Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
hält mein Groß Fürst euch solches nicht vor übel. Ja iß mein Herkuliskus/ sagte er selber/
es sol dir zu keiner Unhöfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fürst ein Herr von
LIII Jahren/ lebete mit diesem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fürst nunmehr acht-
zehnjährig/ wahr sein einiger Sohn aus erster Ehe gezeuget/ daher er ihn umb so viel herz-
licher liebete/ hatte ihm auch die Erbschafft seines Fürstentuhms bey König Artabanus
schon erhalten. Derselbe nun vergaß essens und trinkens/ schauete unsern Herkuliskus mit
unverwendeten Augen an/ und sagte zu seinem H. Vater: Wann die Götter mir diesen
allerliebsten Jüngling zum Bruder verlihen hätten/ würde ich haben/ den zugleich neben
meinen Eltern ich lieben könte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß
er beydes zur Wissenschafft und ritterlichen übungen nicht geringe beliebung träget/ wolle
mein Herr Vater mir ihn zum Gesellen geben/ er sol an mir einen solchen Freund finden/
daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unsern Hof zuverlassen. Aber sein H. Vater
antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieser Jüngling ist nicht in meiner Gewalt/ sonst währe er
dir unversaget/ könte auch euer beyder Gesellschafft wol leiden/ wann er nicht unserm gros-
sen Könige Artabanus nach Charas müste geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthalten
kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns lassen/ wie wenig ichs auch zuverant-
worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete sich dannoch gegen seinen H. Va-
ter der hohen Gnade/ und sagte zu Herkuliskus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu-
wider seyn/ daß ich eure Geselschafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh-
ten/ und sollet ihr die Zeit über an mir einen geträuen Freund haben. Durchläuchtiger
Fürst/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weise von Ihrer Gn.
als ein Knecht gehalten zu seyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini-
ge angenehme Auffwartung von mir könte geleistet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz
solche Entschuldigung ein überfluß währe/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/
mit in den Lustgarten zugehen/ da der Groß Fürst nach ihrem Abscheide zu seinem Gemahl
sagete: Er hätte nimmerwehr gegläubet/ daß bey einem funffzehnjährigen Knaben ein so
hoher Verstand und brennende Liebe zur Tugend seyn können/ als er diesen morgen erfah-
ren hätte; über das/ sagte er/ wird er mir als ein sonderlicher guter Schütze gerühmet; da
es nun dem sämtlichen Frauenzimmer also gefället/ wollen wir in den Garten folgen/ und
ihm seine Pfeile und Bogen nachtragen lassen; es sind sonst etliche unter meinen ädelkna-
ben/ die sich mit ihrer Schieß Kunst keine Sau dünken lassen/ auch mein Arbianes selbst/
die sollen sich mit ihm ein wenig versuchen. Das Frauenzimmer ließ sichs gerne gefallen/
gingen mit dem Groß Fürsten hin/ und sahen diese beyde neuen Freunde sich im fechten ü-
ben/ wobey Herkuliskus sich etwas blöde stellete/ und nur die Hiebe ausnam/ sich bißweilen
auch treffen ließ/ und gar selten zu ihm einschlug/ ohn wann er sahe/ daß er leicht verfetzen
kunte/ daher alle Zuseher urteileten/ er währe dieser übung wenig erfahren/ hieltens ihm
auch wegen seiner Jugend nicht vor übel. Des jungen Herrn Fechtmeister/ ein Persischer
hochmuhtiger vom Adel sahe mit zu/ und fing an/ sich gegen den Groß Fürsten zurühmen/
wie weit er seinen Sohn in der Kunst schon gebracht hätte/ sagte auch zu Herkuliskus: Jüng-
ling/ ihr seyd zu blöde im fechten/ daher seyd ihr mehr bemühet euch zuschützen/ als euren Ge-
gener zuschlagen. Herkuliskus antwortete ihm: Er hätte sich ja vor keinen Fechtmeister

ange-

Drittes Buch.
