Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch.
verehrete ihm 2000 Kronen und ein gutes Reitpferd mit allem Zubehör/ welches er mit un-
tertähniger danksagung annam/ und die Gelder neben dem was er schon bey sich hatte/ dem
Fräulein biß auff seine Wiederkunfft zu verwahren gab. Des folgenden Morgens ließ
Herkules die Pferde gar früh satteln/ und die beladene vier Maul Esel fertig machen/ wel-
che die drey Diener und der Dolmetscher Plautus bey der Hand führen solten. Das Fräu-
lein besuchte ihn auff seiner Kammer/ da sie nach wünschung eines glükseligen Morgens
von ihm Brüderlich umbfangen ward/ welches ihr die Trähnen aus den Augen lockete/
und sie zu ihm sagete: Nun reiset mein einiger in ehren herzgeliebter Bruder von mir hin-
weg/ daß ich nicht weiß/ ob ich ihn Zeit meines Lebens wie derumb sehen werde; jedoch ge-
schihet solches alhie in dieser Welt nicht/ wird der Christen Gott uns dorten wiederumb
zusammen fügen/ da unsere Freundschafft ewig wehren muß. Hochwerte/ Herzliebe Frl.
Schwester/ antwortete er/ ich bitte/ sie wolle dem wahren Gott und Schöpffer aller dinge
trauen/ der in kurzen uns wieder beysammen bringen kan und wird; und triebe mich die
höchste Noht meiner verlohrnen Fräulein nicht/ ich würde so eilig von diesem lieben Orte
nicht scheiden/ wil doch nicht unterlassen/ offt und viel an sie zugedenken/ auch meinen Zu-
stand ihr anzumel den/ doch daß nichts möge nach Padua berichtet werden/ ohn daß ich
Lebe und in guter Gesundheit sey/ weil ich dessen wichtige Ursachen habe; hiemit befahl er
sie dem höchsten Gott/ und baht/ das Christentuhm nicht lange auffzuschieben/ welches sie
ihm teur verhies; und weil sie beliebung hatte/ ihm die Rustung helffen anzulegen/ ließ er
solches geschehen/ ging hernach mit ihr zu ihren Eltern/ und nach dem er sich mit allen sehr
freundlich geletzet hatte/ saß er zu Pferde/ und ritte mit Gallus/ dem Dolmetscher/ und den
dreyen zugegebenen Dienern fort. Haussen vor dem Stad Tohr warteten XL Reuter auf
ihn/ die er wieder seinen Willen muste zu sich nehmen/ und sie zwo Tagereise/ zehen Meilen
mit sich reiten lassen/ weil der Stathalter sich eines Judischen Auffsatzes befahrete. Des
dritten tages erreichete er mit seiner engen Geselschafft den Berg Thabor/ XIV Meilen
von Jerusalem Nordwertz gelegen/ über dessen zierliche Ründe und sonderliche Lustbarkeit
er sich sehr verwunderte/ da er zu Gallus sagete: Sehet/ diß ist der heilige Berg/ auff wel-
chem Moses und Elias mit unserm Heylande geredet/ und ihm seines Leydens Erfüllung
angedeutet/ in dem er vor den Augen seiner anwesenden Jünger herrlich verkläret ward.
Als Plautus dieses hörete/ hohlete er einen tieffen Seuffzer aus seinem Herzen hervor/
und beklagete zugleich/ daß er in seiner Jugend Christliches Glaubens gewesen/ hätte aber
denselben vor XXIV Jahren wegen grausamer Verfolgung aus Furcht verleugnet; weil
er nun wüste/ daß ihre Gn. dieses Glaubens/ und überdas der Herr Stathalter den Chri-
sten geneigt währe/ wolte er von nun an solche Lehre wieder annehmen/ unter dem steiffen
Vorsatze/ ehe den Tod anzugehen/ als davon wieder abzutreten. Herkules führete ihm zu
gemühte/ was vor eine schwere Sünde er durch solche Verleugnung begangen/ insonder-
heit weil er darinnen so lange Zeit verharret/ vermahnete ihn zur rechtschaffenen Busse/
und daß er die ganze Zeit seines übrigen Lebens seine grosse Schuld beweinete/ jedoch sich
auff seines Heylandes Verdienst verliesse/ und in steter Abbitte bey Gott anhielte/ als dann
würde er Gnade und Vergebung erlangen. Unter diesem Gespräch ersahe Gallus fünff
Reuter mit Sturmhauben und Streit Axten von des Berges rechten Seiten auff sie zu

reiten/

Drittes Buch.
