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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
daher Herkuliskus ihnen keinen Eingrieff tuhn wolte/ nur wann er sahe/ etwas den andern
schon entgangen seyn/ dem setzete er nach/ und gab ihm den Fang; dann sein Pferd wahr
wunder geschwinde/ und seiner Hand gehorsam/ so daß es zugleich mit bemühet wahr/ die
flüchtigen Tihre zuerlegen/ wie es dann einer wilden Sau der gestalt auff den Rüssel traff/
das sie sich über und über warf. Nach geendeter Jagt/ da sie wieder nach Ekbatana ritten/
funden sie die Felder mit Menschen angefüllet/ die sich versamlet hatten/ den wunder-schö-
nen Jüngling zu sehen/ unter welchen sich ein Sternseher fand/ in der schwarzen Teufels-
kunst erfahren/ der sich sehr zu ihm nahete/ und überlaut/ daß etliche hundert Menschen es
höreten/ ihn also anredete: Unvergleichlicher wunder-Jüngling; euer verborgenes ist mir
nicht so gar verborgen/ ob gleich kaum vor fünff Tagen ich euch erstmahls gesehen: O wie
manniches Herzenweh ist euch schon übergangen/ und o wie manniches dräuet euch der
Himmel noch! tröstet euch aber mit dem/ daß keine ungewogene Sternen über euch auff-
gehen; und ob zwar eine väterliche Zuchtruhte euch treffen möchte/ sol doch kein Henkers
Schwert über euch gezücket werden; nur wanket in eurem herzhafften Vorsatze nicht/ als-
dann muß euch die allerschmerzlichste Wieder wertigkeit zur empfindlichen Wollust gedeien;
dann wessen eure Freunde sich euretwegen besorgen/ daß ist unmöglich/ erfüllet zu werden/
wie ihr selber wisset. Dieses Mannes Ansehen hatte aller Anwesenden Gemüht einen sol-
chen Gehorsam eingegeben/ daß sie ihm stille schweigend zuhöreten/ da er nur mit der Hand
winkete; insonderheit gab Herkuliskus fleissig acht auff seine Rede/ meinete auch nicht an-
ders/ als daß der Himmel selbst ihm diesen Trost zugeschikt hätte/ deßwegen er ihm zur Ant-
wort gab; Geliebter/ wie wol unbekanter Alt Vater; eure Vermahnung zur Tugend/ die
den himlischen Trost mir zum grunde leget/ muhtiget mich dergestalt/ dz ich Gottes Gunst
mir ungezweiffelt versprechen darf; werde mich demnach äusserst bemühen/ daß weder im
Unglük ich der göttlichen Verhängnis wiederspenstigkeit/ noch im wolergehen Frevel-
muht sehen lasse; seid aber gebehten/ und verleyhet mir bey Gott eine Vorbitte/ der euch
wirdiget/ künfftige Geheimnissen euch zu offenbahren. Der Alte sagete hier auff: Eure ver-
sehung/ treflichster Jüngling/ bedarf meiner Vorbitte nicht/ und wo ich nicht heßlich be-
trogen bin/ werdet ihr in wenig Monaten dieses Begehren selbst wieder ruffen; kehrete sich
darauff von ihm hinweg/ verbergete sich unter das Volk/ und verließ Herkuliskus wegen
der tunkelen Reden in schmerzlichen Nachdenken/ welcher nach einer halben viertel Stun-
de/ da er frisch nach der Stad fort ritte/ einen Mann etwa von 40 Jahren am Wege stehen
sahe/ der seine Augen starre über sich gen Himmel wendete/ und dauchte ihn/ wie eine son-
derliche Freidigkeit und Inbrunst aus seinem Antliz erschiene/ daß er auch nicht umbgang
haben kunte/ ihn zu fragen/ ob er etwas sonderliches am Himmel vernähme/ daß er mit so
unverwendeten Augen hinauf sähe; welcher ihm zur Antwort gab: Tugendliebender Herr/
meine Himmel-brünstige Augen/ kehren sich auffwerz nach dem wahren Schöpffer dieser
irdischen Welt/ welcher zwar allen thalben gegenwärtig ist/ aber dort oben die Herschafft
seiner göttlichen Herligkeit führet/ zu demselben seufzet mein Geist/ euch in seinen gnaden
Schuz zu nehmen/ und eure Seele zuerleuchten/ auff daß ihr schier erkennen möget/ was
Gott sey/ und was vor unaußsprechliche Himmelsfreude er denen bereitet hat/ die ihn er-
kennen/ und auff seinen heiligen Wegen gehen/ auch umb dessen Willen alles Unglük ge-

duldig

Drittes Buch.