haͤlt mein Groß Fuͤrſt euch ſolches nicht vor uͤbel. Ja iß mein Herkuliſkus/ ſagte er ſelber/
es ſol dir zu keiner Unhoͤfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fuͤrſt ein Herr von
LIII Jahren/ lebete mit dieſem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fuͤrſt nunmehr acht-
zehnjaͤhrig/ wahr ſein einiger Sohn aus erſter Ehe gezeuget/ daher er ihn umb ſo viel herz-
licher liebete/ hatte ihm auch die Erbſchafft ſeines Fuͤrſtentuhms bey Koͤnig Artabanus
ſchon erhalten. Derſelbe nun vergaß eſſens und trinkens/ ſchauete unſern Herkuliſkus mit
unverwendeten Augen an/ und ſagte zu ſeinem H. Vater: Wann die Goͤtter mir dieſen
allerliebſten Juͤngling zum Bruder verlihen haͤtten/ wuͤrde ich haben/ den zugleich neben
meinen Eltern ich lieben koͤnte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß
er beydes zur Wiſſenſchafft und ritterlichen uͤbungen nicht geringe beliebung traͤget/ wolle
mein Herr Vater mir ihn zum Geſellen geben/ er ſol an mir einen ſolchen Freund finden/
daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unſern Hof zuverlaſſen. Aber ſein H. Vater
antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieſer Juͤngling iſt nicht in meiner Gewalt/ ſonſt waͤhre er
dir unverſaget/ koͤnte auch euer beyder Geſellſchafft wol leiden/ wann er nicht unſerm groſ-
ſen Koͤnige Artabanus nach Charas muͤſte geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthaltẽ
kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns laſſen/ wie wenig ichs auch zuverant-
worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete ſich dañoch gegen ſeinen H. Va-
ter der hohen Gnade/ und ſagte zu Herkuliſkus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu-
wider ſeyn/ daß ich eure Geſelſchafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh-
ten/ und ſollet ihr die Zeit uͤber an mir einen getraͤuen Freund haben. Durchlaͤuchtiger
Fuͤrſt/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weiſe von Ihrer Gn.
als ein Knecht gehalten zu ſeyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini-
ge angenehme Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz
ſolche Entſchuldigung ein uͤberfluß waͤhre/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/
mit in den Luſtgarten zugehen/ da der Groß Fuͤrſt nach ihrem Abſcheide zu ſeinem Gemahl
ſagete: Er haͤtte nimmerwehr geglaͤubet/ daß bey einem funffzehnjaͤhrigen Knaben ein ſo
hoher Verſtand und brennende Liebe zur Tugend ſeyn koͤnnen/ als er dieſen morgen erfah-
ren haͤtte; uͤber das/ ſagte er/ wird er mir als ein ſonderlicher guter Schuͤtze geruͤhmet; da
es nun dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer alſo gefaͤllet/ wollen wir in den Garten folgen/ und
ihm ſeine Pfeile und Bogen nachtragen laſſen; es ſind ſonſt etliche unter meinen aͤdelkna-
ben/ die ſich mit ihrer Schieß Kunſt keine Sau duͤnken laſſen/ auch mein Arbianes ſelbſt/
die ſollen ſich mit ihm ein wenig verſuchen. Das Frauenzimmer ließ ſichs gerne gefallen/
gingen mit dem Groß Fuͤrſten hin/ und ſahen dieſe beyde neuen Freunde ſich im fechten uͤ-
ben/ wobey Herkuliſkus ſich etwas bloͤde ſtellete/ und nur die Hiebe ausnam/ ſich bißweilen
auch treffen ließ/ und gar ſelten zu ihm einſchlug/ ohn wann er ſahe/ daß er leicht verfetzen
kunte/ daher alle Zuſeher urteileten/ er waͤhre dieſer uͤbung wenig erfahren/ hieltens ihm
