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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
Vermögen/ eine so hohe Gnade zubeantworten/ gestaltsam ich meine Leibeigenschafft wol
erkenne/ in welcher ich schon über ein Jahr/ wiewol in leidlicher Dienstbarkeit zugebracht
habe/ nachdem ich im Streit/ da ich XVII Jahr alt wahr/ gefangen/ und nach Kriegsbrauch
meiner Freyheit beraubet bin. Daß nun Eure G F. D. mir einige Hoffnung/ selbe dereins
wieder zuerlangen/ gnädigst machen wollen/ verbindet mich ungleich mehr zu aller Träue
und möglichem Fleisse/ als wann mir eine ganze Herrschafft wirklich eingeräumet wür-
de/ massen ich von einem vornehmen Römischen Herrn/ wiewol als ein Bastard Sohn
erzeuget/ und auff den fall meiner Freyheit von demselben grosse Befoderung zuhoffen ha-
be. Ich bin zwar erst von XIIX Jahren/ aber von erster Jugend an in Künsten und Spra-
chen wol unterwiesen/ da ich kaum aus der Schuele trat/ und wie gesagt/ in die Knechtschaft
fiel/ verspreche auch bey Verlust aller Götter Gnade/ und daß dieselben mich mein gelieb-
tes Vaterland nimmermehr wieder sehen lassen/ dafern ich einiges vermögen spare/ in un-
terweisung dieses Durchleuchtigen jungen Herrleins anzuwenden/ dessen Augen und Be-
zeigung nebest der vortrefflichsten Gestalt mir schon einen gewünschten Verstand und Lie-
be zur Tugend sehen lassen/ daher ich nicht zweifele/ die Götter werden aus ihm schier heut
oder morgen einen solchen Fürsten werden lassen/ dessen Ruhm und Tahten den grösten
Teil der Welt durchschallen sollen. Dafern nun Eure G F. D. gnädigst geruhen wird/ mir
etliche begehrte Bücher von Köln zuverschreiben/ wil mit der Götter Hülffe diesen jungen
Fürsten ich in wenig Jahren so weit anführen/ daß die allerschweresten Geschicht Bücher
der Griechen und Lateiner er ohn mühe lesen und verstehen sol. Dieses Versprechen ließ
ihm der Groß Fürst wol gefallen/ gab ihm alsbald neue Kleider/ und räumete ihm ein lusti-
ges Gemach ein/ da dann das junge Herrlein so willig zu den Büchern wahr/ daß man ihn
davon reissen/ und zum essen nöhtigen muste; dann er liebete diesen seinen Lehrmeister herz-
lich/ welcher ein geschikter frommer und Gottfürchtiger Mensch wahr/ hatte auch solche
Zuneigung gegen diesen seinen Schüler (welchen er einen Wundermenschen zunennen
pflegete) gefasset/ daß ihn dauchte/ er würde ihn schwerlich sein lebelang verlassen können;
Der junge Herr lernete auch in zwey Jahren so trefflich/ daß er nicht allein Latein und Grie-
chisch fertig lesen und artig schreiben/ sondern ein jedes Ding in diesen Sprachen nennen/
und was er begehrete/ ohn Anstoß fodern kunte. Kurze Zeit nach Bestellung dieses wolge-
rahtenen neuen Lehrmeisters/ besuchte der Großmächtigste König in Böhmen Herr Note-
sterich/ seinen Schwager und Oheim Groß Fürst Henrich/ dann er hatte dessen/ und mei-
ner Fr. Mutter leibliche Schwester zum Gemahl/ führete auch seinen Sohn und einigen
mänlichen Erben des Königreichs Herrn Ladisla mit sich dahin/ welcher der Zeit ohnge-
sehr von X Jahren/ und drey Jahr älter als Herkules wahr. Pharnabazus fiel ihm hier
in die Rede (weil er der Groß Fürstin Saptina einen Trunk muste bescheid tuhn) und sag-
te: Diesen Fürsten und jetzigen König in Böhmen kenne ich/ dann er hielt gleich zu meiner
Zeit mit des Stathalters zu Padua Frl. Tochter daselbst Beylager/ da ich die grosse Eh-
re gehabt/ so wol dem Freystechen als Ringelrennen beyzuwohnen/ und zwar unter dieser
Gunst/ daß man mir allerdinge unbekanten den höchsten Preiß (ob ichs gleich nicht ver-
dienete) eingeliefert hat/ der mir insonderheit wegen des Ringelrennens nicht gebühret
hätte/ massen Fürst Herkules mir im selbigen weit überlegen wahr/ und muß bekennen/ daß

ein

Drittes Buch.