verehrete ihm 2000 Kronen uñ ein gutes Reitpferd mit allem Zubehoͤr/ welches er mit un-
tertaͤhniger dankſagung annam/ uñ die Gelder neben dem was er ſchon bey ſich hatte/ dem
Fraͤulein biß auff ſeine Wiederkunfft zu verwahren gab. Des folgenden Morgens ließ
Herkules die Pferde gar fruͤh ſatteln/ und die beladene vier Maul Eſel fertig machen/ wel-
che die drey Diener uñ der Dolmetſcher Plautus bey der Hand fuͤhren ſolten. Das Fraͤu-
lein beſuchte ihn auff ſeiner Kammer/ da ſie nach wuͤnſchung eines gluͤkſeligen Morgens
von ihm Bruͤderlich umbfangen ward/ welches ihr die Traͤhnen aus den Augen lockete/
und ſie zu ihm ſagete: Nun reiſet mein einiger in ehren herzgeliebter Bruder von mir hin-
weg/ daß ich nicht weiß/ ob ich ihn Zeit meines Lebens wie derumb ſehen werde; jedoch ge-
ſchihet ſolches alhie in dieſer Welt nicht/ wird der Chriſten Gott uns dorten wiederumb
zuſammen fuͤgen/ da unſere Freundſchafft ewig wehren muß. Hochwerte/ Herzliebe Frl.
Schweſter/ antwortete er/ ich bitte/ ſie wolle dem wahren Gott und Schoͤpffer aller dinge
trauen/ der in kurzen uns wieder beyſammen bringen kan und wird; und triebe mich die
hoͤchſte Noht meiner verlohrnen Fraͤulein nicht/ ich wuͤrde ſo eilig von dieſem lieben Orte
nicht ſcheiden/ wil doch nicht unterlaſſen/ offt und viel an ſie zugedenken/ auch meinen Zu-
ſtand ihr anzumel den/ doch daß nichts moͤge nach Padua berichtet werden/ ohn daß ich
Lebe und in guter Geſundheit ſey/ weil ich deſſen wichtige Urſachen habe; hiemit befahl er
ſie dem hoͤchſten Gott/ und baht/ das Chriſtentuhm nicht lange auffzuſchieben/ welches ſie
ihm teur verhies; und weil ſie beliebung hatte/ ihm die Ruſtung helffen anzulegen/ ließ er
ſolches geſchehen/ ging hernach mit ihr zu ihren Eltern/ und nach dem er ſich mit allen ſehr
freundlich geletzet hatte/ ſaß er zu Pferde/ und ritte mit Gallus/ dem Dolmetſcher/ und den
dreyen zugegebenen Dienern fort. Hauſſen vor dem Stad Tohr warteten XL Reuter auf
ihn/ die er wieder ſeinen Willen muſte zu ſich nehmen/ und ſie zwo Tagereiſe/ zehen Meilen
mit ſich reiten laſſen/ weil der Stathalter ſich eines Judiſchen Auffſatzes befahrete. Des
dritten tages erreichete er mit ſeiner engen Geſelſchafft den Berg Thabor/ XIV Meilen
von Jeruſalem Nordwertz gelegen/ uͤber deſſen zierliche Ruͤnde und ſonderliche Luſtbarkeit
er ſich ſehr verwunderte/ da er zu Gallus ſagete: Sehet/ diß iſt der heilige Berg/ auff wel-
chem Moſes und Elias mit unſerm Heylande geredet/ und ihm ſeines Leydens Erfuͤllung
angedeutet/ in dem er vor den Augen ſeiner anweſenden Juͤnger herꝛlich verklaͤret ward.
