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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
macht/ nicht allein als eine Mutter/ sondern auch als eine gebietende Königin mit mir zu
schalten. Wenzesla antwortete: wie dann gnädigster Herr/ sol ich das Glük und die Ehre
nicht haben/ Ihre Durchl. nach Prag zubegleiten? was wird meine allergnädigste Köni-
gin sagen/ daß von euer Durchl. ich geschieden bin/ und derselben nicht auffwarte? Be-
kümmert euch umb nichts/ sagte Ladisla/ meine Fr. Mutter wird nach verlesung meiner
Schreiben mit mir und euch schon zufrieden seyn; nur grüsset mir daneben meine geliebt-
ste Frl. Schwester/ und andere gute Freunde. Also muste Wenzesla von Rom hin weg voll
Unmuht und mißligkeit/ daß er seinen Herren nicht mit bringen solte; wie wol er noch der
guten zuversicht lebete/ er würde bald nachfolgen/ und die Herrschafft antreten.

Nach seinem Abzuge bereiteten sich unsere Helden/ ihren Ritterzug vorzunehmen. Sie
hatten schon drey gute Pferde/ zu denen kaufften sie noch fünffe/ und vier Ritter Harnische
von schlechtem an sehen/ aber sehr feste/ und in Sizilien geschmiedet/ nahmen zween Leibkna-
ben an/ gutes Römischen Adels/ welche Sie in roht Scharlaken mit einer güldenen Borte
kleideten; Vor sich selbst aber jeder drey köstliche Kleider machen liessen/ bestelleten auch
zween ritterliche Diener/ in Waffen wol geübet/ und von den Römischen Geschlechtern/
die aber in tieffen Schulden stecketen/ daß sie ümb Sold dienen musten/ weil sie von ihren
Gläubigern hart gedränget wurden/ daß sie von jhren Gütern wenig zu geniessen hatten.
Sab ihn ihr Wirt verwunderte sich/ woher ihnen so viel Mittel kähmen/ angesehen sie vor
ihrer Verwundung gar kärglich gelebet/ und sich keines überflusses hatten merken lassen.
Weil ihm nun alles/ was verzehret wahr/ auff einem Bredte bezahlet wurde/ hätte er sol-
che Gäste gerne länger behalten/ daher er ihnen nach Mögligkeit vorging. Des sechsten
Tages nach Wenzesla Abschied/ erhielt Herkules bey seinem Ladisla/ daß er mit ihm in die
Christliche Versamlung ging/ und jhrem Gottes dienste beywohnete/ so viel einem Unge-
taufften zugelassen wahr; und ob er gleich alles vor Aberglauben und Kindische Gebräu-
che hielt/ so begunte er doch den Christen etwas geneigter zu werden/ weil er sahe und höre-
te/ daß jhr Gottes dienst viel anders beschaffen wahr/ und der Gottlosigkeiten sich keine be-
funden/ deren sie von den Weltweisen und Heydnischen Pfaffen beschuldiget wurden.
Nach vollendetem Gottes dienste trat Herkules zu dem damahligen Bischoff Urban/ und
lieferte jhm 100. Kronen/ unter die nohtleidende Christen außzutheilen/ mit dem Verspre-
chen/ daß/ wann ihm Gott zu seiner Reise Glük geben würde/ wolte er hernähst ein mehres
bey den Armen tuhn; begehrete daneben/ daß er jhn ins gemeine Gebeht einschliessen/ und
vor seinen lieben Gesellen zu Gott bitten wolte/ daß er zum Christentuhm erleuchtet wür-
de; ging mit Ladisla wieder nach der Herberge/ und ließ daselbst zwölff lahme gebrechliche
Christen speisen/ und Tuch zu Kleidern geben/ hernach besahe er den Ort/ wo die beyden
vortreflichsten Bohten und Jünger des Herrn/ Peter und Paul/ jhr Leben durch willigen
Todt umb des Nahmen Jesus willen zugesezt hatten/ da der heilige Peter gekreuziget/ und
Paul enthauptet wahr/ da dann Ladisla sich in seiner Geselschafft befand. Endlich bestel-
leten sie ihren Wirt Sabihn zum Verweser und Auffheber aller künfftigen Wechsel Gel-
der und Briefen/ bey des dieste von anderwerz bekommen/ und die sie an gewisse örter schrei-
ben und übermachen würden/ davor sie ihm jährlich 150 Kronen vermacheten/ und auff
ein Jahr vorauß bezahleten. Dem Arzt schenketen sie zum Abzuge XX Kronen/ und bey-

den
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Erſtes Buch.
macht/ nicht allein als eine Mutter/ ſondern auch als eine gebietende Koͤnigin mit mir zu
ſchalten. Wenzeſla antwortete: wie dann gnaͤdigſter Herr/ ſol ich das Gluͤk und die Ehre
nicht haben/ Ihre Durchl. nach Prag zubegleiten? was wird meine allergnaͤdigſte Koͤni-
gin ſagen/ daß von euer Durchl. ich geſchieden bin/ und derſelben nicht auffwarte? Be-
kuͤmmert euch umb nichts/ ſagte Ladiſla/ meine Fr. Mutter wird nach verleſung meiner
Schreiben mit mir und euch ſchon zufrieden ſeyn; nur gruͤſſet mir daneben meine geliebt-
ſte Frl. Schweſter/ und andere gute Freunde. Alſo muſte Wenzeſla von Rom hin weg voll
Unmuht und mißligkeit/ daß er ſeinen Herren nicht mit bringen ſolte; wie wol er noch der
guten zuverſicht lebete/ er wuͤrde bald nachfolgen/ und die Herrſchafft antreten.