daher Herkuliſkus ihnen keinen Eingrieff tuhn wolte/ nur wann er ſahe/ etwas den andern
ſchon entgangen ſeyn/ dem ſetzete er nach/ und gab ihm den Fang; dann ſein Pferd wahr
wunder geſchwinde/ und ſeiner Hand gehorſam/ ſo daß es zugleich mit bemuͤhet wahr/ die
fluͤchtigen Tihre zuerlegen/ wie es dann einer wilden Sau der geſtalt auff den Ruͤſſel traff/
das ſie ſich uͤber und uͤber warf. Nach geendeter Jagt/ da ſie wieder nach Ekbatana ritten/
funden ſie die Felder mit Menſchen angefuͤllet/ die ſich verſamlet hatten/ den wunder-ſchoͤ-
nen Juͤngling zu ſehen/ unter welchen ſich ein Sternſeher fand/ in der ſchwarzen Teufels-
kunſt erfahren/ der ſich ſehr zu ihm nahete/ und uͤberlaut/ daß etliche hundert Menſchen es
hoͤreten/ ihn alſo anredete: Unvergleichlicher wunder-Juͤngling; euer verborgenes iſt mir
nicht ſo gar verborgen/ ob gleich kaum vor fuͤnff Tagen ich euch erſtmahls geſehen: O wie
manniches Herzenweh iſt euch ſchon uͤbergangen/ und o wie manniches draͤuet euch der
Himmel noch! troͤſtet euch aber mit dem/ daß keine ungewogene Sternen uͤber euch auff-
gehen; und ob zwar eine vaͤterliche Zuchtruhte euch treffen moͤchte/ ſol doch kein Henkers
Schwert uͤber euch gezuͤcket werden; nur wanket in eurem herzhafften Vorſatze nicht/ als-
dañ muß euch die allerſchmerzlichſte Wieder wertigkeit zur empfindlichen Wolluſt gedeien;
dann weſſen eure Freunde ſich euretwegen beſorgen/ daß iſt unmoͤglich/ erfuͤllet zu werden/
wie ihr ſelber wiſſet. Dieſes Mannes Anſehen hatte aller Anweſenden Gemuͤht einen ſol-
chen Gehorſam eingegebẽ/ daß ſie ihm ſtille ſchweigend zuhoͤreten/ da er nur mit der Hand
winkete; inſonderheit gab Herkuliſkus fleiſſig acht auff ſeine Rede/ meinete auch nicht an-
ders/ als daß der Himmel ſelbſt ihm dieſen Troſt zugeſchikt haͤtte/ deßwegen er ihm zur Ant-
wort gab; Geliebter/ wie wol unbekanter Alt Vater; eure Vermahnung zur Tugend/ die
den himliſchen Troſt mir zum grunde leget/ muhtiget mich dergeſtalt/ dz ich Gottes Gunſt
mir ungezweiffelt verſprechen darf; werde mich demnach aͤuſſerſt bemuͤhen/ daß weder im
Ungluͤk ich der goͤttlichen Verhaͤngnis wiederſpenſtigkeit/ noch im wolergehen Frevel-
muht ſehen laſſe; ſeid aber gebehten/ und verleyhet mir bey Gott eine Vorbitte/ der euch
wirdiget/ kuͤnfftige Geheimniſſen euch zu offenbahren. Der Alte ſagete hier auff: Eure ver-
ſehung/ treflichſter Juͤngling/ bedarf meiner Vorbitte nicht/ und wo ich nicht heßlich be-
trogen bin/ werdet ihr in wenig Monaten dieſes Begehren ſelbſt wieder ruffen; kehrete ſich
darauff von ihm hinweg/ verbergete ſich unter das Volk/ und verließ Herkuliſkus wegen
der tunkelen Reden in ſchmerzlichen Nachdenken/ welcher nach einer halben viertel Stun-
de/ da er friſch nach der Stad fort ritte/ einen Mann etwa von 40 Jahren am Wege ſtehẽ
ſahe/ der ſeine Augen ſtarre uͤber ſich gen Himmel wendete/ und dauchte ihn/ wie eine ſon-
derliche Freidigkeit und Inbrunſt aus ſeinem Antliz erſchiene/ daß er auch nicht umbgang
haben kunte/ ihn zu fragen/ ob er etwas ſonderliches am Himmel vernaͤhme/ daß er mit ſo
unverwendeten Augen hinauf ſaͤhe; welcher ihm zur Antwort gab: Tugendliebender Herꝛ/
meine Himmel-bruͤnſtige Augen/ kehren ſich auffwerz nach dem wahren Schoͤpffer dieſeꝛ
irdiſchen Welt/ welcher zwar allen thalben gegenwaͤrtig iſt/ aber dort oben die Herſchafft
ſeiner goͤttlichen Herligkeit fuͤhret/ zu demſelben ſeufzet mein Geiſt/ euch in ſeinen gnaden
Schuz zu nehmen/ und eure Seele zuerleuchten/ auff daß ihr ſchier erkennen moͤget/ was
Gott ſey/ und was vor unaußſprechliche Himmelsfreude er denen bereitet hat/ die ihn er-
kennen/ und auff ſeinen heiligen Wegen gehen/ auch umb deſſen Willen alles Ungluͤk ge-

