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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
ber unterrichtete ihn/ es müste solche scharffe Straffe ihnen angelegt werden/ auff daß an-
dere dadurch von dergleichen Vornehmen abgeschrecket würden/ gestaltsam mannicher
verwägener Bube/ nicht so viel den Tod selbst/ als die Pein fürchtete. Nach vollstrecketer
Urtel wurden den Teutschen Schutz-Göttern nicht allein wegen geschehener gnädigen
Rettung/ viel Opffer geschlachtet/ sondern auch/ daß sie hinfüro sich des jungen Herrleins
Heil und Wolfahrt wolten angelegen seyn lassen/ welcher schon solche Lust/ Kunst Tugend
und Sprachen zu lernen/ in seinem Herzen empfand/ daß er bey seinem H. Vater täglich
anhielt/ ihm einen geträuen Lehrmeister zuzuordnen; welcher aber ohn das schon hierüber
bemühet wahr/ und in Erfahrung brachte/ dz ein vornehmer Teutscher Herr einen erkauff-
ten Römer/ Nahmens Tibullus bey seinen Kindern hielte/ die nunmehr die Bücher bey-
seit legen/ und dem Kriegswesen nachzihen solten. Diesen verschrieb der Groß Fürst; und
als er sich einstellete/ ließ er ihn in beyseyn etlicher vornehmer Herren vor sich treten/ und
redete ihn also an: Was vernünfftige Eltern ihren Kindern schuldig sind/ wolte ich den
meinen ungerne entzihen/ damit sie nicht dereins Ursach haben mögen/ mich in der Grube
zuverfluchen. Leib und Leben/ Land und Leute hat dieser mein Sohn (der vor ihm stund) durch
der Götter Gnade von mir teils empfangen/ teils zuhoffen; welches alles aber ihn nit glük-
selig machen kan/ dafern sein Gemüht wilde und ungebauet bleiben solte. Vor weniger
Zeit setzete ich ihm einen Lehrmeister vor/ welchem ich das Leben schenkete/ da ich ihn auf of-
fentlichem Strassen Raube ertappete/ vermachte ihm daneben eine ehrliche Jahrsbestal-
lung/ und ließ ihn bey meinen vornehmsten Hofeleuten/ ja zuzeiten/ wann ich allein wahr/
über meinem Tische Speise nehmen/ ihn durch solche Gnade anzulocken/ daß er bey mei-
nem Sohn Träu und Fleiß anwenden solte; welches er aber mit solchem schändlichen
Undank ersetzet hat/ daß er anfangs mein liebes Kind mir zurauben/ nachgehends gar zu
ermorden sich unterwinden dürffen/ dessen ich/ andern zum Beyspiel/ ihm abscheuhliche
Straffe erteilen müssen. Nun habe ich zu dir viel ein ander Vertrauen/ als dessen Fröm-
migkeit/ Wissenschafft und Fleiß mir von deinem vorigen Herrn gerühmet ist/ daher ich
dir nicht zum Schrecken/ sondern zur blossen Erkäntniß jeztgedachte Begebniß vorstellen
wollen/ der Hoffnung gelebend/ du werdest nit minder bey mir/ als vorhin bey andern dich
redlich und träufleissig finden lassen/ so daß du diesen meinen Sohn ohn alle gegebene är-
gerniß (welche der Jugend schädlichster Gifft ist) zur Furcht und Liebe der unsterblichen
Götter haltest/ der Tugend innerliche Schönheit ihm angenehm und bekant machest/ und
in Griechischer und Lateinischer Sprache/ auch andern Wissenschafften ihn unterweisest.
Wirstu dieses nach Vermögen leisten/ so sol dir überflüssig an Speise und Trank/ Kleidung
und geziemenden Schmuk gereichet/ ein Reitpferd samt einem Diener gehalten/ und zur
jährlichen Bestallung 400 Kronen aus gefolget werden/ nebst Fürstlicher Versprechung/
daß ich dich über acht Jahr reichlich begabet/ in vollkommene Freyheit setzen/ und in dein
Vaterland zihen lassen wil; würde dir aber gefallen/ bey mir zubleiben/ soltu bey mir haben/
was du wünschen wirst/ und dein Stand ertragen kan. Tibullus durch so hohes versprechen
fast entzücket/ setzete sich vor dem Groß Fürsten auff die Knie/ und nachdem ihm von dem-
selben ernstlich befohlen wahr aufzustehen/ antwortete er also: Großmächtigster Großfürst/
gnädigster Herr; Euer G F. Durchl. ich unwirdigster Knecht/ finde weder Worte noch

Vermö-
D d d d ij

Drittes Buch.
