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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
sitzen. Doch wann ich wissen könte/ ob auch Besserung bey euch zu hoffen währe/ wolte ich
mich bemühen/ vor euch eine Bitte einzulegen. So bald die Kauffleute merketen/ daß er
sich zur Barmherzigkeit wolte lenken lassen/ fielen sie einmühtig zu/ und erschlugen die übri-
gen alle/ weil aus ihrer Geselschafft auch IIX das Leben zugesetzet/ und XV verwundet wah-
ren. Dann/ sagten sie/ bleiben diese lebendig/ so ist der lezte Betrug ärger als der erste/ und
haben wir nicht allemahl einen solchen Schutz-Gott (auff Valikules zeigend) bey uns. Al-
so muste er sie nach Willen machen lassen/ rühmete sie nach erhaltenem Siege wegen er-
wiesener Tapfferkeit/ und vermahnete sie zur Plünderung/ da sie auff den Pferden und in
der Räuber Kleidern eine Barschafft auf zwo Tonnen Goldes/ und an Kleinoten fast ja so
viel funden/ welches sie alles geträulich zusammen legeten/ und ihr vermeynter Häuptman
sich schon durffte vernehmen lassen/ wie groß sein Anteil seyn müste; Herkules trat zu dem-
selben/ und fragete ihn/ ob er noch zornig währe/ oder des willens/ mit ihm einen Kampff zu
halten/ es solte ihm dißmahl sein schändliches Geplärre nach gesehen seyn/ würde er aber
nach diesem es mehr machen/ solte er Streiche davor leiden. Gallus sagte: Ja mein Herr/
der verzagte Hudler hat sich nicht eins in den Streit wagen dürffen/ sondern ist stets hin-
ter den Karren in Sicherheit blieben. Er hat ihm recht getahn/ antwortete Valikules/ dann
weil in solchen Fällen an dem Hauptmann ein grosses gelegen ist/ hat er uns allen zum be-
sten sein Leben retten wollen/ und mag er meinethalben seine Hauptmanschafft wol wieder
antreten/ nur allein über mich nicht. Das wenden die Götter ab/ rieffen die übrigen ein-
mühtig/ sagten auch ausdrüklich/ er währe des Ampts unwirdig/ hätte durch sein Groß-
sprechen und äusserliches Ansehen ihnen falsche Hoffnung gemacht/ und im Streite übrig
sehen lassen/ wie wenig sein Herz mit der Zungen einstimmete/ indem er sich verstecket/ und
seinen Gesellen in Nöhten nicht beygesprungen währe/ wovor er dann abtrag machen/ oder
am Leben solte gestraffet werden; dann seine Güter/ die er bey sich führete/ gingen am Wert
höher/ als die übrigen alle mit einander/ was sie dann endlich benöhtiget währen/ ihm das
seine zuschützen/ und vor ihn ihr Blut zuvergiessen; da lägen acht ihrer Gesellen auff dem
Sande gestrecket/ welche nicht den hundertsten Teil Güter dabey hätten/ und währen doch
nicht unwillig gewesen/ alle gefahr mit auszustehen/ da dieser inzwischen geruhet/ biß es zur
Ausbeute kommen währe/ da hätte er sich tapffer gebrauchet/ und ihm schon den besten Teil
der Beute fodern dürffen. Valikules rief ihn vor sich/ und fragete ihn/ wie er diese Auflage
zuverantworten gedächte; aber die Furcht hatte ihm alle Sprache benommen; endlich
noch wandte er ein/ ihm währe übel worden/ da ihn seine alte Plage der Schwindel ange-
stossen/ und er sich ins Gedränge nicht wagen dürffen/ wolte sonst den Feind mit hauffen
nidergeschlagen haben. Aber ein junger verwundeter Kauffmann fiel ihm in die Rede/ und
sagte: Je du verzagter Hudler/ muste dann der Schwindel eben im anbegin der Schlacht
kommen/ und mit deren Endigung alsbald auffhören/ dz du munterer bey der Plünderung
seyn kuntest/ als einige andere? Und haben meine Augen mich nicht betrogen/ so meyne ich
nicht anders/ als daß du etliche geraubete Sachen schon zu dir gestecket hast/ als ein Dieb.
Dieser gab sich auffs leugnen/ aber viere griffen ihn an/ suchten nach/ funden acht köstliche
Kleinot in seinem Schieb Sak/ und frageten/ wie er dabey gehandelt hätte. Er sahe/ daß er
die Untaht nicht leugnen kunte/ gab vor/ er hätte anfangs gemeynet/ ein jeder solte behalten

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Drittes Buch.
