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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
nete/ daß durch seine Vorbitte er Leib und Leben/ auch den grösten Teil seiner Güter erhal-
ten; Ja er nam einen köstlichen Ring/ auff 3000 Kronen wert/ und schenkete ihm denselben/
mit Bitte/ ihm zugönnen/ daß er sich ihm hiemit zu ewigen Diensten verpflichtete. Vali-
kules sahe seine Reue/ welche ihm sehr wol gefiel/ nam den Ring auff Freundschafft an/ und
stellete ihm ein wichtigers Kleinot wieder zum Gedächtniß zu/ welches er auch mit Dank-
sagung behielt/ aber Gallus ein gleichgültiges wieder schenkete. Die übrige Reise durch
Mesopotamien biß an den Tigerfluß endeten sie in guter Sicherheit/ da sie Assyrien errei-
cheten/ sich daselbst teileten/ und gegen Valikules aller möglichen Dienste sich erbohten/ in-
sonderheit vergaben sie ihrem gewesenen Hauptmann auff dessen hohe Vorbitte/ und daß
dessen Verbrechen sie gegen niemand gedenken wolten; Und ging nun Valikules auff sei-
ner Reise eilig fort/ weil er noch zur Zeit seiner Liebsten Zeichen allemahl antraf/ und nach
diesem Leitstern seinen Lauff in guter Hoffnung richtete.

Es wird aber schier Zeit seyn/ daß wir unsern Herkuliskus nach Charas begleiten/
welcher die fünff Tage über zu Ekbatana aller Anwesenden Herzen ihm dermassen durch
seine Zucht und Freundligkeit verbunden hatte/ daß nicht weniger der Groß Fürst und sein
Gemahl/ als die andern ihn inbrünstig liebeten/ auch wegen seiner Großmühtigkeit und
Waffen Erfahrenheit niemand Argwohn fassete seines weiblichen Geschlechtes/ ohn allein
Pharnabazus/ dem daß geraubete Fräulein stets im Sinne lag/ und fast nicht mehr zwei-
felte/ sie währe eben dieselbe in Manneskleidern; jedoch/ wann er ihren Muht/ Schiessen
und Fechten betrachtete/ straffete er sich selbst dieser Gedanken halber; bemühete sich nicht
desto minder/ ob er nicht etwas gewisses von Arbianes erfahren könte/ weil er wuste daß sie
Schlaffgesellen wahren/ daher fragete er ihn eins mals ob auch Herkuliskus so zart am Lei-
be als unter dem Gesichte und an den Händen währe. Diesem wahr die Ursach solcher
Frage unbekant/ und antwortete; er könte hievon nicht wissen/ weil er stets in Kleidern
schlieffe/ vorgebend/ er hätte dessen ein Gelüb de auff sich/ hielte sich auch so schamhafftig/
daß er nichts blosses an seinem Leibe sehen liesse. Es fehlete wenig/ daß Pharnabazus nit
loß brach/ und seine Meinung anzeigete/ nur weil er fürchtete/ ihn dadurch zubeleidigen/
hielt er an sich/ und beschloß in seinem Herzen/ hievon keinem Menschen ichtwas anzuzei-
gen/ ob er gleich im geringsten nicht mehr an der Warheit zweiffelte. Er wahr aber mit
samt dem Groß Fürsten sehr betrübet/ daß er dem unkeuschen Könige nach Charas solte
geliefert werden/ welches doch nohtwendig geschehen muste/ weil seine vortreffliche Schön-
heit dermassen schon beschriehen wahr/ daß die ädlen und Herrenstandes in der nähe häuf-
fig nach Hofe reiseten/ den fremden Jüngling zu sehen. Noch wahr niemand der seines
tuhns und lassens genauer wahr nahm/ als Fr. Roxane/ weil daß verliebete Fräulein ihre
Zuneigung nicht bergen kunte/ und weil er sich aller Höffligkeit gegen sie gebrauchete/ in
die Gedanken fiel/ es möchte eine unzimliche Liebe daraus entstehen/ welches an der Fräu-
lein Seite nichts als Schimpf und Schande bringen könte/ weil sie an der Unbilligkeit
nicht zweiffelte/ die man ihm in Parthen zumuhten würde. Herkuliskus wahr so einfältig
nicht/ daß er dieser fleissigen Auffmerkerin Gedanken nicht solte erkennet haben/ dessen er
aber in seinem Herzen lachete/ nicht zweiffelnd/ sie würde sich dereins solches Argwohns
am meisten schämen/ welche doch vor dißmahl nach nichts so sehr/ als nach sein em Abscheid