auch wegen ſeiner Jugend nicht vor uͤbel. Des jungen Herꝛn Fechtmeiſter/ ein Perſiſcher
hochmuhtiger vom Adel ſahe mit zu/ und fing an/ ſich gegen den Groß Fuͤrſten zuruͤhmen/
wie weit er ſeinẽ Sohn in der Kunſt ſchon gebracht haͤtte/ ſagte auch zu Herkuliſkus: Juͤng-
ling/ ihr ſeyd zu bloͤde im fechten/ daheꝛ ſeyd ihꝛ mehr bemuͤhet euch zuſchuͤtzen/ als euren Ge-
gener zuſchlagen. Herkuliſkus antwortete ihm: Er haͤtte ſich ja vor keinen Fechtmeiſter

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0602" n="564"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
ha&#x0364;lt mein Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t euch &#x017F;olches nicht vor u&#x0364;bel. Ja iß mein Herkuli&#x017F;kus/ &#x017F;agte er &#x017F;elber/<lb/>
es &#x017F;ol dir zu keiner Unho&#x0364;fligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t ein Herr von<lb/><hi rendition="#aq">LIII</hi> Jahren/ lebete mit die&#x017F;em Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fu&#x0364;r&#x017F;t nunmehr acht-<lb/>
zehnja&#x0364;hrig/ wahr &#x017F;ein einiger Sohn aus er&#x017F;ter Ehe gezeuget/ daher er ihn umb &#x017F;o viel herz-<lb/>
licher liebete/ hatte ihm auch die Erb&#x017F;chafft &#x017F;eines Fu&#x0364;r&#x017F;tentuhms bey Ko&#x0364;nig Artabanus<lb/>
&#x017F;chon erhalten. Der&#x017F;elbe nun vergaß e&#x017F;&#x017F;ens und trinkens/ &#x017F;chauete un&#x017F;ern Herkuli&#x017F;kus mit<lb/>
unverwendeten Augen an/ und &#x017F;agte zu &#x017F;einem H. Vater: Wann die Go&#x0364;tter mir die&#x017F;en<lb/>
allerlieb&#x017F;ten Ju&#x0364;ngling zum Bruder verlihen ha&#x0364;tten/ wu&#x0364;rde ich haben/ den zugleich neben<lb/>
meinen Eltern ich lieben ko&#x0364;nte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß<lb/>
er beydes zur Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft und ritterlichen u&#x0364;bungen nicht geringe beliebung tra&#x0364;get/ wolle<lb/>
mein Herr Vater mir ihn zum Ge&#x017F;ellen geben/ er &#x017F;ol an mir einen &#x017F;olchen Freund finden/<lb/>
daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ un&#x017F;ern Hof zuverla&#x017F;&#x017F;en. Aber &#x017F;ein H. Vater<lb/>
antwortete ihm: Lieber Sohn/ die&#x017F;er Ju&#x0364;ngling i&#x017F;t nicht in meiner Gewalt/ &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;hre er<lb/>
dir unver&#x017F;aget/ ko&#x0364;nte auch euer beyder Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft wol leiden/ wann er nicht un&#x017F;erm gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ko&#x0364;nige Artabanus nach Charas mu&#x0364;&#x017F;te geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthalte&#x0303;<lb/>
kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns la&#x017F;&#x017F;en/ wie wenig ichs auch zuverant-<lb/>
worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete &#x017F;ich dan&#x0303;och gegen &#x017F;einen H. Va-<lb/>
ter der hohen Gnade/ und &#x017F;agte zu Herkuli&#x017F;kus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu-<lb/>
wider &#x017F;eyn/ daß ich eure Ge&#x017F;el&#x017F;chafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh-<lb/>
ten/ und &#x017F;ollet ihr die Zeit u&#x0364;ber an mir einen getra&#x0364;uen Freund haben. Durchla&#x0364;uchtiger<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;t/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere wei&#x017F;e von Ihrer Gn.<lb/>
