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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659.

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Drittes Buch.
eigene Wolfahrt achtete/ sondern der Verzweiffelung alles in die Hände gäbe; daß aber
Alexander darzu nicht gereizet würde/ könte man nicht umbhin/ ihm zuwilfahren/ jedoch
daß er ein ansehnliches stük Geldes davor erlegete. Der jüngste unter ihnen/ ein sehr ver-
wegener Mensch/ nahmens Thymondas/ gab zur Antwort: Er selbst befünde sich in diese
Jungfer überaus verliebt/ währe auch gesinnet gewesen/ sie diesen Tag von der Geselschaft
umb eine billiche Vergeltung zubegehren/ und hoffete/ daß man ihm vor dem Griechen
den Vorzug gönnen und geben würde. Der dritte mit nahmen Atizies redete ihm sehr
gütlich ein/ er möchte ja nicht Ursach geben zu seinem und ihrer aller dreien Verderben/
welches ausser allem zweiffel auß dieser Liebes Zänkerey entstehen müste; er hätte ja daheim
sein Weib/ die ihm solches kaum gönnen würde; so dürfte auch Alexander ein so statliches
Lösegeld vor die Jungfer bieten/ welches hingegen er wol nicht eins begehrete vor sie zuer-
legen. Doch wie dem allen/ so müste diesem Unheil vorgebeuget werden/ solte er auch gleich
hingehen und der Jungfer den Kopff abreissen. Idarnes fiel diesem bey/ und beredeten
Thymondas dahin/ daß wo Alexander über 20000 Kronen vor sie erlegen wolte/ solte er
sie davor haben; foderten alsbald Alexander wieder vor sich/ und gab ihm Idarnes zube-
trachten/ daß sein selbst eigener Vorschlag währe/ die begehrete Jungfer dem Könige zu-
liefern/ welches ja nach algemeiner Bewilligung unwiederruflich seyn müste; überdas
währe ihm des Königes Begierde nach schönen unbeflekten/ sonderlich/ außländischen
Jungfern wol bewust/ und hielten sie davor/ ihres gleichen würden in Artabanus Frauen-
Zimmer sehr wenig zu finden seyn/ und sie daher nicht geringe Gnade und Vergeltung von
seiner Hocheit/ vor sie zugewarten haben/ möchte daher sich wol versichern/ daß es ihm aus
sonderlicher Freundschafft wiederführe/ wann man ihm dieselbe mit Gelde zu lösen/ gön-
nen würde; welches aber auff den Fall mit des Jünglings guter Bewilligung geschehen
müste/ und daß derselbe äidlich angelobete/ dessen bey Königl. Hocheit im geringsten nicht
zugedenken/ damit sie nicht deßwegen in Ungelegenheit kähmen. Hernach hä[t]ten sie von
ihm zuvernehmen/ womit er ein so köstliches Kleinot zu lösen sich erböhte; alsden könten
sie sich umb so viel weiter heraus lassen. Alexander fürchtete sich/ sie würden ihn umb den
grösten Teil seiner Beute schneuzen wollen/ weil ihm die Parthische sehr schlechte Freyge-
bigkeit mehr als zu wol bekant wahr; ließ sich doch keiner Furcht merken/ sondern gab zur
Antwort; Er bedankete sich vor erst der gemachten Hoffnung und freundlichen erbietens/
und hätte es mit Bewilligung des Jünglings seine gute Richtigkeit/ als welcher seine
Wase lieber in Freyheit als weitere Gefahr setzen wolte/ wüde auch den begehrten äid ab-
zustatten sich nicht wegern; im übrigen möchten sie bedenken/ daß Krafft auffgerichteter
Verbündnis/ ihm der vierdeteil so wol an der Jungfer/ als an dem Jünglinge zustünde/
den würden sie vor erst günstig abrechnen/ und was sie darüber begehreten/ ihm unverzüg-
lich melden. Diese hingegen wolten zuvor von ihm wissen/ wie hoch er den vierdenteil an
dem Jünglinge rechnete. Er aber wegerte sich dessen/ weil ihm/ sagte er/ unbewust währe/
was der König vor ihn erlegen würde/ wiewol er wegen seiner unvergleichlichen Schön-
heit/ umb ein grosses höher als die Jungfer müste geschätzet werden; jedoch/ sie weiter nit
auffzuhalten/ auch die hefftigkeit seiner Liebe ihnen sehen zulassen/ wolte er sie beyde gleich/
und jeden umb eine Tonne Goldes schätzen/ nach welchem außschlage er erbötig währe

vor

Drittes Buch.
