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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
len drey Nacht daselbst verharren/ und weil er in gute Kundschafft mit ihm geriet/ legte
er den grösten Theil seiner Baarschafften bey ihm nieder/ nahm die angebohtene Be-
gleitung von dreyssig Pferden zu sich/ und zog in guter Sicherheit über den Eufrat in
Mesopotamien/ da er in der nähesten Stad einen versamleten Hauffen/ LIII stark an-
traf/ die sich mit Gewehr auffs beste versehen hatten/ und einen Häuptmann unter sich
auffworffen/ welcher ein grosser ansehnlicher aber sehr verzagter Mensch wahr. Er
gab sich mit in ihre Geselschafft/ mit dem erbieten/ lieb und leid mit ihnen auszustehen/
und da sie loßbrachen/ wunderte er sich der ungeschiklichen Ordnung/ welche dieser
Großpraler ihr Hauptmann bey dem Fortzuge anstellete/ in dem er die Kauffmans Wa-
gen und Karren voraußgehen ließ/ und sich mitten unter dem Hauffen versteckete/ da er in
der besten Sicherheit zu seyn vermeinete; da wieder er aber nichts reden wolte/ als lange
er sahe/ daß keine Gefahr verhanden wahr/ nur daß er in allem Glimpf erinnerte/ er hielte
es vor rahtsam/ daß die Wagen und Karren fein in die mitte genommen würden/ und die
zu Fusse dabey lauffende (deren XXV wahren) mit ihren Pfeilen sich darzwischen setzeten/
als dann würde man auff allem Fall die Waaren beschützen und den Anfal abhalten können;
dessen ihr Hauptman lachete/ und zur Antwort gab; er hätte so manniche Reise getahn/
währe auch mehr als einmahl in Scharmützeln wieder die Räuber gestanden/ und bedürf-
te dergleichen junger unerfahrner Rahtgeber nicht/ es möchte Valikules sich umb seine
Haut bekümmern/ weil er bey den Gütern nichts zuverlieren hätte. Dieser als ein verstän-
diger fraß solches geduldig in sich/ weil er nicht wuste/ wessen er sich zu den übrigen zuver-
sehen hätte/ gedachte es doch auff Begebenheit zu ahnen/ wor zu es folgendes tages gute
Gelegenheit gab/ da eine Räuberische Schaar LXXX Reuter stark ihrer von ferne gewahr
wurden/ welche auch unser Held zeitig ins Gesicht bekam/ daher er seine Gefärten fragete/
ob sie willens währen frisch zu fechten/ wo sie angegriffen würden/ als dann wolte er daß
seine mit dabey tuhn/ ungeachtet er mit sehr guten Freibrieffen versehen währe/ auch keine
eigene Güter beschützen dürffte. Worauff ihr Hauptman ihm antwortete; es stünde ihm
frey zu fechten oder zu ruhen/ und ob er sich seiner gelben Haar fürchtete/ kähme es umb ihn
nicht zu/ so grauete ihm gar wenig vor jenen Weibischen Räubern/ weil er einen jeden in
seiner Geselschafft besser/ als jener drey schätzete. Valikules sahe/ daß es unzeitig wahr/ mit
dem Narren zu zanken/ taht als hörete ers nicht/ und ermahnete die andern/ daß sie ihr Ge-
wehr fertig hielten und die Glieder fest setzeten/ alsdann solte es mit Gottes Hülffe keine
Noht haben; er sähe schon daß der Gegenteil sich gefast machte/ auff sie loßzugehen/ und
müste man sich zur Gegenwehr schicken. Worauff die Geselschafft sich ermunterte/ und
ihm versprachen/ Leib und Leben zu wagen/ und einem guten Vorgänger zu folgen; wel-
ches alles er gerne vernam/ und zu dem verordenten Hauptman sagete: Mein Freund/ ihr
werdet euch eures Amts erinnern/ dann hie wil es mit hönischen Worten trauen nicht auß-
gerichtet seyn; demnach erwählet euch eine Schaar/ denen ihr am meisten trauet/ und fan-
get mit deren Beystand den Streit an/ da man uns Gewalt anlegen wolte/ ich wil helffen
so viel ich gelernet habe. Der stolze Kleinot-Händeler empfand diese erinnerung sehr hoch/
und durffte sich schimpflicher Dräuworte vernehmen lassen; er aber ermahnete ihn/ daß
er ja nicht durch innerliche Empörung die ganze Geselschafft in Gefahr setzete/ hätte er a-

