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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
ich mit diesem Fräulein einsmahls spielete/ zu den anwesenden sagete: Diese beyde werden
fast auff eine Zeit verlohren/ aber nicht auff eine Zeit wieder gefunden werden; fragte auch
fleissig nach/ wie lange es wol seyn möchte/ daß dem Fräulein solches Unglük zugestossen/ und
ob Herkules und die andern mit starker Geselschafft zur Nachsuchung ausgezogen währen.
Er antwortete: Die Entführung währe ohngefehr vor vier Monat geschehen; sahe in sein
Handbüchlein/ und fand/ daß es CXIIX Tage währen; meldete nachgehends/ daß wie Herr
Herkules der Fräulein Verlust erfahren/ er wie ein todter Mensch zur Erden niederge-
sunken währe/ daß ederman gemeynet/ er hätte sein Leben vor grosser Herzensprast und
Angst auffgegeben; nachdem er aber wieder er quicket worden/ hätte er ohn genommenen
Abscheid sich mit etlichen zu Pferde gesetzet/ und X Räuber/ die eine gefangene Jungfer von
der Fräulein Geselschafft bey sich gehabt/ in einem Flecken angetroffen/ und sie alle seinem
Gesellen übergeben/ ohn daß er mit einem Rauber sich zu fusse davon gemacht/ umb das
Fräulein zusuchen/ und wie er ausgeforschet/ daß sie nach dem Meer zugeführet worden/
ihr alsbald gefolget; sein Geselle aber H. Ladisla und der junge Fabius hätten sich hernach
mit zwey ausgerüsteten Schiffen auffgemachet/ beydes das Fräulein und ihren Freund
Herkules zusuchen/ wie mir solches/ sagte er/ von einem vornehmen Rahtsverwanten zu
Padua erzählet. Wie kunte aber mein Oheim Herkules sein geliebtes Römisches Fräu-
lein so verlassen/ sagte Herkuliskus/ und dieser ver lohrnen nachsetzen? dann ob sie gleich na-
he verwand/ gehet doch ohn Zweifel die Liebe der Blutfreundschafft vor/ insonderheit/ weil
ich versichert weiß/ daß er dieser Fräulein sehr wenige Kundschafft hat. Ja/ antwortete er/
eben aus dieser eiferigen Nachfolge und erzeigeter grosser Traurigkeit hat man eigentlich
gemuhtmasset/ daß sein Herz einer andern/ als dieser Römerin/ müsse geschenket seyn; und
die runde Warheit zubekennen/ gab ich genaue acht auff seine Unterredung/ die er auff der
Schau Bühne mit dem Fräulein führete/ merkete aber an ihm durchaus keine solche Blic-
ke/ welche den verliebten Geist zuverrahten pflegen. Doch hält dieses Fräulein sich annoch
zu Padua auff/ mag auch etwas Hoffnung zur künfftigen Heyraht haben/ welches ich so
eben nicht wissen kan/ aber ohn Zweifel ist es/ daß sie mit der Böhmischen Jungfer/ die ein
sehr feines adeliches Bilde von Leibe und Gestalt ist/ in sonderlicher Freundschafft lebet.
Durch diese Reden ward Herkuliskus wieder erquicket/ und feindete sich selber an/ daß er
solche Gedanken von seinem auffrichtigen ergebenen Herkules ihm einbilden können/ fasse-
te auch die gewisse Hoffnung der schierkünfftigen Erlösung/ weil man in Nachsuchung sei-
ner so embsig wahr/ schlug alle Furcht und Gefahr aus dem Sinne/ und trug fast Verlan-
gen dem Parther Könige geliefert zuwerden/ der festen Zuversicht/ dessen Gemüht durch
ehrliebende Reden von aller unbillichen Liebe oder anmuhten abzulenken/ und in Erzeigung
seiner Großmühtigkeit und Waffen-Erfahrung/ sein weibliches Geschlecht zuverbergen/
darinnen er sich aber betrogen fand. Pharnabazus sahe/ daß seine Mattigkeit sich geleget
hatte/ und meynete ihn zu fernerer Erzählung von Herkules Leben anzuführen/ aber der
Groß Fürst befürchtete/ es möchte ihm die Ohmacht wieder kommen/ und hielt vors beste/
daß man sich zur Ruhe begäbe/ weil es ohn das zimlich späte/ und ihm folgendes Tages viel
Geschäffte oblagen; womit das Frauenzimmer wol zufrieden war/ ohn daß Frl. Barsene
gerne noch etliche Stunden bey ihm hätte sitzen mögen/ die in ihrem Gemüte alle gedanken

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Drittes Buch.
ich mit dieſem Fraͤulein einsmahls ſpielete/ zu den anweſenden ſagete: Dieſe beyde werdẽ
faſt auff eine Zeit verlohren/ aber nicht auff eine Zeit wieder gefunden werden; fragte auch
fleiſſig nach/ wie lange es wol ſeyn moͤchte/ daß dem Fraͤulein ſolches Ungluͤk zugeſtoſſen/ uñ
ob Herkules und die andern mit ſtarker Geſelſchafft zur Nachſuchung ausgezogen waͤhrẽ.
