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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
auff die Erde fallen ließ. Dieser sahe/ daß ihm sein Meister über den Hals kommen wahr/
erwog sich auch seines Lebens/ und bemühete sich nur/ seinen Feind mit in den Tod zuneh-
men/ daher er ihn mit solchem wüten überfiel/ daß die Zuseher etliche Zeit zweifelten/ wohin
der Sieg fallen würde. Valikules aber ließ ihn sich wol abmatten/ gebrauchte hernach sei-
ne Kräffte und Behendigkeit/ und sprang ihm/ ehe er sichs versahe/ auf die Schulder/ schlug
ihm die Beine umb die Arme her/ daß er sein Schwert nicht gebrauchen konte/ riß ihm den
Helm vom Häupte/ sprang wieder von ihm/ und als er sich in sein Lager gestellet hatte/ sag-
te er: Wie nun Jude fürchtestu noch/ daß ich dir entlauffen werde? Wiltu noch Abbitte
tuhn wegen des angefügten Schimpffs/ so erkläre dich kurz. Ich weiß nicht/ antwortete
dieser/ ob du ein Mensch oder ein Teufel bist; doch gestehe ich mich zu nichts/ weil ich aller
Christen Feind leben und sterben wil/ als deren ich schon mannichen erwürget habe. Ich
höre wol/ sagte Valikules/ daß du kein Sadduzeer bist/ weil du Teuffel seyn gläubest; und
weil du deine übeltahten frey bekennest/ werde ich dich als einen Mörder abstraffen; damit
ging der Scharmützel wieder an/ wehrete aber nicht lange/ massen dem Juden das Häupt
mit einem Streiche biß auff die Schulder von einander gespaltet ward. Da solches der
Bischoff sahe/ hub er seine Hände auf gen Himmel/ weinete vor Freuden/ und sagete: HErr
mein Gott/ dieses ist ja dein Werk. Valikules aber kehrete sich umb zu den anwesenden Ju-
den/ und redete sie also an: Ihr Juden/ lasset euch dieses ein Beyspiel seyn/ und scheuhet
euch nach diesem/ Christliche fromme Lehrer zubeschimpffen; Ihr wisset was vor Leibes-
Stärke und Erfahrenheit hinter diesem gestecket/ und dannoch hat mein JEsus ihn durch
meine als eines Jünglings Hand nidergelegt. Ich möchte aber den vorigen abgeschickten
wol absonderlich sprechen/ umb von ihm zuvernehmen/ ob sein voriger Wunsch ihm noch
nicht entsunken sey/ alsdann sol er dessen gewehret werden. Der freche Bube/ Nahmens
Benjamin gab sich alsbald hervor/ und fing mit lauter Stimme an: Höre du Unbeschnit-
tener/ du hast/ welches ich an deinen Waffen erkenne/ den Sieg wider den besten Ritter der
Welt durch Zauberey erhalten/ massen man augenscheinlich gesehen hat/ daß dieselben mit
deines Feindes Schwerte nicht haben mögen verletzet werden/ woran du nicht ritterlich/
sondern als ein Schelm gehandelt hast. Wiltu nun/ daß ich dich bestehen sol/ so lege deine
Waffen ab/ und entlehne andere/ oder stelle dich ungewapnet mit Schild und Schwert/
dann sol die Welt bald inne werden/ worin deine Krafft bestehe. Ey du frecher Schänder/
antwortete Valikules/ du komst mir ja mit tollen Auffzügen angestochen; meynestu etwa/
ich verrichte meinen Kampff durch den Schem Hamphoras/ dem ihr so grosse Krafft zu-
schreibet? Und was sagestu? habe ich deinen so hochgerühmten Ritter dann auch vom
Pferde gezaubert/ da er sich im Sande umweltzete? Damit du aber sehest/ daß mir dein
dräuen nur ein hundisches bellen sey/ so lege bald deine Waffen abe; rief darauff Gallus zu
sich/ welcher hinreiten muste/ bey dem Stathalter umb weitere Erläubniß zufechten anzu-
halten/ erlangete solche/ ließ ihm die Waffen abzihen/ und ging mit Schild und Schwert
auff seinen Feind loß/ welcher mit unerhörter Verwägenheit und blinder Wuht auff ihn
anfiel/ und mit lauter Kreuzhieben von sich schlug/ welches ihm Valikules gönnete/ und
ihm ausweich/ aber hernach eintrat/ und ihm die rechte Faust im Gelenke so eben traff/ daß
sie mit samt dem Schwerte auff die Erde fiel/ worauf er sich nicht schämete/ davon zu lauf-

fen/

Drittes Buch.