als ein Knecht gehalten zu &#x017F;eyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini-<lb/>
ge angenehme Auffwartung von mir ko&#x0364;nte gelei&#x017F;tet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz<lb/>
&#x017F;olche Ent&#x017F;chuldigung ein u&#x0364;berfluß wa&#x0364;hre/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/<lb/>
mit in den Lu&#x017F;tgarten zugehen/ da der Groß Fu&#x0364;r&#x017F;t nach ihrem Ab&#x017F;cheide zu &#x017F;einem Gemahl<lb/>
&#x017F;agete: Er ha&#x0364;tte nimmerwehr gegla&#x0364;ubet/ daß bey einem funffzehnja&#x0364;hrigen Knaben ein &#x017F;o<lb/>
hoher Ver&#x017F;tand und brennende Liebe zur Tugend &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen/ als er die&#x017F;en morgen erfah-<lb/>
ren ha&#x0364;tte; u&#x0364;ber das/ &#x017F;agte er/ wird er mir als ein &#x017F;onderlicher guter Schu&#x0364;tze geru&#x0364;hmet; da<lb/>
es nun dem &#x017F;a&#x0364;mtlichen Frauenzimmer al&#x017F;o gefa&#x0364;llet/ wollen wir in den Garten folgen/ und<lb/>
ihm &#x017F;eine Pfeile und Bogen nachtragen la&#x017F;&#x017F;en; es &#x017F;ind &#x017F;on&#x017F;t etliche unter meinen a&#x0364;delkna-<lb/>
ben/ die &#x017F;ich mit ihrer Schieß Kun&#x017F;t keine Sau du&#x0364;nken la&#x017F;&#x017F;en/ auch mein Arbianes &#x017F;elb&#x017F;t/<lb/>
die &#x017F;ollen &#x017F;ich mit ihm ein wenig ver&#x017F;uchen. Das Frauenzimmer ließ &#x017F;ichs gerne gefallen/<lb/>
gingen mit dem Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten hin/ und &#x017F;ahen die&#x017F;e beyde neuen Freunde &#x017F;ich im fechten u&#x0364;-<lb/>
ben/ wobey Herkuli&#x017F;kus &#x017F;ich etwas blo&#x0364;de &#x017F;tellete/ und nur die Hiebe ausnam/ &#x017F;ich bißweilen<lb/>
auch treffen ließ/ und gar &#x017F;elten zu ihm ein&#x017F;chlug/ ohn wann er &#x017F;ahe/ daß er leicht verfetzen<lb/>
kunte/ daher alle Zu&#x017F;eher urteileten/ er wa&#x0364;hre die&#x017F;er u&#x0364;bung wenig erfahren/ hieltens ihm<lb/>
auch wegen &#x017F;einer Jugend nicht vor u&#x0364;bel. Des jungen Her&#xA75B;n Fechtmei&#x017F;ter/ ein Per&#x017F;i&#x017F;cher<lb/>
hochmuhtiger vom Adel &#x017F;ahe mit zu/ und fing an/ &#x017F;ich gegen den Groß Fu&#x0364;r&#x017F;ten zuru&#x0364;hmen/<lb/>
wie weit er &#x017F;eine&#x0303; Sohn in der Kun&#x017F;t &#x017F;chon gebracht ha&#x0364;tte/ &#x017F;agte auch zu Herkuli&#x017F;kus: Ju&#x0364;ng-<lb/>
ling/ ihr &#x017F;eyd zu blo&#x0364;de im fechten/ dahe&#xA75B; &#x017F;eyd ih&#xA75B; mehr bemu&#x0364;het euch zu&#x017F;chu&#x0364;tzen/ als euren Ge-<lb/>
gener zu&#x017F;chlagen. Herkuli&#x017F;kus antwortete ihm: Er ha&#x0364;tte &#x017F;ich ja vor keinen Fechtmei&#x017F;ter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[564/0602] Drittes Buch. haͤlt mein Groß Fuͤrſt euch ſolches nicht vor uͤbel. Ja iß mein Herkuliſkus/ ſagte er ſelber/ es ſol dir zu keiner Unhoͤfligkeit ausgelegt werden. Es wahr der Groß Fuͤrſt ein Herr von LIII Jahren/ lebete mit dieſem Gemahl in der andern Ehe; Der junge Fuͤrſt nunmehr acht- zehnjaͤhrig/ wahr ſein einiger Sohn aus erſter Ehe gezeuget/ daher er ihn umb ſo viel herz- licher liebete/ hatte ihm auch die Erbſchafft ſeines Fuͤrſtentuhms bey Koͤnig Artabanus ſchon erhalten. Derſelbe nun vergaß eſſens und