verlangen

Drittes Buch.
nete/ daß durch ſeine Vorbitte er Leib und Leben/ auch den groͤſten Teil ſeiner Guͤter erhal-
ten; Ja er nam einen koͤſtlichen Ring/ auff 3000 Kronen wert/ und ſchenkete ihm denſelbẽ/
mit Bitte/ ihm zugoͤnnen/ daß er ſich ihm hiemit zu ewigen Dienſten verpflichtete. Vali-
kules ſahe ſeine Reue/ welche ihm ſehr wol gefiel/ nam den Ring auff Freundſchafft an/ uñ
ſtellete ihm ein wichtigers Kleinot wieder zum Gedaͤchtniß zu/ welches er auch mit Dank-
ſagung behielt/ aber Gallus ein gleichguͤltiges wieder ſchenkete. Die uͤbrige Reiſe durch
Meſopotamien biß an den Tigerfluß endeten ſie in guter Sicherheit/ da ſie Aſſyrien errei-
cheten/ ſich daſelbſt teileten/ und gegen Valikules aller moͤglichen Dienſte ſich erbohten/ in-
ſonderheit vergaben ſie ihrem geweſenen Hauptmann auff deſſen hohe Vorbitte/ und daß
deſſen Verbrechen ſie gegen niemand gedenken wolten; Und ging nun Valikules auff ſei-
ner Reiſe eilig fort/ weil er noch zur Zeit ſeiner Liebſten Zeichen allemahl antraf/ und nach
dieſem Leitſtern ſeinen Lauff in guter Hoffnung richtete.

Es wird aber ſchier Zeit ſeyn/ daß wir unſern Herkuliſkus nach Charas begleiten/
welcher die fuͤnff Tage uͤber zu Ekbatana aller Anweſenden Herzen ihm dermaſſen durch
ſeine Zucht und Freundligkeit verbunden hatte/ daß nicht weniger der Groß Fuͤrſt und ſein
Gemahl/ als die andern ihn inbruͤnſtig liebeten/ auch wegen ſeiner Großmuͤhtigkeit und
Waffen Erfahrenheit niemand Argwohn faſſete ſeines weiblichen Geſchlechtes/ ohn allein
Pharnabazus/ dem daß geraubete Fraͤulein ſtets im Sinne lag/ und faſt nicht mehr zwei-
felte/ ſie waͤhre eben dieſelbe in Manneskleidern; jedoch/ wann er ihren Muht/ Schieſſen
und Fechten betrachtete/ ſtraffete er ſich ſelbſt dieſer Gedanken halber; bemuͤhete ſich nicht
deſto minder/ ob er nicht etwas gewiſſes von Arbianes erfahren koͤnte/ weil er wuſte daß ſie
Schlaffgeſellen wahren/ daher fragete er ihn eins mals ob auch Herkuliſkus ſo zart am Lei-
be als unter dem Geſichte und an den Haͤnden waͤhre. Dieſem wahr die Urſach ſolcher
Frage unbekant/ und antwortete; er koͤnte hievon nicht wiſſen/ weil er ſtets in Kleidern
ſchlieffe/ vorgebend/ er haͤtte deſſen ein Geluͤb de auff ſich/ hielte ſich auch ſo ſchamhafftig/
daß er nichts bloſſes an ſeinem Leibe ſehen lieſſe. Es fehlete wenig/ daß Pharnabazus nit
loß brach/ und ſeine Meinung anzeigete/ nur weil er fuͤrchtete/ ihn dadurch zubeleidigen/
hielt er an ſich/ und beſchloß in ſeinem Herzen/ hievon keinem Menſchen ichtwas anzuzei-
gen/ ob er gleich im geringſten nicht mehr an der Warheit zweiffelte. Er wahr aber mit
ſamt dem Groß Fuͤrſten ſehr betruͤbet/ daß er dem unkeuſchen Koͤnige nach Charas ſolte
geliefert werden/ welches doch nohtwendig geſchehẽ muſte/ weil ſeine vortreffliche Schoͤn-
heit dermaſſen ſchon beſchriehen wahr/ daß die aͤdlen und Herrenſtandes in der naͤhe haͤuf-
fig nach Hofe reiſeten/ den fremden Juͤngling zu ſehen. Noch wahr niemand der ſeines
tuhns und laſſens genauer wahr nahm/ als Fr. Roxane/ weil daß verliebete Fraͤulein ihre
Zuneigung nicht bergen kunte/ und weil er ſich aller Hoͤffligkeit gegen ſie gebrauchete/ in
die Gedanken fiel/ es moͤchte eine unzimliche Liebe daraus entſtehen/ welches an der Fraͤu-
lein Seite nichts als Schimpf und Schande bringen koͤnte/ weil ſie an der Unbilligkeit
nicht zweiffelte/ die man ihm in Parthen zumuhten wuͤrde. Herkuliſkus wahr ſo einfaͤltig
nicht/ daß er dieſer fleiſſigen Auffmerkerin Gedanken nicht ſolte erkennet haben/ deſſen er
aber in ſeinem Herzen lachete/ nicht zweiffelnd/ ſie wuͤrde ſich dereins ſolches Argwohns
am meiſten ſchaͤmẽ/ welche doch vor dißmahl nach nichts ſo ſehr/ als nach ſein em Abſcheid

