch zur Zeit kein Menſch/ als ſie/ wiſſen duͤrffte/ deren Nohtwendigkeit die hinzugefuͤgete
Bitte aͤuſſerſt erfoderte/ ſo daß er ſich billich vor ungluͤkſelig ſchaͤtzen muͤſte/ wann er bey ihꝛ
ſolte einen bloſſen ſchlagen. Ach mein geliebter Herkuliſkus/ antwortete ſie/ die Goͤtter wiſ-
ſen/ wie gerne ich ihm zugefallen bin/ wegere mich auch nicht/ nach ſeinem begehren zuſchal-
ten/ dafern nur meine Frl. Schweſter nicht mit eingemenget wird/ weil dieſelbe nicht mehr
frey/ ſondern von der Groß Fuͤrſtin und mir/ einem trefflichen Herrn/ ihrem nahen Anver-
wanten ehelich verſprochen iſt/ ob ſie gleich deſſen ſelbſtnoch keine Wiſſenſchafft traͤget. Ich

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/648>, abgerufen am 26.06.2024.