ber/

Drittes Buch.
len drey Nacht daſelbſt verharren/ und weil er in gute Kundſchafft mit ihm geriet/ legte
er den groͤſten Theil ſeiner Baarſchafften bey ihm nieder/ nahm die angebohtene Be-
gleitung von dreyſſig Pferden zu ſich/ und zog in guter Sicherheit uͤber den Eufrat in
Meſopotamien/ da er in der naͤheſten Stad einen verſamleten Hauffen/ LIII ſtark an-
traf/ die ſich mit Gewehr auffs beſte verſehen hatten/ und einen Haͤuptmann unter ſich
auffworffen/ welcher ein groſſer anſehnlicher aber ſehr verzagter Menſch wahr. Er
gab ſich mit in ihre Geſelſchafft/ mit dem erbieten/ lieb und leid mit ihnen auszuſtehen/
und da ſie loßbrachen/ wunderte er ſich der ungeſchiklichen Ordnung/ welche dieſer
Großpraler ihr Hauptmann bey dem Fortzuge anſtellete/ in dem er die Kauffmans Wa-
gen und Karren voraußgehen ließ/ und ſich mitten unter dem Hauffen verſteckete/ da er in
der beſten Sicherheit zu ſeyn vermeinete; da wieder er aber nichts reden wolte/ als lange
er ſahe/ daß keine Gefahr verhanden wahr/ nur daß er in allem Glimpf erinnerte/ er hielte
es vor rahtſam/ daß die Wagen und Karren fein in die mitte genommen wuͤrden/ und die
zu Fuſſe dabey lauffende (deren XXV wahren) mit ihren Pfeilen ſich darzwiſchen ſetzeten/
als dann wuͤrde man auff allem Fall die Waaren beſchuͤtzen und den Anfal abhalten koͤñen;
deſſen ihr Hauptman lachete/ und zur Antwort gab; er haͤtte ſo manniche Reiſe getahn/
waͤhre auch mehr als einmahl in Scharmuͤtzeln wieder die Raͤuber geſtanden/ und beduͤrf-
te dergleichen junger unerfahrner Rahtgeber nicht/ es moͤchte Valikules ſich umb ſeine
Haut bekuͤmmern/ weil er bey den Guͤtern nichts zuverlieren haͤtte. Dieſer als ein verſtaͤn-
diger fraß ſolches geduldig in ſich/ weil er nicht wuſte/ weſſen er ſich zu den uͤbrigen zuver-
ſehen haͤtte/ gedachte es doch auff Begebenheit zu ahnen/ wor zu es folgendes tages gute
Gelegenheit gab/ da eine Raͤuberiſche Schaar LXXX Reuter ſtark ihrer von ferne gewahr
wurden/ welche auch unſer Held zeitig ins Geſicht bekam/ daher er ſeine Gefaͤrten fragete/
ob ſie willens waͤhren friſch zu fechten/ wo ſie angegriffen wuͤrden/ als dann wolte er daß
ſeine mit dabey tuhn/ ungeachtet er mit ſehr guten Freibrieffen verſehen waͤhre/ auch keine
eigene Guͤter beſchuͤtzen duͤrffte. Worauff ihr Hauptman ihm antwortete; es ſtuͤnde ihm
frey zu fechten oder zu ruhen/ und ob er ſich ſeiner gelben Haar fuͤrchtete/ kaͤhme es umb ihn
nicht zu/ ſo grauete ihm gar wenig vor jenen Weibiſchen Raͤubern/ weil er einen jeden in
ſeiner Geſelſchafft beſſer/ als jener drey ſchaͤtzete. Valikules ſahe/ daß es unzeitig wahr/ mit
dem Narren zu zanken/ taht als hoͤrete ers nicht/ und ermahnete die andern/ daß ſie ihr Ge-
wehr fertig hielten und die Glieder feſt ſetzeten/ alsdann ſolte es mit Gottes Huͤlffe keine
Noht haben; er ſaͤhe ſchon daß der Gegenteil ſich gefaſt machte/ auff ſie loßzugehen/ und
muͤſte man ſich zur Gegenwehr ſchicken. Worauff die Geſelſchafft ſich ermunterte/ und
ihm verſprachen/ Leib und Leben zu wagen/ und einem guten Vorgaͤnger zu folgen; wel-
ches alles er gerne vernam/ uñ zu dem verordenten Hauptman ſagete: Mein Freund/ ihr
werdet euch eures Amts eriñern/ dann hie wil es mit hoͤniſchen Worten trauen nicht auß-
gerichtet ſeyn; demnach erwaͤhlet euch eine Schaar/ denen ihr am meiſten trauet/ und fan-
get mit deren Beyſtand den Streit an/ da man uns Gewalt anlegen wolte/ ich wil helffen
ſo viel ich gelernet habe. Der ſtolze Kleinot-Haͤndeler empfand dieſe eriñerung ſehr hoch/
und durffte ſich ſchimpflicher Draͤuworte vernehmen laſſen; er aber ermahnete ihn/ daß
er ja nicht durch innerliche Empoͤrung die ganze Geſelſchafft in Gefahr ſetzete/ haͤtte er a-

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/629>, abgerufen am 26.06.2024.