Als Plautus dieſes hoͤrete/ hohlete er einen tieffen Seuffzer aus ſeinem Herzen hervor/
und beklagete zugleich/ daß er in ſeiner Jugend Chriſtliches Glaubens geweſen/ haͤtte aber
denſelben vor XXIV Jahren wegen grauſamer Verfolgung aus Furcht verleugnet; weil
er nun wuͤſte/ daß ihre Gn. dieſes Glaubens/ und uͤberdas der Herr Stathalter den Chri-
ſten geneigt waͤhre/ wolte er von nun an ſolche Lehre wieder annehmen/ unter dem ſteiffen
Vorſatze/ ehe den Tod anzugehen/ als davon wieder abzutreten. Herkules fuͤhrete ihm zu
gemuͤhte/ was vor eine ſchwere Suͤnde er durch ſolche Verleugnung begangen/ inſonder-
heit weil er darinnen ſo lange Zeit verharret/ vermahnete ihn zur rechtſchaffenen Buſſe/
und daß er die ganze Zeit ſeines uͤbrigen Lebens ſeine groſſe Schuld beweinete/ jedoch ſich
auff ſeines Heylandes Verdienſt verlieſſe/ und in ſteter Abbitte bey Gott anhielte/ als dañ
wuͤrde er Gnade und Vergebung erlangen. Unter dieſem Geſpraͤch erſahe Gallus fuͤnff
Reuter mit Sturmhauben und Streit Axten von des Berges rechten Seiten auff ſie zu

reiten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0580" n="542"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi></fw><lb/>
verehrete ihm 2000 Kronen un&#x0303; ein gutes Reitpferd mit allem Zubeho&#x0364;r/ welches er mit un-<lb/>
terta&#x0364;hniger dank&#x017F;agung annam/ un&#x0303; die Gelder neben dem was er &#x017F;chon bey &#x017F;ich hatte/ dem<lb/>
Fra&#x0364;ulein biß auff &#x017F;eine Wiederkunfft zu verwahren gab. Des folgenden Morgens ließ<lb/>
Herkules die Pferde gar fru&#x0364;h &#x017F;atteln/ und die beladene vier Maul E&#x017F;el fertig machen/ wel-<lb/>
che die drey Diener un&#x0303; der Dolmet&#x017F;cher Plautus bey der Hand fu&#x0364;hren &#x017F;olten. Das Fra&#x0364;u-<lb/>
lein be&#x017F;uchte ihn auff &#x017F;einer Kammer/ da &#x017F;ie nach wu&#x0364;n&#x017F;chung eines glu&#x0364;k&#x017F;eligen Morgens<lb/>
von ihm Bru&#x0364;derlich umbfangen ward/ welches ihr die Tra&#x0364;hnen aus den Augen lockete/<lb/>
und &#x017F;ie zu ihm &#x017F;agete: Nun rei&#x017F;et mein einiger in ehren herzgeliebter Bruder von mir hin-<lb/>
weg/ daß ich nicht weiß/ ob ich ihn Zeit meines Lebens wie derumb &#x017F;ehen werde; jedoch ge-<lb/>
&#x017F;chihet &#x017F;olches alhie in die&#x017F;er Welt nicht/ wird der Chri&#x017F;ten Gott uns dorten wiederumb<lb/>
zu&#x017F;ammen fu&#x0364;gen/ da un&#x017F;ere Freund&#x017F;chafft ewig wehren muß. Hochwerte/ Herzliebe Frl.<lb/>
Schwe&#x017F;ter/ antwortete er/ ich bitte/ &#x017F;ie wolle dem wahren Gott und Scho&#x0364;pffer aller dinge<lb/>
trauen/ der in kurzen uns wieder bey&#x017F;ammen bringen kan und wird; und triebe mich die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Noht meiner verlohrnen Fra&#x0364;ulein nicht/ ich wu&#x0364;rde &#x017F;o eilig von die&#x017F;em lieben Orte<lb/>
nicht &#x017F;cheiden/ wil doch nicht unterla&#x017F;&#x017F;en/ offt und viel an &#x017F;ie zugedenken/ auch meinen Zu-<lb/>
&#x017F;tand ihr anzumel den/ doch daß nichts mo&#x0364;ge nach Padua berichtet werden/ ohn daß ich<lb/>
Lebe und in guter Ge&#x017F;undheit &#x017F;ey/ weil ich de&#x017F;&#x017F;en wichtige Ur&#x017F;achen habe; hiemit befahl er<lb/>
&#x017F;ie dem ho&#x0364;ch&#x017F;ten Gott/ und baht/ das Chri&#x017F;tentuhm nicht lange auffzu&#x017F;chieben/ welches &#x017F;ie<lb/>