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[604/0642] Drittes Buch. daher Herkuliſkus ihnen keinen Eingrieff tuhn wolte/ nur wann er ſahe/ etwas den andern ſchon entgangen ſeyn/ dem ſetzete er nach/ und gab ihm den Fang; dann ſein Pferd wahr wunder geſchwinde/ und ſeiner Hand gehorſam/ ſo daß es zugleich mit bemuͤhet wahr/ die fluͤchtigen Tihre zuerlegen/ wie es dann einer wilden Sau der geſtalt auff den Ruͤſſel traff/ das ſie ſich uͤber und uͤber warf. Nach geendeter Jagt/ da ſie wieder nach Ekbatana ritten/ funden ſie die Felder mit Menſchen angefuͤllet/ die ſich verſamlet hatten/ den wunder-ſchoͤ- nen Juͤngling zu ſehen/ unter welchen ſich ein Sternſeher fand/ in der ſchwarzen Teufels- kunſt erfahren/ der ſich ſehr zu ihm nahete/ und uͤberlaut/ daß etliche hundert Menſchen es hoͤreten/ ihn alſo anredete: Unvergleichlicher wunder-Juͤngling; euer verborgenes iſt mir nicht ſo gar verborgen/ ob gleich kaum vor fuͤnff Tagen ich euch erſtmahls geſehen: O wie manniches Herzenweh iſt euch ſchon uͤbergangen/ und o wie manniches draͤuet euch der Himmel noch! troͤſtet euch aber mit dem/ daß keine ungewogene Sternen uͤber euch auff- gehen; und ob zwar eine vaͤterliche Zuchtruhte euch treffen moͤchte/ ſol doch kein Henkers Schwert uͤber euch gezuͤcket werden; nur wanket in eurem herzhafften Vorſatze nicht/ als- dañ muß euch die allerſchmerzlichſte Wieder wertigkeit zur empfindlichen Wolluſt gedeien; dann weſſen eure Freunde ſich euretwegen beſorgen/ daß iſt unmoͤglich/ erfuͤllet zu werden/ wie ihr ſelber wiſſet. Dieſes Mannes Anſehen hatte aller Anweſenden Gemuͤht einen ſol- chen Gehorſam eingegebẽ/ daß ſie ihm ſtille ſchweigend zuhoͤreten/ da er nur mit der Hand winkete; inſonderheit gab Herkuliſkus fleiſſig acht auff ſeine Rede/ meinete auch nicht an- ders/ als daß der Himmel ſelbſt ihm dieſen Troſt zugeſchikt haͤtte/ deßwegen er ihm zur Ant- wort gab; Geliebter/ wie wol unbekanter Alt Vater; eure Vermahnung zur Tugend/ die den himliſchen Troſt mir zum grunde leget/ muhtiget mich dergeſtalt/ dz ich Gottes Gunſt mir ungezweiffelt verſprechen darf; werde mich demnach aͤuſſerſt bemuͤhen/ daß weder im Ungluͤk ich der goͤttlichen Verhaͤngnis wiederſpenſtigkeit/ noch im wolergehen Frevel- muht ſehen laſſe; ſeid aber gebehten/ und verleyhet mir bey Gott eine Vorbitte/ der euch wirdiget/ kuͤnfftige Geheimniſſen euch zu offenbahren. Der Alte ſagete hier auff: Eure ver- ſehung/ treflichſter Juͤngling/ bedarf meiner Vorbitte nicht/ und wo ich nicht heßlich be- trogen bin/ werdet ihr in wenig Monaten dieſes Begehren ſelbſt wieder ruffen; kehrete ſich darauff von ihm hinweg/ verbergete ſich unter das Volk/ und verließ Herkuliſkus wegen der tunkelen Reden in ſchmerzlichen Nachdenken/ welcher nach einer halben viertel Stun- de/ da er friſch nach der Stad fort ritte/ einen Mann etwa von 40 Jahren am Wege ſtehẽ ſahe/ der ſeine Augen ſtarre uͤber ſich gen Himmel wendete/ und dauchte ihn/ wie eine ſon- derliche Freidigkeit und Inbrunſt aus ſeinem Antliz erſchiene/ daß er auch nicht umbgang haben kunte/ ihn zu fragen/ ob er etwas ſonderliches am Himmel vernaͤhme/ daß er mit ſo unverwendeten Augen hinauf ſaͤhe; welcher ihm zur Antwort gab: Tugendliebender Herꝛ/ meine Himmel-bruͤnſtige Augen/ kehren ſich auffwerz nach dem wahren Schoͤpffer dieſeꝛ irdiſchen Welt/ welcher zwar allen thalben gegenwaͤrtig iſt/ aber dort oben die Herſchafft ſeiner goͤttlichen Herligkeit fuͤhret/ zu demſelben ſeufzet mein Geiſt/ euch in ſeinen gnaden Schuz zu nehmen/ und eure Seele zuerleuchten/ auff daß ihr ſchier erkennen moͤget/ was Gott ſey/ und was vor unaußſprechliche Himmelsfreude er denen bereitet hat/ die ihn er- kennen/ und auff ſeinen heiligen Wegen gehen/ auch umb deſſen Willen alles Ungluͤk ge- duldig

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/642>, abgerufen am 26.06.2024.