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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
umlauffen ließ/ durch wz mittel sie ihm ihre herzliche ehrliebende Zuneigung und verliebete
Seele zuverstehen geben könte/ worauf sie auch die ganze Nacht über bedacht war. Arbianes
erinnerte damals seinen geliebten Herkuliskus der heutigen an muhtung/ und dz er sein Schlaf-
geselle zu sein sich nit wegern möchte der ihm zur Antwort gab: Er wäre seinen Fürsten nach
aller mögligkeit auffwärtig/ fürchtete abersehr/ dem selben hiedurch Ungelegenheit zu schaf-
fen/ angesehen sein getahnes Gelübde ihn verbünde/ keine Nacht ausser den täglichen Klei-
dern zu schlaffen/ biß er sehen würde/ was eigentlich Gottes Versehung mit ihm vor hät-
te. Dieser ließ sich dadurch von seinem Vorhaben nicht abwendig machen/ so gar/ daß er
sich er boht/ gleichergestalt in seinen Kleidern zu schlaffen/ daher Herkuliskus alle entschul-
digung benommen ward/ und mit ihm nach Bette gehen muste/ stellete sich auch/ als ob er
geschwinde fest eingeschlaffen währe/ welches Arbianes von weiterem Gespräche abhielt/
weil er ihn in der Ruhe nicht stören wolte/ wie wol er aus Herzbrüderlicher Liebe ihn etli-
chemahl freundlich küssete/ auch ihm den Arm unterlegete/ in welchem er die halbe Nacht
hindurch lage. Des Morgens/ da sie vom Schlaffe erwacheten/ suchte Arbianes die ver-
trauliche Freundschafft mit ihm fester zu legen/ und red te ihn mit diesen Worten an: Ihr
mein allerliebster und werdester Freund/ ich kan mich nicht gnug verwundern/ aus was
Ursachen ihr euch so niedrig und unwerd halten möget/ da doch eure allernäheste Blutver-
wanten/ Könige und Groß Fürsten sind/ woraus dann Sonnen klar erscheinet/ daß ihr e-
ben des Standes seyn müsset; so gelanget demnach an euch mein freundliches Ersuchen/
mich hinfüro mit hohen Ehren-benahmungen nicht zu beschweren/ wie gestriges tages mit
meinem Verdrus geschehen ist. Meine herzliche Zuneigung gegen euch an den Tag zuge-
ben/ kan ich durchaus nicht umbhin/ welcher Liebes Brunnen die Gedanken meiner Seele
durch der Zungen Dienst aus dem innersten hervor treibet/ daß ich bey euch Ansuchung zu
tuhn gezwungen werde/ mich forthin vor einen Bruder auffzunehmen (weil ihr ja von mei-
ner Fr. Mutter vor einen Sohn erwählet seid/ und vor einen solchen Verbundenen mich
zu halten) der hiemit äidlich verspricht/ sein Leib und Leben/ und alles was ich irgend bin und
vermag/ ohn einige Bedingung oder Außnahme zu eurem besten anzuwenden. Wann ihr
nun nicht die Ursach meiner stets wehrenden Traurigkeit und betrübnis sein wollet/ wer-
det ihr meine getahne Bitte bey euch Stat und Raum finden lassen. Herkuliskus wahr
aus allen seinen Handlungen gnug versichert/ dz er nichts ertichtetes redete/ wolte sich auch
nicht unhöfflich gegen ihn stellen/ noch sein Ansuchen abschlagen/ und antwortete ihm also:
Ach mein allerliebster Fürst/ und herzengewogener Freund; mit was Diensterweisungen
kan oder sol ich immer und ewig diese hohe angebohtene Gunst ersetzen/ welche recht zube-
trachten/ mein Gemüht viel zu unverständig/ mein Herz viel zu blöde ist; muß demnach
ich die Vergeltung bloß allein von Gott erbitten/ welcher dann ohn zweiffel diese mir armen
geraubeten Jüngling erwiesene Gnade zubezahlen sich wird finden lassen. So viel meinen
Stand betrifft/ wird derselbe zwar in meinem Vaterlande Fürsten gleich gehalten/ weil
mein Vater ein gewaltiger Feldherr über mehr als 100000 Mann wahr/ wie wol der Ge-
burt nach nur Herren-standes/ wie etwa Herr Mazeus/ dabey ich doch nicht leugne/ daß
meine Fr. Mutter des mächtigsten Groß Fürsten der Teutschen eheleibliche Tochter ist.