ihm teur verhies; und weil &#x017F;ie beliebung hatte/ ihm die Ru&#x017F;tung helffen anzulegen/ ließ er<lb/>
&#x017F;olches ge&#x017F;chehen/ ging hernach mit ihr zu ihren Eltern/ und nach dem er &#x017F;ich mit allen &#x017F;ehr<lb/>
freundlich geletzet hatte/ &#x017F;aß er zu Pferde/ und ritte mit Gallus/ dem Dolmet&#x017F;cher/ und den<lb/>
dreyen zugegebenen Dienern fort. Hau&#x017F;&#x017F;en vor dem Stad Tohr warteten <hi rendition="#aq">XL</hi> Reuter auf<lb/>
ihn/ die er wieder &#x017F;einen Willen mu&#x017F;te zu &#x017F;ich nehmen/ und &#x017F;ie zwo Tagerei&#x017F;e/ zehen Meilen<lb/>
mit &#x017F;ich reiten la&#x017F;&#x017F;en/ weil der Stathalter &#x017F;ich eines Judi&#x017F;chen Auff&#x017F;atzes befahrete. Des<lb/>
dritten tages erreichete er mit &#x017F;einer engen Ge&#x017F;el&#x017F;chafft den Berg Thabor/ <hi rendition="#aq">XIV</hi> Meilen<lb/>
von Jeru&#x017F;alem Nordwertz gelegen/ u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en zierliche Ru&#x0364;nde und &#x017F;onderliche Lu&#x017F;tbarkeit<lb/>
er &#x017F;ich &#x017F;ehr verwunderte/ da er zu Gallus &#x017F;agete: Sehet/ diß i&#x017F;t der heilige Berg/ auff wel-<lb/>
chem Mo&#x017F;es und Elias mit un&#x017F;erm Heylande geredet/ und ihm &#x017F;eines Leydens Erfu&#x0364;llung<lb/>
angedeutet/ in dem er vor den Augen &#x017F;einer anwe&#x017F;enden Ju&#x0364;nger her&#xA75B;lich verkla&#x0364;ret ward.<lb/>
Als Plautus die&#x017F;es ho&#x0364;rete/ hohlete er einen tieffen Seuffzer aus &#x017F;einem Herzen hervor/<lb/>
und beklagete zugleich/ daß er in &#x017F;einer Jugend Chri&#x017F;tliches Glaubens gewe&#x017F;en/ ha&#x0364;tte aber<lb/>
den&#x017F;elben vor <hi rendition="#aq">XXIV</hi> Jahren wegen grau&#x017F;amer Verfolgung aus Furcht verleugnet; weil<lb/>
er nun wu&#x0364;&#x017F;te/ daß ihre Gn. die&#x017F;es Glaubens/ und u&#x0364;berdas der Herr Stathalter den Chri-<lb/>
&#x017F;ten geneigt wa&#x0364;hre/ wolte er von nun an &#x017F;olche Lehre wieder annehmen/ unter dem &#x017F;teiffen<lb/>
Vor&#x017F;atze/ ehe den Tod anzugehen/ als davon wieder abzutreten. Herkules fu&#x0364;hrete ihm zu<lb/>
gemu&#x0364;hte/ was vor eine &#x017F;chwere Su&#x0364;nde er durch &#x017F;olche Verleugnung begangen/ in&#x017F;onder-<lb/>
heit weil er darinnen &#x017F;o lange Zeit verharret/ vermahnete ihn zur recht&#x017F;chaffenen Bu&#x017F;&#x017F;e/<lb/>
und daß er die ganze Zeit &#x017F;eines u&#x0364;brigen Lebens &#x017F;eine gro&#x017F;&#x017F;e Schuld beweinete/ jedoch &#x017F;ich<lb/>
auff &#x017F;eines Heylandes Verdien&#x017F;t verlie&#x017F;&#x017F;e/ und in &#x017F;teter Abbitte bey Gott anhielte/ als dan&#x0303;<lb/>
wu&#x0364;rde er Gnade und Vergebung erlangen. Unter die&#x017F;em Ge&#x017F;pra&#x0364;ch er&#x017F;ahe Gallus fu&#x0364;nff<lb/>
Reuter mit Sturmhauben und Streit Axten von des Berges rechten Seiten auff &#x017F;ie zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">reiten/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0580] Drittes Buch. verehrete ihm 2000 Kronen uñ ein gutes Reitpferd mit allem Zubehoͤr/ welches er mit un- tertaͤhniger dankſagung annam/ uñ die Gelder neben dem was er ſchon bey ſich hatte/ dem Fraͤulein biß auff ſeine Wiederkunfft zu verwahren gab. Des folgenden Morgens ließ Herkules die Pferde gar fruͤh ſatteln/ und die beladene vier Maul Eſel fertig machen/ wel- che die drey Diener uñ der Dolmetſcher