ber unterrichtete ihn/ es muͤſte ſolche ſcharffe Straffe ihnen angelegt werden/ auff daß an-
dere dadurch von dergleichen Vornehmen abgeſchrecket wuͤrden/ geſtaltſam mannicher
verwaͤgener Bube/ nicht ſo viel den Tod ſelbſt/ als die Pein fuͤrchtete. Nach vollſtrecketer
Urtel wurden den Teutſchen Schutz-Goͤttern nicht allein wegen geſchehener gnaͤdigen
Rettung/ viel Opffer geſchlachtet/ ſondern auch/ daß ſie hinfuͤro ſich des jungen Herrleins
Heil uñ Wolfahrt wolten angelegen ſeyn laſſen/ welcher ſchon ſolche Luſt/ Kunſt Tugend
und Sprachen zu lernen/ in ſeinem Herzen empfand/ daß er bey ſeinem H. Vater taͤglich
anhielt/ ihm einen getraͤuen Lehrmeiſter zuzuordnen; welcher aber ohn das ſchon hieruͤber
bemuͤhet wahr/ und in Erfahrung brachte/ dz ein vornehmer Teutſcher Herr einen erkauff-
ten Roͤmer/ Nahmens Tibullus bey ſeinen Kindern hielte/ die nunmehr die Buͤcher bey-
ſeit legen/ und dem Kriegsweſen nachzihen ſolten. Dieſen verſchrieb der Groß Fuͤrſt; und
als er ſich einſtellete/ ließ er ihn in beyſeyn etlicher vornehmer Herren vor ſich treten/ und
redete ihn alſo an: Was vernuͤnfftige Eltern ihren Kindern ſchuldig ſind/ wolte ich den
meinen ungerne entzihen/ damit ſie nicht dereins Urſach haben moͤgen/ mich in der Grube
zuverfluchen. Leib und Leben/ Land und Leute hat dieſer mein Sohn (der vor ihm ſtund) durch
der Goͤtter Gnade von mir teils empfangen/ teils zuhoffen; welches alles aber ihn nit gluͤk-
ſelig machen kan/ dafern ſein Gemuͤht wilde und ungebauet bleiben ſolte. Vor weniger
Zeit ſetzete ich ihm einen Lehrmeiſter vor/ welchem ich das Leben ſchenkete/ da ich ihn auf of-
fentlichem Straſſen Raube ertappete/ vermachte ihm daneben eine ehrliche Jahrsbeſtal-
lung/ und ließ ihn bey meinen vornehmſten Hofeleuten/ ja zuzeiten/ wann ich allein wahr/
uͤber meinem Tiſche Speiſe nehmen/ ihn durch ſolche Gnade anzulocken/ daß er bey mei-
nem Sohn Traͤu und Fleiß anwenden ſolte; welches er aber mit ſolchem ſchaͤndlichen
Undank erſetzet hat/ daß er anfangs mein liebes Kind mir zurauben/ nachgehends gar zu
ermorden ſich unterwinden duͤrffen/ deſſen ich/ andern zum Beyſpiel/ ihm abſcheuhliche
Straffe erteilen muͤſſen. Nun habe ich zu dir viel ein ander Vertrauen/ als deſſen Froͤm-
migkeit/ Wiſſenſchafft und Fleiß mir von deinem vorigen Herrn geruͤhmet iſt/ daher ich
dir nicht zum Schrecken/ ſondern zur bloſſen Erkaͤntniß jeztgedachte Begebniß vorſtellen
wollen/ der Hoffnung gelebend/ du werdeſt nit minder bey mir/ als vorhin bey andern dich
redlich und traͤufleiſſig finden laſſen/ ſo daß du dieſen meinen Sohn ohn alle gegebene aͤr-
gerniß (welche der Jugend ſchaͤdlichſter Gifft iſt) zur Furcht und Liebe der unſterblichen
Goͤtter halteſt/ der Tugend innerliche Schoͤnheit ihm angenehm und bekant macheſt/ und
in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache/ auch andern Wiſſenſchafften ihn unterweiſeſt.