eigene Wolfahrt achtete/ ſondern der Verzweiffelung alles in die Haͤnde gaͤbe; daß aber
Alexander darzu nicht gereizet wuͤrde/ koͤnte man nicht umbhin/ ihm zuwilfahren/ jedoch
daß er ein anſehnliches ſtuͤk Geldes davor erlegete. Der juͤngſte unter ihnen/ ein ſehr ver-
wegener Menſch/ nahmens Thymondas/ gab zur Antwort: Er ſelbſt befuͤnde ſich in dieſe
Jungfer uͤberaus verliebt/ waͤhre auch geſiñet geweſen/ ſie dieſen Tag von der Geſelſchaft
umb eine billiche Vergeltung zubegehren/ und hoffete/ daß man ihm vor dem Griechen
den Vorzug goͤnnen und geben wuͤrde. Der dritte mit nahmen Atizies redete ihm ſehr
guͤtlich ein/ er moͤchte ja nicht Urſach geben zu ſeinem und ihrer aller dreien Verderben/
welches auſſer allem zweiffel auß dieſer Liebes Zaͤnkerey entſtehen muͤſte; er haͤtte ja daheim
ſein Weib/ die ihm ſolches kaum goͤnnen wuͤrde; ſo duͤrfte auch Alexander ein ſo ſtatliches
Loͤſegeld vor die Jungfer bieten/ welches hingegen er wol nicht eins begehrete vor ſie zuer-
legen. Doch wie dem allen/ ſo muͤſte dieſem Unheil vorgebeuget werdẽ/ ſolte er auch gleich
hingehen und der Jungfer den Kopff abreiſſen. Idarnes fiel dieſem bey/ und beredeten
Thymondas dahin/ daß wo Alexander uͤber 20000 Kronen vor ſie erlegen wolte/ ſolte er
ſie davor haben; foderten alsbald Alexander wieder vor ſich/ und gab ihm Idarnes zube-
trachten/ daß ſein ſelbſt eigener Vorſchlag waͤhre/ die begehrete Jungfer dem Koͤnige zu-
liefern/ welches ja nach algemeiner Bewilligung unwiederruflich ſeyn muͤſte; uͤberdas
waͤhre ihm des Koͤniges Begierde nach ſchoͤnen unbeflekten/ ſonderlich/ außlaͤndiſchen
Jungfern wol bewuſt/ und hielten ſie davor/ ihres gleichen wuͤrden in Artabanus Frauen-
Zimmer ſehr wenig zu finden ſeyn/ und ſie daheꝛ nicht geringe Gnade und Vergeltung von
ſeiner Hocheit/ vor ſie zugewarten haben/ moͤchte daher ſich wol verſichern/ daß es ihm aus
ſonderlicher Freundſchafft wiederfuͤhre/ wann man ihm dieſelbe mit Gelde zu loͤſen/ goͤn-
nen wuͤrde; welches aber auff den Fall mit des Juͤnglings guter Bewilligung geſchehen
muͤſte/ und daß derſelbe aͤidlich angelobete/ deſſen bey Koͤnigl. Hocheit im geringſten nicht
zugedenken/ damit ſie nicht deßwegen in Ungelegenheit kaͤhmen. Hernach haͤ[t]ten ſie von
ihm zuvernehmen/ womit er ein ſo koͤſtliches Kleinot zu loͤſen ſich erboͤhte; alsden koͤnten
ſie ſich umb ſo viel weiter heraus laſſen. Alexander fuͤrchtete ſich/ ſie wuͤrden ihn umb den
groͤſten Teil ſeiner Beute ſchneuzen wollen/ weil ihm die Parthiſche ſehr ſchlechte Freyge-
bigkeit mehr als zu wol bekant wahr; ließ ſich doch keiner Furcht merken/ ſondern gab zur
