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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Erstes Buch.
gegen diesen Seiten-Schaden nicht zu rechnen sind; doch haben wir das gefährligste
schon vorbey gebracht. Er lösete hiemit die Binde auff/ und als er das Pflaster hinweg
taht/ drang ein zimlich teil Blut hervor; dessen er sich übel gehuhb/ fing an zu schelten/ und
verwies ihm mit harten worten/ warumb er sich so heftig bewäget/ daß die Wunde einen
Bruch bekommen; es dürffte leicht geschehen/ daß das lezte ärger würde als das erste/ und
er sein lebelang ein krummer Mensch bliebe; trüge demnach bedenken/ die heilung allein
über sich zu nehmen/ wan er seinem geträuen Raht nicht folgen wolte/ damit man ihn her-
nähst nit der versäumnis oder des Unverstandes zu beschuldigen hätte. Herkules hatte
ihm seine Geldliebe schon abgemerket/ sahe gleichwol/ daß eine grosse Verenderung an der
Wunde wahr/ dessen Ursach er wol wuste/ und sagte zu ihm; hätte sein Bruder sich viel-
leicht übersehen/ solte es hin fort nicht mehr geschehen/ und möchte er gebeten seyn/ allen
fleiß an zuwenden/ daß die heilung in kurzer zeit verrichtet würde/ des wolten sie sich dank-
barlich einzustellen wissen. Galehn wuste wol/ daß er ein mehres nicht fodern durfte/ weil
er vor sich schon über 160 Kronen baar empfangen hatte; wolte sich gleichwol dieses erbie-
tens gebrauchen/ und fragete/ ob ihnen danneben an der eile so groß gelegen währe/ so wolte
er inwendig drey wochen/ von heut an zurechnen/ den Schaden ganz heile schaffen; und
ob sie ihm noch etwas vor seine mühe zuwenden wolten/ stellete er ihrer hohen Freigebig-
keit anheim. Warumb solte euch eure mühe unvergolten bleiben? sagte Herkules; thut
ihr nur fleiß/ daß die Wunde von grundaus geheilet werde/ als dan solt ihr vor diese drey
Wochen noch XL Kronen haben. Wie aber/ sagte Galehn/ wann ich den Kranken vor auß-
gang der drey Wochen gesund schaffete? Ladisla wahr dieses eine angenehme rede/ und
antwortete ihm: So mannichen Tag ihr mir an dieser Zeit verkürzet/ so manniche Sechs
Kronen solt ihr über die versprochenen haben/ und würde mir nichts lieber seyn/ als daß
ich diesen Tag völlig gesund würde/ das Geld wolte ich euch willig zahlen/ und noch wol
ein neues Kleid zum überschusse. Ich bedanke mich des milden erbietens/ sagte Galehn;
ging hin/ hohlete ein neues Pflaster/ und vermaß sich/ dafern dieses nach seinem Willen/
wie er hoffete/ wirken würde/ wolte er sich morgen einer kürzern Zeit erklären; Wie dann
wirklich erfolgete; massen dieses so gute Hülffe taht/ daß des neun den Tages hernach La-
disla gesund wahr/ und das versprochene gerne erlegete. Da kunte nun Wenzesla/ der mit
Schmerzen diese Tage geharret/ jhm keine andere Rechnung machen/ als daß Ladisla mit
ihm nach Böhmen reisen würde; Deßwegen er/ wie unsere Helden diesen Abend im Bre-
te spieleten/ zu ihm sagete: Uber drey Wochen/ geliebts den Göttern/ spielen Eure Gn. mit
Ihrer Frl. Schwester/ welche/ wie ich mir sagen lassen/ in diesem Spiel sehr schlauh und er-
fahren seyn sol; so habe ich noch zur Zeit/ wegen Traurigkeit und Kummer/ meiner Gnäd.
Fräulein Befehl nicht verrichten können/ da sie selbst zu mir ans Pferd kam/ und mich ih-
ren Durchl. Oheim und Bruder Groß Fürst Herkules schwesterlich grüssen hieß/ dafern
ich ihn bey ihrem Hn. Bruder Ladisla vermuhtlich antreffen würde; Das Wahrzeichen
meiner Schwesterlichen Träue und Auffrichtigkeit/ sagte sie/ gebet ihm bey dem mir ge-
raubeten Bande/ welches er als ein Gedächtnis wieder meinen willen zu sich genommen/
und so hoher Ehr nicht wirdig ist/ deßwegen seine Liebe ich bitten lasse/ das unter den Klei-
noten eingewickelte Armband von XXV Demanten zusammen gesezt/ von mir anzunehmen/