Wirſtu dieſes nach Vermoͤgen leiſten/ ſo ſol dir uͤberfluͤſſig an Speiſe uñ Trank/ Kleidung
und geziemenden Schmuk gereichet/ ein Reitpferd ſamt einem Diener gehalten/ und zur
jaͤhrlichen Beſtallung 400 Kronen aus gefolget werden/ nebſt Fuͤrſtlicher Verſprechung/
daß ich dich uͤber acht Jahr reichlich begabet/ in vollkommene Freyheit ſetzen/ und in dein
Vaterland zihen laſſen wil; wuͤrde dir aber gefallen/ bey mir zubleiben/ ſoltu bey mir haben/
was du wuͤnſchen wirſt/ und dein Stand ertragen kan. Tibullus durch ſo hohes verſprechẽ
faſt entzuͤcket/ ſetzete ſich vor dem Groß Fuͤrſten auff die Knie/ und nachdem ihm von dem-
ſelben ernſtlich befohlen wahr aufzuſtehen/ antwortete er alſo: Großmaͤchtigſter Großfuͤrſt/
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Vermoͤ-
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[579/0617] Drittes Buch. ber unterrichtete ihn/ es muͤſte ſolche ſcharffe Straffe ihnen angelegt werden/ auff daß an- dere dadurch von dergleichen Vornehmen abgeſchrecket wuͤrden/ geſtaltſam mannicher verwaͤgener Bube/ nicht ſo viel den Tod ſelbſt/ als die Pein fuͤrchtete. Nach vollſtrecketer Urtel wurden den Teutſchen Schutz-Goͤttern nicht allein wegen geſchehener gnaͤdigen Rettung/ viel Opffer geſchlachtet/ ſondern auch/ daß ſie hinfuͤro ſich des jungen Herrleins Heil uñ Wolfahrt wolten angelegen ſeyn laſſen/ welcher ſchon ſolche Luſt/ Kunſt Tugend und Sprachen zu lernen/ in ſeinem Herzen empfand/ daß er bey ſeinem H. Vater taͤglich anhielt/ ihm einen getraͤuen Lehrmeiſter zuzuordnen; welcher aber ohn das ſchon hieruͤber bemuͤhet wahr/ und in Erfahrung brachte/ dz ein vornehmer Teutſcher Herr einen erkauff- ten Roͤmer/ Nahmens Tibullus bey ſeinen Kindern hielte/ die nunmehr die Buͤcher bey- ſeit legen/ und dem Kriegsweſen nachzihen ſolten. Dieſen verſchrieb der Groß Fuͤrſt; und als er ſich einſtellete/ ließ er ihn in beyſeyn etlicher vornehmer Herren vor ſich treten/ und redete ihn alſo an: Was vernuͤnfftige Eltern ihren Kindern ſchuldig ſind/ wolte ich den meinen ungerne entzihen/ damit ſie nicht dereins Urſach haben moͤgen/ mich in der Grube zuverfluchen. Leib und Leben/ Land und Leute hat dieſer mein Sohn (der vor ihm ſtund) durch der Goͤtter Gnade von mir teils empfangen/ teils zuhoffen; welches alles aber ihn nit gluͤk- ſelig machen kan/ dafern ſein Gemuͤht wilde und ungebauet bleiben ſolte. Vor weniger Zeit ſetzete ich ihm einen Lehrmeiſter vor/ welchem ich das Leben ſchenkete/ da ich ihn auf of- fentlichem Straſſen Raube ertappete/ vermachte ihm daneben eine ehrliche Jahrsbeſtal- lung/ und ließ ihn bey meinen vornehmſten Hofeleuten/ ja zuzeiten/ wann ich allein wahr/ uͤber meinem Tiſche Speiſe nehmen/ ihn durch ſolche Gnade anzulocken/ daß er bey mei- nem Sohn Traͤu und Fleiß anwenden ſolte; welches er aber mit ſolchem ſchaͤndlichen Undank erſetzet hat/ daß er anfangs mein liebes Kind mir zurauben/ nachgehends gar zu ermorden ſich unterwinden duͤrffen/ deſſen ich/ andern zum Beyſpiel/ ihm abſcheuhliche Straffe erteilen muͤſſen. Nun habe ich zu dir viel ein ander Vertrauen/ als deſſen Froͤm- migkeit/ Wiſſenſchafft und Fleiß mir von deinem vorigen Herrn geruͤhmet iſt/ daher ich dir nicht zum Schrecken/ ſondern zur bloſſen Erkaͤntniß jeztgedachte Begebniß vorſtellen wollen/ der Hoffnung gelebend/ du werdeſt nit minder bey mir/ als vorhin bey andern dich redlich und traͤufleiſſig finden laſſen/ ſo daß du dieſen meinen Sohn ohn alle gegebene aͤr- gerniß (welche der Jugend ſchaͤdlichſter Gifft iſt) zur Furcht und Liebe der unſterblichen Goͤtter halteſt/ der Tugend innerliche Schoͤnheit ihm angenehm und bekant macheſt/ und in Griechiſcher und Lateiniſcher Sprache/ auch andern Wiſſenſchafften ihn unterweiſeſt. Wirſtu dieſes nach Vermoͤgen leiſten/ ſo ſol dir uͤberfluͤſſig an Speiſe uñ Trank/ Kleidung und geziemenden Schmuk gereichet/ ein Reitpferd ſamt einem Diener gehalten/ und zur jaͤhrlichen Beſtallung 400 Kronen aus gefolget werden/ nebſt Fuͤrſtlicher Verſprechung/ daß ich dich uͤber acht Jahr reichlich begabet/ in vollkommene Freyheit ſetzen/ und in dein Vaterland zihen laſſen wil; wuͤrde dir aber gefallen/ bey mir zubleiben/ ſoltu bey mir haben/ was du wuͤnſchen wirſt/ und dein Stand ertragen kan. Tibullus durch ſo hohes verſprechẽ faſt entzuͤcket/ ſetzete ſich vor dem Groß Fuͤrſten auff die Knie/ und nachdem ihm von dem- ſelben ernſtlich befohlen wahr aufzuſtehen/ antwortete er alſo: Großmaͤchtigſter Großfuͤrſt/ gnaͤdigſter Herr; Euer G F. Durchl. ich unwirdigſter Knecht/ finde weder Worte noch Vermoͤ- D d d d ij

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/617>, abgerufen am 22.12.2024.