auff die Erde fallen ließ. Dieſer ſahe/ daß ihm ſein Meiſter uͤber den Hals kommen wahr/
erwog ſich auch ſeines Lebens/ und bemuͤhete ſich nur/ ſeinen Feind mit in den Tod zuneh-
men/ daher er ihn mit ſolchem wuͤten uͤberfiel/ daß die Zuſeher etliche Zeit zweifelten/ wohin
der Sieg fallen wuͤrde. Valikules aber ließ ihn ſich wol abmatten/ gebrauchte hernach ſei-
ne Kraͤffte und Behendigkeit/ uñ ſprang ihm/ ehe er ſichs verſahe/ auf die Schulder/ ſchlug
ihm die Beine umb die Arme her/ daß er ſein Schwert nicht gebrauchen konte/ riß ihm den
Helm vom Haͤupte/ ſprang wieder von ihm/ und als er ſich in ſein Lager geſtellet hatte/ ſag-
te er: Wie nun Jude fuͤrchteſtu noch/ daß ich dir entlauffen werde? Wiltu noch Abbitte
tuhn wegen des angefuͤgten Schimpffs/ ſo erklaͤre dich kurz. Ich weiß nicht/ antwortete
dieſer/ ob du ein Menſch oder ein Teufel biſt; doch geſtehe ich mich zu nichts/ weil ich aller
Chriſten Feind leben und ſterben wil/ als deren ich ſchon mannichen erwuͤrget habe. Ich
hoͤre wol/ ſagte Valikules/ daß du kein Sadduzeer biſt/ weil du Teuffel ſeyn glaͤubeſt; und
weil du deine uͤbeltahten frey bekenneſt/ werde ich dich als einen Moͤrder abſtraffen; damit
ging der Scharmuͤtzel wieder an/ wehrete aber nicht lange/ maſſen dem Juden das Haͤupt
mit einem Streiche biß auff die Schulder von einander geſpaltet ward. Da ſolches der
Biſchoff ſahe/ hub er ſeine Haͤnde auf gen Himmel/ weinete vor Freuden/ uñ ſagete: HErꝛ
mein Gott/ dieſes iſt ja dein Werk. Valikules aber kehrete ſich umb zu den anweſenden Ju-
den/ und redete ſie alſo an: Ihr Juden/ laſſet euch dieſes ein Beyſpiel ſeyn/ und ſcheuhet
euch nach dieſem/ Chriſtliche fromme Lehrer zubeſchimpffen; Ihr wiſſet was vor Leibes-
Staͤrke und Erfahrenheit hinter dieſem geſtecket/ und dannoch hat mein JEſus ihn duꝛch
meine als eines Juͤnglings Hand nidergelegt. Ich moͤchte aber den vorigen abgeſchickten
wol abſonderlich ſprechen/ umb von ihm zuvernehmen/ ob ſein voriger Wunſch ihm noch
nicht entſunken ſey/ alsdann ſol er deſſen gewehret werden. Der freche Bube/ Nahmens
Benjamin gab ſich alsbald hervor/ und fing mit lauter Stimme an: Hoͤre du Unbeſchnit-
tener/ du haſt/ welches ich an deinen Waffen erkenne/ den Sieg wider den beſten Ritter deꝛ
Welt durch Zauberey erhalten/ maſſen man augenſcheinlich geſehen hat/ daß dieſelben mit
deines Feindes Schwerte nicht haben moͤgen verletzet werden/ woran du nicht ritterlich/
ſondern als ein Schelm gehandelt haſt. Wiltu nun/ daß ich dich beſtehen ſol/ ſo lege deine
Waffen ab/ und entlehne andere/ oder ſtelle dich ungewapnet mit Schild und Schwert/
dann ſol die Welt bald inne werden/ worin deine Krafft beſtehe. Ey du frecher Schaͤnder/
antwortete Valikules/ du komſt mir ja mit tollen Auffzuͤgen angeſtochen; meyneſtu etwa/
ich verrichte meinen Kampff durch den Schem Hamphoras/ dem ihr ſo groſſe Krafft zu-
ſchreibet? Und was ſageſtu? habe ich deinen ſo hochgeruͤhmten Ritter dann auch vom
Pferde gezaubert/ da er ſich im Sande umweltzete? Damit du aber ſeheſt/ daß mir dein
draͤuen nur ein hundiſches bellen ſey/ ſo lege bald deine Waffen abe; rief darauff Gallus zu
ſich/ welcher hinreiten muſte/ bey dem Stathalter umb weitere Erlaͤubniß zufechten anzu-
halten/ erlangete ſolche/ ließ ihm die Waffen abzihen/ und ging mit Schild und Schwert
auff ſeinen Feind loß/ welcher mit unerhoͤrter Verwaͤgenheit und blinder Wuht auff ihn
anfiel/ und mit lauter Kreuzhieben von ſich ſchlug/ welches ihm Valikules goͤnnete/ und
ihm ausweich/ aber hernach eintrat/ und ihm die rechte Fauſt im Gelenke ſo eben traff/ daß
ſie mit ſamt dem Schwerte auff die Erde fiel/ worauf er ſich nicht ſchaͤmete/ davon zu lauf-