Er antwortete: Die Entfuͤhrung waͤhre ohngefehr vor vier Monat geſchehen; ſahe in ſein
Handbuͤchlein/ und fand/ daß es CXIIX Tage waͤhren; meldete nachgehends/ daß wie Herꝛ
Herkules der Fraͤulein Verluſt erfahren/ er wie ein todter Menſch zur Erden niederge-
ſunken waͤhre/ daß ederman gemeynet/ er haͤtte ſein Leben vor groſſer Herzenspraſt und
Angſt auffgegeben; nachdem er aber wieder er quicket worden/ haͤtte er ohn genommenen
Abſcheid ſich mit etlichen zu Pferde geſetzet/ und X Raͤuber/ die eine gefangene Jungfer von
der Fraͤulein Geſelſchafft bey ſich gehabt/ in einem Flecken angetroffen/ und ſie alle ſeinem
Geſellen uͤbergeben/ ohn daß er mit einem Råuber ſich zu fuſſe davon gemacht/ umb das
Fraͤulein zuſuchen/ und wie er ausgeforſchet/ daß ſie nach dem Meer zugefuͤhret worden/
ihr alsbald gefolget; ſein Geſelle aber H. Ladiſla und der junge Fabius haͤtten ſich hernach
mit zwey ausgeruͤſteten Schiffen auffgemachet/ beydes das Fraͤulein und ihren Freund
Herkules zuſuchen/ wie mir ſolches/ ſagte er/ von einem vornehmen Rahtsverwanten zu
Padua eꝛzaͤhlet. Wie kunte aber mein Oheim Herkules ſein geliebtes Roͤmiſches Fraͤu-
lein ſo verlaſſen/ ſagte Herkuliſkus/ und dieſer ver lohrnen nachſetzen? dann ob ſie gleich na-
he verwand/ gehet doch ohn Zweifel die Liebe der Blutfreundſchafft vor/ inſonderheit/ weil
ich verſichert weiß/ daß er dieſer Fraͤulein ſehr wenige Kundſchafft hat. Ja/ antwortete er/
eben aus dieſer eiferigen Nachfolge und erzeigeter groſſer Traurigkeit hat man eigentlich
gemuhtmaſſet/ daß ſein Herz einer andern/ als dieſer Roͤmerin/ muͤſſe geſchenket ſeyn; und
die runde Warheit zubekennen/ gab ich genaue acht auff ſeine Unterredung/ die er auff der
Schau Buͤhne mit dem Fraͤulein fuͤhrete/ merkete aber an ihm duꝛchaus keine ſolche Blic-
ke/ welche den verliebten Geiſt zuverrahten pflegen. Doch haͤlt dieſes Fraͤulein ſich annoch
zu Padua auff/ mag auch etwas Hoffnung zur kuͤnfftigen Heyraht haben/ welches ich ſo
eben nicht wiſſen kan/ aber ohn Zweifel iſt es/ daß ſie mit der Boͤhmiſchen Jungfer/ die ein
ſehr feines adeliches Bilde von Leibe und Geſtalt iſt/ in ſonderlicher Freundſchafft lebet.
Durch dieſe Reden ward Herkuliſkus wieder erquicket/ und feindete ſich ſelber an/ daß er
ſolche Gedanken von ſeinem auffrichtigen ergebenen Herkules ihm einbilden koͤnnen/ faſſe-
te auch die gewiſſe Hoffnung der ſchierkuͤnfftigen Erloͤſung/ weil man in Nachſuchung ſei-
ner ſo embſig wahr/ ſchlug alle Furcht und Gefahr aus dem Sinne/ und trug faſt Verlan-
gen dem Parther Koͤnige geliefert zuwerden/ der feſten Zuverſicht/ deſſen Gemuͤht durch
ehrliebende Reden von aller unbillichen Liebe oder anmuhten abzulenken/ uñ in Erzeigung
ſeiner Großmuͤhtigkeit und Waffen-Erfahrung/ ſein weibliches Geſchlecht zuverbergen/
darinnen er ſich aber betrogen fand. Pharnabazus ſahe/ daß ſeine Mattigkeit ſich geleget
hatte/ und meynete ihn zu fernerer Erzaͤhlung von Herkules Leben anzufuͤhren/ aber der
Groß Fuͤrſt befuͤrchtete/ es moͤchte ihm die Ohmacht wieder kommen/ und hielt vors beſte/
daß man ſich zur Ruhe begaͤbe/ weil es ohn das zimlich ſpaͤte/ und ihm folgendes Tages viel
Geſchaͤffte oblagen; womit das Frauenzimmer wol zufrieden war/ ohn daß Frl. Barſene
gerne noch etliche Stunden bey ihm haͤtte ſitzen moͤgen/ die in ihrem Gemuͤte alle gedanken