Aber gesetzet/ ich währe mit meinem aller liebsten Fürsten gleiches Standes; bin ich dann

nicht

Drittes Buch.
umlauffen ließ/ durch wz mittel ſie ihm ihre herzliche ehrliebende Zuneigung uñ verliebete
Seele zuverſtehen gebẽ koͤnte/ worauf ſie auch die ganze Nacht uͤber bedacht war. Arbianes
eriñerte damals ſeinen geliebten Herkuliſkus der heutigẽ an muhtung/ uñ dz er ſein Schlaf-
geſelle zu ſein ſich nit wegern moͤchte der ihm zur Antwort gab: Er waͤre ſeinẽ Fuͤꝛſten nach
aller moͤgligkeit auffwaͤrtig/ fuͤrchtete aberſehr/ dem ſelben hiedurch Ungelegẽheit zu ſchaf-
fen/ angeſehen ſein getahnes Geluͤbde ihn verbuͤnde/ keine Nacht auſſeꝛ den taͤglichen Klei-
dern zu ſchlaffen/ biß er ſehen wuͤrde/ was eigentlich Gottes Verſehung mit ihm vor haͤt-
te. Dieſer ließ ſich dadurch von ſeinem Vorhaben nicht abwendig machen/ ſo gar/ daß er
ſich er boht/ gleichergeſtalt in ſeinen Kleidern zu ſchlaffen/ daher Herkuliſkus alle entſchul-
digung benommen ward/ und mit ihm nach Bette gehen muſte/ ſtellete ſich auch/ als ob er
geſchwinde feſt eingeſchlaffen waͤhre/ welches Arbianes von weiterem Geſpraͤche abhielt/
weil er ihn in der Ruhe nicht ſtoͤren wolte/ wie wol er aus Herzbruͤderlicher Liebe ihn etli-
chemahl freundlich kuͤſſete/ auch ihm den Arm unterlegete/ in welchem er die halbe Nacht
hindurch lage. Des Morgens/ da ſie vom Schlaffe erwacheten/ ſuchte Arbianes die ver-
trauliche Freundſchafft mit ihm feſter zu legen/ uñ red te ihn mit dieſen Worten an: Ihr
mein allerliebſter und werdeſter Freund/ ich kan mich nicht gnug verwundern/ aus was
Urſachen ihr euch ſo niedrig und unweꝛd halten moͤget/ da doch eure allernaͤheſte Blutver-
wanten/ Koͤnige und Groß Fuͤrſten ſind/ woraus dann Sonnen klar erſcheinet/ daß ihr e-
ben des Standes ſeyn muͤſſet; ſo gelanget demnach an euch mein freundliches Erſuchen/
mich hinfuͤro mit hohen Ehren-benahmungen nicht zu beſchweren/ wie geſtriges tages mit
meinem Verdrus geſchehen iſt. Meine herzliche Zuneigung gegen euch an den Tag zuge-
ben/ kan ich durchaus nicht umbhin/ welcher Liebes Brunnen die Gedanken meiner Seele
durch der Zungen Dienſt aus dem innerſten hervor treibet/ daß ich bey euch Anſuchung zu
tuhn gezwungen werde/ mich forthin vor einen Bruder auffzunehmẽ (weil ihr ja von mei-
ner Fr. Mutter vor einen Sohn erwaͤhlet ſeid/ und vor einen ſolchen Verbundenen mich
zu halten) der hiemit aͤidlich verſpricht/ ſein Leib und Leben/ und alles was ich irgend bin uñ
vermag/ ohn einige Bedingung oder Außnahme zu eurem beſten anzuwenden. Wann ihr
nun nicht die Urſach meiner ſtets wehrenden Traurigkeit und betruͤbnis ſein wollet/ wer-
det ihr meine getahne Bitte bey euch Stat und Raum finden laſſen. Herkuliſkus wahr
aus allen ſeinen Handlungẽ gnug verſichert/ dz er nichts ertichtetes redete/ wolte ſich auch
nicht unhoͤfflich gegen ihn ſtellen/ noch ſein Anſuchen abſchlagen/ und antwortete ihm alſo:
Ach mein allerliebſter Fuͤrſt/ und herzengewogener Freund; mit was Dienſterweiſungen
kan oder ſol ich immer und ewig dieſe hohe angebohtene Gunſt erſetzen/ welche recht zube-
trachten/ mein Gemuͤht viel zu unverſtaͤndig/ mein Herz viel zu bloͤde iſt; muß demnach
ich die Vergeltung bloß allein von Gott erbitten/ welcher dañ ohn zweiffel dieſe mir armen
geraubeten Juͤngling erwieſene Gnade zubezahlen ſich wird finden laſſen. So viel meinen
Stand betrifft/ wird derſelbe zwar in meinem Vaterlande Fuͤrſten gleich gehalten/ weil
mein Vater ein gewaltiger Feldherr uͤber mehr als 100000 Mann wahr/ wie wol der Ge-
burt nach nur Herꝛen-ſtandes/ wie etwa Herr Mazeus/ dabey ich doch nicht leugne/ daß
meine Fr. Mutter des maͤchtigſten Groß Fuͤrſten der Teutſchen eheleibliche Tochter iſt.