Nach ſeinem Abzuge bereiteten ſich unſere Helden/ ihren Ritterzug vorzunehmen. Sie
hatten ſchon drey gute Pferde/ zu denen kaufften ſie noch fuͤnffe/ und vier Ritter Harniſche
von ſchlechtem an ſehen/ aber ſehr feſte/ uñ in Sizilien geſchmiedet/ nahmen zween Leibkna-
ben an/ gutes Roͤmiſchen Adels/ welche Sie in roht Scharlaken mit einer guͤldenen Borte
kleideten; Vor ſich ſelbſt aber jeder drey koͤſtliche Kleider machen lieſſen/ beſtelleten auch
zween ritterliche Diener/ in Waffen wol geuͤbet/ und von den Roͤmiſchen Geſchlechtern/
die aber in tieffen Schulden ſtecketen/ daß ſie uͤmb Sold dienen muſten/ weil ſie von ihren
Glaͤubigern hart gedraͤnget wurden/ daß ſie von jhren Guͤtern wenig zu genieſſen hatten.
Sab ihn ihr Wirt verwunderte ſich/ woher ihnen ſo viel Mittel kaͤhmen/ angeſehen ſie vor
ihrer Verwundung gar kaͤrglich gelebet/ und ſich keines uͤberfluſſes hatten merken laſſen.
Weil ihm nun alles/ was verzehret wahr/ auff einem Bredte bezahlet wurde/ haͤtte er ſol-
che Gaͤſte gerne laͤnger behalten/ daher er ihnen nach Moͤgligkeit vorging. Des ſechſten
Tages nach Wenzeſla Abſchied/ erhielt Herkules bey ſeinem Ladiſla/ daß er mit ihm in die
Chriſtliche Verſamlung ging/ und jhrem Gottes dienſte beywohnete/ ſo viel einem Unge-
taufften zugelaſſen wahr; und ob er gleich alles vor Aberglauben und Kindiſche Gebraͤu-
che hielt/ ſo begunte er doch den Chriſten etwas geneigter zu werden/ weil er ſahe und hoͤre-
te/ daß jhr Gottes dienſt viel anders beſchaffen wahr/ und der Gottloſigkeiten ſich keine be-
funden/ deren ſie von den Weltweiſen und Heydniſchen Pfaffen beſchuldiget wurden.
Nach vollendetem Gottes dienſte trat Herkules zu dem damahligen Biſchoff Urban/ und
lieferte jhm 100. Kronen/ unter die nohtleidende Chriſten außzutheilen/ mit dem Verſpre-
chen/ daß/ wann ihm Gott zu ſeiner Reiſe Gluͤk geben wuͤrde/ wolte er hernaͤhſt ein mehres
bey den Armen tuhn; begehrete daneben/ daß er jhn ins gemeine Gebeht einſchlieſſen/ und
vor ſeinen lieben Geſellen zu Gott bitten wolte/ daß er zum Chriſtentuhm erleuchtet wuͤr-
de; ging mit Ladiſla wieder nach der Herberge/ und ließ daſelbſt zwoͤlff lahme gebrechliche
Chriſten ſpeiſen/ und Tuch zu Kleidern geben/ hernach beſahe er den Ort/ wo die beyden
vortreflichſten Bohten und Juͤnger des Herrn/ Peter und Paul/ jhr Leben durch willigen
Todt umb des Nahmen Jeſus willen zugeſezt hatten/ da der heilige Peter gekreuziget/ und
Paul enthauptet wahr/ da dann Ladiſla ſich in ſeiner Geſelſchafft befand. Endlich beſtel-
leten ſie ihren Wirt Sabihn zum Verweſer und Auffheber aller kuͤnfftigen Wechſel Gel-
der und Briefen/ bey des dieſte von anderwerz bekommen/ und die ſie an gewiſſe oͤrter ſchrei-
ben und uͤbermachen wuͤrden/ davor ſie ihm jaͤhrlich 150 Kronen vermacheten/ und auff
ein Jahr vorauß bezahleten. Dem Arzt ſchenketen ſie zum Abzuge XX Kronen/ und bey-