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[582/0620] Drittes Buch. ich mit dieſem Fraͤulein einsmahls ſpielete/ zu den anweſenden ſagete: Dieſe beyde werdẽ faſt auff eine Zeit verlohren/ aber nicht auff eine Zeit wieder gefunden werden; fragte auch fleiſſig nach/ wie lange es wol ſeyn moͤchte/ daß dem Fraͤulein ſolches Ungluͤk zugeſtoſſen/ uñ ob Herkules und die andern mit ſtarker Geſelſchafft zur Nachſuchung ausgezogen waͤhrẽ. Er antwortete: Die Entfuͤhrung waͤhre ohngefehr vor vier Monat geſchehen; ſahe in ſein Handbuͤchlein/ und fand/ daß es CXIIX Tage waͤhren; meldete nachgehends/ daß wie Herꝛ Herkules der Fraͤulein Verluſt erfahren/ er wie ein todter Menſch zur Erden niederge- ſunken waͤhre/ daß ederman gemeynet/ er haͤtte ſein Leben vor groſſer Herzenspraſt und Angſt auffgegeben; nachdem er aber wieder er quicket worden/ haͤtte er ohn genommenen Abſcheid ſich mit etlichen zu Pferde geſetzet/ und X Raͤuber/ die eine gefangene Jungfer von der Fraͤulein Geſelſchafft bey ſich gehabt/ in einem Flecken angetroffen/ und ſie alle ſeinem Geſellen uͤbergeben/ ohn daß er mit einem Råuber ſich zu fuſſe davon gemacht/ umb das Fraͤulein zuſuchen/ und wie er ausgeforſchet/ daß ſie nach dem Meer zugefuͤhret worden/ ihr alsbald gefolget; ſein Geſelle aber H. Ladiſla und der junge Fabius haͤtten ſich hernach mit zwey ausgeruͤſteten Schiffen auffgemachet/ beydes das Fraͤulein und ihren Freund Herkules zuſuchen/ wie mir ſolches/ ſagte er/ von einem vornehmen Rahtsverwanten zu Padua eꝛzaͤhlet. Wie kunte aber mein Oheim Herkules ſein geliebtes Roͤmiſches Fraͤu- lein ſo verlaſſen/ ſagte Herkuliſkus/ und dieſer ver lohrnen nachſetzen? dann ob ſie gleich na- he verwand/ gehet doch ohn Zweifel die Liebe der Blutfreundſchafft vor/ inſonderheit/ weil ich verſichert weiß/ daß er dieſer Fraͤulein ſehr wenige Kundſchafft hat. Ja/ antwortete er/ eben aus dieſer eiferigen Nachfolge und erzeigeter groſſer Traurigkeit hat man eigentlich gemuhtmaſſet/ daß ſein Herz einer andern/ als dieſer Roͤmerin/ muͤſſe geſchenket ſeyn; und die runde Warheit zubekennen/ gab ich genaue acht auff ſeine Unterredung/ die er auff der Schau Buͤhne mit dem Fraͤulein fuͤhrete/ merkete aber an ihm duꝛchaus keine ſolche Blic- ke/ welche den verliebten Geiſt zuverrahten pflegen. Doch haͤlt dieſes Fraͤulein ſich annoch zu Padua auff/ mag auch etwas Hoffnung zur kuͤnfftigen Heyraht haben/ welches ich ſo eben nicht wiſſen kan/ aber ohn Zweifel iſt es/ daß ſie mit der Boͤhmiſchen Jungfer/ die ein ſehr feines adeliches Bilde von Leibe und Geſtalt iſt/ in ſonderlicher Freundſchafft lebet. Durch dieſe Reden ward Herkuliſkus wieder erquicket/ und feindete ſich ſelber an/ daß er ſolche Gedanken von ſeinem auffrichtigen ergebenen Herkules ihm einbilden koͤnnen/ faſſe- te auch die gewiſſe Hoffnung der ſchierkuͤnfftigen Erloͤſung/ weil man in Nachſuchung ſei- ner ſo embſig wahr/ ſchlug alle Furcht und Gefahr aus dem Sinne/ und trug faſt Verlan- gen dem Parther Koͤnige geliefert zuwerden/ der feſten Zuverſicht/ deſſen Gemuͤht durch ehrliebende Reden von aller unbillichen Liebe oder anmuhten abzulenken/ uñ in Erzeigung ſeiner Großmuͤhtigkeit und Waffen-Erfahrung/ ſein weibliches Geſchlecht zuverbergen/ darinnen er ſich aber betrogen fand. Pharnabazus ſahe/ daß ſeine Mattigkeit ſich geleget hatte/ und meynete ihn zu fernerer Erzaͤhlung von Herkules Leben anzufuͤhren/ aber der Groß Fuͤrſt befuͤrchtete/ es moͤchte ihm die Ohmacht wieder kommen/ und hielt vors beſte/ daß man ſich zur Ruhe begaͤbe/ weil es ohn das zimlich ſpaͤte/ und ihm folgendes Tages viel Geſchaͤffte oblagen; womit das Frauenzimmer wol zufrieden war/ ohn daß Frl. Barſene gerne noch etliche Stunden bey ihm haͤtte ſitzen moͤgen/ die in ihrem Gemuͤte alle gedanken umlauffen

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/620>, abgerufen am 22.12.2024.