Aber geſetzet/ ich waͤhre mit meinem aller liebſten Fuͤrſten gleiches Standes; bin ich dann

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[583/0621] Drittes Buch. umlauffen ließ/ durch wz mittel ſie ihm ihre herzliche ehrliebende Zuneigung uñ verliebete Seele zuverſtehen gebẽ koͤnte/ worauf ſie auch die ganze Nacht uͤber bedacht war. Arbianes eriñerte damals ſeinen geliebten Herkuliſkus der heutigẽ an muhtung/ uñ dz er ſein Schlaf- geſelle zu ſein ſich nit wegern moͤchte der ihm zur Antwort gab: Er waͤre ſeinẽ Fuͤꝛſten nach aller moͤgligkeit auffwaͤrtig/ fuͤrchtete aberſehr/ dem ſelben hiedurch Ungelegẽheit zu ſchaf- fen/ angeſehen ſein getahnes Geluͤbde ihn verbuͤnde/ keine Nacht auſſeꝛ den taͤglichen Klei- dern zu ſchlaffen/ biß er ſehen wuͤrde/ was eigentlich Gottes Verſehung mit ihm vor haͤt- te. Dieſer ließ ſich dadurch von ſeinem Vorhaben nicht abwendig machen/ ſo gar/ daß er ſich er boht/ gleichergeſtalt in ſeinen Kleidern zu ſchlaffen/ daher Herkuliſkus alle entſchul- digung benommen ward/ und mit ihm nach Bette gehen muſte/ ſtellete ſich auch/ als ob er geſchwinde feſt eingeſchlaffen waͤhre/ welches Arbianes von weiterem Geſpraͤche abhielt/ weil er ihn in der Ruhe nicht ſtoͤren wolte/ wie wol er aus Herzbruͤderlicher Liebe ihn etli- chemahl freundlich kuͤſſete/ auch ihm den Arm unterlegete/ in welchem er die halbe Nacht hindurch lage. Des Morgens/ da ſie vom Schlaffe erwacheten/ ſuchte Arbianes die ver- trauliche Freundſchafft mit ihm feſter zu legen/ uñ red te ihn mit dieſen Worten an: Ihr mein allerliebſter und werdeſter Freund/ ich kan mich nicht gnug verwundern/ aus was Urſachen ihr euch ſo niedrig und unweꝛd halten moͤget/ da doch eure allernaͤheſte Blutver- wanten/ Koͤnige und Groß Fuͤrſten ſind/ woraus dann Sonnen klar erſcheinet/ daß ihr e- ben des Standes ſeyn muͤſſet; ſo gelanget demnach an euch mein freundliches Erſuchen/ mich hinfuͤro mit hohen Ehren-benahmungen nicht zu beſchweren/ wie geſtriges tages mit meinem Verdrus geſchehen iſt. Meine herzliche Zuneigung gegen euch an den Tag zuge- ben/ kan ich durchaus nicht umbhin/ welcher Liebes Brunnen die Gedanken meiner Seele durch der Zungen Dienſt aus dem innerſten hervor treibet/ daß ich bey euch Anſuchung zu tuhn gezwungen werde/ mich forthin vor einen Bruder auffzunehmẽ (weil ihr ja von mei- ner Fr. Mutter vor einen Sohn erwaͤhlet ſeid/ und vor einen ſolchen Verbundenen mich zu halten) der hiemit aͤidlich verſpricht/ ſein Leib und Leben/ und alles was ich irgend bin uñ vermag/ ohn einige Bedingung oder Außnahme zu eurem beſten anzuwenden. Wann ihr nun nicht die Urſach meiner ſtets wehrenden Traurigkeit und betruͤbnis ſein wollet/ wer- det ihr meine getahne Bitte bey euch Stat und Raum finden laſſen. Herkuliſkus wahr aus allen ſeinen Handlungẽ gnug verſichert/ dz er nichts ertichtetes redete/ wolte ſich auch nicht unhoͤfflich gegen ihn ſtellen/ noch ſein Anſuchen abſchlagen/ und antwortete ihm alſo: Ach mein allerliebſter Fuͤrſt/ und herzengewogener Freund; mit was Dienſterweiſungen kan oder ſol ich immer und ewig dieſe hohe angebohtene Gunſt erſetzen/ welche recht zube- trachten/ mein Gemuͤht viel zu unverſtaͤndig/ mein Herz viel zu bloͤde iſt; muß demnach ich die Vergeltung bloß allein von Gott erbitten/ welcher dañ ohn zweiffel dieſe mir armen geraubeten Juͤngling erwieſene Gnade zubezahlen ſich wird finden laſſen. So viel meinen Stand betrifft/ wird derſelbe zwar in meinem Vaterlande Fuͤrſten gleich gehalten/ weil mein Vater ein gewaltiger Feldherr uͤber mehr als 100000 Mann wahr/ wie wol der Ge- burt nach nur Herꝛen-ſtandes/ wie etwa Herr Mazeus/ dabey ich doch nicht leugne/ daß meine Fr. Mutter des maͤchtigſten Groß Fuͤrſten der Teutſchen eheleibliche Tochter iſt. Aber geſetzet/ ich waͤhre mit meinem aller liebſten Fuͤrſten gleiches Standes; bin ich dann nicht

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/621>, abgerufen am 22.12.2024.