ſitzen. Doch wann ich wiſſen koͤnte/ ob auch Beſſerung bey euch zu hoffen waͤhre/ wolte ich
mich bemühen/ vor euch eine Bitte einzulegen. So bald die Kauffleute merketen/ daß er
ſich zur Barmherzigkeit wolte lenken laſſen/ fielen ſie einmühtig zu/ und erſchlugen die uͤbri-
gen alle/ weil aus ihrer Geſelſchafft auch IIX das Leben zugeſetzet/ und XV verwundet wah-
ren. Dann/ ſagten ſie/ bleiben dieſe lebendig/ ſo iſt der lezte Betrug aͤrger als der erſte/ und
haben wir nicht allemahl einen ſolchen Schutz-Gott (auff Valikules zeigend) bey uns. Al-
ſo muſte er ſie nach Willen machen laſſen/ ruͤhmete ſie nach erhaltenem Siege wegen er-
wieſener Tapfferkeit/ und vermahnete ſie zur Pluͤnderung/ da ſie auff den Pferden und in
der Raͤuber Kleidern eine Barſchafft auf zwo Toñen Goldes/ und an Kleinoten faſt ja ſo
viel funden/ welches ſie alles getraͤulich zuſammen legeten/ und ihr vermeynter Haͤuptman
ſich ſchon durffte vernehmen laſſen/ wie groß ſein Anteil ſeyn muͤſte; Herkules trat zu dem-
ſelben/ und fragete ihn/ ob er noch zornig waͤhre/ oder des willens/ mit ihm einen Kampff zu
halten/ es ſolte ihm dißmahl ſein ſchaͤndliches Geplaͤrre nach geſehen ſeyn/ wuͤrde er aber
nach dieſem es mehr machen/ ſolte er Streiche davor leiden. Gallus ſagte: Ja mein Herꝛ/
der verzagte Hudler hat ſich nicht eins in den Streit wagen duͤrffen/ ſondern iſt ſtets hin-
ter den Karren in Sicherheit blieben. Er hat ihm recht getahn/ antwortete Valikules/ dañ
weil in ſolchen Faͤllen an dem Hauptmann ein groſſes gelegen iſt/ hat er uns allen zum be-
ſten ſein Leben retten wollen/ und mag er meinethalben ſeine Hauptmanſchafft wol wieder
antreten/ nur allein uͤber mich nicht. Das wenden die Goͤtter ab/ rieffen die uͤbrigen ein-
muͤhtig/ ſagten auch ausdruͤklich/ er waͤhre des Ampts unwirdig/ haͤtte durch ſein Groß-
ſprechen und aͤuſſerliches Anſehen ihnen falſche Hoffnung gemacht/ und im Streite uͤbrig
ſehen laſſen/ wie wenig ſein Herz mit der Zungen einſtimmete/ indem er ſich verſtecket/ und
ſeinen Geſellen in Noͤhten nicht beygeſprungen waͤhre/ wovor er dann abtrag machen/ odeꝛ
am Leben ſolte geſtraffet werden; dann ſeine Guͤter/ die er bey ſich fuͤhrete/ gingen am Wert
hoͤher/ als die uͤbrigen alle mit einander/ was ſie dann endlich benoͤhtiget waͤhren/ ihm das
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Sande geſtrecket/ welche nicht den hundertſten Teil Guͤter dabey haͤtten/ und waͤhren doch
nicht unwillig geweſen/ alle gefahr mit auszuſtehen/ da dieſer inzwiſchen geruhet/ biß es zur
Ausbeute kommen waͤhre/ da haͤtte er ſich tapffer gebrauchet/ und ihm ſchon den beſten Teil
der Beute fodern duͤrffen. Valikules rief ihn vor ſich/ und fragete ihn/ wie er dieſe Auflage
zuverantworten gedaͤchte; aber die Furcht hatte ihm alle Sprache benommen; endlich
noch wandte er ein/ ihm waͤhre uͤbel worden/ da ihn ſeine alte Plage der Schwindel ange-
ſtoſſen/ und er ſich ins Gedraͤnge nicht wagen duͤrffen/ wolte ſonſt den Feind mit hauffen
nidergeſchlagen haben. Aber ein junger verwundeter Kauffmann fiel ihm in die Rede/ uñ
ſagte: Je du verzagter Hudler/ muſte dann der Schwindel eben im anbegin der Schlacht
kommen/ und mit deren Endigung alsbald auffhoͤren/ dz du munterer bey der Pluͤnderung
ſeyn kunteſt/ als einige andere? Und haben meine Augen mich nicht betrogen/ ſo meyne ich
nicht anders/ als daß du etliche geraubete Sachen ſchon zu dir geſtecket haſt/ als ein Dieb.