trinkens/ ſchauete unſern Herkuliſkus mit unverwendeten Augen an/ und ſagte zu ſeinem H. Vater: Wann die Goͤtter mir dieſen allerliebſten Juͤngling zum Bruder verlihen haͤtten/ wuͤrde ich haben/ den zugleich neben meinen Eltern ich lieben koͤnte; und weil von meinem Gn. Herr Vater ich vernehme/ daß er beydes zur Wiſſenſchafft und ritterlichen uͤbungen nicht geringe beliebung traͤget/ wolle mein Herr Vater mir ihn zum Geſellen geben/ er ſol an mir einen ſolchen Freund finden/ daß verhoffentlich ihn nicht verlangen wird/ unſern Hof zuverlaſſen. Aber ſein H. Vater antwortete ihm: Lieber Sohn/ dieſer Juͤngling iſt nicht in meiner Gewalt/ ſonſt waͤhre er dir unverſaget/ koͤnte auch euer beyder Geſellſchafft wol leiden/ wann er nicht unſerm groſ- ſen Koͤnige Artabanus nach Charas muͤſte geliefert werden/ dem ich ihn nichtvorenthaltẽ kan; jedoch wil ich ihn dir zu liebe acht Tage bey uns laſſen/ wie wenig ichs auch zuverant- worten weiß. Arbianes ward der Rede traurig/ bedankete ſich dañoch gegen ſeinen H. Va- ter der hohen Gnade/ und ſagte zu Herkuliſkus: Geliebter Freund/ es wird euch nicht zu- wider ſeyn/ daß ich eure Geſelſchafft von meinem H. Vater auff etliche wenig Tage erbeh- ten/ und ſollet ihr die Zeit uͤber an mir einen getraͤuen Freund haben. Durchlaͤuchtiger Fuͤrſt/ antwortete er/ ich erkenne mich gar zu unwirdig/ auff andere weiſe von Ihrer Gn. als ein Knecht gehalten zu ſeyn/ wozu ich mich gerne und willig verpflichte/ wann nur eini- ge angenehme Auffwartung von mir koͤnte geleiſtet werden. Arbianes redete ihm ein/ dz ſolche Entſchuldigung ein uͤberfluß waͤhre/ foderte ihn auch nach gehaltener Mahlzeit auf/ mit in den Luſtgarten zugehen/ da der Groß Fuͤrſt nach ihrem Abſcheide zu ſeinem Gemahl ſagete: Er haͤtte nimmerwehr geglaͤubet/ daß bey einem funffzehnjaͤhrigen Knaben ein ſo hoher Verſtand und brennende Liebe zur Tugend ſeyn koͤnnen/ als er dieſen morgen erfah- ren haͤtte; uͤber das/ ſagte er/ wird er mir als ein ſonderlicher guter Schuͤtze geruͤhmet; da es nun dem ſaͤmtlichen Frauenzimmer alſo gefaͤllet/ wollen wir in den Garten folgen/ und ihm ſeine Pfeile und Bogen nachtragen laſſen; es ſind ſonſt etliche unter meinen aͤdelkna- ben/ die ſich mit ihrer Schieß Kunſt keine Sau duͤnken laſſen/ auch mein Arbianes ſelbſt/ die ſollen ſich mit ihm ein wenig verſuchen. Das Frauenzimmer ließ ſichs gerne gefallen/ gingen mit dem Groß Fuͤrſten hin/ und ſahen dieſe beyde neuen Freunde ſich im fechten uͤ- ben/ wobey Herkuliſkus ſich etwas bloͤde ſtellete/ und nur die Hiebe ausnam/ ſich bißweilen auch treffen ließ/ und gar ſelten zu ihm einſchlug/ ohn wann er ſahe/ daß er leicht verfetzen kunte/ daher alle Zuſeher urteileten/ er waͤhre dieſer uͤbung wenig erfahren/ hieltens ihm auch wegen ſeiner Jugend nicht vor uͤbel. Des jungen Herꝛn Fechtmeiſter/ ein Perſiſcher hochmuhtiger vom Adel ſahe mit zu/ und fing an/ ſich gegen den Groß Fuͤrſten zuruͤhmen/ wie weit er ſeinẽ Sohn in der Kunſt ſchon gebracht haͤtte/ ſagte auch zu Herkuliſkus: Juͤng- ling/ ihr ſeyd zu bloͤde im fechten/ daheꝛ ſeyd ihꝛ mehr bemuͤhet euch zuſchuͤtzen/ als euren Ge- gener zuſchlagen. Herkuliſkus antwortete ihm: Er haͤtte ſich ja vor keinen Fechtmeiſter ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/602
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/602>, abgerufen am 26.06.2024.