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[492/0530] Drittes Buch. auff die Erde fallen ließ. Dieſer ſahe/ daß ihm ſein Meiſter uͤber den Hals kommen wahr/ erwog ſich auch ſeines Lebens/ und bemuͤhete ſich nur/ ſeinen Feind mit in den Tod zuneh- men/ daher er ihn mit ſolchem wuͤten uͤberfiel/ daß die Zuſeher etliche Zeit zweifelten/ wohin der Sieg fallen wuͤrde. Valikules aber ließ ihn ſich wol abmatten/ gebrauchte hernach ſei- ne Kraͤffte und Behendigkeit/ uñ ſprang ihm/ ehe er ſichs verſahe/ auf die Schulder/ ſchlug ihm die Beine umb die Arme her/ daß er ſein Schwert nicht gebrauchen konte/ riß ihm den Helm vom Haͤupte/ ſprang wieder von ihm/ und als er ſich in ſein Lager geſtellet hatte/ ſag- te er: Wie nun Jude fuͤrchteſtu noch/ daß ich dir entlauffen werde? Wiltu noch Abbitte tuhn wegen des angefuͤgten Schimpffs/ ſo erklaͤre dich kurz. Ich weiß nicht/ antwortete dieſer/ ob du ein Menſch oder ein Teufel biſt; doch geſtehe ich mich zu nichts/ weil ich aller Chriſten Feind leben und ſterben wil/ als deren ich ſchon mannichen erwuͤrget habe. Ich hoͤre wol/ ſagte Valikules/ daß du kein Sadduzeer biſt/ weil du Teuffel ſeyn glaͤubeſt; und weil du deine uͤbeltahten frey bekenneſt/ werde ich dich als einen Moͤrder abſtraffen; damit ging der Scharmuͤtzel wieder an/ wehrete aber nicht lange/ maſſen dem Juden das Haͤupt mit einem Streiche biß auff die Schulder von einander geſpaltet ward. Da ſolches der Biſchoff ſahe/ hub er ſeine Haͤnde auf gen Himmel/ weinete vor Freuden/ uñ ſagete: HErꝛ mein Gott/ dieſes iſt ja dein Werk. Valikules aber kehrete ſich umb zu den anweſenden Ju- den/ und redete ſie alſo an: Ihr Juden/ laſſet euch dieſes ein Beyſpiel ſeyn/ und ſcheuhet euch nach dieſem/ Chriſtliche fromme Lehrer zubeſchimpffen; Ihr wiſſet was vor Leibes- Staͤrke und Erfahrenheit hinter dieſem geſtecket/ und dannoch hat mein JEſus ihn duꝛch meine als eines Juͤnglings Hand nidergelegt. Ich moͤchte aber den vorigen abgeſchickten wol abſonderlich ſprechen/ umb von ihm zuvernehmen/ ob ſein voriger Wunſch ihm noch nicht entſunken ſey/ alsdann ſol er deſſen gewehret werden. Der freche Bube/ Nahmens Benjamin gab ſich alsbald hervor/ und fing mit lauter Stimme an: Hoͤre du Unbeſchnit- tener/ du haſt/ welches ich an deinen Waffen erkenne/ den Sieg wider den beſten Ritter deꝛ Welt durch Zauberey erhalten/ maſſen man augenſcheinlich geſehen hat/ daß dieſelben mit deines Feindes Schwerte nicht haben moͤgen verletzet werden/ woran du nicht ritterlich/ ſondern als ein Schelm gehandelt haſt. Wiltu nun/ daß ich dich beſtehen ſol/ ſo lege deine Waffen ab/ und entlehne andere/ oder ſtelle dich ungewapnet mit Schild und Schwert/ dann ſol die Welt bald inne werden/ worin deine Krafft beſtehe. Ey du frecher Schaͤnder/ antwortete Valikules/ du komſt mir ja mit tollen Auffzuͤgen angeſtochen; meyneſtu etwa/ ich verrichte meinen Kampff durch den Schem Hamphoras/ dem ihr ſo groſſe Krafft zu- ſchreibet? Und was ſageſtu? habe ich deinen ſo hochgeruͤhmten Ritter dann auch vom Pferde gezaubert/ da er ſich im Sande umweltzete? Damit du aber ſeheſt/ daß mir dein draͤuen nur ein hundiſches bellen ſey/ ſo lege bald deine Waffen abe; rief darauff Gallus zu ſich/ welcher hinreiten muſte/ bey dem Stathalter umb weitere Erlaͤubniß zufechten anzu- halten/ erlangete ſolche/ ließ ihm die Waffen abzihen/ und ging mit Schild und Schwert auff ſeinen Feind loß/ welcher mit unerhoͤrter Verwaͤgenheit und blinder Wuht auff ihn anfiel/ und mit lauter Kreuzhieben von ſich ſchlug/ welches ihm Valikules goͤnnete/ und ihm ausweich/ aber hernach eintrat/ und ihm die rechte Fauſt im Gelenke ſo eben traff/ daß ſie mit ſamt dem Schwerte auff die Erde fiel/ worauf er ſich nicht ſchaͤmete/ davon zu lauf- fen/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/530>, abgerufen am 21.12.2024.