Dieſer gab ſich auffs leugnen/ aber viere griffen ihn an/ ſuchten nach/ funden acht koͤſtliche
Kleinot in ſeinem Schieb Sak/ und frageten/ wie er dabey gehandelt haͤtte. Er ſahe/ daß er
die Untaht nicht leugnen kunte/ gab vor/ er haͤtte anfangs gemeynet/ ein jeder ſolte behalten

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[595/0633] Drittes Buch. ſitzen. Doch wann ich wiſſen koͤnte/ ob auch Beſſerung bey euch zu hoffen waͤhre/ wolte ich mich bemühen/ vor euch eine Bitte einzulegen. So bald die Kauffleute merketen/ daß er ſich zur Barmherzigkeit wolte lenken laſſen/ fielen ſie einmühtig zu/ und erſchlugen die uͤbri- gen alle/ weil aus ihrer Geſelſchafft auch IIX das Leben zugeſetzet/ und XV verwundet wah- ren. Dann/ ſagten ſie/ bleiben dieſe lebendig/ ſo iſt der lezte Betrug aͤrger als der erſte/ und haben wir nicht allemahl einen ſolchen Schutz-Gott (auff Valikules zeigend) bey uns. Al- ſo muſte er ſie nach Willen machen laſſen/ ruͤhmete ſie nach erhaltenem Siege wegen er- wieſener Tapfferkeit/ und vermahnete ſie zur Pluͤnderung/ da ſie auff den Pferden und in der Raͤuber Kleidern eine Barſchafft auf zwo Toñen Goldes/ und an Kleinoten faſt ja ſo viel funden/ welches ſie alles getraͤulich zuſammen legeten/ und ihr vermeynter Haͤuptman ſich ſchon durffte vernehmen laſſen/ wie groß ſein Anteil ſeyn muͤſte; Herkules trat zu dem- ſelben/ und fragete ihn/ ob er noch zornig waͤhre/ oder des willens/ mit ihm einen Kampff zu halten/ es ſolte ihm dißmahl ſein ſchaͤndliches Geplaͤrre nach geſehen ſeyn/ wuͤrde er aber nach dieſem es mehr machen/ ſolte er Streiche davor leiden. Gallus ſagte: Ja mein Herꝛ/ der verzagte Hudler hat ſich nicht eins in den Streit wagen duͤrffen/ ſondern iſt ſtets hin- ter den Karren in Sicherheit blieben. Er hat ihm recht getahn/ antwortete Valikules/ dañ weil in ſolchen Faͤllen an dem Hauptmann ein groſſes gelegen iſt/ hat er uns allen zum be- ſten ſein Leben retten wollen/ und mag er meinethalben ſeine Hauptmanſchafft wol wieder antreten/ nur allein uͤber mich nicht. Das wenden die Goͤtter ab/ rieffen die uͤbrigen ein- muͤhtig/ ſagten auch ausdruͤklich/ er waͤhre des Ampts unwirdig/ haͤtte durch ſein Groß- ſprechen und aͤuſſerliches Anſehen ihnen falſche Hoffnung gemacht/ und im Streite uͤbrig ſehen laſſen/ wie wenig ſein Herz mit der Zungen einſtimmete/ indem er ſich verſtecket/ und ſeinen Geſellen in Noͤhten nicht beygeſprungen waͤhre/ wovor er dann abtrag machen/ odeꝛ am Leben ſolte geſtraffet werden; dann ſeine Guͤter/ die er bey ſich fuͤhrete/ gingen am Wert hoͤher/ als die uͤbrigen alle mit einander/ was ſie dann endlich benoͤhtiget waͤhren/ ihm das ſeine zuſchuͤtzen/ und vor ihn ihr Blut zuvergieſſen; da laͤgen acht ihrer Geſellen auff dem Sande geſtrecket/ welche nicht den hundertſten Teil Guͤter dabey haͤtten/ und waͤhren doch nicht unwillig geweſen/ alle gefahr mit auszuſtehen/ da dieſer inzwiſchen geruhet/ biß es zur Ausbeute kommen waͤhre/ da haͤtte er ſich tapffer gebrauchet/ und ihm ſchon den beſten Teil der Beute fodern duͤrffen. Valikules rief ihn vor ſich/ und fragete ihn/ wie er dieſe Auflage zuverantworten gedaͤchte; aber die Furcht hatte ihm alle Sprache benommen; endlich noch wandte er ein/ ihm waͤhre uͤbel worden/ da ihn ſeine alte Plage der Schwindel ange- ſtoſſen/ und er ſich ins Gedraͤnge nicht wagen duͤrffen/ wolte ſonſt den Feind mit hauffen nidergeſchlagen haben. Aber ein junger verwundeter Kauffmann fiel ihm in die Rede/ uñ ſagte: Je du verzagter Hudler/ muſte dann der Schwindel eben im anbegin der Schlacht kommen/ und mit deren Endigung alsbald auffhoͤren/ dz du munterer bey der Pluͤnderung ſeyn kunteſt/ als einige andere? Und haben meine Augen mich nicht betrogen/ ſo meyne ich nicht anders/ als daß du etliche geraubete Sachen ſchon zu dir geſtecket haſt/ als ein Dieb. Dieſer gab ſich auffs leugnen/ aber viere griffen ihn an/ ſuchten nach/ funden acht koͤſtliche Kleinot in ſeinem Schieb Sak/ und frageten/ wie er dabey gehandelt haͤtte. Er ſahe/ daß er die Untaht nicht leugnen kunte/ gab vor/ er haͤtte anfangs gemeynet/ ein jeder ſolte behalten was F f f f ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/633>, abgerufen am 22.12.2024.