und

Erſtes Buch.
gegen dieſen Seiten-Schaden nicht zu rechnen ſind; doch haben wir das gefaͤhrligſte
ſchon vorbey gebracht. Er loͤſete hiemit die Binde auff/ und als er das Pflaſter hinweg
taht/ drang ein zimlich teil Blut hervor; deſſen er ſich uͤbel gehuhb/ fing an zu ſchelten/ und
verwies ihm mit harten worten/ warumb er ſich ſo heftig bewaͤget/ daß die Wunde einen
Bruch bekommen; es duͤrffte leicht geſchehen/ daß das lezte aͤrger wuͤrde als das erſte/ und
er ſein lebelang ein krummer Menſch bliebe; truͤge demnach bedenken/ die heilung allein
uͤber ſich zu nehmen/ wan er ſeinem getraͤuen Raht nicht folgen wolte/ damit man ihn her-
naͤhſt nit der verſaͤumnis oder des Unverſtandes zu beſchuldigen haͤtte. Herkules hatte
ihm ſeine Geldliebe ſchon abgemerket/ ſahe gleichwol/ daß eine groſſe Verenderung an der
Wunde wahr/ deſſen Urſach er wol wuſte/ und ſagte zu ihm; haͤtte ſein Bruder ſich viel-
leicht uͤberſehen/ ſolte es hin fort nicht mehr geſchehen/ und moͤchte er gebeten ſeyn/ allen
fleiß an zuwenden/ daß die heilung in kurzer zeit verrichtet wuͤrde/ des wolten ſie ſich dank-
barlich einzuſtellen wiſſen. Galehn wuſte wol/ daß er ein mehres nicht fodern durfte/ weil
er vor ſich ſchon uͤber 160 Kronen baar empfangen hatte; wolte ſich gleichwol dieſes erbie-
tens gebrauchen/ und fragete/ ob ihnen dañeben an der eile ſo groß gelegen waͤhre/ ſo wolte
er inwendig drey wochen/ von heut an zurechnen/ den Schaden ganz heile ſchaffen; und
ob ſie ihm noch etwas vor ſeine muͤhe zuwenden wolten/ ſtellete er ihrer hohen Freigebig-
keit anheim. Warumb ſolte euch eure muͤhe unvergolten bleiben? ſagte Herkules; thut
ihr nur fleiß/ daß die Wunde von grundaus geheilet werde/ als dan ſolt ihr vor dieſe drey
Wochen noch XL Kronen haben. Wie aber/ ſagte Galehn/ wann ich den Kranken vor auß-
gang der drey Wochen geſund ſchaffete? Ladiſla wahr dieſes eine angenehme rede/ und
antwortete ihm: So mannichen Tag ihr mir an dieſer Zeit verkuͤrzet/ ſo manniche Sechs
Kronen ſolt ihr uͤber die verſprochenen haben/ und wuͤrde mir nichts lieber ſeyn/ als daß
ich dieſen Tag voͤllig geſund wuͤrde/ das Geld wolte ich euch willig zahlen/ und noch wol
ein neues Kleid zum uͤberſchuſſe. Ich bedanke mich des milden erbietens/ ſagte Galehn;
ging hin/ hohlete ein neues Pflaſter/ und vermaß ſich/ dafern dieſes nach ſeinem Willen/
wie er hoffete/ wirken wuͤrde/ wolte er ſich morgen einer kuͤrzern Zeit erklaͤren; Wie dann
wirklich erfolgete; maſſen dieſes ſo gute Huͤlffe taht/ daß des neun den Tages hernach La-
diſla geſund wahr/ und das verſprochene gerne erlegete. Da kunte nun Wenzeſla/ der mit
Schmerzen dieſe Tage geharret/ jhm keine andere Rechnung machen/ als daß Ladiſla mit
ihm nach Boͤhmen reiſen wuͤꝛde; Deßwegen er/ wie unſere Helden dieſen Abend im Bre-
te ſpieleten/ zu ihm ſagete: Uber drey Wochen/ geliebts den Goͤttern/ ſpielen Eure Gn. mit
Ihrer Frl. Schweſter/ welche/ wie ich mir ſagen laſſen/ in dieſem Spiel ſehr ſchlauh und er-
fahren ſeyn ſol; ſo habe ich noch zur Zeit/ wegen Traurigkeit und Kummer/ meiner Gnaͤd.
Fraͤulein Befehl nicht verrichten koͤnnen/ da ſie ſelbſt zu mir ans Pferd kam/ und mich ih-
ren Durchl. Oheim und Bruder Groß Fuͤrſt Herkules ſchweſterlich gruͤſſen hieß/ dafern
ich ihn bey ihrem Hn. Bruder Ladiſla vermuhtlich antreffen wuͤrde; Das Wahrzeichen
meiner Schweſterlichen Traͤue und Auffrichtigkeit/ ſagte ſie/ gebet ihm bey dem mir ge-
raubeten Bande/ welches er als ein Gedaͤchtnis wieder meinen willen zu ſich genommen/
und ſo hoher Ehr nicht wirdig iſt/ deßwegen ſeine Liebe ich bitten laſſe/ das unter den Klei-
noten eingewickelte Armband von XXV Demanten zuſammen geſezt/ von mir anzunehmẽ/

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/53>, abgerufen am 21.12.2024.