Plautus bey der Hand fuͤhren ſolten. Das Fraͤu- lein beſuchte ihn auff ſeiner Kammer/ da ſie nach wuͤnſchung eines gluͤkſeligen Morgens von ihm Bruͤderlich umbfangen ward/ welches ihr die Traͤhnen aus den Augen lockete/ und ſie zu ihm ſagete: Nun reiſet mein einiger in ehren herzgeliebter Bruder von mir hin- weg/ daß ich nicht weiß/ ob ich ihn Zeit meines Lebens wie derumb ſehen werde; jedoch ge- ſchihet ſolches alhie in dieſer Welt nicht/ wird der Chriſten Gott uns dorten wiederumb zuſammen fuͤgen/ da unſere Freundſchafft ewig wehren muß. Hochwerte/ Herzliebe Frl. Schweſter/ antwortete er/ ich bitte/ ſie wolle dem wahren Gott und Schoͤpffer aller dinge trauen/ der in kurzen uns wieder beyſammen bringen kan und wird; und triebe mich die hoͤchſte Noht meiner verlohrnen Fraͤulein nicht/ ich wuͤrde ſo eilig von dieſem lieben Orte nicht ſcheiden/ wil doch nicht unterlaſſen/ offt und viel an ſie zugedenken/ auch meinen Zu- ſtand ihr anzumel den/ doch daß nichts moͤge nach Padua berichtet werden/ ohn daß ich Lebe und in guter Geſundheit ſey/ weil ich deſſen wichtige Urſachen habe; hiemit befahl er ſie dem hoͤchſten Gott/ und baht/ das Chriſtentuhm nicht lange auffzuſchieben/ welches ſie ihm teur verhies; und weil ſie beliebung hatte/ ihm die Ruſtung helffen anzulegen/ ließ er ſolches geſchehen/ ging hernach mit ihr zu ihren Eltern/ und nach dem er ſich mit allen ſehr freundlich geletzet hatte/ ſaß er zu Pferde/ und ritte mit Gallus/ dem Dolmetſcher/ und den dreyen zugegebenen Dienern fort. Hauſſen vor dem Stad Tohr warteten XL Reuter auf ihn/ die er wieder ſeinen Willen muſte zu ſich nehmen/ und ſie zwo Tagereiſe/ zehen Meilen mit ſich reiten laſſen/ weil der Stathalter ſich eines Judiſchen Auffſatzes befahrete. Des dritten tages erreichete er mit ſeiner engen Geſelſchafft den Berg Thabor/ XIV Meilen von Jeruſalem Nordwertz gelegen/ uͤber deſſen zierliche Ruͤnde und ſonderliche Luſtbarkeit er ſich ſehr verwunderte/ da er zu Gallus ſagete: Sehet/ diß iſt der heilige Berg/ auff wel- chem Moſes und Elias mit unſerm Heylande geredet/ und ihm ſeines Leydens Erfuͤllung angedeutet/ in dem er vor den Augen ſeiner anweſenden Juͤnger herꝛlich verklaͤret ward. Als Plautus dieſes hoͤrete/ hohlete er einen tieffen Seuffzer aus ſeinem Herzen hervor/ und beklagete zugleich/ daß er in ſeiner Jugend Chriſtliches Glaubens geweſen/ haͤtte aber denſelben vor XXIV Jahren wegen grauſamer Verfolgung aus Furcht verleugnet; weil er nun wuͤſte/ daß ihre Gn. dieſes Glaubens/ und uͤberdas der Herr Stathalter den Chri- ſten geneigt waͤhre/ wolte er von nun an ſolche Lehre wieder annehmen/ unter dem ſteiffen Vorſatze/ ehe den Tod anzugehen/ als davon wieder abzutreten. Herkules fuͤhrete ihm zu gemuͤhte/ was vor eine ſchwere Suͤnde er durch ſolche Verleugnung begangen/ inſonder- heit weil er darinnen ſo lange Zeit verharret/ vermahnete ihn zur rechtſchaffenen Buſſe/ und daß er die ganze Zeit ſeines uͤbrigen Lebens ſeine groſſe Schuld beweinete/ jedoch ſich auff ſeines Heylandes Verdienſt verlieſſe/ und in ſteter Abbitte bey Gott anhielte/ als dañ wuͤrde er Gnade und Vergebung erlangen. Unter dieſem Geſpraͤch erſahe Gallus fuͤnff Reuter mit Sturmhauben und Streit Axten von des Berges rechten Seiten auff ſie zu reiten/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/580
Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/580>, abgerufen am 23.12.2024.