Vermoͤgen/ eine ſo hohe Gnade zubeantworten/ geſtaltſam ich meine Leibeigenſchafft wol
erkenne/ in welcher ich ſchon uͤber ein Jahr/ wiewol in leidlicher Dienſtbarkeit zugebracht
habe/ nachdem ich im Streit/ da ich XVII Jahr alt wahr/ gefangen/ uñ nach Kriegsbrauch
meiner Freyheit beraubet bin. Daß nun Eure G F. D. mir einige Hoffnung/ ſelbe dereins
wieder zuerlangen/ gnaͤdigſt machen wollen/ verbindet mich ungleich mehr zu aller Traͤue
und moͤglichem Fleiſſe/ als wann mir eine ganze Herrſchafft wirklich eingeraͤumet wuͤr-
de/ maſſen ich von einem vornehmen Roͤmiſchen Herrn/ wiewol als ein Baſtard Sohn
erzeuget/ und auff den fall meiner Freyheit von demſelben groſſe Befoderung zuhoffen ha-
be. Ich bin zwar erſt von XIIX Jahren/ aber von erſter Jugend an in Kuͤnſten und Spra-
chen wol unterwieſen/ da ich kaum aus der Schuele trat/ uñ wie geſagt/ in die Knechtſchaft
fiel/ verſpreche auch bey Verluſt aller Goͤtter Gnade/ und daß dieſelben mich mein gelieb-
tes Vaterland nimmermehr wieder ſehen laſſen/ dafern ich einiges vermoͤgen ſpare/ in un-
terweiſung dieſes Durchleuchtigen jungen Herrleins anzuwenden/ deſſen Augen und Be-
zeigung nebeſt der vortrefflichſten Geſtalt mir ſchon einen gewuͤnſchten Verſtand und Lie-
be zur Tugend ſehen laſſen/ daher ich nicht zweifele/ die Goͤtter werden aus ihm ſchier heut
oder morgen einen ſolchen Fuͤrſten werden laſſen/ deſſen Ruhm und Tahten den groͤſten
Teil der Welt durchſchallen ſollen. Dafern nun Eure G F. D. gnaͤdigſt geruhen wird/ miꝛ
etliche begehrte Buͤcher von Koͤln zuverſchreiben/ wil mit der Goͤtter Huͤlffe dieſen jungen
Fuͤrſten ich in wenig Jahren ſo weit anfuͤhren/ daß die allerſchwereſten Geſchicht Buͤcher
der Griechen und Lateiner er ohn muͤhe leſen und verſtehen ſol. Dieſes Verſprechen ließ
ihm der Groß Fuͤrſt wol gefallen/ gab ihm alsbald neue Kleider/ und raͤumete ihm ein luſti-
ges Gemach ein/ da dann das junge Herꝛlein ſo willig zu den Buͤchern wahr/ daß man ihn
davon reiſſen/ und zum eſſen noͤhtigen muſte; dann er liebete dieſen ſeinen Lehrmeiſter herz-
lich/ welcher ein geſchikter frommer und Gottfuͤrchtiger Menſch wahr/ hatte auch ſolche
Zuneigung gegen dieſen ſeinen Schuͤler (welchen er einen Wundermenſchen zunennen
pflegete) gefaſſet/ daß ihn dauchte/ er wuͤrde ihn ſchwerlich ſein lebelang verlaſſen koͤnnen;
Der junge Herr lernete auch in zwey Jahren ſo trefflich/ daß er nicht allein Latein uñ Grie-
chiſch fertig leſen und artig ſchreiben/ ſondern ein jedes Ding in dieſen Sprachen nennen/
und was er begehrete/ ohn Anſtoß fodern kunte. Kurze Zeit nach Beſtellung dieſes wolge-
rahtenen neuen Lehrmeiſters/ beſuchte der Großmaͤchtigſte Koͤnig in Boͤhmen Herr Note-
ſterich/ ſeinen Schwager und Oheim Groß Fuͤrſt Henrich/ dann er hatte deſſen/ und mei-
ner Fr. Mutter leibliche Schweſter zum Gemahl/ fuͤhrete auch ſeinen Sohn und einigen
maͤnlichen Erben des Koͤnigreichs Herrn Ladiſla mit ſich dahin/ welcher der Zeit ohnge-
ſehr von X Jahren/ und drey Jahr aͤlter als Herkules wahr. Pharnabazus fiel ihm hier
in die Rede (weil er der Groß Fuͤrſtin Saptina einen Trunk muſte beſcheid tuhn) und ſag-
te: Dieſen Fuͤrſten und jetzigen Koͤnig in Boͤhmen kenne ich/ dann er hielt gleich zu meineꝛ
Zeit mit des Stathalters zu Padua Frl. Tochter daſelbſt Beylager/ da ich die groſſe Eh-
re gehabt/ ſo wol dem Freyſtechen als Ringelrennen beyzuwohnen/ und zwar unter dieſer
Gunſt/ daß man mir allerdinge unbekanten den hoͤchſten Preiß (ob ichs gleich nicht ver-
dienete) eingeliefert hat/ der mir inſonderheit wegen des Ringelrennens nicht gebuͤhret
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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/618>, abgerufen am 26.06.2024.