Antwort; Er bedankete ſich vor erſt der gemachten Hoffnung uñ freundlichen erbietens/
und haͤtte es mit Bewilligung des Juͤnglings ſeine gute Richtigkeit/ als welcher ſeine
Waſe lieber in Freyheit als weitere Gefahr ſetzen wolte/ wuͤde auch den begehrten aͤid ab-
zuſtatten ſich nicht wegern; im uͤbrigen moͤchten ſie bedenken/ daß Krafft auffgerichteter
Verbuͤndnis/ ihm der vierdeteil ſo wol an der Jungfer/ als an dem Juͤnglinge zuſtuͤnde/
den wuͤrden ſie vor erſt guͤnſtig abrechnen/ und was ſie daruͤber begehreten/ ihm unverzuͤg-
lich melden. Dieſe hingegen wolten zuvor von ihm wiſſen/ wie hoch er den vierdenteil an
dem Juͤnglinge rechnete. Er aber wegerte ſich deſſen/ weil ihm/ ſagte er/ unbewuſt waͤhre/
was der Koͤnig vor ihn erlegen wuͤrde/ wiewol er wegen ſeiner unvergleichlichen Schoͤn-
heit/ umb ein groſſes hoͤher als die Jungfer muͤſte geſchaͤtzet werden; jedoch/ ſie weiter nit
auffzuhalten/ auch die hefftigkeit ſeiner Liebe ihnen ſehen zulaſſen/ wolte er ſie beyde gleich/
und jeden umb eine Tonne Goldes ſchaͤtzen/ nach welchem außſchlage er erboͤtig waͤhre

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[478/0516] Drittes Buch. eigene Wolfahrt achtete/ ſondern der Verzweiffelung alles in die Haͤnde gaͤbe; daß aber Alexander darzu nicht gereizet wuͤrde/ koͤnte man nicht umbhin/ ihm zuwilfahren/ jedoch daß er ein anſehnliches ſtuͤk Geldes davor erlegete. Der juͤngſte unter ihnen/ ein ſehr ver- wegener Menſch/ nahmens Thymondas/ gab zur Antwort: Er ſelbſt befuͤnde ſich in dieſe Jungfer uͤberaus verliebt/ waͤhre auch geſiñet geweſen/ ſie dieſen Tag von der Geſelſchaft umb eine billiche Vergeltung zubegehren/ und hoffete/ daß man ihm vor dem Griechen den Vorzug goͤnnen und geben wuͤrde. Der dritte mit nahmen Atizies redete ihm ſehr guͤtlich ein/ er moͤchte ja nicht Urſach geben zu ſeinem und ihrer aller dreien Verderben/ welches auſſer allem zweiffel auß dieſer Liebes Zaͤnkerey entſtehen muͤſte; er haͤtte ja daheim ſein Weib/ die ihm ſolches kaum goͤnnen wuͤrde; ſo duͤrfte auch Alexander ein ſo ſtatliches Loͤſegeld vor die Jungfer bieten/ welches hingegen er wol nicht eins begehrete vor ſie zuer- legen. Doch wie dem allen/ ſo muͤſte dieſem Unheil vorgebeuget werdẽ/ ſolte er auch gleich hingehen und der Jungfer den Kopff abreiſſen. Idarnes fiel dieſem bey/ und beredeten Thymondas dahin/ daß wo Alexander uͤber 20000 Kronen vor ſie erlegen wolte/ ſolte er ſie davor haben; foderten alsbald Alexander wieder vor ſich/ und gab ihm Idarnes zube- trachten/ daß ſein ſelbſt eigener Vorſchlag waͤhre/ die