den
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[17/0055] Erſtes Buch. macht/ nicht allein als eine Mutter/ ſondern auch als eine gebietende Koͤnigin mit mir zu ſchalten. Wenzeſla antwortete: wie dann gnaͤdigſter Herr/ ſol ich das Gluͤk und die Ehre nicht haben/ Ihre Durchl. nach Prag zubegleiten? was wird meine allergnaͤdigſte Koͤni- gin ſagen/ daß von euer Durchl. ich geſchieden bin/ und derſelben nicht auffwarte? Be- kuͤmmert euch umb nichts/ ſagte Ladiſla/ meine Fr. Mutter wird nach verleſung meiner Schreiben mit mir und euch ſchon zufrieden ſeyn; nur gruͤſſet mir daneben meine geliebt- ſte Frl. Schweſter/ und andere gute Freunde. Alſo muſte Wenzeſla von Rom hin weg voll Unmuht und mißligkeit/ daß er ſeinen Herren nicht mit bringen ſolte; wie wol er noch der guten zuverſicht lebete/ er wuͤrde bald nachfolgen/ und die Herrſchafft antreten. Nach ſeinem Abzuge bereiteten ſich unſere Helden/ ihren Ritterzug vorzunehmen. Sie hatten ſchon drey gute Pferde/ zu denen kaufften ſie noch fuͤnffe/ und vier Ritter Harniſche von ſchlechtem an ſehen/ aber ſehr feſte/ uñ in Sizilien geſchmiedet/ nahmen zween Leibkna- ben an/ gutes Roͤmiſchen Adels/ welche Sie in roht Scharlaken mit einer guͤldenen Borte kleideten; Vor ſich ſelbſt aber jeder drey koͤſtliche Kleider machen lieſſen/ beſtelleten auch zween ritterliche Diener/ in Waffen wol geuͤbet/ und von den Roͤmiſchen Geſchlechtern/ die aber in tieffen Schulden ſtecketen/ daß ſie uͤmb Sold dienen muſten/ weil ſie von ihren Glaͤubigern hart gedraͤnget wurden/ daß ſie von jhren Guͤtern wenig zu genieſſen hatten. Sab ihn ihr Wirt verwunderte ſich/ woher ihnen ſo viel Mittel kaͤhmen/ angeſehen ſie vor ihrer Verwundung gar kaͤrglich gelebet/ und ſich keines uͤberfluſſes hatten merken laſſen. Weil ihm nun alles/ was verzehret wahr/ auff einem Bredte bezahlet wurde/ haͤtte er ſol- che Gaͤſte gerne laͤnger behalten/ daher er ihnen nach Moͤgligkeit vorging. Des ſechſten Tages nach Wenzeſla Abſchied/ erhielt Herkules bey ſeinem Ladiſla/ daß er mit ihm in die Chriſtliche Verſamlung ging/ und jhrem Gottes dienſte beywohnete/ ſo viel einem Unge- taufften zugelaſſen wahr; und ob er gleich alles vor Aberglauben und Kindiſche Gebraͤu- che hielt/ ſo begunte er doch den Chriſten etwas geneigter zu werden/ weil er ſahe und hoͤre- te/ daß jhr Gottes dienſt viel anders beſchaffen wahr/ und der Gottloſigkeiten ſich keine be- funden/ deren ſie von den Weltweiſen und Heydniſchen Pfaffen beſchuldiget wurden. Nach vollendetem Gottes dienſte trat Herkules zu dem damahligen Biſchoff Urban/ und lieferte jhm 100. Kronen/ unter die nohtleidende Chriſten außzutheilen/ mit dem Verſpre- chen/ daß/ wann ihm Gott zu ſeiner Reiſe Gluͤk geben wuͤrde/ wolte er hernaͤhſt ein mehres bey den Armen tuhn; begehrete daneben/ daß er jhn ins gemeine Gebeht einſchlieſſen/ und vor ſeinen lieben Geſellen zu Gott bitten wolte/ daß er zum Chriſtentuhm erleuchtet wuͤr- de; ging mit Ladiſla wieder nach der Herberge/ und ließ daſelbſt zwoͤlff lahme gebrechliche Chriſten ſpeiſen/ und Tuch zu Kleidern geben/ hernach beſahe er den Ort/ wo die beyden vortreflichſten Bohten und Juͤnger des Herrn/ Peter und Paul/ jhr Leben durch willigen Todt umb des Nahmen Jeſus willen zugeſezt hatten/ da der heilige Peter gekreuziget/ und Paul enthauptet wahr/ da dann Ladiſla ſich in ſeiner Geſelſchafft befand. Endlich beſtel- leten ſie ihren Wirt Sabihn zum Verweſer und Auffheber aller kuͤnfftigen Wechſel Gel- der und Briefen/ bey des dieſte von anderwerz bekommen/ und die ſie an gewiſſe oͤrter ſchrei- ben und uͤbermachen wuͤrden/ davor ſie ihm jaͤhrlich 150 Kronen vermacheten/ und auff ein Jahr vorauß bezahleten. Dem Arzt ſchenketen ſie zum Abzuge XX Kronen/ und bey- den C

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/55>, abgerufen am 21.12.2024.