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[598/0636] Drittes Buch. nete/ daß durch ſeine Vorbitte er Leib und Leben/ auch den groͤſten Teil ſeiner Guͤter erhal- ten; Ja er nam einen koͤſtlichen Ring/ auff 3000 Kronen wert/ und ſchenkete ihm denſelbẽ/ mit Bitte/ ihm zugoͤnnen/ daß er ſich ihm hiemit zu ewigen Dienſten verpflichtete. Vali- kules ſahe ſeine Reue/ welche ihm ſehr wol gefiel/ nam den Ring auff Freundſchafft an/ uñ ſtellete ihm ein wichtigers Kleinot wieder zum Gedaͤchtniß zu/ welches er auch mit Dank- ſagung behielt/ aber Gallus ein gleichguͤltiges wieder ſchenkete. Die uͤbrige Reiſe durch Meſopotamien biß an den Tigerfluß endeten ſie in guter Sicherheit/ da ſie Aſſyrien errei- cheten/ ſich daſelbſt teileten/ und gegen Valikules aller moͤglichen Dienſte ſich erbohten/ in- ſonderheit vergaben ſie ihrem geweſenen Hauptmann auff deſſen hohe Vorbitte/ und daß deſſen Verbrechen ſie gegen niemand gedenken wolten; Und ging nun Valikules auff ſei- ner Reiſe eilig fort/ weil er noch zur Zeit ſeiner Liebſten Zeichen allemahl antraf/ und nach dieſem Leitſtern ſeinen Lauff in guter Hoffnung richtete. Es wird aber ſchier Zeit ſeyn/ daß wir unſern Herkuliſkus nach Charas begleiten/ welcher die fuͤnff Tage uͤber zu Ekbatana aller Anweſenden Herzen ihm dermaſſen durch ſeine Zucht und Freundligkeit verbunden hatte/ daß nicht weniger der Groß Fuͤrſt und ſein Gemahl/ als die andern ihn inbruͤnſtig liebeten/ auch wegen ſeiner Großmuͤhtigkeit und Waffen Erfahrenheit niemand Argwohn faſſete ſeines weiblichen Geſchlechtes/ ohn allein Pharnabazus/ dem daß geraubete Fraͤulein ſtets im Sinne lag/ und faſt nicht mehr zwei- felte/ ſie waͤhre eben dieſelbe in Manneskleidern; jedoch/ wann er ihren Muht/ Schieſſen und Fechten betrachtete/ ſtraffete er ſich ſelbſt dieſer Gedanken halber; bemuͤhete ſich nicht deſto minder/ ob er nicht etwas gewiſſes von Arbianes erfahren koͤnte/ weil er wuſte daß ſie Schlaffgeſellen wahren/ daher fragete er ihn eins mals ob auch Herkuliſkus ſo zart am Lei- be als unter dem Geſichte und an den Haͤnden waͤhre. Dieſem wahr die Urſach ſolcher Frage unbekant/ und antwortete; er koͤnte hievon nicht wiſſen/ weil er ſtets in Kleidern ſchlieffe/ vorgebend/ er haͤtte deſſen ein Geluͤb de auff ſich/ hielte ſich auch ſo ſchamhafftig/ daß er nichts bloſſes an ſeinem Leibe ſehen lieſſe. Es fehlete wenig/ daß Pharnabazus nit loß brach/ und ſeine Meinung anzeigete/ nur weil er fuͤrchtete/ ihn dadurch zubeleidigen/ hielt er an ſich/ und beſchloß in ſeinem Herzen/ hievon keinem Menſchen ichtwas anzuzei- gen/ ob er gleich im geringſten nicht mehr an der Warheit zweiffelte. Er wahr aber mit ſamt dem Groß Fuͤrſten ſehr betruͤbet/ daß er dem unkeuſchen Koͤnige nach Charas ſolte geliefert werden/ welches doch nohtwendig geſchehẽ muſte/ weil ſeine vortreffliche Schoͤn- heit dermaſſen ſchon beſchriehen wahr/ daß die aͤdlen und Herrenſtandes in der naͤhe haͤuf- fig nach Hofe reiſeten/ den fremden Juͤngling zu ſehen. Noch wahr niemand der ſeines tuhns und laſſens genauer wahr nahm/ als Fr. Roxane/ weil daß verliebete Fraͤulein ihre Zuneigung nicht bergen kunte/ und weil er ſich aller Hoͤffligkeit gegen ſie gebrauchete/ in die Gedanken fiel/ es moͤchte eine unzimliche Liebe daraus entſtehen/ welches an der Fraͤu- lein Seite nichts als Schimpf und Schande bringen koͤnte/ weil ſie an der Unbilligkeit nicht zweiffelte/ die man ihm in Parthen zumuhten wuͤrde. Herkuliſkus wahr ſo einfaͤltig nicht/ daß er dieſer fleiſſigen Auffmerkerin Gedanken nicht ſolte erkennet haben/ deſſen er aber in ſeinem Herzen lachete/ nicht zweiffelnd/ ſie wuͤrde ſich dereins ſolches Argwohns am meiſten ſchaͤmẽ/ welche doch vor dißmahl nach nichts ſo ſehr/ als nach ſein em Abſcheid verlangen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/636>, abgerufen am 22.12.2024.