begehrete Jungfer dem Koͤnige zu- liefern/ welches ja nach algemeiner Bewilligung unwiederruflich ſeyn muͤſte; uͤberdas waͤhre ihm des Koͤniges Begierde nach ſchoͤnen unbeflekten/ ſonderlich/ außlaͤndiſchen Jungfern wol bewuſt/ und hielten ſie davor/ ihres gleichen wuͤrden in Artabanus Frauen- Zimmer ſehr wenig zu finden ſeyn/ und ſie daheꝛ nicht geringe Gnade und Vergeltung von ſeiner Hocheit/ vor ſie zugewarten haben/ moͤchte daher ſich wol verſichern/ daß es ihm aus ſonderlicher Freundſchafft wiederfuͤhre/ wann man ihm dieſelbe mit Gelde zu loͤſen/ goͤn- nen wuͤrde; welches aber auff den Fall mit des Juͤnglings guter Bewilligung geſchehen muͤſte/ und daß derſelbe aͤidlich angelobete/ deſſen bey Koͤnigl. Hocheit im geringſten nicht zugedenken/ damit ſie nicht deßwegen in Ungelegenheit kaͤhmen. Hernach haͤtten ſie von ihm zuvernehmen/ womit er ein ſo koͤſtliches Kleinot zu loͤſen ſich erboͤhte; alsden koͤnten ſie ſich umb ſo viel weiter heraus laſſen. Alexander fuͤrchtete ſich/ ſie wuͤrden ihn umb den groͤſten Teil ſeiner Beute ſchneuzen wollen/ weil ihm die Parthiſche ſehr ſchlechte Freyge- bigkeit mehr als zu wol bekant wahr; ließ ſich doch keiner Furcht merken/ ſondern gab zur Antwort; Er bedankete ſich vor erſt der gemachten Hoffnung uñ freundlichen erbietens/ und haͤtte es mit Bewilligung des Juͤnglings ſeine gute Richtigkeit/ als welcher ſeine Waſe lieber in Freyheit als weitere Gefahr ſetzen wolte/ wuͤde auch den begehrten aͤid ab- zuſtatten ſich nicht wegern; im uͤbrigen moͤchten ſie bedenken/ daß Krafft auffgerichteter Verbuͤndnis/ ihm der vierdeteil ſo wol an der Jungfer/ als an dem Juͤnglinge zuſtuͤnde/ den wuͤrden ſie vor erſt guͤnſtig abrechnen/ und was ſie daruͤber begehreten/ ihm unverzuͤg- lich melden. Dieſe hingegen wolten zuvor von ihm wiſſen/ wie hoch er den vierdenteil an dem Juͤnglinge rechnete. Er aber wegerte ſich deſſen/ weil ihm/ ſagte er/ unbewuſt waͤhre/ was der Koͤnig vor ihn erlegen wuͤrde/ wiewol er wegen ſeiner unvergleichlichen Schoͤn- heit/ umb ein groſſes hoͤher als die Jungfer muͤſte geſchaͤtzet werden; jedoch/ ſie weiter nit auffzuhalten/ auch die hefftigkeit ſeiner Liebe ihnen ſehen zulaſſen/ wolte er ſie beyde gleich/ und jeden umb eine Tonne Goldes ſchaͤtzen/ nach welchem außſchlage er erboͤtig waͤhre vor

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlichen Teutschen Groß-Fürsten Herkules Und der Böhmischen Königlichen Fräulein Valjska Wunder-Geschichte. Bd. 1. Braunschweig, 1659, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules01_1659/516>, abgerufen am 21.12.2024.